
Ist die Versorgung von Allergie-Patienten in Gefahr? , Bildquelle: Canva (Simotion, PIKSEL, fitri nurani's images)
Allergie-Medikamente: Es gibt Lieferenpässe!
Allergologen sind alarmiert, denn ausgerechnet zum Start der Heuschnupfensaison drohen Lieferengpässe bei Allergie-Medikamenten. Zwar sind Engpässe bei verschiedenen Medikamenten in Deutschland inzwischen zur Gewohnheit geworden. Dass Arzneien gegen Allergien aber ausgerechnet in der Pollensaison knapp werden, macht die Experten besorgt.
Autor: Sabine Jossé M.A.
Quellen: PM Ärzteverband Deutscher Allergologen (AeDA), Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)
Lieferengpässe bei Allergie-Medikamenten
Derzeit gebe es bei zehn Arzneimitteln gegen Allergien Lieferengpässe, sagte ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Betroffen sind demnach unter anderem das Heuschnupfen-Spray Mometason und das Antihistaminikum Fexofenadin. Die Wirkstoffkombination Natriumcromoglicat/Reproterol zur Behandlung von Asthma sei voraussichtlich bis Ende September von einem Lieferengpass betroffen, erklärte der BfArM-Sprecher.
Allergologen sehen die Versorgung von Allergie-Patienten in Gefahr
Der Ärzteverband Deutscher Allergologen (AeDA) warnt vor den Folgen. "Die Versorgung von Allergie-Patienten wird in Deutschland seit vielen Jahren sträflich vernachlässigt. Viele Heuschnupfenmittel müssen Patienten selbst bezahlen, was ohnehin schon eine schlechtere Behandlung nach sich zieht“, sagte AeDA-Präsident Prof. Ludger Klimek vom Allergiezentrum in Wiesbaden. Der Allergie-Experte sieht eine echte Versorgungslücke entstehen: "Gerade das Antihistaminikum Fexofenadin und das antientzündliche Nasenspray Mometason sind für viele Allergiker besonders verträglich und wirksam." Apotheker müssten alternativ andere Präparate besorgen. Die wirksamsten Alternativen sind aber nur auf Rezept von einem Arzt zu erhalten.
Kritik an geplanten Maßnahmen gegen den Medikamentenmangel
Apotheken melden schon seit Monaten Lieferengpässe bei bestimmten Medikamenten wie etwa Hustensaft für Kinder oder Krebsmitteln. Die Kritik von Pharmaverbänden an den von Gesundheitsminister Karl Lauterbach geplanten Maßnahmen gegen den Medikamentenmangel mit einer nur teilweisen Aushebelung von Festbeträgen und der Reform von Rabattverträgen scheint sich nun auch für Allergiemedikamente zu bestätigen. Hubertus Cranz, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) hielt Lauterbachs Plan ohnehin nicht dafür geeignet, zu einer Verringerung von Abhängigkeiten und einer erhöhten Versorgungssicherheit zu führen.
In dieser Situation fordert der Ärzteverband Deutscher Allergologen dringend eine konzertierte Aktion des Gesundheitsministeriums für die 24 Millionen Pollenallergiker in Deutschland unter Beteiligung der Ärzteverbände.
Stellungnahme des BfArM zur Dauer der Lieferenpässe bei Allergie-Arzneimitteln
Wie die Pressestelle des BfArM gegenüber MeinAllergiePortal erklärte, liegen derzeit, gemäß Meldungen im BfArM-Lieferengpass-Onlineportal, 10 Lieferengpässe zu Zulassungen zu Arzneimitteln mit einer Indikation bei Allergie vor. Diese betreffen vornehmlich bei Allergie indizierte und nasal angewendete Corticoide wie Budesonid und Mometason. Die Lieferengpässe zu nasal angewendetem Budesonid und Mometason sind größtenteils bis Ende Mai/Anfang Juni prognostiziert.
Wirkstoffe, zu welchen auch Lieferengpassmeldungen vorliegen sind zudem Fexofenadin und die Wirkstoffkombination Natriumcromoglicat/Reproterol. Die beiden Lieferengpässe zu Fexofenadin-haltigen Arzneimitteln werden voraussichtlich Anfang Mai beendet sein. Bei der Wirkstoffkombination Natriumcromoglicat/Reproterol ist das voraussichtliche Ende der Lieferengpässe auf Ende Juli und Ende September prognostiziert.
Was ist ein Lieferengpass?
Den Begriff Lieferenpass definiert das BfArM wie folgt: Ein Lieferengpass ist eine über voraussichtlich zwei Wochen hinausgehende Unterbrechung einer Auslieferung im üblichen Umfang oder eine deutlich vermehrte Nachfrage, der nicht angemessen nachgekommen werden kann. Ein Lieferengpass muss daher nicht gleichzeitig ein Versorgungsengpass sein, da es bei dem betroffenen Arzneimittel entweder keinen Lieferabriss gibt oder ansonsten oftmals andere Arzneimittel zur Verfügung stehen, durch die die Versorgung der Patientinnen und Patienten weiter sichergestellt werden kann.
Wie kommt es zu einem Lieferenpass bei Allergie-Medikamenten?
Wie das BfArM mitteilt, sind die Gründe für die aktuellen Lieferengpässe bei Allergie-Medikamenten unterschiedlich und es lassen sich keine übergeordneten strukturellen Problematiken ableiten. Die Auswirkungen der eingeschränkten Verfügbarkeit der oben dargestellten Wirkstoffe sind unterschiedlich zu bewerten. Laut BfArM stehen grundsätzlich für alle Wirkstoffe, neben teilweise wirkstoffgleichen Arzneimitteln, auch therapeutische Alternativen als Kompensationsmaßnahmen zur Verfügung. Hierbei kann es in einzelnen Fällen gegebebenfalls nötig sein, Gespräche mit behandelnden Ärzten zu führen, um geeignete Wirkstoffe gemäß aktueller Versorgungsleitlinien zu finden. Die dem BfArM aktuell vorliegenden Daten zeigen eine ausreichend bedarfsdeckende Belieferung von Antiallergika und insbesondere Antihistamika.
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.