Welche Gräser können Gräser-Allergien auslösen?
Wiesen, Weiden, aber auch Rasenflächen beherbergen mehrere Tausend Gräserarten. Nicht alle, aber einige davon können Gräser-Allergien auslösen. Die Betroffenen leiden unter den typischen Symptomen des „Heuschnupfens“, aber auch Quaddeln oder Ausschlag kommen bei Pollenallergien gegen Gräserpollen vor. Die wichtigsten Fakten sind hier zusammengefasst.
Autor: Dr. med. Anna Eger
Allergene Gräser: Die wichtigsten Fakten!
▶Insbesondere die Süßgräser können Allergien auslösen
▶Ausschlaggebend für das Allergierisiko sind bei den Gräser-Allergenen Pollenanzahl und -beschaffenheit
▶Der Pollenflug der Gräser kann im April beginnen und bis September andauern
▶Zu Kreuzreaktionen auf Nahrungsmitteln kommt es bei Gräserallergien nur selten
Was zählt alles zu Gräserpollen?
Pollen sind pflanzliche männliche Gametophyten, das sind Zellen, die Geschlechtszellen zur Vermehrung der Pflanze bilden. Samenpflanzen bilden sie um sich fortzupflanzen. Die Größe der Gräserpollen ist je nach Pflanzenart unterschiedlich. Die kleinsten sind etwa 10 und die größten Pollen 150µm groß. Sie sind entweder rund oder oval. Jede Pflanzenart hat eine charakteristische Oberflächenstruktur ihrer Pollen. Anhand dieser Unterschiede in der Pollenwand kann man die Pollen zu Pflanzenfamilien und teilweise sogar zu Pflanzenarten zuordnen. So unterscheidet man beispielsweise zwischen Baumpollen, Kräuterpollen, Getreidepollen und Gräserpollen. Gräser- und Getreidepollenallergie werden oft zusammengefasst und gehören neben den Baumpollen zu den häufigsten Allergieauslösern. Die meisten europäischen allergenen Gräser gehören zu den Süßgräsern. Von ihnen gibt es circa 150 Gattungen und 3300 Arten.
Welche Gräser können eine Gräser-Allergie auslösen?
Die Süßgräser kommen ausgesprochen häufig vor und sind weit verbreitet in Deutschland, Mittel- und Nordeuropa, ebenso wie in Nordamerika. Zu den Süßgräsern gehören:
- Getreide (Hafer, Roggen, Weizen)
- Ruchgras
- Wiesenlieschgras
- Lolchgras
- Knäuelgras
- Wiesenrispengras
- Weidelgras
- Mais
Eher in heißen und tropischen Zonen kommen die folgenden Pollen von Süßgräsern für Pollenallergien in Betracht:
- Hundsgras-Pollen
- Reis-Pollen
- Schilfgras-Pollen
- Bahiagras-Pollen
In welchen Monaten kann man bei einer Gräser-Allergie Symptome haben?
Die ersten Gräserpollen beginnen im April zu fliegen. In den Monaten Mai, Juni, Juli und August ist für viele Gräserpollenallergiker mit allergischen Symptomen zu rechnen. Auch im September werden noch Allergene von Gräsern freigesetzt.
Was macht Gräser allergen?
Bei den Allergenen der Gräser bestimmen Pollenanzahl und Beschaffenheit das Allergie-Risiko. Gräser wie der Glatthafer erzeugen Millionen von Pollen pro Pflanze und lösen somit häufig Allergien aus. Die Anzahl der erzeugten Pollen ist jedoch nicht der einzige Grund für ein hohes Allergiepotenzial. Mais beispielsweise produziert zwar aggressive Pollen, diese sind aber so groß und klebrig, dass es kaum zu Pollenflug kommt. Heuschnupfen-Symptome auf Mais sind deshalb eher selten. Befindet man sich direkt an einem Maisfeld, kann es trotzdem zu allergischen Reaktionen kommen.
Starke Allergien durch hochwachsende Gräser
Gerade hochwachsende Gräser auf Futterwiesen sind hochgradig allergen. Und: Es gibt sie beinahe überall! Man findet sie nicht nur auf den Wiesen und Weiden, selbst am Wegesrand und auf Waldlichtungen wachsen die Allergenträger. Besteht eine Allergie auf diese Gräserarten, sind Allergiker deshalb auch im Wald nicht vor Allergiesymptomen gefeit.
Zu den Allergie-auslösenden hochwachsenden Gräsern gehören:
- Wiesenlieschgras
- Gemeines Knäuelgras
- Glatthafer
- Englisches Raygras
- Italienisches Raygras
Roggen – häufiger Auslöser von Gräser-Allergie
Auch Getreide zählt zu den Süßgräsern und zu den Getreiden zählt der Roggen. Die Pollen des Roggen sind aggressive Allergenträger und verursachen sehr oft Gräserallergien. Zudem ist der Roggen als Kulturpflanze weit verbreitet. Die Gräserpollen des Roggen fliegen von Mai bis Juni.
Hafer als Auslöser einer Gräser-Allergie
Hafer ist ein sogenannter Selbstbestäuber, weshalb er keinen wesentlichen Pollenflug produziert. Hafer blüht von Juli bis August.
Mais als Auslöser einer Gräser-Allergie
Maispollen verursachen selten Allergien, obwohl die Maispollen sehr aggressiv sind. Sie sind sehr groß, klebrig und fliegen nicht weit. Die Blütezeit von Mais liegt zwischen Juli und September.
Weizen als Auslöser einer Gräser-Allergie
Da auch der Weizen seine Blüten meist selbst bestäubt, verursacht er wie der Hafer nur einen geringen Pollenflug. Deshalb sind Weizenpollenallergien sehr selten. Die Weizenblüte findet zwischen Juli und August statt.
Gerste als Auslöser einer Gräser-Allergie
Die Gerste blüht von Juli bis September. Jedoch weist sie nur einen geringen Pollenflug auf und verursacht in Deutschland sehr selten Allergien. Es gibt aber Gräserpollen-Allergiker, die auf Gerste reagieren. Im Mittelmeerraum ist die Gerste allergologisch relevanter.
Ruchgras als Auslöser von Gräser Allergien
Ruchgras (Goldgras, Lavendelgras) ist ein häufiger Allergieauslöser. Die Pollen von Ruchgras sind sehr klein und fliegen zwischen April und Juli.
Wiesenlieschgras als Auslöser von Gräser-Allergien
Auch das Wiesenlieschgras (Timotheusgras, Löschgras) verursacht mit seinen kleinen Pollen, die zwischen Mai und September fliegen, häufig Allergien.
Lolchgras als Auslöser von Gräser-Allergien
Lolch- oder Raygras, wie zum Beispiel das englische oder italienische Raygras, beschert Pollenallergikern ebenfalls häufig allergische Symptome. Der Lolchgras-Pollenflug findet zwischen Mai und Juni statt.
Knäuelgras als Auslöser von Gräser Allergien
Die Pollen des zwischen Mai und Juni blühenden Knäuelgrases (Wiesenknäuelgras, Gemeines Knäuelgras) gehören zu den häufigsten Allergieauslösern unter den Gräsern. Knäuelgras ist ein wichtiges Weide- und Heugras.
Wiesenrispengras als Auslöser von Gräser-Allergien
Auch Allergien gegen das Rispen- oder Wiesenrispengras sind unter den Gräserpollenallergien sehr häufig. Die Pollen von Wiesenrispengras sind sehr klein und fliegen zwischen Mai und Juli.
Honiggras als Auslöser von Gräser-Allergien
Die Pollen des Honiggrases sind stark sensibilisierend. Honiggras-Pollen fliegen zwischen Juni und Juli.
Hundszahngras als Auslöser von Gräser-Allergien
Auch das Hundszahn- oder Bermudagras besitzt sehr stark sensibilisierende Pollen, die zwischen Mai und August durch die Luft schwirren.
Schwingel als Auslöser von Gräser-Allergien
Das beliebte Süßgras für Rasenflächen ist ein häufiger Allergieauslöser unter den Gräsern. Das Süßgras Schwingel blüht zwischen Juni und Juli.
Straußgras als Auslöser von Gräser-Allergien
Auch das Straußgras – auch Windhalm genannt – ist mit seinen in Juni und Juli fliegenden Pollen häufig für Allergien verantwortlich.
Glatthafer als Auslöser von Gräser Allergien
Der Glatthafer wird auch falscher Hafer oder Wiesenhafer genannt. Glatthafer weist eine intensive Pollenflugzeit zwischen Juni und Juli auf.
Welche Gräser lösen keine Allergie aus?
Es gibt Gräser, die nur sehr selten Allergien auslösen. Zum Teil sind sie zwar den Süßgräsern sehr ähnlich, gehören aber einer anderen Pflanzenfamilie an. Sie lösen auch kaum Kreuzreaktionen mit Nahrungsmitteln aus.
Zu den nur gering allergenen Gräsern gehören:
- Verschiedene Haferarten
- Schilf
- Binsen
- Seggen
- Zypergras
- Wollgras
Gräserpollen-Allergie: Kreuzallergien auf Nahrungsmittel?
Zwar kommt es bei Gräserpollen-Allergikern häufig zu einer Kreuzreaktivität, allerdings meistens auf andere Gräser. Im Gegensatz zu den Kräuterpollenallergien treten Gräserpollen-assoziierte Allergien auf Nahrungsmittel seltener auf, die auch klinisch meist nicht von Bedeutung sind. Ganz ausschließen kann man es allerdings nicht. Gräserpollen-Allergiker haben in der Regel keine Probleme beim Verzehr von Getreideprodukten.
Wenn es dennoch zu allergischen Reaktionen kommt, dann könnte es in Zusammenhang mit verbackenem Mehl, Tomaten und Hülsenfrüchten zu finden sein.
Welche Nahrungsmittel darf man bei einer Gräser Allergie nicht essen?
Auch, wenn Kreuzallergien zwischen Gräserpollen und Nahrungsmitteln selten sind und die betroffenen Gräser-Allergiker in Bezug auf die Allergie keine Nahrungsmittel meiden müssen, kann es selten vorkommen, dass es bei einigen Nahrungsmitteln zu Kreuzreaktionen kommt.
Zu den Nahrungsmitteln, auf die Gräserpollenallergiker Kreuzallergien haben können, zählen:
- Verbackenes Mehl
- Tomaten
- Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen, Erdnüsse, Linsen, Soja
- Currygewürz
- Wasser- oder Honigmelone
- Kartoffeln
- Kiwi
- Mangold oder Spinat
Gräserpollen-Allergie: Welche Kreuzallergien auf andere Gräser gibt es?
Kreuzallergien innerhalb der Gräserpollenallergien sind prinzipiell unter so gut wie allen allen Gräserarten möglich und auch ziemlich häufig.
Welche Tabletten helfen bei der Gräser-Allergie?
Wie bei jeder Allergieform ist das bestmögliche Meiden des Allergens die erste und wichtigste Maßnahme, auch in der Therapie der Gräserpollenallergie. Ist dies jedoch nicht möglich beziehungsweise reicht das nicht aus, dann können bei einer Pollenallergie gegen Gräser zunächst Medikamente in Form von Nasenspray eingesetzt werden. Sie können Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren oder in schlimmeren Fällen auch Kortison enthalten.
Wenn diese Mittel nicht ausreichend sind, dann können auch Tabletten zur Behandlung der Symptome zum Einsatz kommen, zumeist Antihistaminika, selten auch Glukokortikoide in Tablettenform.
Inzwischen gibt es sogar eine spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibiliesierung oder Desensibilisierung genannt, die nicht nur als Spritze, sondern auch in Tablettenform bei Gräserpollenallergie wirksam ist.
Pollenallergie gegen Gräser – was tun?
Um den Kontakt zu den betreffenden Gräserpollen so gering wie möglich zu halten, ist es hilfreich, einige Verhaltensweisen zu beachten:
Einige Tipps bei Gräserpollenallergie |
· Vermeiden Sie es möglichst, in der entsprechenden Pollensaison durch blühende Wiesen zu laufen! |
· Versuchen Sie die aktuelle Pollenflug-Information bei der Planung Ihrer Aktivitäten zu beachten! |
· Wenn Sie einen Garten haben, halten Sie ihn so gut wie möglich von den betreffenden Gräsern frei! |
· Wenn Sie sich im Freien aufgehalten haben, duschen Sie möglichst vor dem Schlafengehen, um eventuell anhaftende Pollen abzuspülen! |
· Ziehen sie Ihre Kleidung nicht im Schlafzimmer aus und lagern Sie getragene Kleidung nicht dort! |
· Achten Sie auf eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit in Ihrer Wohnung und lüften Sie lieber nachts oder nach Regengüssen! |
Quelle: Dr. med. Anna Eger |
Quellen:
https://dgaki.de/wp-content/uploads/2010/05/Leitlinie_AllergischeRhinitis2003.pdf
www.altmeyers.org/de/allergologie/pollen-15496
www.altmeyers.org/de/allergologie/pollen-graserpollen-und-getreidepollen-15562
www.altmeyers.org/de/allergologie/graserpollenallergie-19028
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: S. Jossé/A.Eger, www.mein-allergie-portal.com
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