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Hausstaubmilbenallergie: Symptome, Diagnose, Maßnahmen

Hausstaubmilbenallergie Diagnose Massnahmen
Hausstaubmilbenallergie: Was sollten Milbenallergiker wissen? Bildquelle: P. Gillessen

Unter den Atemwegsallergien nimmt die Hausstaubmilbenallergie einen Spitzenplatz ein, denn viele Menschen sind allergisch gegen Milben. Das Problem bei dieser Allergie: Anders als bei den Pollen ist das Allergen der Hausstaubmilbe ganzjährig präsent. Eine „hausstaubmilbenfreie Zeit“ gibt es nicht. MeinAllergiePortal sprach mit Dr. Patrick Gillessen, Hals-Nasen-Ohren-Arzt in München, über Häufigkeit, Symptome, Diagnose und Maßnahmen bei der Hausstaubmilbenallergie.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Dr. med. Patrick Gillessen

Herr Dr. Gillessen, wie häufig kommt es vor, dass Menschen eine Hausstaubmilbenallergie entwickeln?

Zur Häufigkeit der Hausstaubmilbenallergie gibt es unterschiedliche Angaben. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung unter einer Hausstaubmilbenallergie leiden. In meiner Praxis sind ca. ein Drittel der Allergie-Patienten bei denen eine Hausstaubmilbenallergie vorliegt. Generell steigt der Anteil von Allergikern in der Bevölkerung, und man geht für die kommenden Jahre von einem weiteren Anstieg aus.

Tritt die Hausstaubmilbenallergie allein auf oder ist sie assoziiert mit anderen Allergien?

Aus meiner Praxis kann ich sagen, dass bei ungefähr 30 Prozent der Patienten die Hausstaubmilbenallergie allein auftritt. Somit sind bei dem überwiegenden Teil der Patienten weitere Atemwegsallergien vorhanden. Dazu gehören zum Beispiel die Gräserpollenallergie oder eine Allergie gegen Baumpollen.

Wie äußert sich eine Hausstaubmilbenallergie?

Die Symptome bei den Atemwegsallergien sind in der Regel die gleichen. Auch bei der Hausstaubmilbenallergie sehen die Symptome wie folgt aus:

  • Schleimhautschwellungen der Nase
  • Niesreiz
  • Schnupfen
  • verstopfte Nase

Begleitend kann es bei Hausstaubmilbenallergikern zu einer allergischen Konjunktivitis, d.h. einer allergischen Bindehautentzündung der Augen, kommen. Auch äußert sich die Hausstaubmilbenallergie in manchen Fällen durch Müdigkeitssymptome.

Sollte ein Asthma bronchiale auftreten, was eher bei schwereren Allergieausprägungen der Fall ist, kann es zu den dafür typischen Symptomen kommen.

Zu den asthmatischen Symptomen gehören:

  • Husten
  • Atemnot, besonders in der Nacht oder am Morgen
  • Erschwerte Ausatmung
  • Kurzatmigkeit
  • Pfeifende oder brummende Atemgeräusche (Giemen)
  • Engegefühl in der Brust

Ist Juckreiz der Haut ein typisches Symptom bei einer Allergie gegen Hausstaubmilben?

Symptome an der Haut können bei Hausstaubmilbenallergikern auftreten, sind aber eher selten. Möglich sind dann Ekzeme, also ein Hautausschlag durch Milben, Juckreiz oder Urtikaria – man nennt das auch Nesselfieber. Eine Hausstaubmilbenallergie kann aber auch bestehende Hauterkrankungen triggern, zum Beispiel bei der Neurodermitis ist dies gut belegt.

Gibt es Kreuzreaktionen bei einer Hausstaubmilbenallergie?

Ja, auch bei der Hausstaubmilbenallergie gibt es Kreuzreaktionen, die vor allem auf Schalen- und Krustentiere besteht.

Äußert sich die Hausstaubmilbenallergie bei Kindern anders als bei Erwachsenen?

Die Symptomatik ist bei Kindern mit denen von Erwachsenen vergleichbar. Allerdings können sich die Symptome ab 6 Jahren mit denen die durch hyperplastische Adenoide bedingten Symptomen „vermischen“. Hyperplastische Adenoide sind auch als „Polypen“ bekannt. Deshalb ist es empfehlenswert, bereits ab dem 6. bis 7. Lebensjahr, einen Allergietest in Erwägung zu ziehen.

Wie kann sich eine Milbenallergie auf Neurodermitis auswirken?

Besteht beim Patienten bereits eine Neurodermitis, medizinisch „atopisches Ekzem“, kann diese durch die Allergie auf Hausstaubmilben noch zusätzlich getriggert werden. Das bedeutet, der Kontakt zum Milbenallergen kann die Ausprägung der Neurodermitis verstärken. Auch kann durch die Milben ein Ekzem neu entstehen.

Warum kann die Hausstaubmilbenallergie die Ekzeme bei Neurodermitis verschlimmern?

Der Grund dafür, dass die Haut bei Neurodermitis und Hausstaubmilben schlechter wird, liegt vor allem in der bei Neurodermitis gestörten Barrierefunktion der Haut. Dabei kommt es zu einer Art Kontaktallergie durch die Hausstaubmilbe. Aber: Es gibt Hinweise, dass eine Hyposensibilisierung gegen das Allergen der Hausstaubmilben bei Patienten auch zu einer Verbesserung der Neurodermitis führen kann. Der Grund dafür ist, dass sehr viele Neurodermitis-Patienten auch auf Milben allergisch reagieren und eine Hausstaubmilbenallergie entwickeln.

Häufen sich die Symptome der Hausstaubmilbenallergie zu bestimmten Jahreszeiten?

Die Symptome bei einer Allergie auf Milbe verschlechtern sich meist im Herbst und Winter. Dann beginnt die Heizperiode und die Patienten sind der trockenen Heizungsluft ausgesetzt. Durch die geringere relative Luftfeuchtigkeit kommt es zu einem massenhaften Absterben der Milben und die Allergenkonzentration steigt. Insgesamt sind die Patienten damit das gesamte Jahr über mit dem Milbenallergen konfrontiert. Entweder durch den Milbenkot im Frühjahr und Sommer oder durch die abgestorbenen Milben im Herbst und Winter.

Wann ist die Hausstaubmilbenallergie am schlimmsten?

Bei Patienten, die bereits seit Jahren unter einer Hausstaubmilbenallergie leiden, treten die Beschwerden in der Regel über das ganze Jahr auf. Dies ist vor allem mit der chronischen Entzündungsreaktion der Nasenschleimhaut erklärbar. Durch die Entzündung kommt es unter anderem zu einer Hyperplasie, also einer Vergrößerung, der Nasenmuscheln. Die Folge ist eine oft permanente Nasenatmungsbehinderung und das ist auch oft der Grund für einen Besuch beim HNO-Arzt.

In den Betten sollen sich ja besonders viele Milben aufhalten, haben Hausstaubmilbenallergiker deshalb morgens stärkere Beschwerden als abends?

Ja, das kann der Fall sein, ist aber bei jedem Patienten individuell verschieden. Viele Patienten geben an, dass sie nachts gehäuft Probleme haben, die sich dann tagsüber bessern, aber nicht immer ist dies so. Grundsätzlich ist das Milieu im Bett für Hausstaubmilben ideal.

Wie testet man auf eine Allergie auf Hausstaubmilben?

Der klassische Test zur Diagnose einer Allergie – in unserem Falle der Hausstaubmilbe – ist der Prick-Test. Dafür trägt man die verdächtigen Allergene auf die Haut auf und vergleicht sie mit einer positiv/negativ-Probe. Anhand des RAST, eines Bluttests, lässt sich dann eine Qualifizierung der Allergieausprägung vornehmen. Durch den Befund des RAST und der Konzentration des Gesamt-IgE, welches unter anderem auch bei einer Allergiebereitschaft erhöht sein kann, wird eine Einteilung in eine leichte, mittlere oder schwere Allergieform möglich. Das sind wichtige Informationen für die Therapie. Der Grund: Unter anderem ist der Schweregrad der Allergie ausschlaggebend für das Risiko, ein allergisches Asthma bronchiale zu entwickeln. Je schwerer die Ausprägung der Allergie, desto größer das Risiko. Das bedeutet: Die Therapie der Hausstaubmilbenallergie unterscheidet sich nach dem Schweregrad der Allergie.

Wie sieht die Therapie bei einer leichten Allergie gegen Milben aus?

Wenn sich eine leichte Allergieform nur auf Symptome an der Nase beschränkt, würde man zunächst die häusliche Sanierung in den Fokus nehmen. Das bedeutet, dass man die Matratzen, die in der Tat der häufigste Aufenthaltsort der Milben sind, mit Hilfe des Encasing-Verfahrens sozusagen „abschirmt“. Damit will man verhindern, dass der Patient mit dem Allergen in Berührung kommt. Auch Kissen, Bettdecken, Teppiche und Polster müssen dann saniert werden.

Wie saniert man seine Wohnung, wenn man eine Hausstaubmilbenallergie hat bzw. was sollte man im Alltag beachten?

Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die zur Reduzierung der Milben im Haushalt beitragen können.

Milbenarme Textilien und Waschen

Grundsätzlich gibt es spezielle Decken und Kissen für Hausstauballergiker, die man gut waschen kann. Wichtig ist, dass beim Waschvorgang die Waschtemperatur über eine Stunde 60 °C beträgt und dass man Decken und Kissen auch regelmäßig, mindestens alle Vierteljahre wäscht, damit die Milben abgetötet werden.

Teppiche und Bodenbeläge

Darüber hinaus sollte man möglichst auf Teppichböden verzichten, es sei denn sie sind kurzflorig und schadstoffarm. Die Verwirbelungen auf kurzflorigen Teppichen ist deutlich geringer als bei glatten Böden. Dennoch sind Parkettböden für Hausstaubmilbenallergiker die empfehlenswertere Variante.

Vorhänge und Möbel

Neben dem Bodenbelag sind auch Vorhänge potenzielle Aufenthaltsorte für Milben, auf die man bei Hausstaubmilbenallergie besser verzichten sollte. Es gibt noch zahlreiche weitere Maßnahmen, um die Milbenkonzentration zu reduzieren. Allgemein gilt der Grundsatz die Milbenkonzentration im Haus insgesamt möglichst niedrig zu halten.

In Bezug auf mögliche Sanierungsmaßnahmen muss man allerdings auf die Praktikabilität für den Patienten achten. Die Frage ist immer, sind diese Maßnahmen für den Patienten wirklich durchführbar bzw. was ist möglich und was nicht. Man kann nicht jedem Patienten empfehlen, den Teppichboden komplett zu entfernen und damit hohe Kosten verursachen.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Sanierungsmaßnahmen für Hausstauballergiker?

Mittlerweile unterstützen die meisten Krankenkassen den Einsatz von Encasings. Von den gesetzlichen Krankenkassen erhalten Patienten zum Beispiel eine Zuzahlung beim Erwerb spezieller Matratzenüberzüge. Der Nutzen dieser wirkungsvollen Maßnahme ist wissenschaftlich sehr gut belegt.

Zusätzlich gibt es spezielle milbentötende Präparate zum Einsprühen von Matratzen, Sofas etc., sowie spezielle Waschmittel, deren Kosten zum Teil von den Krankenkassen übernommen werden.

Helfen spezielle Staubsauger bei der Milbensanierung?

Bei den Staubsaugern sollte unbedingt auf einen HEPA-Filter geachtet werden. Dieser hält das Milbenallergen fest, so dass es nicht in den Raum zurückgeblasen wird. Am besten sind Staubsauger mit Filterbeutel. Dieser kann dann unproblematisch entsorgt werden.

Bei filterlosen Staubsaugern sollte der Auffangbehälter am besten direkt über der Mülltonne entleert werden, da bei der Öffnung eine erhebliche Staubwolke entsteht. Hierdurch ist eine deutliche Exposition mit dem Milbenallergen möglich. Dies gilt es in geschlossenen Räumen zu vermeiden.

Und sind auch spezielle Luftfilter für Milbenallergiker sinnvoll?

Die Luftfilter sind ein wenig differenzierter zu betrachten. Es gibt sehr gute Geräte, die eine deutliche Reduzierung der Allergenlast erwirken können, sofern diese auf die Raumgröße abgestimmt sind. Dennoch empfehle ich diese lediglich bei schwergradigen Hausstaubmilbenallergikern, bei denen eine permanente Medikation notwendig ist. Von der Verwendung von Luftbefeuchtern rate ich ab.

Und wie behandelt man eine schwerere Allergie auf Milben?

Neben den hygienischen Massnahmen sind je nach Schweregrad der Allergie und der Beschwerden medikamentöse Maßnahmen notwendig. Es kommen die üblichen Medikamente wie kortisonhaltige Nasensprays, Antihistaminika und gegebenenfalls kortisonhaltige Asthmasprays zum Einsatz. Entweder ist eine Bedarfsmedikation oder eine Dauertherapie zur Symptomlinderung von Nöten. Auch eine Hyposensibilisierung gegen Milbenallergen ist je nach Schweregrad sehr hilfreich.

Wann würden Sie bei einem Hausstaubmilbenallergiker die spezifische Immuntherapie einsetzen?

Je nach Beschwerdebild und der ermittelten Klassifikation im RAST-Test würde ich eine spezifische Immuntherapie bei Hausstaubmilbenallergie auf jeden Fall empfehlen. Die spezifische Immuntherapie stellt die einzige kausale Therapie bei der Behandlung von Allergien dar, abgesehen vom Meiden des Allergens.

Wie erfolgreich ist die Hyposensibilisierung gegen Milbe, kann man damit die Allergie gegen Hausstaubmilben „heilen“?

Die Hyposensibilisierung gegen Milbe hat eine Erfolgsquote von über 80 Prozent. So besteht eine reelle Chance, dass die Symptome des Patienten deutlich gemindert werden und in wenigen Fällen sogar sistieren, also ganz verschwinden, können. Des weiteren kann eventuell auch die Entwicklung eines allergischen Asthma bronchiale verhindert werden bzw. die Ausprägung des Asthma bronchiale fällt deutlich geringer aus. Grundsätzlich gilt: Je jünger der Patient bei der Durchführung der Hyposensibilisierung ist, desto besser wird das Ergebnis für Ihn.

Welche Hausmittel helfen bei einer Allergie gegen Hausstaubmilben?

Das Wichtigste ist es, ein „unangenehmes Klima“ für die Milben zu schaffen. Das bedeutet die Raumtemperatur unter 20 Grad zu halten - vor allem im Schlafzimmer. Ebenso ist eine Luftfeuchtigkeit unter 50 Prozent anzustreben und auf Zimmerpflanzen zu verzichten. Dies hilft sehr gut.

Was kann passieren, wenn die Hausstaubmilbenallergie unbehandelt bleibt?

Zunächst einmal sollte man grundsätzlich wissen: Unbehandelt entwickeln ca. 30 Prozent der Atemwegsallergiker im Laufe der Jahre ein Asthma bronchiale. Lediglich bei etwa 10 Prozent der Allergiker, und dies gilt auch für die Hausstaubmilbenallergiker, sistiert die Allergie irgendwann und es bestehen dann keine Beschwerden mehr.

Bei den meisten Patienten mit Hausstaubmilbenallergie kommt es zu einer chronischen Entzündung der Nasenschleimhaut. Hausstaubmilbenallergiker sind dem Allergen über das ganze Jahr hinweg mehr oder weniger stark ausgesetzt. Hierdurch kommt es zu ständigen Entzündungen und in Folge zu vergrößerten Nasenmuscheln und verdickten Schleimhäuten beider Nasenhaupthöhlen. Dadurch kommt es zu einer Behinderung der Nasenatmung. Die Symptome werden somit in der Regel über die Jahre schlechter – bis hin zur möglichen Entstehung eines Asthma bronchiale.

Kann man die Vergrößerung der Nasenmuscheln und das Verdicken der Schleimhäute der Nasenhaupthöhlen verhindern oder behandeln?

Die Schwierigkeiten bei der Nasenatmung sind, wie bereits erwähnt, ein häufiger Grund, warum diese Patienten zum HNO-Arzt kommen. Medikamente können die Vergrößerung der Nasenmuscheln nur kurzfristig reduzieren. Selbst wenn man die chronische Entzündung gut in den Griff bekommt bleiben die Nasenmuscheln doch vergrößert und die Atembehinderung bleibt bestehen. Hier hilft dann nur eine operative Verkleinerung der Nasenmuscheln. Ausschlaggebend ist dabei, ob und wie stark der Patient unter der behinderten Nasenatmung leidet. Kommt er gut damit zurecht, ist eine Operation nicht nötig.

Bleiben die Nasenmuscheln nach der Operation entsprechend klein oder können sie auch wieder nachwachsen?

Es ist immer möglich, dass die Nasenmuscheln infolge der allergischen Entzündungsreaktion nach einer Operation wieder nachwachsen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Allergie nach dem Eingriff nicht mitbehandelt wird und keine Hyposensibilisierung erfolgt. Ob in diesen Fällen eine erneute Operation sinnvoll ist, hängt davon ab, wie zufrieden der Patient mit dem Ergebnis des ersten Eingriffs war.

Herr Dr. Gillessen, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

24. Juni 2022

Autor: Sabine Jossé, P. Gillessen, www.mein-allergie-portal.com

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