Allergie-Etagenwechsel: Anzeichen, Verlauf, Gegenmaßnahmen
Der Begriff Etagenwechsel meint bei einer Allergie eine Ausweitung der Erkrankung. Das heißt, die Allergie weitet sich von den oberen Atemwegen auf die unteren Atemwege aus und geht sozusagen auf eine zusätzliche „Etage“ über. An welchen Anzeichen merkt man das? Wie ist der Verlauf? Gibt es Gegenmaßnahmen, mit denen man einen Etagenwechsel verhindern kann?
Autor: Dr. med. Susanne Meinrenken
Etagenwechsel, was ist das?
Von einem Etagenwechsel spricht man, wenn ein Patient, der an einer allergischen Rhinitis leidet, nach einigen Monaten oder Jahren zusätzlich ein allergisches Asthma bronchiale bekommt. Die „allergische Rhinitis“ oder auch „allergische Rhinokonjunktivitis“ wird häufig als Heuschnupfen bezeichnet. Es ist eine Erkrankung der oberen Atemwege, mit Symptomen wie Fließschnupfen, juckender Nase und juckenden Augen. Die Ursache für eine allergische Rhinitis kann eine Allergie gegen Pollen, aber auch zum Beispiel gegen Hausstaubmilben, Tierhaare oder Schimmelpilze sein. Man fürchtet diese Entwicklung des Etagenwechsels, denn wenn zwei allergische Erkrankungen parallel bestehen, hat dies noch erheblichere Auswirkungen auf den Alltag der Betroffenen als bei einer alleinigen allergischen Rhinitis.
Wann findet ein Etagenwechsel bei Allergien meist statt?
Man kann nicht sagen, dass es eine festgelegte Zeitspanne gibt, in der sich der Etagenwechsel bei Allergien vollzieht. Bei manchen Patienten erfolgt kommt es gar nicht zum Etagenwechsel, bei anderen recht schnell, bei wieder anderen zieht sich dieser Prozess über Monate oder sogar Jahre hin. Die neuen Allergie-Symptome sind zu Anfang oft subtil, das heißt, kaum bemerkbar.
Etagenwechsel: Erste Anzeichen eines Asthma bronchiale
Erste Anzeichen eines beginnenden Etagenwechsels können wie folgt aussehen:
- Räuspern
- trockener Husten
- vermehrte Infektanfälligkeit der unteren Atemwege
Mit der Zeit kann es beim Etagenwechsel zu einer eingeschränkten Funktion der Bronchien kommen. Dann verengen sich die kleinen unteren Luftwege und es kommt zum Asthma bronchiale. Diese Funktionsstörung lässt sich dann auch mit Hilfe eines Lungenfunktionstests messen.
Typische Beschwerden beim Asthma sind dann:
- anfallsartiger Husten mit oder ohne Auswurf
- Husten vor allem in der Nacht
- häufige Kurzatmigkeit
- pfeifende Atmung
Warum erkranken einige Heuschnupfen-Patienten auch an Asthma bronchiale?
Bei Heuschnupfen, auch allergische Rhinokonjunktivitis oder allergische Rhinitis genannt, und allergischem Asthma handelt es sich um Atemwegserkrankungen, bei denen ein und dieselbe Schleimhaut betroffen ist. Meist beginnt die Erkrankung mit der Nasenschleimhaut und geht im Laufe von Monaten oder Jahren zusätzlich auf die unteren Atemwege über: Dann sind die Bronchien beziehungsweise die Lunge betroffen.
Etagenwechsel: Eher bei schwerer oder leichter Allergie?
Patienten mit beispielsweise einer Pollenallergie, die bereits starke Rhinitis-Beschwerden haben, leiden mit recht großer Wahrscheinlichkeit später auch an Asthma.
Der Etagenwechsel ist aber auch dann möglich, wenn es sich nur um einen leichten Heuschnupfen handelt. Allerdings gilt: Bei schweren Heuschnupfen-Symptomen ist statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit für ein Asthma bronchiale vergleichsweise höher. Allerdings sagt der Schweregrad der Heuschnupfen-Symptome nichts darüber aus, wie schwer die Beschwerden des späteren allergischen Asthmas ausfallen werden. Dies betrifft Symptome wie Hustenanfälle, Kurzatmigkeit und pfeifende Atmung.
Der Etagenwechsel hin zum Asthma lässt sich meist nicht rückgängig machen. Es gibt jedoch vorbeugende Maßnahmen dagegen.
Heuschnupfen: Wie wichtig ist ein Arztbesuch?
Wer an Heuschnupfen, zum Beispiel einer Pollenallergien mit tränenden, juckenden Augen und laufender Nase leidet, sollte zum Arzt gehen. Selbst bei im Frühjahr und Sommer leicht verstopfter Nase, eingeschränktem Riechvermögen und/oder Kopfschmerzen ist es sinnvoll, sich auf eine Allergie testen zu lassen. Man unterschätzt hier leicht, dass schon ein Heuschnupfen eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung ist. Eine allergische Rhinitis kann die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität erheblich mindern. Wenn es zum gefürchteten Etagenwechsel kommt, drohen weitaus erheblichere Gesundheitsprobleme. Das Risiko hierfür ist für Menschen mit Heuschnupfen − verglichen mit der Normalbevölkerung − um den Faktor 3 erhöht. Eine vorbeugende Therapie ist also wichtig.
Wie lässt sich einem Etagenwechsel zum Asthma vorbeugen?
Solange man „nur“ einen Heuschnupfen hat, lässt sich noch viel tun, um einen Etagenwechsel zu verhindern. Zu diesem Zeitpunkt kann man mit Hilfe bestimmter Allergie-Tests eine eindeutige Diagnose stellen. Je nachdem, welches das auslösende Allergen ist, kann man bei vielen Patienten eine sogenannte Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung oder Allergen-Immuntherapie (AIT); auch Spezifische Immuntherapie (SIT) genannt, durchführen. Eine solche Therapie kann erwiesenermaßen einen Etagenwechsel bei vielen Patienten wirksam verhindern. Meist erfolgt die Hyposensibilisierung durch den Arzt mit regelmäßigen Spritzen unter die Haut (SCIT). Aber bei einigen Allergenen ist auch die Einnahme von Tabletten oder Tropfen möglich. Man spricht dann von der sogenannten „sublingualen Spezifischen Immuntherapie“ (SLIT), oder schlicht von einer „Allergie-Tablettentherapie“ oder „Allergie-Tropfentherapie“. Möglicherweise wird es in Zukunft auch eine epikutane Immuntherapie (EIT) per Pflaster auf der Haut geben.
Eignet sich die Hyposensibilisierung für alle Allergien gleichermaßen?
Es gibt „starke“ Allergene, also allergieauslösende Substanzen, und Allergene, die weniger „stark“ sind. Wahrscheinlich verursachen letztere auch weniger starke Symptome. Bei der Gruppe der Pollenallergien ist die Gräserallergie der Klassiker eines „starken“ Allergens. Speziell im Fall einer Allergie gegen Gräserpollen gibt es mittlerweile mehrere wirksame und gut erprobte Präparate für die Allergen-Immuntherapie. Durch eine rechtzeitige Hyposensibilisierung lässt sich hier oft ein Etagenwechsel verhindern. Grundsätzlich ist diese Therapie aber bei verschiedenen Allergien unterschiedlich erfolgreich. Man kann also nicht von einer generellen Erfolgsquote dieser Immuntherapie für alle Allergien sprechen.
Wie sind die Erfolgsaussichten der spezifischen Immuntherapie bei verschiedenen Allergien?
Bei der Schimmelpilzallergie liegt das ganze Jahr über ein Allergiepotenzial vor, auch hier ist eine Desensibilisierung möglich. Die Erfolgsaussichten der Immuntherapie sind aber im Allgemeinen nicht so hoch wie bei Gräserpollen.
Die Hausstaubmilbenallergie, welche eigentlich das ganze Jahr über aktuell ist, in der feuchten Jahreszeit vielleicht sogar in etwas stärkerem Maße, eignet sich ebenfalls für eine Immuntherapie. Allerdings ist hier der Erfolg oft nur mäßig und es kann bei der Hausstauballergie dennoch zu einem Etagenwechsel hin zum allergischen Asthma kommen.
Ein Etagenwechsel, also die Entwicklung eines Asthma bronchiale zusätzlich zum Heuschnupfen, ist auch bei Allergien gegen Tierhaare relativ häufig. Da die Immuntherapie bei Tierhaarallergie meist nicht besonders wirksam ist, um ein Asthma zu verhindern, müssen die Patienten hier möglichst die Tierhaare vermeiden. Ganz besonders für Katzen gilt, dass die Vermeidung, also die Allergenkarenz, die beste Therapie ist, wenn man eine Katzenallergie hat. Das ist allerdings manchmal selbst dann schwierig, wenn man selbst gar keine Katze besitzt, denn Katzenhaare werden von anderen Katzenbesitzern, zum Beispiel an der Kleidung, sehr leicht überall hingetragen.
Hyposensibilisierung - Desensibilisierung: Die Diagnose ist wichtig
Am Anfang steht eine genaue Anamnese. Das heißt, der Patient sollte möglichst genau beschreiben, in welchen Situationen er welche Beschwerden hat. Allergiesymptome können zum Beispiel im Zimmer mit einer Katze oder draußen auf einer Wiese auftreten – das kann schon Hinweise auf den Auslöser geben. Hat der Arzt dann den Verdacht auf eine Allergie, kann er zusätzlich einige Allergie-Tests, darunter Bluttests machen. So kann er sicher sein, auf welches Allergen der Patient reagiert, denn eine Hyposensibilisierung wird immer in Bezug auf bestimmte Allergene durchgeführt. Nur dann kann sie effektiv sein, also die Beschwerden der vorhandenen Allergie deutlich lindern oder zusätzlich einem Etagenwechsel vorbeugen.
Heuschnupfen oder Asthma: Welche Allergietests sind sinnvoll?
Bluttests auf Allergien
Bei den Bluttests ist es wichtig, sich nicht alleinig auf die Gesamt-IgE-Bestimmung zu verlassen. Man hat das in der Vergangenheit gemacht, aber ein erhöhtes Gesamt-IgE hat nur eine geringe Aussagekraft und gibt lediglich den Hinweis auf eine allergische Prädisposition. „Prädisposition“ bedeutet, die Wahrscheinlichkeit in Zukunft eine Allergie zu entwickeln.
RAST
Wenn eine Blutuntersuchung durchgeführt werden soll, sollte man eine sogenannten RAST-Diagnostik mit Bestimmung der Antikörperanzahl gegen bestimmte Allergene durchführen. Dieses Verfahren ist besonders bei kleinen Kindern geeignet, bei denen man noch keine Provokationstests durchführen kann. Sehr genaue Diagnosen liefert auch die sogenannte molekulare Allergiediagnostik.
Haut-Prick-Test
Sinnvoll und genau sind weitere spezifische Tests, wie der Haut-Prick-Test: Dabei werden verschiedene Allergene direkt auf die Haut aufgetragen; reagiert der Patient allergisch auf eine oder mehrere dieser Substanzen, wird das an einer juckenden Hautquaddel erkennbar.
Provokationstests
Hat man auf diese Art einen „Übeltäter“, also den Auslöser der Allergie noch nicht ganz sicher identifiziert, sind sogenannte Provokationstests an bestimmten Organen sinnvoll. Der Hautarzt kann dafür einen sogenannten epikutanen Patchtest durchführen; üblich ist auch ein nasaler Provokationstest, bei dem die Betroffenen das Allergen in die Nase bekommen und man dann die Reaktion beobachtet. Solche Tests sind auch am Auge (konjunktival) oder an den unteren Atemwegen (bronchiale Provokation) möglich.
Etagenwechsel durch Immuntherapie verhindern
Man sollte, wenn es sinnvoll ist, immer eine Immuntherapie anstreben, da diese die besten Erfolgsaussichten hat und gleichzeitig die einzige kausale, das heißt, ursächliche Therapie darstellt. Dies gilt, weil oftmals eine völlige Allergenkarenz, das heißt die vollkommene Vermeidung des Kontakts mit der allergieauslösenden Substanz, nicht möglich ist. Eine erfolgversprechende Hyposensibilisierung bietet sich dann an, wenn wenige starke Allergien vorliegen. Bei ein oder zwei Allergien kann man mit einer gezielten Immuntherapie in den meisten Fällen ein späteres Asthma verhindern.
Falls eine Immuntherapie nicht geeignet oder nicht gewünscht ist, ist aber eine adäquate Therapie einer allergischen Rhinitis mit wirksamen Medikamenten wichtig. Dann hat man eine gute Chance, eine Verschlechterung zu vermeiden.
Heuschnupfen oder Asthma: Wie funktioniert die Allergen-Immuntherapie?
Die Desensibilisierung muss in der Regel über 3, seltener bis 5 Jahre mit regelmäßigen Gaben des Allergenpräparats erfolgen. Das Allergen, auf das der Patient allergisch reagiert, wird als Spritze unter die Haut oder auch als Tablette regelmäßig verabreicht. So wird das Immunsystem sozusagen an das Allergen gewöhnt: die allergischen Symptome nehmen ab oder verschwinden ganz. Erfolgversprechenden Allergen-Immuntherapien sind aber nicht für alle Allergien möglich.
Die neuen Anwendungsformen, zum Beispiel die Tablettenform für die Gräserallergie, machen die Therapie für viele Patienten wesentlich „bequemer“. Der Patient muss heute nicht mehr zur Behandlung einmal wöchentlich für eine halbe Stunde die Arztpraxis aufsuchen, um eine Spritze zu bekommen. Die erste Tablette bei der sublingualen Therapie sollte unter ärztlicher Aufsicht in der Praxis eingenommen werden. Danach kann die weitere Therapie zu Hause erfolgen. Die Voraussetzung ist allerdings, dass es bei der ersten Einnahme der Allergie-Tablette nicht zu lokalen oder allgemeinen Reaktionen kam. Für viele Patienten ist die Einnahme zuhause wesentlich angenehmer. Allerdings ist nicht für jede Art der Allergie auch eine entsprechende Tablette verfügbar und wirksam; bei einigen sind nur Präparate für Spritzen erhältlich und sinnvoll. Außerdem erfordert die Therapie zuhause eine gewisse Selbstdisziplin des Patienten.
Hyposensibilisierung: Warum erhalten wohl noch immer zu wenige Patienten diese Therapie?
Viele Heuschnupfen-Patienten halten beispielsweise eine Pollenallergie für harmlos. Dies auch deshalb, weil die Symptome nur zu bestimmten Jahreszeiten, also saisonal, auftreten. Auf der anderen Seite hat eine Studie in Belgien ergeben, dass auch die behandelnden Ärzte oftmals die Symptome der Patienten unterschätzen. Ärzte neigen dazu, den Leidensdruck der Heuschnupfen-Patienten als geringer einzuschätzen, als dies angesichts des Schweregrades der Erkrankung angebracht wäre. Hinzu kommt bei den Tierhaarallergien, dass Familien mit Haustieren diese Haustiere trotz Allergie gerne behalten möchten. Damit tragen sie aber in manchen Fällen zur Verschlimmerung der Krankheit bei. Es gibt hier also ganz verschiedene Ursachen dafür, dass eine Allergie nicht effektiv bekämpft wird beziehungsweise keine Immuntherapie erfolgt.
Allergische Eltern = allergische Kinder?
Das Risiko für allergische Erkrankungen ist bereits bei Kindern mit einem allergischen Elternteil höher als bei Kindern, bei denen die Eltern keine Allergien haben. Sind beide Eltern von Allergien betroffen, liegt das Risiko der Kinder für allergische Erkrankungen bis zu 60 Prozent über dem der Normalbevölkerung.
Viele Allergien gleichzeitig? Gibt es einen allergischen Marsch?
Es ist durchaus so, dass man bei einigen Patienten, vor allem Kindern, von einem „allergischen Marsch“ sprechen kann. Oft beginnt das im Alter von drei bis vier Monaten mit Nahrungsmittelallergien. Diese gehen dann später in eine Hautallergie, eine Neurodermitis über. Bei einigen Kindern besteht die Neurodermitis auch bereits vor der Nahrungsmittelallergie. Häufig bessern sich die Hautsymptome gegen Ende der frühen Kindheit wieder. Bereits im Kindesalter oder im frühen Jugendalter kann dann die allergische Rhinitis oder das Asthma bronchiale kommen. Die Allergie kann sich also bei Kindern zunächst über den Magen-Darm-Trakt, dann über die Haut und schließlich über die Atemwege manifestieren. Bei einigen Kindern oder Jugendlichen gehen die Beschwerden mit der Zeit auch wieder ganz oder teilweise zurück.
Bei Erwachsenen lässt sich der „allergische Marsch“ in dieser Form nicht beobachten. Beim spät auftretenden, so genannten Late-onset allergischen Asthma oder bei der Late-onset allergischen Rhinitis verlieren sich die Symptome oft auch spontan wieder. Dahingegen ist eine starke allergische Rhinitis in der Kindheit oftmals ein Indikator für ein späteres starkes allergisches Asthma – also einen Etagenwechsel.
Da Allergiker, vor allem Kinder, also häufig mit der Zeit noch zusätzliche Allergien entwickeln, ist es wichtig, dies einerseits durch geeignete Therapie möglichst zu verhindern und andererseits sinnvolle vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen.
Was haben Haustiere mit der Vorbeugung von Allergien zu tun?
Im Frühjahr 2022 sind neue Expertenempfehlungen, sogenannte Leitlinien, zur Vorbeugung von Allergien veröffentlicht worden. Darin geht es unter anderem auch um den Umgang mit Haustieren, vor allem für Katzen und Hunde, in Bezug auf alle möglichen Allergien. Denn natürlich ist klar: Wer bereits eine Allergie gegen Hund oder Katze hat, aber ein solches Tier besitzt, muss entweder die Beschwerden ertragen oder das Tier abgeben.
Bei der Vorbeugung allerdings geht es um ein anderes Problem. Denn grundsätzlich gilt immer: Wenn eine Person ein erhöhtes Risiko für irgendeine Allergie hat oder bereits zum Beispiel an einer Pollenallergie oder Neurodermitis leidet, ist es sinnvoll alles zu tun, damit es nicht zu einer weiteren Allergie kommt. Manche neuen Allergene erhöhen dieses Risiko, die Gewöhnung an andere Allergene allerdings kann schützend wirken. Welche Allergene bei welchen Personen das Risiko senken oder erhöhen, wird immer genauer erforscht. Hier spielen auch Haustiere eine Rolle.
Erhöhtes Allergierisiko: Kann man trotzdem eine Katze oder einen Hund halten?
Laut neuer Expertenempfehlungen gilt: Für Familien, in denen keiner eine Allergie hat und auch kein erhöhtes Allergierisiko besteht, spricht in Bezug auf Allergien nichts dagegen, einen Hund oder eine Katze zu halten.
Familien mit Kindern, die bereits an irgendeiner Allergie leiden oder ein erhöhtes Allergierisiko haben, sollten keine Katze neu anschaffen. Ist eine Katze als Haustier aber bereits vorhanden, wird nicht mehr empfohlen, diese abzuschaffen. Bei Hunden ist es einfacher: Aus Sicht der Leitlinienautoren kann ein Hund neu in eine Familie kommen, selbst wenn ein Mitglied der Familie bereits irgendeine Allergie hat. Das gilt auch für Familien mit Kindern, die eine atopische Prädisposition haben, also ein erhöhtes Risiko, eine Allergie zu entwickeln. Einen Hund als Haustier zu haben, kann neuen Studien zufolge Besitzer ohne bestehende Allergie sogar eher davor schützen, irgendeine Allergie zu entwickeln.
Für andere Haustiere als Hund oder Katze gibt es bisher keine klare Empfehlung, weil es nicht genügend eindeutige Studiendaten gibt. Man kann also nicht sagen, ob man trotz Familienmitgliedern mit erhöhtem Allergierisiko Felltiere neu anschaffen oder behalten sollte. Allerdings ist es wohl nicht sinnvoll, ein solches Haustier abzuschaffen, nur um beispielsweise sein bisher gesundes Kind vor einer befürchteten Allergie zu schützen.
Sind Allergien Krankheiten des Immunsystems oder könnten sie einen „natürlichen“ Sinn haben?
Entwicklungsgeschichtlich könnte die Allergie durchaus einen Sinn gehabt haben. Die IgE-Reaktion des Immunsystems schützt vor vielen Parasitenerkrankungen und diese waren früher ja wesentlich häufiger. Heutzutage ist das allerdings nicht mehr so und die Immunreaktion wendet sich gegen die falschen Feinde, denn die Allergene, auf die Allergiker reagieren, sind ja harmlose Substanzen.
Deshalb ist es wichtig, bereits im frühen Kindesalter eine klare Diagnose zu stellen. Hier stellt man die Weichen dafür, ob aus dem allergischen Kind ein Erwachsener mit einer Allergie oder ohne Allergie wird. Viel kann erreicht werden, wenn es den Kinderärzten mithilfe der Eltern gelingt, diejenigen Kinder mit Allergierisiko früh zu identifizieren. So können diese Kinder früh und auch mit Erfolg therapiert werden.
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: S. Meinrenken, www.mein-allergie-portal.com
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