Allergie auf Gräser: Symptome, Diagnose, Therapie
Die Gräser stehen in voller Blüte und verbreiten ihre Pollen mit dem Wind. Bei einer Allergie auf Gräser lassen nun die Symptome nicht lange auf sich warten. Sie können die Lebensqualität über Monate hinweg stark einschränken. Grund genug, schnell die richtige Diagnose zu stellen und eine wirksame Therapie einzuleiten. Den meisten Gräserpollenallergikern kann man das Leben damit deutlich erleichtern.
Autor: Irene Brandenburg
Allergie auf Gräser: Die wichtigsten Fakten!
▶Die Gräser Allergie ist häufig und wird meist durch Süßgräser verursacht
▶Die Symptome entsprechen denen eines typischen Heuschnupfens
▶Kreuzallergien auf Nahrungsmittel sind bei einer Allergie auf Gräser selten
▶Zur Diagnose stehen der Prick-Test, Bluttests und Provokationstests zur Verfügung
▶Die Allergie auf Gräser kann symptomatisch behandelt werden, oder auch ursächlich mit Hilfe einer Hyposensibilisierung
Gräser Allergie: Weltweit verbreitet und lange blühend
Die Allergie auf Gräser gehört zu den häufigsten Allergien. Etwa 12 bis 17 Prozent der Bevölkerung Europas leiden an Symptomen. Diese Leidenszeit kann recht ausgeprägt sein: Zu den Süßgräsern (Poaceae), die für die meisten Gräser Allergien verantwortlich sind, zählen etwa 12.000 Arten, die weltweit verbreitet sind. Sie wachsen nahezu überall: auf Wiesen, Feldern, an Wegrändern, in Parks und Gärten. Auch die meisten Getreidearten zählen zu den Süßgräsern. Die Blütezeit der Gräser erstreckt sich außerdem über viele Monate. Sie kann von Anfang April bis zum Beginn des Winters andauern. Die meisten Pollen schwirren zwischen Mitte Mai und Anfang August durch die Luft.
Allergie auf Gräser: Die typischen Symptome
Von den Gräsern hat der Heuschnupfen wohl seinen Namen bekommen – eine Allergie gegen Gräserpollen führt zu den klassischen Heuschnupfen-Symptomen. Das Spektrum erstreckt sich von der laufenden Nase, Niesattacken über gerötete, tränende Augen, Juckreiz im Rachen- und Ohrenbereich bis zu Husten und allergischem Asthma.
Allergie auf Gräser: Welche Kreuzreaktionen gibt es?
Die meisten Allergien gegen Gräser werden durch Süßgräser verursacht. Etwa 90 Prozent der Gräserpollenallergiker sind gegen Allergene der Gruppe 1 sensibilisiert. Diese Gruppe-1-Allergene der verschiedenen Gräser-Arten haben große Ähnlichkeiten miteinander. Ist man also gegen eine Gräserart allergisch, so sind Allergien gegen weitere Gräserarten sehr wahrscheinlich. Auch mit tropischen Gräsern kann es Kreuzreaktionen geben.
Viele der Gräser, die in unseren Breiten für allergische Symptome sorgen gehören zu einer Untergruppe der Süßgräser, den Poideae. Sie sind eng verwandt, entsprechend besitzen die einzelnen Arten weitere Allergene, die sich sehr ähnlich sind und zu Kreuzreaktionen führen. Bekannte Vertreter dieser Untergruppe sind das Wiesenlieschgras (Phleum pratense), das Weidelgras (Lolium perenne), das Knäuelgras (Dactylis glomerata) und das Wiesenrispengras (Poa pratensis), sowie Roggen und Weizen.
Allergie auf Gräser: Gibt es Kreuzreaktionen auf Nahrungsmittel?
Kreuzreaktionen auf Nahrungsmittel kommen bei einer Gräser Allergie nur selten vor. Gräser beinhalten neben den für Gräser typischen Allergenen auch sogenannte Panallergene. Diese kommen in vielen Pflanzen unterschiedlicher Familien und auch in diversen pflanzlichen Nahrungsmitteln vor. Vor allem durch die Ähnlichkeiten dieser Panallergene (Profiline, Polcalcine) kann es zu Kreuzreaktionen auf Nahrungsmitteln kommen. Möglich sind Allergien auf ungebackenes Mehl, auf Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen, Linsen, Erdnüsse oder Soja. Auch Reaktionen auf Gemüse (Tomaten, Kartoffeln, Mangold, Spinat), auf Kiwi und Honigmelone sowie auf Currygewürz wurden beobachtet.
Allergie auf Gräserpollen |
Mögliche Kreuzreaktionen auf Nahrungsmittel |
ungebackenes Mehl |
Bohnen |
Erbsen |
Linsen |
Erdnüsse |
Soja |
Tomaten |
Kartoffeln |
Mangold |
Spinat |
Kiwi |
Honigmelone |
Currygewürz |
Quelle: Irene Brandenburg, www.mein-allergie-portal.com |
Allergie auf Gräser: So wird die Diagnose gestellt
Um Beschwerden auf eine Allergie gegen bestimmte Pollen zurückzuführen, sollte man zunächst beobachten, welche Pollen im entsprechenden Zeitraum fliegen. Hilfe dazu bieten die Polleninformationsdienste im Internet. Dort kann man verschiedenste Pollenflugdaten einsehen und kostenlose Pollentagebücher und Pollen-Apps herunterladen.
Ärzte führen in der Regel einen Pricktest durch. Sie tragen alle in Frage kommenden Pollenallergene auf die oberflächlich eingeritzte Haut auf und beobachten die Hautreaktionen.
Daneben kann die Bestimmung von IgE-Antikörpern im Blut Hinweise auf eine Allergie geben. Spezifische IgE-Antikörper gegen die Allergene des Wiesenlieschgrases Phl p 1 und Phl p 5 gelten als Marker einer Allergie auf Süßgräser.
Da die Untersuchungen häufig auch Allergene anzeigen, die im Alltag wenig Bedeutung haben, kann ein nasaler Provokationstest sinnvoll sein.
Allergie auf Gräser: Welche Therapie ist angezeigt?
Die Vermeidung des Allergens, eigentlich die wichtigste Behandlungsmaßnahme, ist bei einer Allergie auf Gräser besonders schwierig. Die Pollen kommen nahezu überall vor und fliegen über einen langen Zeitraum. Ausgeprägte Beschwerden kann man mit antiallergischen Medikamenten wie Antihistaminika oder Kortisonpräparate behandeln. Diese können in Form von Augentropfen, Nasensprays oder Tabletten zur Linderung der Beschwerden beitragen.
Die spezifische Immuntherapie hat das Ziel, die Ursache der Allergie zu behandeln. Man versucht, das Immunsystem ganz langsam an das Allergen zu gewöhnen. Dazu verabreicht man zunächst eine sehr geringe Menge einer Allergenlösung und steigert die Dosis dann nach und nach. Die Therapie dauert in der Regel mehrere Jahre. Während früher die Allergenlösung immer unter die Haut gespritzt wurde, gibt es inzwischen auch Tabletten, die man einfach unter die Zunge legt. Ist die Heuschnupfen-Therapie erfolgreich, so fällt die allergische Reaktion auf höhere Pollenkonzentrationen in der Luft schwächer aus oder bleibt im Idealfall vollständig aus.
Quellen:
Haftenberger M, Laußmann D, Ellert U, et al. Prävalenz von Sensibilisierungen gegen Inhalations- und Nahrungsmittelallergene. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2013;56(5):687-697. DOI:10.1007/s00103-012-1658-1
Niederberger V, Valenta R, Nandy A. Markerallergens and panallergens in tree an grass pollen allergy – Part 7 of the Series Molecular Allergology. Allergo J Int 2015;24:158–69. DOI: 10.1007/s40629-015-0055-3
Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst, www.pollenstiftung.de
Gräserpollen Allergie, MeinAllergiePortal, https://www.mein-allergie-portal.com/allergie-wiki/1043-graeserpollen-allergie.html
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: Irene Brandenburg, www.mein-allergie-portal.com
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