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Mastjahr – was bedeutet das für Pollenallergiker?

Mastjahr Pollenallergie Heuschnupfen
VWie groß ist die Bedeutung der Mastjahre für Pollenallergiker bzw. Heuschnupfen-Geplagte? Bildquelle: Canva sergiimostovyi, wildpixel

Mastjahr ist ein forstwirtschaftlicher Begriff und bedeutet ein Jahr mit einer maximalen Samenproduktion bei Baumarten, die eine unregelmäßige Fruchtbildung haben. Der Begriff Mastjahr ist etwas ungewöhnlich. Er stammt aus der Schweinemast. Eine gute Samenproduktion bestimmter Bäume, wie zum Beispiel von Eicheln, bedeutete reichlich Futter für die Schweine. Allerdings bedeutet das Mastjahr für Pollenallergiker auch eine erhöhte Allergenbelastung durch diese sehr intensive Pollenzeit. So erleiden Birkenpollen-Allergiker zusätzlich Kreuzreaktionen auf Pollen verwandter Bäume wie Hasel, Erle, Eiche, Hainbuche und Platane. Wie groß ist die Bedeutung der Mastjahre für Pollenallergiker bzw. Heuschnupfen-Geplagte?

Autor: Dr. med. Anna Eger

 

Mastjahr: Die wichtigsten Fakten!

In einem Mastjahr produzieren Baumarten mit unregelmäßiger Fruchtbildung extrem viele Samen

Es gibt für jede dieser Baumarten einen spezifischen Mastjahr-Zyklus

Der Abstand zwischen den Mastjahren scheint sich zu verkürzen, was mit dem Klimawandel zusammenzuhängen scheint

In Mastjahren werden besonders viele allergische Symptome beobachtet

Besonders von Mastjahren betroffen sind Birkenpollenallergiker

Dabei kann es auch vermehrt zu Kreuzreaktionen auf Nahrungsmittel kommen

 

Das Jahr 2022 war ein Mastjahr!

In einem Mastjahr produzieren Bäume in einem größeren geographischen Gebiet vermehrt Samen. Je nach Baumart treten Mastjahre in unregelmäßigen Abständen auf. Auch klimatische Gegebenheiten sind ein beeinflussender Faktor. Längere warme, trockene und windige Perioden begünstigen die Verbreitung der Pollen zusätzlich. Das allergene Potential variiert unter den einzelnen Baumpollen deutlich.

2022 war ein intensives Blühjahr von:

Diese Bäume waren also 2022 besonders produktiv mit der Samenbildung.

Wie häufig kommt es zu Mastjahren?

Mastjahre treten nicht streng regelmäßig auf. Jahre mit einer besonders starken Samenproduktion treten bei unseren Waldbäumen mit einer gewissen artspezifischen Periodizität auf. Das heißt, jede Baumart hat normalerweise einen spezifischen Zyklus:

 

Mastjahr-Zyklen der Baumarten
Baumart Abstand der Mastjahre
Eiche 6 bis 12 Jahre
Fichte, Tanne 5 bis 6 Jahre
Buche 3 bis 6 Jahre
Ulme, Ahorngewächse, Esche, Linde 4 bis 4 Jahre
Birke 2 Jahre
Quelle: Dr. med Anna Eger, www.mein-allergie-portal.com

 

In Jahren mit einem eher kühlen Frühsommer produzieren Buchen und andere Laubbäume weniger Blüten und Samen. Wenn der Frühsommer warm ist, blühen die Bäume mehr und bilden reichlich Samen.

Der Taktgeber des Mastjahres – die Nordatlantik-Oszillation

Wie kommt es zu diesem Zyklus der Mastjahre? Ein Grund für die klimatischen Muster in Europa ist die sogenannte Nordatlantik-Oszillation (NAO). Sie beschreibt Schwankungen der Druckverhältnisse zwischen dem Islandtief im Norden und dem Azorenhoch im Süden über dem Nordatlantik. Diese sind ausschlaggebend für das Wetter in Europa und bestimmen damit die Mastjahre der Bäume mit.

Warum häufen sich Mastjahre in den letzten Jahren?

Man kann beobachten, dass sich der Abstand zwischen den Mastjahren häufig immer mehr verkürzt. Die Fichte, die zum Beispiel im Jahr 2022 ein Mastjahr erlebte, hatte ihr letztes Mastjahr erst 2020. An den Ursachen dafür wird intensiv geforscht. Man vermutet einen Zusammenhang mit dem Klimawandel. Zum einen begünstigen zunehmende Spätfröste ein Mastjahr im Folgejahr. Denn wenn der Spätfrost die Blüten zerstört, setzt der Baum noch im selben Jahr viele neue Blütenknospen an und das nächste Jahr wird ein Mastjahr. Zum anderen führen warme trockene Sommer, wie wir sie erleben, zu höheren Blütenansätzen.

Bei welchen Baumarten treten Mastjahre auf?

Die meisten Bäume zeigen ein Mastverhalten. Innerhalb einer Art gibt es eine gewisse Synchronität, die regional bis überregional beobachtet werden kann. Fichten, Tannen, Buchen, Ulmen, Ahorn, Eschen, Kastanien und Linden haben Mastjahre in gewissen periodischen Abständen. Dagegen blühen Weide, Pappel, Birke und Erle fast jährlich.

Was bedeutet das Mastjahr für die Bäume?

Für die Bäume bedeutet ein Mastjahr vor allem, dass viele Nachkommen produziert werden. Denn obwohl samenfressende Tiere auch reichlicher Futter finden, bleiben immer noch genug Samen zum Auskeimen übrig. Für das Auskeimen wird allerdings auch um so mehr Energie benötigt, sodass die Bäume weniger gut wachsen als sonst. Außerdem sind sie unter Umständen anfälliger gegenüber schädlichen Einflüssen wie Schädlingen oder Trockenheit.

Treten Mastjahre nur bei Bäumen auf, oder auch bei Gräsern, Kräutern etc.?

Mastjahr als Begrifflichkeit gibt es nur bei Bäumen mit unregelmäßiger Fruchtbildung, auch als Fruktifikation bezeichnet. Das gilt also nicht für Gräser oder Kräuter. Die Zahl der Gräserpollen ändert sich über die Jahre kaum.

Wie wirken sich Mastjahre auf Pollenallergiker aus?

Aufgrund der hohen Allergenkonzentration steigt die Zahl Allergiegeplagter in den Mastjahren deutlich an.

Außerdem kann eine Zunahme der Schwere der Pollenallergie-Symptome beobachtet werden. Aufgrund der hohen sich in der Luft befindenden Pollenkonzentration kann es bei Pollenallergikern häufiger zu akuter Atemnot kommen.

Allerdings bereiten nur Pollen von Pflanzen Probleme, die durch Windbestäubung verbreitet werden. Dadurch kommt es nämlich zu den hohen Pollenkonzentrationen in der Luft. Einige Pollenarten, wie die von Koniferen, die zu den Kiefern zählen, bereiten Allergikern keine relevanten Probleme. Das gilt auch dann, wenn ein hoher Pollenbestand vorliegt. Sie sind von einer Wachsschicht ummantelt, sodass die allergieauslösenden Bestandteile hierdurch nicht hervortreten können.

 

Welche Pollenallergiker sind besonders vom Mastjahr betroffen?

Besonders betroffen sind Birkenpollenallergiker. Von den Patienten mit Allergie auf Birke weisen ca. 90 Prozent eine Sensibilisierung gegen das Majorallergen der Birke, Bet v 1, auf. Bet v 1 ist das bedeutendste Baumpollenhauptallergen.

In ca. 20 Prozent der Fälle liegt eine Sensibilisierung gegen Bet v 2 vor, ein Profilin, welches weit verbreitet ist.

Zwischen artverwandten Spezies können Kreuzallergien auftreten, unter den Buchenartigen (Fagales) zum Beispiel sind dies:

Zusätzlich können Kreuzallergien zu entfernteren Arten wie Obst und Gemüse vorliegen. Über Bet v 1-Homologe und Profiline, also Bet v 2-Homologe, entstehen sogenannte pollenassoziierte Nahrungsmittelallergien. Dadurch wird zum Beispiel das orale Allergiesyndrom verursacht.

Ein orales Allergiesyndrom kann beispielsweise ausgelöst werden beim Verzehr von:

  • Kirschen
  • Äpfeln
  • Bananen
  • Kiwis
  • Litschis
  • Nüsse
  • Paprika
  • Sellerie
  • Zucchini
  • Gewürze

Kommt es in Mastjahren häufiger zum oralen Allergiesyndrom?

Bei steigender Allergenbelastung kann es durchaus zu einer Zunahme der allergischen Symptomatik kommen, die auch das orale Allergie-Syndrom miteinschließt. An dieser Stelle sollte man sich vor Augen führen, dass Kreuzallergien entstehen, wenn die Proteinstruktur der Pollen oder anderer Allergieauslöser eine starke Ähnlichkeit zur Proteinstrukturbestimmter Nahrungsmittel hat. Dann spricht man von homolog. Das Immunsystem reagiert dann nicht nur auf das Aeroallergen, sondern auch auf das strukturähnliche Allergen in bestimmten Nahrungsmitteln. Das orale Allergiesyndrom ist also eine Folge der Pollenallergie. Der Anteil an Kreuzallergien unter Heuschnupfen-Patienten ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Vor ca. 20 bis 25 Jahren litten etwa 17 Prozent der Patienten mit Pollinosis auch an einer Nahrungsmittelallergie. Heute sind es deutlich mehr als die Hälfte! Etwa 60 Prozent der Baumpollenallergiker entwickeln zum Beispiel auch eine Allergie auf Stein- und Kernobst.

Was sollten Pollenallergiker in Mastjahren beachten? Gibt es Vorsichtsmaßnahmen?

Es ist wichtig zu wissen, dass bei Pollenallergikern bereits der erste Kontakt mit dem kreuzallergieauslösenden Nahrungsmittel ausreicht, um eine allergische Reaktion zu triggern. Die möglichen Symptome sind variabel. Sie reichen von einem oralen Allergie-Syndrom bis hin zu lebensbedrohlichen Reaktionen in Form eines anaphylaktischen Schocks. Es ist deshalb wichtig für die Betroffenen, auf bestimmte Maßnahmen zu achten.

Reduktion des Pollentransports ins Haus

Zuerst gilt es, die Menge des allergenen Materials zu reduzieren. Bei Pollen ist eine völlige Karenz meistens nicht zu erreichen. Allergiker können jedoch versuchen, die Pollen gar nicht erst ins Haus zu tragen.

Durch die folgenden Maßnahmen kann man den Pollengehalt in Innenräumen reduzieren:

  • Schuhe und Jacke vor dem Betreten ausziehen
  • Kleidung gegebenenfalls direkt wechseln
  • Duschen inclusive Haarewaschen
  • Gewaschene Kleider nicht draußen trocknen

Reduktion der Pollenbelastung an der Nasenschleimhaut

Um den Kontakt der Pollen mit der Nasenschleimhaut zu verringern, kann man ebenfalls verschiedene Maßnahmen durchführen. Dazu zählen:

  • Isotonische Kochsalzspülungen
  • Pollenschutzgitter
  • Staubsauger mit HEPA-Filter
  • Feuchtes Wischen von Oberflächen

Besonderheiten bei Nahrungsmittelkreuzallergien

Bei bekannten Nahrungsmittelkreuzallergien sollte man auf entsprechende Lebensmittel gegebenenfalls verzichten. Manchmal reicht es jedoch auch aus, die Verzehrmenge zu reduzieren. Trotz Kreuzallergie gegen Apfel kann es sein, dass bestimmte Apfelsorten vertragen werden. Außerdem können bestimmte Zubereitungsformen von Lebensmitteln wie Erhitzen, Kochen oder Einfrieren die Allergene zerstören. Dadurch können manche Lebensmittel auch für Allergiker verträglich gemacht werden.

Vermeiden sonstiger Triggerfaktoren in Mastjahren

Bestimmt Faktoren können sich negativ auf eine bestehende Allergie auswirken.

Gerade das Zusammenspiel mehrerer Summationsfaktoren kann eine allergische Reaktion triggern, dazu gehören:

  • Stress
  • Alkohol
  • Bestimmte Schmerzmittel wie NSAR
  • Körperliche Anstrengung wie Sport

Pollenallergiker sollten diese Stressoren also, wenn möglich, vermeiden, besonders in Zeiten hoher Pollenkonzentration wie in Mastjahren.

Welche therapeutischen Möglichkeiten gibt es für Pollenallergiker?

Gerade für Pollenallergiker ist es, besonders in Mastjahren, kaum möglich, den Kontakt zu den Allergenen zu vermeiden. Deshalb sind meist dennoch medikamentöse therapeutische Maßnahmen nötig, um die allergischen Beschwerden zu lindern.

Symptomatische medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie mit topischen oder systemischen Antihistaminika oder Glukokortikoiden reduziert zwar die allergischen Symptome, verhindert aber nicht das Fortschreiten der allergischen Erkrankung. Damit einher geht unter Umständen eine Polysensibilisierung und ein sogenannter Etagenwechsel bis hin zu einem allergischen Asthma.

Allergenspezifische Immuntherapie

Die allergenspezifische Immuntherapie ist die wichtigste und einzige kausale, das heißt ursachen-bekämpfende, Therapie für Pollenallergiker. Diese kann auf verschiedene Arten, zum Beispiel subkutan oder sublingual, erfolgen und dauert circa 3 Jahre. 

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

13. April 2023

Autor: A. Eger, mein-allergie-portal.com

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