Nahrungsmittel-Unverträglichkeit: Was ist das?
Viele Menschen denken heutzutage, dass sie unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit (NMU) oder auch Nahrungsmittelintoleranz leiden. Wie kommt es, dass man bestimmte Nahrungsmittel nicht verträgt? Hier erfahren Sie alles über Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie.
Autor: Dr. med. Anna Eger
Was ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit?
Wenn Menschen bestimmte Nahrungsmittel nicht vertragen, kann eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder auch Nahrungsmittelintoleranz die Ursache sein. Es gibt unterschiedliche Formen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Zum einen gibt es „allergisch bedingte Nahrungsmittelunverträglichkeiten“, oder auch „Nahrungsmittelallergien“. Zum anderen kann es zu „nicht allergisch bedingten Nahrungsmittelunverträglichkeiten“ kommen, zu denen die Nahrungsmittelintoleranzen gehören. Es ist sehr wichtig zwischen diesen beiden Begrifflichkeiten zu differenzieren, da Diagnose und Therapie sich deutlich unterscheiden.
Hier geht es um die nicht allergisch bedingten Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Nahrungsmittelunverträglichkeit – Nahrungsmittelintoleranz – Nahrungsmittelallergie: Was ist der Unterschied?
Unter Nahrungsmittelunverträglichkeit versteht man, die der Name schon sagt, dass bestimmte Nahrungsmittel nicht vertragen werden. Das kann immunologische oder nicht-immunologische Ursachen haben.
Zu den immunologischen NMU zählen:
- IgE-vermittelte NMU – Nahrungsmittelallergien
- Nicht IgE-vermittelte NMU – zum Beispiel Zöliakie
Die nicht-immunologische NMU bezeichnet man als Nahrungsmittelintoleranzen. Sie können vermittelt werden durch:
- Enzymdefekte – zum Beispiel Laktoseintoleranz
- Transporterdefekte – zum Beispiel Fruktosemalabsorbtion
- Pharmakologische Ursachen
- Unklare Proteinunverträglichkeiten/ Pseudoallergien
Von einer Nahrungsmittelallergie spricht man also immer nur dann, wenn eine immunologische Grundlage der Unverträglichkeit vorliegt. Immunologisch bedingt ist eine Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln dann, wenn man im Blut einen Antikörper findet, der gegen ein bestimmtes Allergen, zum Beispiel aus einem Nahrungsmittel, reagieren kann. Dann handelt es sich um eine klassische Allergie vom Soforttyp, typischerweise erkennbar durch einen IgE-Antikörper.
Welche Nahrungsmittelunverträglichkeiten bzw. Nahrungsmittelintoleranzen gibt es?
Zu den nicht-allergischen Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehören die:
- Laktoseunverträglichkeit oder Laktoseintoleranz
- Fruktosemalabsorption
- Sorbitunverträglichkeit - Sorbitintoleranz
- Xylitunverträglichkeit - Xylitintoleranz
- Histaminunverträglichkeit oder Histaminintoleranz
- ASS-Intoleranz oder Salicylat-Intoleranz
- Glutenunverträglichkeit – NCGS (non-celiac gluten sensitivity, Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität)
Laktose- und Fruktoseintoleranz
Bei der Laktoseintoleranz verträgt man die Laktose, den Milchzucker, nicht und bei der Fruktosemalabsorption ist die Fruktose, der Fruchtzucker, unverträglich. Bei beiden Erkrankungen handelt es sich um eine sogenannte Malabsorption. Eine Malabsorption ist eine Enzymschwäche, die zu einem Verdauungsproblem führt. Der Körper ist hier nicht in der Lage, bestimmte Zucker aufzuspalten. Diese nicht abgebauten Doppelzucker verursachen dann Symptome wie Durchfälle, Blähungen und Übelkeit. Eine Laktoseintoleranz hat aber nichts mit der durch Protein verursachten Kuhmilchallergie zu tun, bei der schon ganz geringe Mengen zu schweren allergischen Reaktionen führen können.
Sorbitintoleranz
Sorbitol ist ein Zuckeralkohol, der als Zusatzstoff in vielen Lebensmitteln, aber auch in Obst, ganz besonders Trockenobst, vorhanden ist. Es wird häufig als Zuckerersatzstoff, besonders für Diabetikerprodukte, aber auch in zahlreichen anderen Lebensmitteln als Feuchthaltemittel eingesetzt. Bei der Sorbitunverträglichkeit – Sorbitintoleranz kann Sorbit im Dünndarm nicht ordentlich resorbiert, also aufgenommen, werden. Dies kann auch im Rahmen verschiedener Darmerkrankungen geschehen.
Xylitintoleranz
Auch Xylit, auch als Birkenzucker bekannt, ist ebenfalls ein Zuckeralkohol. Den genauen Mechanismus, wie Xylit aus dem Darm in die Blutbahn gelangt, weiß man nicht. Die Xylitunverträglichkeit – Xylitintoleranz ist deutlich seltener als die Sorbitintoleranz.
Histaminintoleranz
Bei der Histamintoleranz ist ein Ungleichgewicht zwischen Histamin und seinem abbauenden Enzym, der Diaminoxidase (DAO) der Grund für die Unverträglichkeitsreaktion. Dieses Ungleichgewicht entsteht entweder durch eine verminderte Aktivität dieses Enzyms oder durch zu einem zu hohen Anfall an Histamin, vor allem über Nahrungsmittel.
Salicylatintoleranz
Bei der ASS-Intoleranz oder Salicylat-Intoleranz kommt es durch die Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase Typ I (COX I) infolge mehrerer daraus resultierender Effekte zu einem Überangebot an entzündungsfördernden Leukotrienen, die an Rezeptoren von Mastzellen und anderen Immunzellen andocken und eine allergie-artige Reaktion in Gang setzen.
Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizen-Sensitivität (NCGS)
Die sogenannte Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität (NCGS) oder Glutenunverträglichkeit ist ein bisher noch etwas unscharf definiertes Krankheitsbild, das der Zöliakie sehr ähnelt. Die genauen Ursachenmechanismen kennt man noch nicht. Was man jedoch weiß, ist, dass es weder eine autoimmune noch eine allergische Erkrankung ist.
Gibt es auch eine Zuckerunverträglichkeit?
Der Begriff „Zuckerunverträglichkeit“ ist ein umgangssprachlicher Begriff und drückt keine spezifische Diagnose aus. Das liegt daran, dass „Zucker“ kein einheitlicher Stoff ist, sondern, dass sich verschiedene chemische Verbindungen dahinter verbergen.
Man spricht von verschiedenen Unverträglichkeiten, wenn es um die Intoleranz gegenüber Zucker geht, beispielsweise:
- Saccharoseintoleranz (Haushaltszucker)
- Laktoseintoleranz (Milchzucker)
- Sorbitintoleranz
- Fruktoseintoleranz (intestinale oder hereditäre Form)
- Galactoseintoleranz
Die Fruktose- und Laktoseintoleranz sind die häufigsten Vertreter der Zucker- oder Kohlenhydratintoleranz. Eine Person kann auch unter mehreren dieser Unverträglichkeiten gleichzeitig leiden.
Was sind die häufigsten Lebensmittelunverträglichkeiten?
Die häufigste Lebensmittelunverträglichkeit in Deutschland ist die Laktoseintoleranz, von der etwa 15 Prozent der Bevölkerung betroffen ist. Die genaue Häufigkeit ist jedoch nicht ganz einfach zu beurteilen. In China besteht fast in der gesamten Bevölkerung eine Laktoseintoleranz. Auch die Fruktose- und die Sorbitmalabsorption spielen in ihrer Häufigkeit eine große Rolle. Die Häufigkeitsangaben schwanken für die Fruktosemalabsorption zwischen 10 und 20 Prozent bei Erwachsenen. Für die Sorbitintoleranz wird die Krankheitshäufigkeit mit 8 bis 12 Prozent angegeben. Andere relevante Kohlenhydratunverträglichkeiten sind die Saccharose- und die Galaktoseintoleranz. Von einer Histaminintoleranz sind immerhin 1 bis 3 Prozent der Bevölkerung betroffen. Des weiteren zählt die Salicylatintoleranz mit einer Prävalenz von 2,5 Prozent zu den etwas häufigeren Unverträglichkeiten. Die Unverträglichkeit von Glutamat kommt ähnlich häufig vor. Sie ist auch als China-Restaurant-Syndrom beschrieben und wird mit einer ähnlichen Häufigkeit von 1 bis 3 Prozent angegeben.
Kann man plötzlich eine Nahrungsmittelunverträglichkeit bekommen?
Wann sich eine Nahrungsmittelunverträglichkeit manifestiert, kann man nicht vorhersagen. Sie kann sich schleichend entwickeln, es ist aber auch möglich, dass bereits beim ersten Kontakt mit dem auslösenden Stoff Beschwerden auftreten. Eine Intoleranz kann sich auch scheinbar plötzlich entwickeln, nachdem man zuvor keinerlei Symptome beim Verzehr dieser Nahrungsmittel bemerkt hat.
Kann man multiple Nahrungsmittelunverträglichkeiten haben, also mehrere gleichzeitig?
Einige Menschen leiden nicht nur unter einer Intoleranz gegenüber einem Nahrungsmittelbestandteil, sondern gleich gegen mehrere. Multiple Unverträglichkeiten sind keine Seltenheit. Dabei ist die Identifikation der auslösenden Substanzen nicht leicht, da der Körper häufig erst verzögert reagiert. Für die Betroffenen ist es in dieser Situation natürlich schwierig, einen Speiseplan zusammenzustellen, mit dem sie beschwerdefrei leben können.
Nahrungsmittelunverträglichkeit – Nahrungsmittelintoleranz: Was ist die Ursache?
Die Gründe dafür, dass immer mehr Menschen unter nicht allergisch bedingten Bauchbeschwerden bzw. unter Nahrungsmittelintoleranzen leiden, stehen noch nicht eindeutig fest. Allerdings könnte der vermehrte Einsatz bestimmter Substanzen in der Lebensmittelproduktion eine der Ursachen für bestimmte Nahrungsmittelunverträglichkeiten sein.
Welche Rolle spielen Fertigprodukte bei Lebensmittelunverträglichkeiten?
Bei der Lebensmittelproduktion wird zum Beispiel oft Laktose zugesetzt, da sie eine cremige Konsistenz herbeiführt und bei Tiefkühlkost eine Texturveränderung bewirkt. Auch Fruktose, Sorbit und Xylit kommen in Fertigprodukten häufig zum Einsatz, weil diese Substanzen billiger sind als Zucker, gute Feuchthaltemittel sind, besser süßen etc.. Ernährt man sich überwiegend von industriell gefertigten Lebensmitteln, können gewaltige Mengen an Laktose, Fruktose, Sorbit und Xylit zusammenkommen und zu Unverträglichkeits-Symptomen führen. Es könnte also an diesen Zutaten liegen, wenn es bei vielen Menschen zu Laktoseintoleranz, Fruktosemalabsorption, Sorbitintoleranz und Xylitintoleranz kommt.
Hat die Psyche Auswirkungen auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit?
Es gibt nachweislich einen Zusammenhang zwischen der psychischen Verfassung eines Menschen und dem Magen-Darm-Trakt. Das wird beispielsweise beim Reizdarmsyndrom sehr deutlich: Stehen die Betroffenen unter starkem Stress, dann verschlechtern sich die Beschwerden. Es kann daher passieren, dass Beschwerden im Magen-Darm-Trakt von Menschen, bei denen ein Allergietest negativ ausfällt, von Medizinern als stressbedingt oder im Rahmen emotionaler Belastungen eingeordnet werden. Damit kann es vorkommen, dass eine Nahrungsmittelintoleranz unerkannt bleibt. Die unerklärlichen chronischen Beschwerden können wiederum negative Auswirkungen auf die Psyche haben. Allerdings sollte bei nahrungsabhängigen Beschwerden auch eine psychische Ursache, wie beispielsweise eine Essstörung, ausgeschlossen werden.
Ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vererbbar?
Die Ursachen für Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind verschieden und die meisten werden im Laufe des Lebens erworben: Die Störung der Enzyme, die an der Spaltung oder Aufnahme der Nahrungsmittelbestandteile beteiligt sind, können zum Beispiel durch Krankheiten entstehen oder durch Ernährungsgewohnheiten erworben werden.
Dass eine gewisse genetische Komponente eine Rolle spielt, zeigt die Tatsache, dass zum Beispiel die Mehrheit der Asiaten eine Laktoseintoleranz aufweisen, sodass in diesen Ländern so gut wie keine Milch oder Milchprodukte auf dem Speiseplan stehen.
Aber es gibt auch schwere angeborene Enzym-Defekte, die genetisch bedingt sind. Ein Beispiel hierfür ist die seltene hereditäre Fruktoseintoleranz, die in einem sogenannten autosomal-rezessiven Erbgang vererbt wird. Auch ein Laktasemangel kann in sehr seltenen Fällen erblich bedingt sein und bereits beim Stillen zu Symptomen beim Baby führen.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Wie sehen die Symptome aus?
Die Anzeichen der Nahrungsmittelunverträglichkeiten ähneln sich untereinander sehr. Auch können die Symptome bei Nahrungsmittelintoleranzen den Allergiesymptomen auf Nahrungsmittel sehr stark ähneln. Das ist einer der Gründe dafür, dass diese beiden völlig unterschiedlichen Erkrankungen in der öffentlichen Wahrnehmung häufig „in einen Topf geworfen“ werden. Neben den nachfolgend genannten Symptomen, die man mit einer Nahrungsmittelintoleranz in Verbindung bringt, können betroffene Menschen auch mit einer leichten Mattigkeit bis hin zu einer schweren Müdigkeit nach dem Essen reagieren.
Symptome bei Laktoseunverträglichkeit, Fruktosemalabsorption, Sorbitunverträglichkeit, Xylitintoleranz und Glutenunverträglichkeit
Bei Laktoseunverträglichkeit, Fruktosemalabsorption, Sorbitunverträglichkeit, Xylitintoleranz und Glutenunverträglichkeit können sich Symptome wie folgt zeigen:
- Blähungen
- Völlegefühl
- Darmgeräusche - Bauchgeräusche
- Magenschmerzen
- Bauchkrämpfe
- Durchfall
- Verstopfung
- Übelkeit
- Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Allgemeines Unwohlsein
Symptome bei Histaminintoleranz
Folgende Symptome können auf eine Histaminintoleranz hindeuten:
- Bauchschmerzen und –krämpfe
- Durchfall
- Völlegefühl
- Blähungen, aufgeblähter Bauch (Meteorismus)
- Kopfschmerzen
- Plötzliche Rötung des Gesichts - Flush
- Hautausschlag wie Quaddeln (Urtikaria, Nesselsucht) und Schwellungen (Angioödeme)
- Juckreiz
- Laufende oder verstopfte Nase
- Asthma
- Regelschmerzen
- Kreislaufbeschwerden
An den Symptomen allein lässt sich eine Histaminintoleranz aber nicht erkennen, denn die Histaminintoleranz ist eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, sie wird gestellt, wenn zuvor Allergien und andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten ausgeschlossen wurden.
ASS-Intoleranz-Syndrom: Wie sehen die Symptome aus?
Folgende Symptome können die Folge einer ASS-Intoleranz sein:
- Rhinitis
- Niesreiz
- Angioödem (Schwellung von Haut oder Schleimhaut)
- Atemnot (Asthma)
- Blähungen
- Durchfall
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Völlegefühl
- Vermindertes Riechvermögen
- Polypen von Nase und/oder Nasennebenhöhlen (Polyposis nasi)
Sonderfall Hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI): Wie sehen die Symptome aus?
Neben der Fruktosemalabsorption gibt es eine erblich bedingte Unverträglichkeit von Fruktose, die hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI). Die Hereditäre Fruktoseintoleranz ist eine schwere Erkrankung, bei der überhaupt keine Fruktose vertragen wird. Ursache ist ein Mangel des Enzyms Fruktose-1-Phosphat-Aldolase. Durch diesen Mangel sammelt sich Fructose-1-Phosphat im Körper an, wodurch die Bildung beziehungsweise die Bereitstellung von Glucose aus Glykogen gehemmt wird. In der Folge kommt es zu Zeichen der Unterzuckerung. Die Symptome treten bei Säuglingen erst auf, wenn die Nahrung von Muttermilch auf Pre-Nahrung oder Beikost umgestellt wird.
Hinweisend, aber nicht beweisend, für die Hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI) sind Symptome wie:
- häufige Hypoglykämien (Unterzuckerungen) bis hin zu Krampfanfällen
- Blässe
- Schwitzen
- Lethargie
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Gedeihstörung
- Lebervergrößerung
- Gelbsucht
Kann eine Nahrungsmittelunverträglichkeit zu einem Vitaminmangel führen?
Menschen, die unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leiden, müssen zwangsläufig ihren Speiseplan anpassen. Wenn man nicht aufpasst und sich zu einseitig ernährt, kann es da schonmal zu Engpässen in der Vitaminversorgung des Körpers kommen. Besonders, wenn Obst und Gemüse gemieden werden, kann zum Beispiel ein Mangel an Vitamin C, Vitamin A und Folsäure entstehen. Für die Nahrungsmittelintoleranzen wie Laktose- oder Fruktoseintoleranz sind die Beschwerden abhängig von der Laktose-Dosis bzw. der Fruktose-Dosis. Wenn es also möglich ist, mäßige Mengen einer guten abwechslungsreichen Lebensmittelauswahl über den Tag verteilt einzunehmen, dann sollte dadurch kein Vitaminmangel entstehen.
Kann eine Nahrungsmittelunverträglichkeit zu einer Gewichtsabnahme führen?
Durch die Einschränkung des Speiseplans bei Nahrungsmittelintoleranz ist ein Gewichtsverlust der betroffenen Patienten erklärlich. Die Abnahme des Gewichts ist dann eine Folge des Energiedefizits und eventuell auch des Nährstoffdefizits.
Kann eine Nahrungsmittelunverträglichkeit auch zur Gewichtszunahme führen?
Prinzipiell ist auch das Problem der Gewichtszunahme bei Nahrungsmittelintoleranzen durch ein Ungleichgewicht von Energiezufuhr und Energieverbrauch zu erklären. Übergewicht kann durch Nahrungsmittelintoleranzen tatsächlich begünstigt werden. Beim Vorliegen einer Kohlenhydratunverträglichkeit kann es nämlich zu milden Unterzuckerungen kommen, sodass Hungergefühle entstehen. Durch ständige Blähungen kann es außerdem dazu kommen, dass manche Betroffene essen, weil sie nicht richtig differenzieren, ob sie Hunger haben oder satt sind. Außerdem können manche Ersatzprodukte durch ihre Zusammensetzung einen nachteiligen Effekt auf die Gewichtsentwicklung haben.
Nahrungsmittelunverträglichkeit bei Babys und Kindern: Ist das möglich?
Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit kann sich auch im Säuglings- und Kleinkindalter schon manifestieren. Die Häufigkeit schwankt je nach Alter. Jedoch muss zwischen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit, wie der Laktoseintoleranz oder der Fruktoseintoleranz, und einer echten Nahrungsmittelallergie wie Hühnereiweiß- oder Kuhmilchallergie unterschieden werden. Eine Laktoseintoleranz macht häufig im Schulalter die ersten Symptome. Eine Histaminintoleranz ist bei Kindern deutlich seltener als bei Erwachsenen.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Wie wird die Diagnose gestellt?
Für die Diagnostik der Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist eine ganz exakte Anamnese essentiell. Hierbei ist auch ein Ernährungstagebuch sehr hilfreich. Darauf baut die weitere diagnostische Vorgehensweise auf.
Die Diagnoseverfahren von Nahrungsmittelunverträglichkeiten unterscheiden sich, je nachdem, welche Intoleranz vermutet wird. Das Prinzip der Testung auf Kohlenhydratintoleranzen ist für alle Formen gleich. Mithilfe eines Atem-Tests wird die Menge von Wasserstoff in der Ausatemluft nachgewiesen, welche durch die Intoleranz ansteigt.
Test auf Laktoseintoleranz
Laktase ist notwendig, um den Milchzucker im Darm in seine Einzelbestandteile Glukose und Galaktose aufzuspalten. Wenn durch einen Mangel des Enzyms der Milchzucker nicht abgebaut wird, gelangt er in größeren Mengen in den Darm und wird dort von Darmbakterien verstoffwechselt. Die Bakterien im Darm vergären Laktose zu großen Mengen der Gase CO2 und H2 und zu organischen Fettsäuren. Der Wasserstoff (H2) wird zu 10 bis 20 Prozent resorbiert und über die Lunge abgeatmet.
Bei der Diagnose einer Laktoseintoleranz wird deshalb der sogenannte H2-Atemtest eingesetzt. Der Patient muss 50 g Laktose in Wasser gelöst zu sich nehmen und danach wird der Anstieg der H2-Konzentration in der Ausatemluft gemessen. Ein Anstieg über 20ppm – ppm steht für „parts per Million“ - wird als pathologisch angesehen. Das heißt es liegt ein positives Testergebnis vor.
Test auf Fruktosemalabsorption
Bei der Diagnose einer Fruktosemalabsorption ist ein spezifischer Transporter im Darm überlastet, sodass Fruktose nicht im Dünndarm resorbiert wird, sondern im Dickdarm durch Darmbakterien zu kurzkettigen Fettsäuren, Methan, Kohlendioxid und Wasserstoff verstoffwechselt wird. Wie bei der Laktoseintoleranz kann die Fruktoseintoleranz durch einen H2-Atemtest festgestellt werden.
Test auf Sorbitintoleranz
Auch die Diagnose einer Sorbitintoleranz kann mit dem H2-Atemtest gestellt werden. Dabei werden 5g Sorbit in 100ml Wasser oder ungesüßtem Tee gelöst. In den nachfolgenden drei Stunden wird die H2-Konzentration in 20-minütigen Intervallen gemessen. Steigt der Wert über 20ppm, dann gilt der Test als positiv.
Test auf Xylitintoleranz
Wie genau Xylit im Dünndarm resorbiert wird, weiß man nicht genau. Die Folgen einer Xylitintoleranz bestehen wie bei den anderen Kohlenhydratmalassimilationen in einem vermehrten Anfall von Wasserstoff im Dickdarm durch Vergärungsprozesse des fälschlicherweise dort ankommenden Xylits. Daher funktioniert der Test auf Xylitintoleranz auch durch den H2-Atemtest.
Hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI): Wie wird die Diagnose gestellt?
Um eine hereditäre Fruktoseintoleranz sicher nachzuweisen, erfolgt eine humangenetische Untersuchung des Blutes. Des Weiteren kann man im Blut und auch im Urin noch andere Veränderungen feststellen:
Bei der Diagnose der hereditären Fruktoseintoleranz gelten eine Erhöhung der Transaminasen und die Erniedrigung des Quickwertes als laborchemische Marker. Dabei gilt die Erhöhung der Transaminasen als Hinweis auf eine Leberschädigung. Bei fortschreitender Fruktosezufuhr entwickelt sich bei der hereditären Fruktoseintoleranz eine Leberinsuffizienz mit Hepatomegalie, einer abnormen Vergrößerung der Leber. Dies kann mit Ikterus, einer Gelbsucht, einhergehen. Auch ein akutes Leberversagen mit Koma ist möglich. Neben der Leberfunktionsstörung mit Gerinnungsstörung und Störung der Syntheseleistungen kann es zu einer Nierenfunktionsstörung kommen. So kann sich bei der hereditären Fruktoseintoleranz eine Proteinurie zeigen, eine übermäßige Ausscheidung von Protein über den Urin, als Hinweis auf eine fortschreitende Nierenerkrankung.
Test auf Histaminintoleranz
Bei der Histaminintoleranz gibt es im Moment noch keine sichere Diagnosemethode. Es handelt sich vielmehr um eine Ausschlussdiagnose. Die Bestimmung der Diaminoxidase (DAO) hat sich als unzuverlässig erwiesen. In manchen Kliniken werden Provokationstests auf Histamin durchgeführt. Dabei wird dem Patienten eine hohe Histamindosis in Form einer Trinklösung verabreicht. Der Patient erhält mehrere Trinkportionen, ohne, dass er weiß, in welcher Histamin enthalten ist. Wenn der Betroffene innerhalb von ein bis zwei Stunden mit plötzlich auftretender Flush-Symptomatik oder Durchfällen reagiert, dann ist eine Histaminintoleranz sehr wahrscheinlich.
Test auf Glutenunverträglichkeit/ NCGS
Bestehen bei einem Patienten Unverträglichkeits-Symptome nach dem Verzehr weizenhaltiger Produkte, so sollte zunächst eine Zöliakie und eine Weizenallergie ausgeschlossen werden. Wenn keins von beiden diagnostisch gesichert werden kann, so wird eine sogenannte Eliminationsdiät durchgeführt, bei der gluten- oder weizenhaltige Produkte streng gemieden werden. Bemerkt der Patient darunter einen deutlichen Rückgang der Beschwerden, dann liegt die Vermutung einer NCGS nahe. Wenn sich die Symptome nach erneuter Gluten- oder Weizenexposition wieder einstellen, dann kann theoretisch die Diagnose NCGS gestellt werden. Allerdings konnten in Studien sowohl Placebo- als auch Noceboeffekte nachgewiesen werden, die dazu führten, dass lediglich bei 14 Prozent der Patientengruppe die Ergebnisse reproduzierbar waren. Zur Diagnosesicherung müsste man also doppelblinde placebokontrollierte Verfahrensweisen anwenden.
Test auf ASS-Intoleranz oder Salicylate-Intoleranz
Die ASS- oder Salicylat-Intoleranz zählt innerhalb der Gruppe der nicht-immunologischen Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu den sogenannten Pseudoallergien. Bei Pseudoallergien beschränkt sich die Diagnostik im Wesentlichen auf die Anamnese und eine pseudoallergenarme Diät mit anschließender Provokation und Kostaufbau. Zuverlässige Labor- oder Hauttests stehen für die Diagnostik der Pseudoallergien leider nicht zur Verfügung. Für die Salicylat-Intoleranz gibt es eine Provokationstestung, die entweder nasal, bronchial oder oral erfolgen kann.
IgG-Tests bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Was sagen sie aus?
Im Internet gibt es Angebote für IgG-Tests, die Patienten selbstständig zu Hause durchführen können. Sie erhoffen sich dadurch, zu erfahren, welche Nahrungsmittel sie nicht vertragen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass ein IgG-Test kein Nahrungsmittelallergie-Test oder Nahrungsmittelintoleranzen-Test ist. Dieser Bluttest hat keinerlei Aussagekraft im Hinblick auf Allergien oder Intoleranzen. Mithilfe von IgG-Tests kann man lediglich feststellen, welche Nahrungsmittel schon einmal verzehrt wurden.
Was ist eine diagnostische Eliminationsdiät bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten?
Als diagnostische Eliminationsdiät bezeichnet man ein Verfahren, welches zur Diagnostik von Nahrungsmittelintoleranzen eingesetzt wird. Dies nachdem allergologische Tests keine hinreichende Diagnose erbracht haben. Dabei werden in der ersten Phase alle potentiell unverträglichen Lebensmittelbestandteile weggelassen. Nach einigen Tagen beginnt man mit der zweiten Phase, in der jeden Tag ein potentiell unverträgliches Nahrungsmittel dem Speiseplan am frühen Morgen zugesetzt wird. Während der Diät soll der Patient ein Tagebuch führen. Gibt es eine Reaktion in Form der zuvor bestehenden Beschwerden, kann man nun rückschließen, welches Lebensmittel dafür verantwortlich ist.
Therapie bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Da die Mechanismen, die zu einer Nahrungsmittelunverträglichkeit führen, sehr unterschiedlich sind, fällt auch die Therapie sehr unterschiedlich aus. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass die Therapie zunächst in einer Reduktion des jeweils unverträglichen Stoffes, zum Beispiel Laktose, Fruktose und Histamin besteht. Im Unterschied zu den Nahrungsmittelallergien ist es für die Betroffenen bei den Nahrungsmittelunverträglichkeiten meist möglich, die unverträglichen Nahrungsmittel in geringem Maße zu verzehren. Hierbei kommt es allerdings auf die individuell verträgliche Menge an, die für jeden Patienten speziell ermittelt werden muss.
Was ist eine Eliminationsdiät als Therapie von Nahrungsmittelunverträglichkeiten?
Nicht nur zur Diagnostik, sondern auch für die Therapie von Nahrungsmittelintoleranzen kann eine spezielle Diät eingesetzt werden, in welcher der unverträgliche Lebensmittelbestandteil gemieden bzw. weitgehend reduziert wird. Diese sollte für jeden Patienten individuell mithilfe eines Ernährungsberaters erstellt werden. Da eine sehr strenge Eliminationsdiät unter Umständen langfristige Probleme mit sich bringen kann, sollte sie nicht zeitlich unbegrenzt durchgeführt werden. Es ist sinnvoll, nach einer Karenzphase in Bezug auf das entsprechende Nahrungsmittel, die Verzehrmenge dieses Lebensmittels gezielt und kontrolliert zu steigern und eine individuelle Toleranzgrenze zu ermitteln.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Kann man sie vermeiden?
Wie man die Entstehung von Nahrungsmittelallergien vermeiden könnte, ist noch nicht zur Gänze erforscht. Eine Ursache für die Entstehung von Unverträglichkeiten von Lebensmitteln könnte eine erhöhte Zufuhr bestimmter Stoffe sein. So werden zum Beispiel Laktose oder Fruktose in zahlreichen industriell hergestellten Fertigprodukten verwendet. Es ist deshalb leicht, unbewusst zu viel Fruktose, Laktose, Sorbit oder Xylit zu essen. Auch eine extrem proteinreiche oder fettreiche Ernährung kann zur Entwicklung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten beitragen. Deshalb ist es ratsam, auf eine weitgehende Ausgewogenheit der Ernährung zu achten, um eine Unverträglichkeit gar nicht erst entstehen zu lassen.
Nahrungsmittelintoleranzen: Erkrankung oder „einfach zu viel“?
Prinzipiell stellt sich immer die Frage, ob es sich um eine Malabsorption oder einfach nur um einen gewissen Überhang handelt. Manche Menschen vertragen hohe Fruktosemengen, andere nicht, das liegt in der Natur der Dinge. Aber: Die Fruktoseresorption ist bei jedem Menschen begrenzt. Wenn dann relativ große Mengen an Zucker und Obst konsumiert werden, kann die Fruktosezufuhr zu hoch für die individuelle Kapazität sein. Das gilt zum Beispiel auch für Kinder, die sehr viel Fruchtsäfte, Fruchtsaftschorlen oder Smoothies trinken. Reduziert man dann die Fruktosezufuhr, werden auch die Bauchschmerzen und andere Symptome nachlassen. Die Frage ist: Handelt es sich dabei nun um eine Resorptionsstörung oder ist das einfach ein falsches Essverhalten?
Lässt sich eine Lebensmittelintoleranz heilen?
Eine echte Nahrungsmittelintoleranz ist nicht heilbar. Aber es ist möglich, im Alltag gut damit zurecht zu kommen. Wenn es gelingt, die unverträglichen Substanzen weitgehend zu meiden, dann kann ein beschwerdefreies Leben im Hinblick auf die Unverträglichkeit möglich sein. Beispielsweise können Betroffene einer Laktoseintoleranz auf laktosefreie Milch und Milchprodukte zurückgreifen. Das gilt aber nur für die erworbenen Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Angeborene Enzymmangel erfordern eine strikte lebenslange Diät, um schwere Folgeschäden zu vermeiden.
Gibt es homöopatische oder pflanzliche Mittel bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit?
Viele von einer Nahrungsmittelintoleranz betroffene Menschen suchen zunehmend Rat und Abhilfe bei Heilpraktikern und in der Naturheilkunde. Von ihnen werden verschiedene Erklärungsmodelle erläutert und daraus entsprechende Therapiestrategien abgeleitet. Aus der Phytotherapie werden beispielsweise Quecke oder Angelikawurzel angewendet. Verschiedene homöopathische Medikamente kommen zum Einsatz, aber auch andere alternative Heilverfahren wie Akupunktur. Diese Therapieansätze sind jedoch von Schulmedizinern mit Skepsis betrachtet, weil keine strukturierten und aussagekräftigen Studien zur Wirksamkeit vorliegen.
Kann eine Lebensmittelintoleranz von selbst verschwinden?
Bei echten Nahrungsmittelallergien im Kindesalter kann es vorkommen, dass die betroffenen Kinder im Laufe ihres Lebens eine Toleranz auf das Allergen entwickeln und die allergieauslösende Substanz wieder vertragen.
Bei den Lebensmittelintoleranzen muss differenziert werden zwischen einer primären oder einer sekundären Intoleranz. „Sekundär“ bedeutet, dass eine andere Grunderkrankung die Nahrungsmittelunverträglichkeit verursacht. In diesem Fall kann die Intoleranz wieder verschwinden, wenn die Grundkrankheit behandelt ist.
Bei welchem Arzt kann man eine Nahrungsmittelunverträglichkeit testen lassen?
Sollte jemand die Vermutung haben, an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit zu leiden, dann ist zunächst der Gang zum Hausarzt empfehlenswert. Dieser wird dann die notwendige zuständige Anlaufstelle für den Betroffenen festlegen. Eine weitere Diagnostik im Hinblick auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten wird in aller Regel ein spezialisierter Internist oder Gastroenterologe durchführen. Um eine Nahrungsmittelallergie auszuschließen, sind diverse Allergie-Tests nötig, die zum Beispiel von einem Hautarzt, aber auch von HNO- oder Lungenfachärzten durchgeführt werden. Es gibt auch die Fachrichtung der Ernährungsmediziner, die ebenfalls Diagnostik und Therapie von Nahrungsmittelunverträglichkeiten durchführen und begleiten.
Quellen:
www.amboss.com/de/wissen/Angeborene_Störungen_des_Kohlenhydratstoffwechsels
www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0041-111213.pdf
www.akdae.de/arzneimitteltherapie/arzneiverordnung-in-der-praxis/ausgaben-archiv/ausgaben-ab-2015/ausgabe/artikel/2018/2018-02/die-nicht-zoliakie-glutensensitivitat-ncgs
www.aerzteblatt.de/archiv/64730/Differenzialdiagnose-von-Nahrungsmittelunvertraeglichkeiten
www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/061005_S1_Diagnostisches_Vorgehen_bei_Verdacht_auf_eine_pseudoallergische_Reaktion_durch_Nahrungsmittelinhaltsstoffe_04-2008_12-2011.pdf
www.altmeyers.org/de/allergologie/nahrungsmittelunvertraglichkeit-2683
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: S. Jossè, www.mein-allergie-portal.com
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