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Allergie auf Buchenpollen: Echte Allergie oder Kreuzallergie?

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Dr. Maud-Bettina Hilka über Allergie auf Buchenpollen: Echte Allergie oder Kreuzreaktion?

Von einer Allergie auf Buchenpollen hört man nicht so oft. Dennoch gibt es Buchenpollen-Allergiker! Ist das eine echte Allergie? Tritt die Buchenpollenallergie allein oder gemeinsam mit anderen Allergien auf? Oder ist es eine Kreuzallergie? Was muss bei der Diagnose beachtet werden? Mit Dr.med. Maud-Bettina Hilka, Hals-Nasen-Ohren-Ärztin in der HNO-Gemeinschaftspraxis Wiesbaden sprach MeinAllergiePortal.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Dr. Maud-Bettina Hilka

Frau Dr. Hilka, ist die Allergie auf Buche eine echte Allergie?

Eine isolierte Allergie auf Buchenpollen, also eine echte Allergie, kommt zwar vor, sie ist jedoch tatsächlich eine nicht so häufige Erkrankung. Häufiger ist hingegen eine Kreuzallergie von Birkenpollen-Allergikern auf das Allergen der Buche. Man spricht dann von einer Kreuzreaktion.

Vielen ist dies nicht bewusst und so wundern sich Birkenpollen-Allergiker manchmal, dass sie immer noch Beschwerden haben, obwohl die Birken bereits abgeblüht sind. Tatsächlich reagieren sie dann auf die Pollen der Buche.

Welche Buchenarten sind für Pollenallergiker relevant und wo kommen sie vor?

In der Regel reagieren Buchenpollen-Allergiker auf die Hainbuche mit den typischen Heuschnupfen Symptomen, da die Hainbuche ein Birkengewächs ist.

Generell bevorzugen alle Buchenarten lehmhaltige Böden. Häufig findet man sie am Waldesrand, an der Grenze zu Grasflächen.  

Bedeutet das, dass die Hainbuche „allergener“ ist als andere Buchenarten?

Ausschlaggebend für das Ausmaß der Allergenität von Pollen ist deren Molekülgröße. Es gibt Pollen mit großer, mittlerer und kleiner Molekülgröße, wobei die mittlere Größe am ehesten allergische Reaktionen auslöst. Die Hainbuchenpollen entsprechen dieser mittleren Größe, die der Rotbuche nicht.

Durch die Kreuzallergie auf die Buchenpollen kann ein Birkenpollenallergiker auch auf Buchenpollen mit Allergiesymptomen reagieren, obwohl er kein Buchenpollen-Allergiker ist. Umgekehrt reagiert ein Allergiker mit einer isolierten Buchenpollenallergie jedoch nicht auf Birkenpollen.

allergie auf buchenpolle kreuzallergie meinallergieportalDurch die Kreuzallergie auf die Buchenpollen kann ein Birkenpollenallergiker auch auf Buchenpollen mit Allergiesymptomen reagieren, obwohl er kein Buchenpollen-Allergiker ist. Bildquelle: Pixabay karsten_madsen

Kann es bei der Buchenpollenallergie auch zu Kreuzreaktivitäten auf Nahrungsmittel kommen?

Besteht auf Buche eine Allergie können die Betroffenen auf die gleichen Nahrungsmittel allergisch reagieren wie die Birkenpollenallergiker. Konkret heißt das, auf alle Nahrungsmittel, die dem Major-Allergen der Birke Bet v 1 in ihrer Struktur ähneln. Es handelt sich also um eine Bet v 1-Kreuzallergie.

Bei einer Allergie auf Buche können folgende Nahrungsmittel zu allergischen Reaktionen führen:

Bestimmte Obstsorten wie:

  • Apfel
  • Birne
  • Pfirsich
  • Pflaume
  • Zwetschge
  • Aprikose
  • Kirsche
  • Brombeere
  • Himbeere
  • Kiwi

Nüsse aller Art wie:

  • Mandeln
  • Haselnüsse
  • Walnüsse
  • Paranüsse

Bestimmte Gemüsesorten wie:

  • Kartoffeln
  • Paprika
  • Karotten
  • Sellerie

Wie zeigt sich bei der Buchen Allergie eine Kreuzallergie auf Nahrungsmittel?

Bei Kreuzreaktionen auf diese Nahrungsmittel können Buchenpollenallergiker ein orales Allergiesyndrom entwickeln. Dann kommt es zu allergischen Reaktionen im Mundbereich.

Auch die Augen können betroffen sein, zum Beispiel wenn man sich beim Kartoffel schälen ans Auge fasst. Bei gekochten Kartoffeln kommt es nicht zu allergischen Reaktionen, denn das Erhitzen zerstört das Allergen. Dies gilt überwiegend auch für die anderen genannten Nahrungsmittel.

Eine Ausnahme bilden die Nüsse. Bei den Nüssen sorgen bestimmte Oberflächenpeptide dafür, dass die Allergenität der Nüsse erhalten bleibt oder sogar zunimmt. Die Allergene werden bei den Nüssen durch den Röst- oder Backvorgang nicht abgetötet. Deshalb empfehle ich Baumpollenallergikern generell, auf Nüsse zu verzichten, auch in gekochtem oder verbackenem Zustand.

Wann findet die Buchenblüte normalerweise, wann fliegen die Buchenpollen?

Die Buchenblüte findet in der Zeit von April bis Mai statt. Sie blüht tendenziell etwas später als die Birke, überschneidet sich aber etwas mit deren Blütezeit. Grundsätzlich sind Buchenpollen nicht annähernd so allergen wie die Pollen der Birke.

Ändert sich die Blühzeit der Buchen aufgrund der aktuell wärmeren Witterung, wie dies auch bei anderen Pflanzen der Fall ist?

Durch die Klimaveränderung hat sich der Pollenflug deutlich verschoben. Das wirkt sich auch auf die Blütezeit der Buche aus. Während man früher genau wusste, die Haselpollen fliegen im Januar, die Erlenpollen im Februar und die Birke im April und Mai, kann man das heutzutage nicht mehr so genau sagen.

Unsere Winter sind zu warm, sodass der Pollenflug sich insgesamt nach vorne verschiebt. In den letzten Jahren war der Monat Dezember häufig ausgesprochen warm, so dass der erste Haselpollenflug oft schon kurz vor Weihnachten stattfindet. Dafür ist der Hasel im März dann oft bereits völlig abgeblüht, während früher im März oft noch eine gewisse Restblüte des Hasels stattfand. Im März hingegen blühen Erle und Weide oft schon sehr stark, obwohl deren Blüte eigentlich etwas später einsetzen sollte.

Wenn man sich unsere Sommer der letzten Jahre anschaut, bietet sich das gleiche Bild. Oft fängt der Gräserpollenflug sehr früh an, weil es schon früh recht warm wird. Dann aber „dümpelt“ der Sommer vor sich hin. Dies führt dazu, dass sich der Gräserpollenflug in manchen Jahren bis in den Oktober hinzieht. Eine permanente Pollenflugsaison ist die Folge!

Die Folge: In der Vergangenheit sah man Pollenallergiker eigentlich als „saisonale Allergiker“, d.h. man ging von Beschwerden aus, die nur in einer bestimmten Saison auftraten. Heutzutage sind Pollenallergier im Grunde „perenniale Allergiker“, d.h. ganzjährig betroffene Allergiker.

Welche Auswirkungen hat die zeitliche Ausdehnung der Pollensaison auf die Dringlichkeit der Behandlung?

Die Verschiebung der Pollenflugzeiten wirkt sich durchaus auch auf die Therapie aus.

Die Hyposensibilisierung oder spezifische Immuntherapie (SIT) ist eine Therapieoption für Pollenallergiker. Die Allergiebehandlung wird über ca. drei Jahre durchgeführt. Dabei wird der Patient durch das subcutane – unter die Haut - Spritzen von sich steigernden Allergenmengen peu a peu gegen das Allergen desensibilisiert.

Wann sollte man bei einer Buchenallergie mit der Hyposensibilisierung beginnen?

Man kann die Hyposensibilisierung zwar in der Pollenflugsaison fortsetzen, beginnen sollte man sie jedoch in der pollenfreien Zeit. Dies ist eine Vorsichtsmaßnahme, die sicherstellen soll, dass der Patient nicht mit zu hohen Dosen des Allergens konfrontiert wird, wenn er zum einen das Therapieallergen erhält und andererseits zusätzlich dem Pollenflug ausgesetzt ist. So kann der Arzt sich zu Beginn der Behandlung in der pollenfreien Zeit ein besseres Bild von der möglichen Reaktion des Patienten machen und die Therapierisiken für die Weiterführung der Behandlung während der Pollenflugzeiten viel besser abschätzen.

Wann genau sind bei der Buche die pollenfreien Monate?

Normalerweise wären der November oder Dezember „pollenfreie“ Monate, die sich für den Therapiebeginn einer Baumpollenallergie eignen würden. Da in diesen Monaten jedoch oft bereits wieder die ersten Baumpollen der Frühblüher fliegen, muss man die Therapie bereits im September oder Oktober starten. Kommt es in dieser Zeit zu Verzögerungen des Therapiestarts, etwa weil der Patient krank wird, kann das Zeitfenster knapp werden. In manchen Fällen muss man dann bis zum nächsten Jahr warten, bis man die SIT beginnen kann.

Wie erfolgt die Diagnose der Buchenpollen-Allergie?

Zur Diagnose der Buchenpollen Allergie gibt es, zusätzlich zur Anamnese, den klassischen Prick-Test. Wichtig ist dabei, dass das Allergen der Buche im Prick-Test mit aufgenommen wurde. Gegebenenfalls, zum Beispiel wenn es um die Frage geht, ob es sich um eine isolierte, „echte“ Buchen Allergie handelt oder wenn nach der Durchführung des Prick-Tests Zweifel bestehen, kann man eine RAST-Untersuchung am Blutserum anschließen. 

Gibt es noch ausreichend Allergenextrakte zur Durchführung der Diagnose eine Buchenpollen Allergie?

Es gibt zur Zeit nur noch einen Hersteller, der das Buchenallergenextrakt anbietet. Das liegt daran, dass die Buchenpollenallergie keine häufige Allergie ist und demensprechend auch nicht so häufig therapiert wird. Die Hersteller, die für ein solches Präparat die Auflage haben, Zulassungsstudien durchzuführen, die sehr teuer sind, haben Buchenpollenextrakte deshalb aus ihren Portfolios genommen.

Hinzu kommt, dass man bei Kreuzallergien auf das Buchenallergen, die von einer Birkenpollenallergie herrühren, auch durch eine Immuntherapie gegen Birke gute Therapieerfolge erzielen kann. 

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei der Buchenpollen Allergie?

Handelt es sich tatsächlich um den seltenen Fall eines echten Buchenpollen Allergikers, ist die Zeit, in der die Buchenpollen fliegen, überschaubar. In diesem Fall wäre eine symptomatische Therapie mit Nasenspray, Augentropfen und einem oralen Antiallergikum sinnvoll. Eine spezifische Immuntherapie würde man bei einer isolierten Buchenpollen Allergie nicht empfehlen.

Handelt es sich um einen Patienten mit multiplen, also vielen Sensibilisierungen oder Allergien - oft besteht dann auch eine Birkenpollenallergie - würde ich ebenfalls zunächst auf eine symptomatische Therapie setzen. Lassen sich die Symptome so nicht unterdrücken, würde ich eine Hyposensibilisierung bzw. spezifische Immuntherapie empfehlen und mich dabei auf das Birkenallergen konzentrieren.

Frau Dr. Hilka, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

25. April 2022

Autor: S. Jossé/M.-B. Hilka, www-mein-allergie-portal.com

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