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Basispflege bei Neurodermitis: Hilfreiche Tipps

Basispflege Neurodermitis Tipps
Basispflege bei Neurodermitis: Hilfreiche Tipps! Bildquelle: canva DG-Studio´s, Kaspars Grinvalds

Die Basispflege, auch Basistherapie genannt, ist die tragende Säule der Neurodermitis-Therapie. Warum ist das so und wie pflegen Neurodermitiker ihre Haut richtig? Dazu gibt die examinierte Kinderkrankenschwester und Asthma- und Neurodermitistrainerin Gabriele Wiener-Hemme hilfreiche Tipps bei Neurodermitis.

Autor: Sabine Jossé M. A.

Interviewpartner: Gabriele Wiener-Hemme

 

Examinierte Kinderkrankenschwester und Asthma- und Neurodermitistrainerin Gabriele Wiener-Hemme!

Neurodermitis: Warum braucht man eine besondere Pflege?

Patienten mit Neurodermitis, auch „atopische Dermatitis“ genannt, haben besonders empfindliche Haut und brauchen deshalb überdurchschnittliche Pflege. „Wir wissen, dass die Haut bei Neurodermitis besondere Merkmale hat. Die oberste Hautschicht weist einen Barriere-Defekt auf. Das heißt, dass die Epidermis Zellen nicht so gleichmäßig und dicht angeordnet sind, wie das bei gesunder Haut der Fall ist. Man spricht dann von einer gestörten Hautbarriere“, erklärt Gabriele Wiener-Hemme. Die gestörte Hautbarriere führt bei Neurodermitikern zu einem Feuchtigkeitsverlust der Haut. Das bedeutet, dass die Feuchtigkeit die „durchlässigere“ Haut viel leichter verlassen kann, als bei hautgesunden Menschen. „Das erklärt auch, warum bei den meisten Patienten die Haut so trocken ist“, so Frau Wiener-Hemme. Umgekehrt können allergene Inhaltsstoffe, auch Nahrungsmittelallergene oder Fremdstoffe, die von außen kommen, die Hautbarriere viel leichter durchdringen. Das Eindringen der Fremdstoffe kann dann auch zu einer allergischen Sensibilisierung führen.

Neurodermitis Basispflege: Was bedeutet das?

Der Begriff der Basistherapie oder auch Basispflege bedeutet in der Neurodermitis Therapie vor allem eins: Prävention. Man möchte mit einer guten Basistherapie erreichen, dass die Betroffenen möglichst symptomfrei sind und im besten Fall sollten auch die Schübe damit hinausgezögert werden können. Was aber bedeutet der Begriff der Basispflege genau?

Basispflege meint die tägliche Hautpflege bei Ekzemen und hat verschiedene Ziele:

  • die gestörte Hautbarriere zu stabilisieren
  • das Wasser in der Haut zu binden
  • den Verlust der Feuchtigkeit zu reduzieren

Dieses Ziel lässt sich vor allem mit Hilfe von feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Cremes und Salben erreichen. Um der Entwicklung einer Kontaktallergie entgegen zu wirken, sollten Betroffene darauf achten, dass die Cremes möglichst frei von Konservierungsmitteln und nativen Inhaltsstoffen sind.

Basispflege: Wie hilft sie bei der Stärkung der Hautbarriere?

Sobald die Hautbarriere gestört ist, verliert die Haut Feuchtigkeit und trocknet aus. Um dies zu verhindern, sollten Patienten die Basistherapie sehr ernst nehmen. Frau Wiener-Hemme weiß: „Alle Studien zeigen, dass eine gute und angemessen Basistherapie die Hautbarriere stabilisiert. Wenn die Stabilität der Haut gut ist, bedeutet das auch, dass die Schübe mit Ekzem-Ausbildung weniger werden. Dadurch kann die Dosierung therapeutischer Wirkstoffe, zum Beispiel Kortison, reduziert werden“.

Für die Entscheidung, wie die Basistherapie genau aussehen soll, ist der aktuelle Zustand der Haut ausschlaggebend. Je nachdem, in welcher Phase der Entzündung sich die Haut gerade befindet, braucht sie entweder mehr Feuchtigkeit oder mehr Fett, um die Haut zu schützen.

 

 

 

Basispflege: Welche Creme und wie oft soll man cremen?

Ob bei Neurodermitis eine Creme, eine Salbe oder eine Lotion verwendet wird, richtet sich nach der Stärke des Ekzems und nach der Jahreszeit. Nur so kann die Hautbarriere stabilisiert werden und der Zustand der Haut wird langfristig verbessert.

Aber: Bei Neurodermitis gibt es leider nicht die eine Neurodermitis-Ursache, die eine Neurodermitis-Therapie oder die eine Neurodermitis-Wundercreme. Die bei der atopischen Dermatitis eingesetzten Cremes lassen sich wie folgt unterteilen:

  • Magistralrezepturen – das sind die Cremes, die in der Apotheke angemischt werden
  • Cremes, die in der Apotheke frei verkäuflich zu erhalten sind und von der Industrie hergestellt werden
  • Discounter Produkte, die man im Einzelhandel frei verkäuflich erhalten kann

Wenn man nach einer passenden Creme sucht, sollte man darauf achten, dass das Produkt ein Gütesiegel oder ein Label hat.

Ist die Haut besonders trocken, empfiehlt sich eine fetthaltige Salbe.

Handelt es sich eher um ein stark entzündetes Ekzem sollte man, wenn es abgeheilt ist, zu einer feuchtigkeitsspendenden Creme greifen. Diese Produkte sind generell weniger fettend als Salben.

Lotionen können zur Ablösung von Hautschuppen verwendet werden, da diese am wenigsten Fett enthalten.

Jedes Produkt sollte einen Feuchthaltefaktor enthalten. Das ist zum Beispiel das Glycerin und der Harnstoff, allerdings sollte man beim Säugling auf Harnstoff verzichten!

Außerdem sollten Eltern darauf achten, dass die Produkte allergenarm sind. Unsere Expertin begründet das so: „Die Pflege bei Neurodermitis sollte auf jeden Fall frei von allergenen Inhaltsstoffen sein, die von der Kosmetikverordnung oder von der deutschen Kontaktallergie Gruppe als bedenklich eingestuft wurde. Außerdem sollte die Creme frei von Nahrungsmittelproteinen, von ätherischen Ölen und kaltgepressten Ölen sein, da diese auf der Haut allergische Sensibilisierungen hervorrufen können.“

Und zur Frage, wie oft man bei der Basispflege cremen sollte sagt Frau Wiener-Hemme: „Eine gute Basispflege bedeutet, die Haut zweimal täglich einzucremen“.

Basispflege: Wie sieht sie im akuten Schub, bei offenen Ekzemen, aus?

„Das ist ein sehr wichtiges Thema!“ weiß unsere Expertin Frau Wiener-Hemme. „Die Hautpflege im akuten Ekzem-Stadium, vor allem auch bei nässenden Ekzemen ist unentbehrlich. Bei den nässenden Ekzemen ist es wesentlich, dass keine Feuchtigkeit mehr austritt , denn auf den offenen Ekzemen würde eine Creme nicht haften bleiben. Dementsprechend muss man zunächst dafür sorgen, dass die nässenden Ekzeme zurückgehen. Das funktioniert hervorragend mit feuchten Umschlägen, beispielsweise mit schwarzem Tee. Wenn das Ekzem dann nicht mehr nässt, kann man eine feuchtigkeitsspendende Creme auftragen.“

„Beim akuten Ekzem sollte man zunächst die Hautstellen verschließen und dann mehrfach täglich eine feuchtigkeitsspendende Creme auftragen.“

Basispflege: Wie pflegen, wenn die Haut gerade „gesund“ aussieht?

Bei Patienten, deren Haut wieder „gesund“ aussieht, kann es leicht passieren, dass die Hautpflege vernachlässigt wird. Vom vermeintlich guten Hautzustand lässt man sich schnell täuschen. Gerade den Fehler, die Basistherapie zu vernachlässigen, sollten Neurodermitiker aber nicht machen. Frau Wiener-Hemme berichtet: „Alles Studien, die auch Eingang in die Neurodermitis-Leitlinien gefunden haben, zeigen, dass das Eincremen der Haut heutzutage keine ‘Option‘ ist, sondern ein absolutes ‘Muss‘. Nur so kann die Hautbarriere dauerhaft stabilisiert werden. Auch wenn die Haut in ein gutes Erscheinungsbild hat und auch nicht juckt, ist es unerlässlich die Haut mehrfach täglich einzucremen“.

“Auch wenn die Haut normal aussieht sollte man bei atopischer Dermatitis seine Pflegeroutine nicht vernachlässigen und die Haut weiterhin zweimal täglich eincremen. Nur so kann man längerfristigen Schutz durch eine stabile Hautbarriere aufbauen und Ekzemen oder Schüben vorbeugen“.

Basispflege: Wie pflegt man bei Neurodermitis im Gesicht?

Bei Kosmetika, Make-up oder auch einer Tagescreme für das Gesicht sollten Neurodermitiker vor allem auf Produkte zurückgreifen, die frei von allergenen Inhaltsstoffen sind. Starke Konservierungsmittel oder Parfümstoffe können die Haut unnötig irritieren und reizen. Welche Produkte man verwendet, ist auch hier wieder von dem Zustand der Haut abhängig. Wenn man gerade ein akutes Ekzem im Gesicht hat, sollte man generell auf das Schminken verzichten. Ist die Haut in einem guten Allgemeinzustand kann man beispielsweise ein feuchtigkeitsspendendes Creme-Make-up ausprobieren.

Basispflege: Welches Öl ist gut für die Haut?

Oft fragen sich Betroffene, ob Öl gut für die Hautpflege bei Neurodermitis sein könnte, da man direkt an den hohen Fettgehalt denkt. Unser Expertin Frau Wiener-Hemme verneint: „Zur Hautpflege der Neurodermitis wird überhaupt kein reines Öl oder Pflanzenöl verwendet, dieses würde eine Art ‚Lackschicht‘ auf der Haut bilden und die Haut verschließen. Pflanzenöle haben aber ein sehr breites Wirkspektrum und sind sehr gut einsetzbar, sobald sie in einer Creme enthalten sind. Ein Öl in einer Pflegecreme kann sehr wirkungsvoll sein und je mehr ungesättigte Fettsäuren ein Öl enthält, desto günstiger ist die Wirkung auf der Haut. Auf reines Öl sollte man aber eher verzichten.“

Basispflege: Welche Rolle spielt die Hautreinigung bei Neurodermitis?

Die Hautreinigung bei Neurodermitis ist ein wichtiger Baustein der Therapie. Man muss allerdings aufpassen, denn zu viel oder die falsche Pflege schädigt die Hautbarriere und ist dementsprechend kontraproduktiv für Betroffene. Für die Hautreinigung sollte man am besten seifenfreie, pH-neutrale Produkte verwenden, oder auch leicht saure medizinische Seifen, zum Beispiel Syndets.

Eine weitere Frage, die sich Patienten mit atopischem Ekzem häufig stellen ist, ob man baden darf. Frau Wiener-Hemme verrät: „Lange Zeit wurde gedacht, dass Baden und Neurodermitis nicht zusammenpassen. Heute aber wissen wir es besser! Bei Neurodermitis darf sowohl geduscht und gewaschen als auch gebadet werden. Je entzündeter ein Ekzem ist, desto häufiger sollte gebadet werden, das gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Es ist jedoch wichtig, dass man nicht zu lange badet, etwa 5 bis 10 Minuten sind ausreichend. Außerdem sollte das Badewasser nicht zu warm sein, denn die Hitze kann die Haut reizen und Juckreiz begünstigen.

Ein Badezusatz ist nicht zwingend erforderlich, auch im klaren Badewasser kann sehr gut gebadet werden. Möchte man auf ein Reinigungsmittel nicht verzichten, sollte dies im pH-neutralen Bereich von 5,5 liegen.

Gleich im Anschluss sollten man sich bzw. die Kinder vorsichtig abtrocknen, aber nicht abrubbeln. Danach muss natürlich eingecremt werden. Wichtig beim Cremen sind dabei vor allem die Hautfalten. Diese sollten gut getrocknet und danach gut eingecremt werden.

Basispflege: Was ist bei Kindern mit Neurodermitis zu beachten?

Das Kind mit atopischem Ekzem zweimal täglich einzucremen, stellt manche Eltern vor eine Herausforderung, vor allem, weil es viel Zeit kostet. Darum ist es wichtig, eine Routine zu entwickeln. Frau Wiener-Hemme rät: „Das Eincremen und das Eincrem-Ritual spielt eine große Rolle bei der Basispflege. Deshalb empfehle ich, das Eincremen immer zu bestimmten Tageszeiten durchzuführen und mit bestimmten Ritualen zu verbinden. So wird sich beispielsweise ein Kind mit Neurodermitis, das immer vor dem Zubettgehen eingecremt wird, schnell daran gewöhnen. Das Cremen wird dann bald nicht mehr als störend empfunden“.

 

Quellen:

https://next.amboss.com/de/article/A40RNT?q=neurodermitis%20patienteninformationen#ExY8yr

https://www.test.de/Neurodermitis-Cremen-cremen-cremen-1103086-1103083/

https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/hautkrankheiten/neurodermitis-symptome-und-behandlung-734571.html

https://www.daab.de/haut/neurodermitis/behandlung/hautpflege/

https://www.dha-neurodermitis.de/therapie/basistherapie.html

https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/neurodermitis/therapie.html

https://www.mein-allergie-portal.com/neurodermitis/132-neurodermitis-und-schminken-passt-das-zusammen.html

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

14. Januar 2022

Autor: S. Jossé/G. Wiener-Hemme, www.mein-allergie-portal.com

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