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Allergie Insektengift

Insektenstiche sind im Erwachsenenalter der häufigste Auslöser, im Kindesalter der zweithäufigste Auslöser schwerer allergischer Reaktionen, Bildquelle: Pixabay PollyDot

Allergie auf Insektengift – Bienengift – Wespengift: Was ist das?

Gerade in der wärmeren Jahreszeit kommt es häufiger zu Insektenstichen. Besonders unangenehm sind Stiche durch Bienen oder Wespen, da sie meist sehr schmerzhaft sind und es der Einstichstelle zu Rötungen und ausgeprägten Schwellungen der Haut kommt. Aber ist das dann schon eine Allergie?

 

Autor: Prof. Dr. med. Thilo Jakob

 

Was ist eine Allergie auf Insektengift?

                                                                                                                                                                                                                                                        Prof. Dr. med. Thilo Jakob zu dem Thema: Allergie auf Insektengift – Bienengift – Wespengift: Was ist das? Bildquelle: T. JakobEine allergische Reaktion auf Insektengift ist eine IgE vermittelte Überreaktion des Immunsystems mit krankmachenden Eigenschaften. Aus Untersuchungen zur körpereigenen Abwehr gegen Gifte weiß man, dass die IgE vermittelte Immunantwort normalerweise eine verbesserte Inaktivierung der Giftkomponenten im Gewebe ermöglicht und somit von Nutzen für den Organismus ist. Kommt es im Rahmen einer IgE vermittelten Immunantwort zu einer systemischen Reaktion im ganzen Körper, unabhängig von der Einstichstelle, so spricht man von Insektengiftallergie.

Wie häufig ist eine Allergie gegen Insektengifte?

Allergien auf Insektengifte kommen in der Bevölkerung mit einer Häufigkeit von 1 bis 3 Prozent relativ selten vor, sind dafür aber um so gefährlicher. Insektenstiche sind im Erwachsenenalter der häufigste Auslöser, im Kindesalter der zweithäufigste Auslöser schwerer allergischer Reaktionen.

Allergie auf Insektengift - wer ist gefährdet?

Es gibt gewisse Risikogruppen, die besonders prädestiniert sind, eine Allergie gegen Insektengifte zu entwickeln, weil sie häufig in Kontakt zu Bienen oder Wespen kommen. Dies kann aufgrund des Berufes der Fall sein, etwa in Gärtnereien, Bäckereien oder auch in der Freizeit, zum Beispiel beim Imkern oder Motorradfahren. Auch die Anzahl der Stichereignisse spielt eine Rolle bei der Entstehung von Allergien gegen Insektengifte. Je häufiger man in der Vergangenheit von Bienen oder Wespen gestochen wurde, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, später eine Allergie auf das entsprechende Gift zu entwickeln.

Wann kann es zu allergischen Reaktionen auf Insektengift kommen?

Eine allergische Reaktion kann im Normalfall erst dann auftreten, wenn es zumindest einmal zuvor zu einem Kontakt mit dem Allergen kam. Der Erstkontakt führt zu einer Sensibilisierung (Allergiebereitschaft) gegen das entsprechende Insektengift, die sich durch Bestimmung von Insektengift-spezifischen IgE Antikörpern im Blut nachweisen lässt. Bei erneutem Stichereignis kann es dann zu einer IgE-vermittelten Überreaktion gegen die Giftkomponenten kommen, die sich klinisch als allergische Reaktion bis hin zum anaphylaktischen Schock manifestieren kann.

Gibt es eine Allergie auf Hummelgift?

In Deutschland führen meist Wespenstiche oder Bienenstiche zu allergischen Reaktionen bei Menschen mit Insektengift-Allergien. Weniger oft werden Allergien auch durch Hummelstiche ausgelöst. Bei einer allergischen Reaktion auf einen Hummelstich, nimmt man an, dass in den meisten Fällen die ursprüngliche Sensibilisierung gegen Bienengift entstanden ist und die allergische Reaktion durch die hohe Ähnlichkeit von Bienen- und Hummelgift im Rahmen einer sogenannten Kreuzreaktion entsteht. Hierbei ist zu beachten, dass es in Deutschland keine Hummelgiftpräparate für die Behandlung mit einer spezifischen Immuntherapie (SIT), auch als Desensibilisierung oder Hyposensibilisierung bezeichnet, gibt. Lediglich für Bienengift und Wespengift stehen therapeutische Präparate zur Verfügung.

Gibt es eine Allergie auf Hornissengift?

Auch der Stich einer Hornisse kann allergische Symptome auslösen, aber Hornissengiftallergiker sind selten. Bei einer allergischen Reaktion auf einen Hornissenstich, nimmt man an, dass in den meisten Fällen die ursprüngliche Sensibilisierung gegen Wespengift entstanden ist und die allergische Reaktion durch die hohe Ähnlichkeit von Wespen- und Hornissengift im Rahmen einer sogenannten Kreuzreaktion entsteht. Hierbei ist zu beachten, dass es in Deutschland keine Hornissengiftpräparate für die Behandlung mit einer spezifischen Immuntherapie (SIT) gibt. Für die Behandlung kann man aufgrund der hohen Verwandtschaft auf therapeutische Wespengiftpräparate zurückgreifen (n. b. außerhalb der Zulassung).

Kann man allergisch auf Stechmücken reagieren?

Stechmücken können sehr lästig sein und führen häufig zu lokalen Reaktionen auf der Haut. Auch sogenannte „gesteigerte Lokalreaktionen“ sind möglich. Das bedeutet, dass nicht nur leichte Rötungen, Schwellungen, Juckreiz und Schmerzen an der betreffenden Stelle auftreten, sondern ganz massive Symptome. In sehr seltenen Fällen kann es bei entsprechender Sensibilisierung auch zur Anaphylaxie nach Mückenstich kommen.

Allergie auf Eichenprozessionsspinner, gibt es das?

Eichenprozessionsspinner sind kleine, haarige Raupen, die Allergie-ähnliche Symptome auslösen können. Diese manifestieren sich meist als stark juckende Hautveränderungen. Wahrscheinlich handelt es sich dabei jedoch nicht um eine Allergie im klassischen Sinne, sondern vielmehr um eine toxische Reaktion. Ausgelöst werden die Symptome durch die Haare der Eichenprozessionsspinner. Diese können fast unsichtbar in der Luft umherfliegen, man muss die Raupen also nicht berühren, um mit den feinen Härchen in Kontakt zu kommen. Kommen die feinen Härchen mit der Schleimhaut an Nase und Augen in Berührung und gelangen sie in die Atemwege, kann es dort durch eine Histaminfreisetzung zu allergieähnlichen Symptomen kommen. An der Haut können, ausgelöst durch die Härchen der Eichenprozessionsspinner, Rötungen, Schwellungen oder Quaddeln auftreten.

 

Insektenstich, Bienenstich, Wespenstich: Wann sind die Symptome normal?

Die meisten Menschen reagieren auf Bienengift oder Wespengift an der Einstichstelle mit einer Rötung und Schwellung der Haut. Eine solche Hautreaktion nach dem Stich einer Biene oder Wespe muss aber noch nicht bedeuten, dass eine Allergie vorliegt.

Als normale Reaktion auf einen Insektenstich bezeichnet man Reaktionen, an der Einstichstelle und um das Stichereignis herum zu finden sind, dazu zählen:

  • Juckreiz
  • Schwellungen
  • Hitzegefühl
  • Schmerzen

Es gibt auch sogenannte überschießende (hypererge) Insektenstich-Reaktionen, bei denen die Rötung und Schwellung einen Durchmesser von über 10 Zentimeter einnimmt. Diese können auch länger als 24 Stunden bestehen. Auch wenn es sich hierbei ebenfalls um immunologische Überempfindlichkeitsreaktionen handelt, werden diese nicht zu den Insektengiftallergien im engeren Sinn gezählt, da es sich nicht um systemische Reaktionen handelt.

Insektenstich, Bienenstich, Wespenstich: Wann sind die Symptome allergisch?

Allergische Reaktionen nach dem Stich eines Insektes wie einer Biene oder Wespe zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch fernab des Stichgeschehens zu finden sind. Es handelt sich also um Reaktionen mit Symptomen, die nicht mehr mit der eigentlichen Einstichstelle in Zusammenhang stehen.

Allergische Reaktionen auf den Stich von Insekten wie Bienen oder Wespen sind zum Beispiel:

  • am ganzen Körper auftretende Quaddeln
  • am ganzen Körper auftretender Juckreiz
  • am ganzen Körper auftretende Rötungen
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • ungewollter Urin- oder Stuhlabgang
  • Husten
  • Atemnot
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Herzklopfen
  • Blutdruckabfall
  • Bewusstseinsverlust

Allergische Reaktion auf Insektengift, Bienengift, Wespengift: Wann wird es gefährlich?

Grundsätzlich ist jede allergische Reaktion potentiell gefährlich. Auch bei zunächst ganz milden Symptomen wie zum Beispiel Juckreiz und Quaddeln am ganzen Körper, kann es rasch zu schwerwiegenderen anaphylaktischen Symptomen wie zu Atemnot oder Bewusstseinsverlust kommen. Man spricht dann von einer schweren systemischen Reaktion mit Beteiligung von mehreren Organsystemen, die wir auch als „Anaphylaxie“ oder „allergischer Schock“ bezeichnen.

Insektenstich-Anaphylaxie: Was passiert nach dem Bienen- oder Wespenstich im Körper?

Damit sich eine Allergie mit Anaphylaxie entwickeln kann, muss der Körper des Betroffenen zunächst mindestens einmal Kontakt mit dem Allergen gehabt haben. Das bedeutet, man muss mindestens einmal von einem Insekt wie Biene, Wespe oder Hummel gestochen worden sein. Danach kommt es zu einer sogenannten Sensibilisierung. Das bedeutet, es besteht die grundsätzliche Bereitschaft, eine allergische Reaktion zu entwickeln.

Kommt es nach der Sensibilisierungsphase erneut zu einem Insektenstich und damit zu einem Kontakt mit dem Allergen, werden IgE-Antikörper auf Mastzellen vernetzt und damit aktiviert. Diese setzen wiederum verschiedene Entzündungsmediatoren wie Leukotriene, Histamine oder andere Zytokine, frei. Es kommt dadurch zu einer erhöhten Gefäßpermeabilität, das heißt die Gefäße sind durchlässiger für die Gewebeflüssigkeit. Es kommt außerdem zu einer Vasodilatation, einer Erweiterung der Gefäße. Außerdem kommt zum Bronchospasmus, dann verengen sich die Bronchien. All diese Faktoren führen zu den für die Anaphylaxie typischen Symptomen.

Insektenstich-Anaphylaxie: Wann kommt es zu schweren Reaktionen?

Es gibt Erkrankungen, bei denen es eher zu ganz besonders schweren anaphylaktischen Reaktion kommen kann.

Schwere Anaphylaxien durch einen Bienenstich oder Wespenstich sind häufiger bei:

  • Kardiovaskulären Grunderkrankungen
  • Asthma
  • Mastozytose
  • Erhöhter basaler Tryptase im Serum

Weitere Faktoren, die das Risiko für schwere anaphylaktische Reaktionen erhöhen sind u.a.:

  • ein Alter von über 40 Jahren
  • das männliche Geschlecht
  • körperliche Anstrengung, zum Beispiel Sport, schwere körperliche Arbeit
  • Infekte

 

Verdacht auf Insektengift-Allergie: Wann braucht man einen Allergietest?

Ein Allergietest auf eine Bienengiftallergie oder Wespengiftallergie ist dann notwendig, wenn es nach einem Stichereignis zu einer systemischen allergischen Reaktion gekommen ist. Eine systemische allergische Reaktion auf Insektenstiche liegt dann vor, wenn es im engen zeitlichen Zusammenhang mit einem Stich zu Symptomen, unabhängig von der Einstichstelle, gekommen ist, wie zum Beispiel generalisierter Juckreiz, Nesselsucht, Kreislaufprobleme, Atemnot, Bewußtlosigkeit u.a.m..
Eine Allergietestung nach Stichereignis ohne systemische Reaktion ist nicht sinnvoll, da ein hoher Anteil der Allgemeinbevölkerung - bis zu 40 Prozent der Erwachsenen und bis zu 50 Prozent der Kinder - Insektengift-IgE Antikörper ausgebildet hat. Das bedeutet, diese Menschen sind sensibilisiert, meist entweder auf Gift de Biene und oder der Wespe.

Aber nur wenige der Sensibilisierten reagieren mit einer systemischen (allergischen) Reaktion. Auch eine besonders starke Sensibilisierung bedeutet nicht, dass ein hohes Risiko für eine systemische allergische Reaktion besteht. In der Konsequenz heißt das, dass eine unnötige Testung bei rund 40 von 100 Personen unberechtigte Sorgen vor einer Insektenstichallergie auslösen würde. Die dadurch hervorgerufenen Ängste beeinträchtigen die Lebensqualität der Patienten. In manchen Fällen können sie sogar das Stichrisiko erhöhen, wenn ängstliche Patienten die Tiere durch schnelle Abwehrbewegungen reizen.

Test auf Insektengift-Allergie: Wie wird getestet?

Die Diagnostik der Insektengiftallergie besteht aus drei Bestandteilen:

  1. die Anamnese
  2. die Hauttestung
  3. die serologische Untersuchung

Gibt die Anamnese Hinweise auf das Vorliegen einer Insektengiftallergie, das heißt einer systemischen Reaktion nach Insektenstich, wird mit Hilfe von einem Prick-Test und/oder IgE-Test versucht, den relevanten Auslöser zu ermitteln. In speziellen Fällen, in denen herkömmliche Diagnosemethoden keine eindeutigen Aussagen liefern, kann die molekulare Allergiediagnostik zum Einsatz kommen. Diese Diagnosemethode erlaubt die Identifizierung einzelner Allergene auf Proteinebene und erzielt dadurch wesentlich genauere Ergebnisse. Wichtig ist, dass diese Art der Diagnostik nur bei Vorliegen einer systemischen Stichreaktion durchgeführt werden sollte, nicht jedoch bei normalen oder hyperergen Stichreaktionen, da die Ergebnisse ohne therapeutische Konsequenz wären und bei einer hohen Sensibilisierungsrate in der Allgemeinbevölkerung (> 40%) lediglich zu einer unnötigen Verunsicherung führen würden.

Hauttest mit Bienen- oder Wespengift: Flasche Ergebnisse durch Medikamente?

Es gibt diverse Medikamente, die beim Test auf eine Insektengiftallergie die Hauttestung beeinflussen können. Dann können sie das Ergebnis negativ verfälschen. Das heißt, es kommt zu einem negativen Testergebnis, obwohl eigentlich eine Allergie gegen Insektengifte vorliegt.

Bei diesen Medikamenten handelt es sich unter anderem um:

  • orale Antihistaminika
  • Immunsuppressiva
  • Glukortikosteroide
  • Neuroleptika
  • Antidepressiva

Allergisch auf Bienengift und Wespengift gleichzeitig: Ist das möglich?

Ein spezieller Fall liegt vor, wenn sowohl Bienengift als auch Wespengift positiv getestet werden. Dies kann an Kreuzreaktionen liegen und erschwert die Diagnostik. Dann besteht eine Allergiebereitschaft gegenüber kreuzreaktiven Komponenten, die in beiden Insektengiften vorkommen. In diesen Fällen wird mit Hilfe der molekularen Allergiediagnostik auf Insektengiftbestandteile getestet, die entweder ausschließlich im Bienengift oder ausschließlich im Wespengift vorkommen. Nur so lässt sich ermitteln, ob eine Sensibilisierung gegen das eine oder andere, oder sogar gegen beide Gifte besteht.

 

Wie sieht die Therapie bei Allergie gegen Bienengift oder Wespengift aus?

Die Therapie einer Allergie auf Insektengift besteht aus mehreren Maßnahmen.

Insektenstiche vermeiden

Wie bei allen Allergien wird auch bei der Allergie gegen Bienengift oder Wespengift die erste Maßnahme sein, einen Insektenstich zu vermeiden. Dazu gibt es eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen wie zum Beispiel diese:

  • Im Sommer auf Kleiderfarben verzichten, die von den Insekten mit Blütenfarben verwechselt werden könnten
  • Aus dem gleichen Grund auf Parfüms verzichten
  • Nicht im Freien essen und trinken
  • Die Nähe von öffentlichen Mülleimern meiden
  • Fenster und Türen möglichst geschlossen halten
  • Insektengitter an Fenstern und Türen anbringen.
  • Nicht barfuß laufen, insbesondere nicht auf Blumenwiesen
  • Obst und süße Getränke nicht offen, sondern besser im Kühlschrank aufbewahren

Allerdings ist es gerade im Sommer nicht immer einfach, diese Maßnahmen durchzuhalten und einen Stich von Biene oder Wespe völlig auszuschließen.

Normale, nicht allergische Insektenstiche behandeln

Liegt eine aktute Stichreaktion vor und zeigen sich starke Hautschwellungen und -rötungen, helfen kalte Umschläge, sowie eine Creme oder ein Gel auf Glukokortikosteroid-Basis bzw. ein Antihistaminikum.

Maßnahmen bei Insektengiftallergikern

Ist eine Allergie auf Insektengifte festgestellt worden, muss diesen Patienten ein Notfall-Set zur Selbstbehandlung verordnet werden. Das Notfall-Set besteht aus einem Adrenalin-Autoinjektor, aus einem oralen Antihistaminikum, und einem oralen Glukokortikosteroid. Bei Asthmatikern wird außerdem das Mitführen ihres Asthmasprays empfohlen. Es ist wichtig, die Patientinnen und Patienten in der Handhabung des Notfall-Sets zu schulen. Ein besonderes Augenmerk sollte hierbei auf der Anwendung des Adrenalin-Autoinjektors liegen, hierfür stehen Adrenalin Demo-Pens zur Verfügung. Dazu und zu vielen weiteren Aspekten des Umgangs mit einer Anaphylaxie, stehen spezielle Informationsangebote Schulungen zur Verfügung, zum Beispiel bei AGATE https://www.anaphylaxieschulung.de/

Kann man eine Allergie auf Insektengift heilen?

Bei einer bestätigten Bienengiftallergie oder Wespengiftallergie wird dringend empfohlen, eine Allergen-Immuntherapie (Hyposensibilisierung) mit dem auslösenden Insektengift durchzuführen. Die Behandlung wird in der Regel im stationären Rahmen für circa drei Tage, maximal fünf Tage eingeleitet und dann ambulant weitergeführt.

Welchen Patienten kann die Hyposensibilisierung gegen Insektengift helfen?

Wie Prof. Jakob bei der DGAKI-Fachkonferenz "Allergologie kompakt"* erklärte, ist die Indikation der spezifischen Immuntherapie gegen Insektengift gemäß der EAACI-Leitlinie zur Therapie der Insektengiftallergie gegeben, bei:

  • Kindern und Erwachsenen mit systemischer allergischer Stichreaktion > Grad I, das heißt mehr als eine generalisierte Reaktion an der Haut
  • dokumentiertem Nachweis einer IgE vermittelten Sensibilisierung gegen das auslösende Insektengift mittels Hauttest und/oder Serologie (sigE) und/oder Basophilenaktivierungstest

Eine relative Indikation ist gegeben für:

  • Erwachsene mit Grad I Reaktion, das heißt, einer generalisierten kutanen Reaktion, bei erhöhtem Expositionsrisiko und/oder Einschränkung der Lebensqualität

Keine Indikation für eine spezifische Immuntherapie gegen Insektengift ist gegeben, bei:

  • Kindern mit reiner kutaner Manifestation der Stichreaktion (Grad I)
  • fehlendem Nachweis einer IgE vermittelten Sensibilisierung
  • fehlender systemischer allergischer Reaktion, zum Beispiel überschießender Lokalreaktion
  • atypischen systemischen Reaktionen wie zum Beispiel Thrombozytopenische Purpura, Vaskultitis, Rhabdomyolyse, Nierenversagen nach multiplen Stichen, etc.

* Prof. Dr. med. Thilo Jakob, “Insektengiftallergie – Diagnose und Therapie nach Leitlinie: Kontraindikationen und Grenzfälle", DGAKI-Fachkonferenz Allergologie kompakt, 20./21. Januar 2023

Wie funktioniert eine Hyposensibilisierung gegen Bienengift oder Wespengift?

Bei einer Immuntherapie gegen Biene oder Wespe wird das Insektengift zunächst in einer sehr geringen Dosis und anschließend in einer peu à peu gesteigerten Dosis in den Oberarm appliziert. Man spricht hierbei von einer sogenannten Aufbauphase. Im Anschluss daran kommt es zur Erhaltungstherapie. Diese wird, je nach Präparat, alle vier bis fünf oder alle sechs bis acht Wochen durchgeführt. Im Anschluss an jede Spritze muss grundsätzlich eine Überwachungszeit von 30 Minuten eingehalten werden.

Wie lange dauert eine Immuntherapie gegen Insektengiftallergie?

Die Hyposensibilisierung gegen Insektengift wird üblicherweise für fünf Jahre durchgeführt. Es gibt allerdings auch Faktoren, die eine längere Therapie rechtfertigen. Dazu zählt unter anderem das Vorliegen einer Mastozytose oder auch ein nach wie vor erhöhtes Risiko für weitere Stiche. Das kann zum Beispiel bei Imkern der Fall sein. Wichtig ist für Risikopatienten, auch nach eingeleiteter Allergen-Immuntherapie das Notfall-Set mitzuführen. Zwar sind weitere allergische Reaktionen nach Stichen sehr unwahrscheinlich, allerdings können diese nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden. Das Notfall-Set dient damit als Absicherung gegen das verbliebene Restrisiko.

Wie wirksam ist die Immuntherapie und wie weiß man, ob sie vor einer erneuten Anaphylaxie schützt?

Die Wirksamkeit der Immuntherapie mit Insektengift ist extrem hoch. Bei der Wespengiftimmuntherapie geht man von einer Wirksamkeit von 90 bis 98 Prozent aus, bei der Bienengiftimmuntherapie liegt sie etwas niedriger, aber immer noch bei 80 bis 95 Prozent. Gemessen wird die Wirksamkeit anhand von vertragenen erneuten Stichen durch das angeschuldigte Insekt. Dies kann entweder nach zufällig neu akquirierten Stichen erfasst werden, oder nach einer medizinische kontrollierten Stichprovokation durch das auslösende Insekt. Nach 6 bis 18 Monaten Immuntherapie mit der Erhaltungsdosis ist es möglich, unter stationärer ärztlicher Überwachung eine Stichprovokation mit dem lebenden Insekt durchzuführen. Ein in Notfallmedizin erfahrener Arzt, erfahrenes Pflegepersonal, und alle zur Behandlung einer systemischen Reaktion erforderlichen Arzneistoffe und Geräte müssen verfügbar sein, damit sichergestellt ist, dass auf eventuelle schwere allergische Reaktionen optimal reagiert werden kann. Eine vertragene Stichprovokation belegt den Schutz vor erneuter Anaphylaxie, reduziert die Angst vor einem erneuten Stich und erhöht damit deutlich die Lebensqualität der betroffenen Patienten. Leider gibt es in Deutschland nur noch wenige Zentren, die eine Stichprovokation zur Überprüfung der Wirksamkeit der Immuntherapie anbieten.

 

 

Quellen:

Ruëff F., Jakob T. (2018) Erkrankungen durch Bienen- und Wespenstiche. In: Plewig G., Ruzicka T., Kaufmann R., Hertl M. (eds) Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-49546-9_28-1

Jakob T, et al. Diagnostik der Hymenopterengiftallergie: aktuelle Konzepte und Entwicklungen mit besonderem Fokus auf die molekulare Allergiediagnostik. Allergo J Int 26(3): 93-105; 2017 DOI: 10.1007/s40629-017-0014-2

Rueff F. et al., AWMF Leitlinienvorhaben 061-020: Diagnose und Therapie der Bienen- und Wespengiftallergie. www.awmf.org/leitlinien/detail/anmeldung/1/ll/061-020.html

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