Hornissenstich, was tun? Wann ist es eine Allergie?
Ein Hornissenstich ist für viele beänstigend. Man befürchtet, dass das gefährlich ist und dass es zu einer allergischen Reaktion kommen könnte. Aber: Eine Allergie auf Hornissengift ist sehr selten. Was also tun, wenn man von einer Hornisse gestochen wurde? Was ist wichtig bei Diagnose & Therapie? Kann es auch zur Anaphylaxie kommen?
Autor: Dr. Susanne Meinrenken
Allergie auf Hornissengift: Die wichtigsten Fakten!
▶Hornissen stechen in der Regel nur bei Bedrohung zu und sind friedlicher als Bienen oder Wespen
▶Auf Hornissenstiche reagiert die Haut in der Regel wie auf Bienenstiche ode Wespenstiche
▶Hat der Betroffene keine Allergie, gehen die Beschwerden meist recht schnell wieder zurück
▶Bei Hornissengiftallergikern kann es im schlimmsten Fall zum allergischen Schock kommen
▶Im Hauttest oder Bluttest ist es nur möglich zu untersuchen, ob die betroffene Person gegen Wespengiftextrakt allergisch reagiert, da Hornissengiftallergene für solche Tests nicht verfügbar sind
▶Eine Hyposensibilisierung gegen Hornissengift gibt er aktuell nicht
Wie wirkt Hornissengift?
Hornissengift enthält Eiweißstoffe und verschiedene andere Substanzen, die unter anderem zu Schmerzen und Schwellung der Haut nach einem Stich führen. Wenn eine Hornisse sticht, reagiert die Haut ganz allgemein ähnlich wie nach einem Bienen- oder Wespenstich: die Haut um die Einstichstelle schmerzt kurz, brennt und schwillt möglicherweise an. Bei Menschen, die keine Insektengiftallergie haben, beruhigt sich die Haut in der Regel rasch wieder; Kühlung der Haut lässt die Beschwerden meist schnell wieder zurückgehen.
Wie gefährlich ist ein Hornissen-Stich?
Bei Menschen ohne Allergie gegen Hornissengift oder überhaupt eine Insektengiftallergie ist ein Hornissenstich im Allgemeinen harmlos. Der kurze Schmerz und die Schwellung gehen rasch wieder zurück. Hornissen behalten nach dem Stich ihren Stachel, dieser verbleibt also nicht in der Haut. Zudem stechen Hornissen in der Regel nur bei Bedrohung zu, sie sind friedlicher als Bienen oder Wespen. Hornissenstiche sind daher im Allgemeinen seltener als Wespen- oder Bienenstiche.
Deutlich unangenehmer wird es, wenn man innerhalb kurzer Zeit mehrfach von einer Hornisse gestochen wird. Gefährlich kann ein Hornissenstich zudem werden, wenn das Insekt in den Mundraum sticht und dort vor allem die Schleimhaut im Rachen anschwillt. Das kann im schlimmsten Fall zu Atembeschwerden führen. Insbesondere aber bei Personen mit einer Hornissengiftallergie kann es nach einem Stich zu sehr starken oder gar lebensgefährlichen allergischen Beschwerden kommen.
Hornissen Stich: Wie sehen die Symptome aus?
Ein Hornissenstich schmerzt und brennt, die Haut um die Einstichstelle schwillt oft an. Hat der Betroffene keine Allergie, gehen die Beschwerden meist recht schnell wieder zurück. Falls die Hornisse in den Mund gestochen hat oder es zu mehreren Stichen gekommen ist, ist jedoch Vorsicht geboten. Die Beschwerden können dann schwerer verlaufen, obwohl keine Allergie besteht.
Bei Hornissengiftallergikern allerdings kann die Haut schon nach einem Hornissenstich großflächig anschwellen und stark jucken. Manchmal bildet sich ein ausgedehnter Hautausschlag und es kann zu Übelkeit, Kreislaufschwäche und Luftnot kommen. Im schlimmsten Fall sind allergische Reaktionen nach einem Hornissenstich lebensgefährlich.
Und wichtig zu wissen ist: Einige Menschen mit einer Wespengiftallergie reagieren auch allergisch auf Hornissen, da die beiden Insektenarten allergieauslösende Substanzen in den Giften haben, die sich teilweise überschneiden. Man spricht dann von kreuzreagierenden Allergenen.
Hornissenstich! Was tun?
Hornissen behalten wie Hummeln ihren Stachel nach dem Stich, er verbleibt also nicht in der Haut. Daher ist es unnötig, den Stachel aus der Haut zu ziehen – vielmehr kann man die Einstichstelle gleich kühlen. Gegen den Schmerz hilft es oft auch, den Saft einer frisch angeschnittenen Zwiebel an der Stichstelle zu verreiben. Rötung und Schwellung lassen sich auch mit einer kortisonhaltigen Creme meist schnell lindern. Wer allergisch auf den Hornissenstich reagiert, braucht allerdings möglicherweise eine intensivere Behandlung, möglicherweise sogar eine Notfalltherapie – je nach Schwere der Symptome.
Allergisch gegen Hornissen: Wie kann ich mich vor einem Stich schützen?
Hornissen sind eigentlich recht friedliche Insekten, wenn man ihnen nicht zu nahe kommt. Es ist daher wichtig, sich von Hornissen und vor allem ihren Nestern fernzuhalten; Hornissen nutzen für ihre Nester gern vorgefundene Höhlen, wie etwa den Raum unter Dachbalken oder auch ein leeres Vogelhäuschen. Da sie sich im Gegensatz zu Bienen von Insekten ernähren, fliegen sie selten in der Nähe von Menschen, also auch selten zum Beispiel an eine gedeckten Frühstückstisch oder offenen Fruchtsaft. Falls sich eine Hornisse nähert, sollte man diese vorsichtig abwehren, nicht zuschlagen.
Hornissengift Allergie: Wann ist die Reaktion allergisch?
Wer allergisch auf Hornissenstiche ist, wird nach dem Stich einer Hornisse genau die gleichen, teilweise sehr schweren, Symptome zeigen wie Menschen mit einer Allergie gegen andere Insekten. Möglich sind:
- Rötung, Schwellung und Juckreiz im Bereich der Einstichstelle
- Ausbreiten der Hautsymptome weit über den Stich hinaus
- Hautausschlag am gesamten Körper, das heißt Quaddeln, Nesselausschlag
- Schwellungen auch im Bereich des Gesichts, vor allem Augenlider, Lippen
- Übelkeit, Erbrechen
- Juckreiz, Kratzen im Rachen
- Atemnot
- Herzrasen
- evtl. Angstgefühl
- Schwächegefühl, Bewusstlosigkeit
Wenn zu den Hautsymptomen zusätzlich Übelkeit und/oder Atemnot hinzukommen, handelt es sich um einen allergischen Schock, auch Anaphylaxie genannt. Diese Situation kann mäßig schwer verlaufen, aber auch lebensgefährlich werden. Es ist eine Notfalltherapie erforderlich. Bei Menschen mit einer Hornissenallergie kann es nach einem Stich manchmal innerhalb von Minuten schnell zu einer Anaphylaxie kommen. Daher sollten sie sich vorsichtshalber schnell ärztlich behandeln lassen, selbst wenn die Symptome noch nicht so schwer sind. Auch Personen mit einer Wespengiftallergie können auf Hornissenstiche allergisch reagieren, weil es hier eine sogenannte Kreuzreaktivität gibt.
Allergie auf Hornissengift: Wann kann es zu Anaphylaxie kommen?
Durch das Gift einer Hornisse kann ein anaphylaktischer Schock ausgelöst werden. Diese Reaktion verläuft im Prinzip genauso wie bei einer Allergie gegen andere Insektengifte; im Fall der Hornisse ist eine Anaphylaxie aber sehr selten.
Ob eine Person nach einem Hornissenstich eine Anaphylaxie erleiden wird, lässt sich nicht vorhersagen. Auch wenn jemand bereits leichte oder allergische Symptome nach einem Stich erlebt hat, besteht rein statistisch kein sehr hohes Risiko eines allergischen Schocks beim nächsten Stich. Sind allerdings bereits mittelschwere Symptome aufgetreten, dann steigt das Risiko für eine Anaphylaxie beim nächsten Zusammentreffen mit dem Insekt. Wer stärkere Beschwerden als nur eine Rötung, begrenzte Schwellung und Schmerzen nach einem Insektenstich erlebt hat, sollte sich von einem Arzt in Bezug auf eine mögliche Allergie beraten lassen.
Und: Auch wenn es selten ist – manche Menschen reagieren gleich beim ersten Stich einer Hornisse mit einem allergischen Schock, obwohl bei ihnen zuvor keine Allergie bekannt war.
Allergie auf Hornissengift: Wie testet man das?
Im Falle eines Verdachts auf eine Allergie gegen Bienen- oder Wespengift lässt sich das einfach per Bluttest oder Hauttest untersuchen. Zudem stehen spezielle Allergenextrakte für Biene und Wespe zur Verfügung. Damit ist eine sogenannte Allergen-Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung genannt, für Personen mit Bienen- oder Wespengiftallergie möglich, die zum Beispiel eine Anaphylaxie erlitten haben.
Solche Allergenextrakte sind allerdings für die Hornisse nicht erhältlich. Sowohl die Diagnostik als auch eine eventuell sinnvolle Desensibilisierung sind daher bei Allergie auf Hornissengift nicht so einfach wie bei Wespe oder Biene; aber es gibt Möglichkeiten.
Denn das Gift der Hornisse enthält Allergene, die teilweise mit dem Wespengift kreuzreaktiv sind. Das bedeutet, dass bestimmte Allergene der beiden Gifte ausgesprochen ähnlich sind; identisch sind sie aber nicht. Trotzdem wird es wegen der Kreuzreaktivität möglich, bei Hornissengiftallergikern sowohl die Diagnostik als auch die spezifische Therapie mit Hilfe des Wespengift-Allergenextraktes vorzunehmen.
Hornissengift und Wespengift: Was bedeutet kreuzreaktiv?
„Teilweise kreuzreaktiv“ bedeutet, dass bestimmte Allergene von Hornissen-Gift und Wespen-Gift übereinstimmen. Eine 100 prozentige Übereinstimmung gibt es jedoch nicht.
Hornissengift Allergie: Wie sicher ist die Diagnose?
Um sicher zu sein, dass man allergisch gegen Hornissen ist, sind also mehrere Punkte wichtig: Entscheidend ist es zu erkennen, welche Art von Insekt gestochen und die allergischen Symptome ausgelöst hat. Hornissen sind deutlich größer als Bienen oder Wespen und ihre gelb-schwarzen Streifen sind klar zu erkennen.
Im Hauttest oder Bluttest ist es nur möglich zu untersuchen, ob die betroffene Person gegen Wespengiftextrakt allergisch reagiert, da Hornissengiftallergene für solche Tests nicht verfügbar sind. Allerdings reagieren viele Hornissengiftallergiker auch auf bestimmte Allergene der Wespe. Die Diagnose Hornissengiftallergie lässt sich also mit einiger Sicherheit stellen, wenn der Betroffene entsprechend allergisch auf den Stich einer sicher identifizierten Hornisse reagiert hat; zusätzliche Hinweise können Haut- und Bluttests auf Wespengiftallergene geben.
Allerdings kann es vorkommen, dass ein Patient auf ein Allergen der Hornisse allergisch reagiert, das keine Entsprechung zu den Allergenen der Wespe hat. Denn es sind eben nicht alle Allergene bei Hornisse und Wespe identisch. Dann könnte der Allergietest auf Wespengift-Allergie negativ ausfallen, obwohl der Patient auf Hornisse allergisch ist.
Allergie gegen Hornissengift: Welche Medikamente muss man immer bei sich haben?
Wer schon einmal allergisch auf Insektengift reagiert und sehr starke Symptome entwickelt hat, erhält meist die Empfehlung des Arztes, ein Notfallset bei sich zu tragen. Das gilt auch für eine Hornissengiftallergie. Das Notfallset enthält Medikamente, die im Falle einer anaphylaktischen Reaktion, also eines allergischen Schocks, schnell und einfach verabreicht werden können. Dazu gehören ein sogenanntes Antihistaminikum und ein Kortisonpräparat zum Einnehmen. Am wichtigsten ist der sogenannte Notfallpen, der Adrenalin-Autoinjektor. Mit diesem Pen kann das Medikament Adrenalin auch von einem Laien leicht in den Muskel gespritzt werden. Das ist einfach durch die Kleidung hindurch in den Oberschenkel möglich. Adrenalin stabilisiert den Kreislauf und stoppt die schwere allergische Reaktion auf den Hornissenstich. Verwendet man den Pen, muss man aber trotzdem einen Notarzt rufen!
Damit man den Notfallpen im Fall eines Stichs sicher benutzen kann, ist es wichtig, sich genau zu informieren, was bei der Handhabung wichtig ist, und regelmäßig an einem Trainings-Pen zu üben, wie die Injektion funktioniert. Denn so einfach das Prinzip der Autoinjektoren ist – jeder Pen ist etwas anders zu bedienen. Eine Anaphylaxie-Schulung wird dringend empfohlen.
Allergie gegen Hornissenstiche: Wie sieht die Behandlung aus?
Gleich nach dem Stich sind erst einmal Kühlung, eventuell eine kortisonhaltige Creme oder bei stärkeren Beschwerden sogar eine umfassendere, notfallmäßige Behandlung wichtig.
Grundsätzlich steht bei Insektengiftallergie längerfristig eine sogenannte Allergen-Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung genannt, zur Verfügung. Dabei werden Allergie auslösende Eiweißstrukturen, die Allergene, des Insekts dem Patienten unter ärztlicher Aufsicht mehrmals gespritzt. Nach in der Regel 3 Jahren und ausreichend hoher Dosis „lernt“ das Immunsystem, das Insektengift nicht mehr als „gefährlich“ zu erkennen, also nicht mehr allergisch zu reagieren.
Für Wespengift und Bienengift sind entsprechende spezielle Präparate für die Therapie erhältlich; für Hornissengiftallergiker jedoch nicht. Allerdings besteht eine Kreuzreaktion zwischen einigen Eiweißstrukturen aus Wespe und Hornisse; daher kann eine Allergen-Immuntherapie gegen Wespengift im Prinzip auch Hornissengiftallergikern helfen. Allerdings ist diese aufwendige Therapie nur für Patienten empfohlen, die eine starke allergische oder Anaphylaxie gegen das jeweilige Insekt aufweisen. Ob eine solche Therapie sinnvoll oder nötig ist, können Allergiker bei ihrem Arzt oder einem Facharzt für Allergologie erfahren.
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: Dr. med. Susanne Meinrenken, www.mein-allergie-portal.com
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