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Allergien auf Insektengift: Häufigkeit und Risiko?

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Wer trägt ein Risiko für Insektengiftallergien? Bildquelle L. Klimek

Wie häufig kommt es zu Allergien auf Bienengift oder Wespengift? Gibt es Menschen, bei denen ein besonderes Risiko besteht? Ab wann sollte man dies durch einen Allergologen abklären lassen? Diese Fragen beantwortet Prof. Ludger Klimek, Zentrum für Rhinologie und Allergologie, Wiesbaden und AeDA-Präsident, für MeinAllergiePortal.

Autor: Sabine Jossé M. A.

Interviewpartner: Prof. Ludger Klimek

Herr Prof. Klimek, wie häufig sind Allergien auf Insektengift?

Allergien auf Insektengifte sind gar nicht selten. Wir gehen davon aus, dass mindestens fünf Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Aber zum Glück sind nicht alle Patienten schwer betroffen.

Auf welche Insekten kann man allergisch sein?

Es gibt eine Vielfalt von stechenden Insekten, die Allergien auslösen können. Bei uns sehr häufige Stechinsekten sind die Bienen und Wespen. Aber auch Stechmücken, Hornissen, Hummeln und viele andere stechende Insekten, bis hin zu Ameisen, können Allergien auslösen.

Welche Insekten lösen schwere allergische Reaktionen aus?

Vor allem Wespen und Bienen können schwere Allergiereaktionen auslösen, die bis zum allergischen Schock reichen können. Deswegen müssen wir Allergien gegen diese Stechinsekten auch vorrangig behandeln.

Wer ist von einer Insektengift Allergie betroffen?

Grundsätzlich kann jeder von einer Insektengiftallergie betroffen sein. Wir sehen natürlich, dass Personen, die häufig mit Bienen oder Wespen Kontakt haben, besonders häufig eine Insektengift-Allergie entwickeln. Dazu gehören beispielsweise Gärtner, Imker und alle, die sich viel in der Natur aufhalten. Aber auch Fachverkäuferinnen in Bäckereien oder in Betrieben, in denen süße Getränke oder süßes Gebäck verkauft wird, können auf Insektengift allergisch werden. Das liegt daran, dass man dann einfach ein wesentlich höheres Risiko hat, gestochen zu werden. 

Wann ist die Reaktion auf Insektengift allergisch?

Es ist ganz normal, dass man auf einen Insektenstich, egal, ob von Biene, Wespe, Stechmücken oder anderen Insekten, mit einer Schwellung an der Einstichstelle reagiert. Das hängt einfach mit den von dem Insekt injizierten Stoffen zusammen, die zu einer Rötung, Schwellung oder Quaddelbildung führen.

Wenn diese aber über ein normales Maß hinausgeht, sollte man hellhörig werden. Nicht mehr normal ist es, wenn die Schwellung nach dem Insektenstich ungefähr der Größe der eigenen Handfläche entspricht. Auch wenn bei einem Stich in den Arm der gesamte Arm anschwillt, ist dies keine normale Reaktion auf einen Insektenstich.

Wenn dann auch noch zusätzliche Symptome zur Reaktion an der Einstichstelle hinzukommen, sind das Hinweise darauf, dass eine so genannte allergische Allgemeinreaktion eintritt. Dann kann es durch das Insektengift zu Kreislaufbeschwerden kommen, zu Atemnot oder zu einem Kribbeln in den Hand- oder Fußsohlen. Diese Insektenstich-Symptome sollten auf jeden Fall zu einer Abklärung führen, zu einer allergologischen Diagnose. Jeder, der eine ungewöhnliche Reaktion auf einen Insektenstich zeigt, sollte sich untersuchen lassen.

Was ist das stärkere Gift, Bienengift oder Wespengift?

Von der reinen Menge an „Gift-Substanz“ spritzen Bienen zunächst deutlich mehr je Stich als Wespen. Dennoch kann man nicht verallgemeinernd sagen, dass deren Gift stärker ist. Letztlich hängt die Hauptwirkung beim Allergiker ja von der Reaktion seines eigenen Immunsystems ab und die fällt halt nun Mal sehr unterschiedlich aus.

Wie erfolgt die Diagnose einer Bienengift- oder Wespengiftallergie?

Die Diagnose einer Insektengiftallergie erfolgt ähnlich, wie bei vielen anderen Allergien auch. Es werden in erster Linie zwei Test-Verfahren angewandt:

1.       Ein Hauttest, in der Regel ein Pricktest

2.       Eine Labordiagnostik

Beide Allergietests werden gerade bei den Insektengiftallergien häufig kombiniert. Weiter kann man heute durch sehr ausgefeilte Laborverfahren, wie die molekulare Allergiediagnostik, sehr genau erkennen, auf welche Moleküle genau der Patient bei den entsprechenden Insektengiften reagiert. Darauf lässt sich dann auch sehr genau die Therapie ausrichten.

 

 

Wie sieht die Therapie der Insektengiftallergie aus?

Für die häufigsten Insektengiftallergien in Deutschland gibt es sehr gute Therapien, die extrem hohe Erfolgswahrscheinlichkeiten haben. Die allergenspezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung genannt, ist hier das Verfahren der Wahl.

Wir können sagen, dass wir in wenigen Bereichen in der Medizin überhaupt so gute Erfolgschancen haben, wie mit dieser Hyposensibilisierungs-Therapie bei Wespen- oder auch Bienengiftallergikern. Die Erfolgsaussichten liegen bei der Immuntherapie gegen Bienengift oder Wespengift bei über 90 Prozent. Es gibt nur extrem wenige Patienten, die nicht ansprechen. Das heißt, der Versuch einer solchen Immuntherapie, gerade bei stark betroffenen Insektengiftallergikern, lohnt sich in jedem Fall.

Herr Prof. Klimek, herzlichen Dank für dieses Interview!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

16. Juni 2022

Autor: S. Jossé/ L. Klimek, www.mein-allergie-portal.com

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