Hornissen: Wie umgehen mit der großen Wespe?
Für Wespengift-Allergiker ist die Vorstellung, Hornissen im Garten zu haben, sicher nicht gerade angenehm. Da kann es nicht schaden, etwas mehr über die größte Wespenart zu wissen. So lässt sich besser einschätzen, wie groß die Gefahr ist, von der großen Wespe gestochen zu werden. MeinAllergiePortal sprach mit Wespenberater Peter Tauchert aus Rodgau, der die Website Aktion Wespenschutz betreibt, über Hornissen und was man im Umgang mit ihnen beachten sollte.
Autor: Sabine Jossé M. A.
Interviewpartner: Peter Tauchert
Herr Tauchert, was sollte man über Hornissen wissen?
Die Hornisse ist die größte, heimische Wespenart. Aufgrund sinnloser Verfolgung, Aberglaube und Vorurteilen stand die Hornisse sogar schon einmal kurz vor dem Aussterben. Deshalb ist diese Wespenart im Jahr 1989 unter besonderen Schutz gestellt worden. Sie gilt nach dem § 44 des Bundesnaturschutzgesetzes als besonders geschützte Tierart. Man darf somit kein Hornissennest ohne Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde entfernen. Zuwiderhandlungen können mit bis zu 50.000 Euro bestraft werden.
Sind Hornissen denn nützlich?
Hornissen sind sehr nützliche Insekten. Sie sind unter anderem gigantische Insektenjäger. Man bezeichnet die große Wespenart auch als den “Falken“ unter den Insekten. In den Sommermonaten kann ein Hornissenvolk bis zu 500 Gramm Insekten am Tag vertilgen. Das entspricht einer Tagesration von fünf Meisenfamilien während der Brutzeit! Umgerechnet auf das Gewicht einer Fliege, werden etwa 8.333 Fliegen am Tag erbeutet.
Eine Jagdszene, bei der eine Wespe eine Hornisse zerlegt.
Welche Insekten fressen Hornissen?
Zur Beute der Hornissen gehören hauptsächlich alle Fliegenarten. Aber auch andere Insekten, wie Raupen, Graßhüpfer, Stechmücken, andere Wespenarten, sowie alle möglichen Garten- und Forstschädlinge gehören zur Beute von Hornissen. Diese erbeuteten Insekten werden als Nahrung für die Hornissen-Larven in das Nest geflogen. Hinzu kommt: Hornissen bestäuben und befruchten auch Pflanzen und Obstbäume. So ist die Hornisse ein absolut nützlicher Garten- und Landschaftsbewohner, der leider nur wenig beachtet und geschätzt wird.
Sind Hornissen gefährlich und aggressiv?
Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit Hornissen und den anderen 11 staatenbildenden Wespenarten. Aus eigener Erfahrung kann ich behaupten, dass die Hornisse die gemütlichste und berechenbarste Art unter allen Wespenarten ist. Selbst in direkter Nähe zu einem Hornissen-Nest fliegt die Hornisse keine Angriffe. Auch wird man eine Hornisse niemals auf den Speisen des Menschen finden. Und das Geschwätz von „3 Hornissenstiche töten einen Menschen und 7 Hornissenstiche ein Pferd“, gehört in die Märchenwelt. Eher kann ein Pferd 7 Hornissen mit einem Biss töten …
Hornissen als Nektarsammler und Blütenbestäuber.
Welche Verhaltensregeln sollte man bei Hornissen beachten, auch wenn sie friedlich sind?
Außerhalb des Nestbereichs ist die große Wespe eher scheu und geht jeder Konfrontation durch Flucht aus dem Weg.
Harmloser als gedacht - drei Hornisse gleichzeitig auf dem Finger.
In Nestnähe sollte man bei Hornissen folgendes beachten:
- Mindestabstand von etwa 2 bis 3 Meter vom Nest halten
- Das Flugloch oder die Einflugschneise nicht verstellen
- Im Nestbereich nicht mit hektischen Bewegungen nach den Hornissen schlagen
- Nicht in das Nest hineinpusten
- Nicht mit einem Gegenstand in das Flugloch stechen
Ein wichtiger Hinweis ist auch dieser: Helle Kleidung im Nestbereich wird von Hornissen eher ignoriert als dunkle Bekleidung. Das liegt daran, dass Fressfeinde in der Regel ein dunkles Fell oder Federkleid haben.
Zu den Fressfeinden der Hornissen gehören:
- Bären
- Wildschweine
- Dachse
- Wespenbussarde
Auch gibt es Parasiten und natürliche Feinde, wie zum Beispiel Wachsmotten und Ameisen, die einem Hornissennest zusetzen können.
Es gibt in Deutschland eine neue Hornissenart, die Vespa velutina oder asiatische Hornisse…
Vespa velutina nigrithorax wurde im Jahr 2004 mit Warentransporten nach Frankreich eingeschleppt. Aufgrund ähnlicher klimatischer Verhältnisse konnte sich diese Hornissenart gut integrieren und ausbreiten. Vom Norden her nahm sie Spanien in Angriff und 2011 wurde sie bereits in Belgien gesichtet. 2013 überquerte sie die Grenze zu Italien und 2014 ist Vespa velutina auch in Deutschland angekommen.
Mittlerweile ist Vespa velutina in Deutschland auf dem Vormarsch und hat sich in Deutschland gut angepasst. 2022 gab es etliche Sichtungen und Meldungen aus Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und Hamburg. Vespa velutina wurde in der EU als invasive Art eingestuft, sodass Entdeckungen meldepflichtig sind. Weitere Infos und melde Möglichkeiten findet man unter www.velutina.de
"...und sieben Stiche töten ein Pferd..."
Ähnelt die asiatische Hornisse unserer heimischen Hornissenart?
Die Asiatische Hornisse ähnelt unserer heimischen Hornisse insofern, dass auch sie langlebige Völker aufbaut, die bis in den Spätherbst aktiv sind. Mit 1000 bis über 3.500 Tieren sind sie wesentlich individuenreicher als unsere heimische Hornisse. Im Gegensatz zur heimischen Hornisse baut die asiatische Hornisse ihre im Durchmesser bis zu 80 cm großen Nester vornehmlich freihängend in Baumwipfel und in mehr als 10 m Höhe. Versehentliche und „stichhaltige“ Begegnungen mit asiatischen Hornissen werden deshalb für den Menschen eher die Ausnahme sein.
Was den Imkern Sorge bereitet ist, das diese neue Hornissenart am liebsten Bienen erbeutet.
So gibt es Beobachtungen, dass Vespa velutina vor Bienenbauten lauert, um dort heimkehrende Honigbienen abzufangen. Überfälle und ganze Vernichtungen von Bienenvölkern verwechselt man sicher mit der Japanischen Riesenhornisse (Vespa mandarinia), die aber in Europa nicht präsent ist.
Was tun, wenn Hornissen im Garten ihr Nest bauen?
Wer einen Garten hat, sollte auch damit rechnen, dass sich Insekten und andere Tiere sich dort niederlassen. Es kommt natürlich darauf an, wo Hornissen ihr Nest bauen und wie die Gartenbesitzer zu den großen Wespen eingestellt sind. Mittlerweile belassen viele Leute eine Hornissenansiedlung und beobachten die imposanten Tiere bei der Nestversorgung. In den allermeisten Fällen kann man sich tatsächlich den Garten mit einem Hornissennest teilen, ohne dass es zu irgendwelchen Konfrontationen kommt. Wie schon erwähnt, hat man mit den Hornissen im Garten einen guten „Schädlingsbekämpfer“ und „Blütenbestäuber“. Besonders wenn die Wespen im September beginnen, die Speisen anzufliegen, wehren die Hornissen solche lästigen Besuche ab.
Und wenn das Hornissennest direkt am Haus ist?
Sollte eine Hornissenkönigin doch einmal einen äußerst ungünstigen Platz für das Nest ausgesucht haben, lässt sich die Situation in den meisten Fällen mit Sicherungsmaßnahmen oder Flugumlenkungen entschärfen. Wenn gar nichts mehr geht, besteht die Möglichkeit, ein Hornissennest umzusiedeln.
Wie sehen Sicherungsmaßnahmen oder Flugumlenkungen beim Hornissennest aus?
Man kann sich zum Beispiel mit einem Fliegengitter vor den Fenstern schützen. Das hält auch den Zuflug anderer Insekten ins Haus fern. Wenn aber Flugumlenkungen oder direkte Sicherungsmaßnahmen am Hornissennest vorgenommen werden müssen, so sollte man einen Wespenberater hinzuziehen. Kontaktdaten erhält man meist über die zuständige Naturschutzbehörde der Gemeinden oder Landkreise.
Wie siedelt man ein Hornissennest um?
Umsiedlungen von Hornissennestern müssen von einem Fachmann vorgenommen werden, der eine Umsiedlung fachgerecht durchführen kann. Solche Fachleute oder besser gesagt Umsiedler haben vorher spezielle Lehrgänge und Seminare besucht und haben Umsiedlungen in der Praxis, bei einem erfahrenen Umsiedler erlernen können. Solche Spezialisten sind, wie schon erwähnt, den Umweltämtern bekannt, die ihrerseits eine Umsiedlungsgenehmigung für die Befreiung aus dem Bundesnaturschutzgesetz erstellen können.
Herr Tauchert, herzlichen Dank für dieses Interview!
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: S. Jossé/P. Tauchert, www.mein-allergie-portal.com
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