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Hummelstich: Gibt es eine Allergie auf Hummelgift?

Allergie Hummelgift
Auch wenn es selten ist, manche Menschen reagieren gleich beim ersten Hummelstich mit einem allergischen Schock, Bildquelle: canva Oxford Scientific, RebeccaHunt93

Eine Allergie auf Hummelgift ist keine häufige Allergie. Wenn sie aber doch auftritt, stellen sich viele Fragen. Wie sehen Diagnose und Therapie bei der Hummelgift-Allergie aus? Wie gefährlich ist diese Insektengift-Allergie? Kann es auch zur Anaphylaxie kommen?

Autor: Dr. med. Susanne Meinrenken

Wie wirkt Hummelgift?

Hummelgift enthält Eiweißstoffe und verschiedene andere Substanzen, die unter anderem zu Schmerzen und Schwellung der Haut an der Einstichstelle führen. Wenn eine Hummel sticht, passiert Ähnliches wie nach einem Bienen- oder Wespenstich: die Haut um die Einstichstelle schmerzt kurz, brennt und schwillt möglicherweise an. Bei Menschen, die keine Insektengiftallergie haben, beruhigt sich die Haut in der Regel rasch wieder; Kühlung der Haut lässt die Beschwerden meist schnell wieder zurückgehen.

Wie gefährlich ist ein Hummelstich?

Bei Menschen ohne Hummelgiftallergie ist ein Hummelstich grundsätzlich harmlos. Der kurze Schmerz und die Schwellung gehen rasch wieder zurück. Hummeln behalten nach dem Stich ihren Stachel, dieser verbleibt also nicht in der Haut. Zudem stechen Hummel in der Regel nur bei Bedrohung zu, sie sind friedlicher als Bienen oder Wespen. Hummelstiche sind daher im Allgemeinen seltener als Wespen- oder Bienenstiche.

Deutlich unangenehmer wird es, wenn man mehrfach von einer Hummel gestochen wird. Gefährlich kann ein Hummelstich zudem werden, wenn das Insekt in den Mundraum sticht und dort vor allem die Schleimhaut im Rachen anschwillt. Das kann im schlimmsten Fall zu Atembeschwerden führen. Insbesondere aber bei einer Hummelgiftallergie kann es nach einem Stich zu sehr starken oder gar lebensgefährlichen allergischen Beschwerden kommen.

Hummel Stich: Wie sehen die Symptome aus?

Ein Hummelstich schmerzt und brennt, die Haut um die Einstichstelle schwillt oft an. Hat der Betroffene keine Allergie, gehen die Beschwerden meist recht schnell wieder zurück. Falls die Hummel in den Mund gestochen hat oder es zu mehreren Stichen gekommen ist, ist jedoch Vorsicht geboten. Die Beschwerden können dann schwerer verlaufen, obwohl keine Allergie besteht.

Bei Hummelgiftallergikern allerdings kann die Haut schon nach einem Hummelstich großflächig anschwellen und stark jucken. Manchmal bildet sich ein ausgedehnter Hautausschlag und es kann zu Übelkeit, Kreislaufschwäche und Luftnot kommen. Im schlimmsten Fall sind allergische Reaktionen nach einem Hummelstich lebensgefährlich.

Und wichtig zu wissen ist: Einige Menschen mit einer Bienengiftallergie reagieren auch allergisch auf Hummelstiche, da die beiden Insektenarten allergieauslösende Substanzen haben, die sich teilweise überschneiden. Man spricht dann von kreuzreagierenden Allergenen.

Hummelstich! Was tun?

Hummeln behalten ihren Stachel nach dem Stich, er verbleibt also nicht in der Haut. Daher ist es unnötig, den Stachel aus der Haut zu ziehen – vielmehr kann man die Einstichstelle gleich kühlen. Gegen den Schmerz hilft es oft auch, den Saft einer frisch angeschnittenen Zwiebel an der Stichstelle zu verreiben. Rötung und Schwellung lassen sich auch mit einer kortisonhaltigen Creme meist schnell lindern. Wer allergisch auf den Hummelstich reagiert, braucht allerdings möglicherweise eine intensivere Behandlung, möglicherweise sogar eine Notfalltherapie – je nach Schwere der Symptome.

Allergisch gegen Hummeln: Wie kann ich mich vor einem Stich schützen?

Hummeln stechen in der Regel nur, wenn sie sich bedroht fühlen: Es ist daher wichtig, sich von Hummeln fernzuhalten, nicht barfuß durch blühende Wiesen oder im Garten zu laufen. Auch in der Nähe von Obstbäumen oder -sträuchern und Gemüsepflanzen sind Hummeln oft anzutreffen. Hummelnester in Erdhöhlen oder Baumlöchern sind natürlich zu meiden; falls sich eine Hummel nähert, sollte man diese vorsichtig abwehren, nicht zuschlagen.

Hummelgift Allergie: Wann ist die Reaktion allergisch?

Wer allergisch auf Hummeln ist, wird nach dem Stich einer Hummel genau die gleichen, teilweise sehr schweren, Symptome zeigen wie Menschen mit einer Allergie gegen andere Insekten. Möglich sind:

  • Rötung, Schwellung und Juckreiz im Bereich der Einstichstelle
  • Ausbreiten der Hautsymptome weit über den Stich hinaus
  • Hautausschlag am gesamten Körper, das heißt Quaddeln, Nesselausschlag
  • Schwellungen auch im Bereich des Gesichts, vor allem Augenlider, Lippen
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Juckreiz, Kratzen im Rachen
  • Atemnot
  • Herzrasen
  • evtl. Angstgefühl
  • Schwächegefühl, Bewusstlosigkeit

Wenn zu den Hautsymptomen zusätzlich Übelkeit und/oder Atemnot hinzukommen, handelt es sich um einen allergischen Schock, auch Anaphylaxie genannt. Diese Situation kann mäßig schwer verlaufen, aber auch lebensgefährlich werden. Es ist eine Notfalltherapie erforderlich. Bei Menschen mit einer Hummelgiftallergie kann es nach einem Stich manchmal innerhalb von Minuten schnell zu einer Anaphylaxie kommen.

Daher sollten sie sich vorsichtshalber schnell ärztlich behandeln lassen, selbst wenn die Symptome noch nicht so schwer sind.

Allergie auf Hummelgift: Wann kommt es zum anaphylaktischen Schock?

Durch das Gift einer Hummel kann ein anaphylaktischer Schock ausgelöst werden. Diese Reaktion verläuft im Prinzip genauso wie bei einer Allergie gegen andere Insektengifte; im Fall der Hummel ist eine Anaphylaxie aber sehr selten.

Ob eine Person nach einem Hummelstich eine Anaphylaxie erleiden wird, lässt sich nicht vorhersagen. Auch wenn jemand bereits leichte oder allergische Symptome nach einem Stich erlebt hat, besteht rein statistisch kein sehr hohes Risiko eines allergischen Schocks beim nächsten Stich. Sind allerdings bereits mittelschwere Symptome aufgetreten, dann steigt das Risiko für eine Anaphylaxie beim nächsten Zusammentreffen mit dem Insekt. Wer stärkere Beschwerden als nur eine Rötung, begrenzte Schwellung und Schmerzen nach einem Insektenstich erlebt hat, sollte sich von einem Arzt in Bezug auf eine mögliche Allergie beraten lassen.

Und: Auch wenn es selten ist – manche Menschen reagieren gleich beim ersten Stich einer Hummel mit einem allergischen Schock, obwohl bei ihnen zuvor keine Allergie bekannt war.

Allergie auf Hummelgift: Wie testet man das?

Im Falle eines Verdachts auf eine Allergie gegen Bienen- oder Wespengift, lässt sich das einfach per Bluttest oder Hauttest untersuchen. Zudem stehen spezielle Allergenextrakte für Biene und Wespe zur Verfügung. Damit ist eine sogenannte Allergen-Immuntherapie, Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung genannt, für Personen mit Bienen- oder Wespengiftallergie möglich, die zum Beispiel eine Anaphylaxie erlitten haben.

Solche Allergenextrakte sind allerdings für die Hummel nicht erhältlich. Sowohl die Diagnostik als auch eine eventuell sinnvolle Desensibilisierung sind daher bei Allergie auf Hummelgift nicht so einfach wie bei Wespe oder Biene; aber es gibt Möglichkeiten.

Denn das Gift der Hummeln enthält Allergene, die teilweise mit dem Bienengift kreuzreaktiv sind. Das bedeutet, dass bestimmte Allergene der beiden Gifte ausgesprochen ähnlich sind; identisch sind sie aber nicht. Trotzdem wird es wegen der Kreuzreaktivität möglich, bei Hummelgiftallergikern sowohl die Diagnostik als auch die spezifische Therapie mit Hilfe des Bienengift-Allergenextraktes vorzunehmen.

Allerdings ist es möglich, dass ein Patient auf ein Allergen der Hummel allergisch reagiert, das keine Entsprechung zu den Allergenen der Biene hat. Nicht alle Allergene sind bei Hummel und Biene dentisch. Dann könnte der Allergietest auf Bienengift-Allergie negativ ausfallen, obwohl der Patient auf Hummel allergisch ist.

 

Hummelgift Allergie: Wie sicher ist die Diagnose?

Um sicher zu sein, dass man allergisch gegen Hummeln ist, sind also mehrere Punkte wichtig. Entscheidend ist es zu erkennen, welche Art von Insekt gestochen und die allergischen Symptome ausgelöst hat. Hummeln sind an ihrer dichten Behaarung und an ihrem Saugrüssel zu erkennen. Im Hauttest oder Bluttest ist es nur möglich zu untersuchen, ob die betroffene Person gegen Bienengiftextrakt allergisch reagiert, da Hummelgiftallergene für solche Tests nicht verfügbar sind. Allerdings reagieren viele Hummelgiftallergiker auch auf bestimmte Allergene der Biene. Die Diagnose Hummelgiftallergie lässt sich also stellen, wenn der Betroffene entsprechend allergisch auf den Stich einer sicher identifizierten Hummel reagiert hat; zusätzliche Hinweise können Haut- und Bluttests auf Bienengiftallergene geben.

Allergie gegen Hummelgift: Welche Medikamente muss man immer bei sich haben?

Wer schon einmal allergisch auf Insektengift reagiert und sehr starke Symptome entwickelt hat, erhält meist die Empfehlung des Arztes, ein Notfallset bei sich zu tragen. Das gilt auch für eine Hummelgiftallergie. Das Notfallset enthält Medikamente, die im Falle einer anaphylaktischen Reaktion, also eines allergischen Schocks, schnell und einfach verabreicht werden können. Dazu gehören ein sogenanntes Antihistaminikum und ein Kortisonpräparat zum Einnehmen. Am wichtigsten ist der sogenannte Notfallpen, der Adrenalin-Autoinjektor. Mit diesem Pen kann das Medikament Adrenalin auch von einem Laien leicht in den Muskel gespritzt werden. Das ist einfach durch die Kleidung hindurch in den Oberschenkel möglich. Adrenalin stabilisiert den Kreislauf und stoppt die schwere allergische Reaktion. Verwendet man den Pen, muss man aber trotzdem einen Notarzt rufen!

Damit man den Notfallpen im Fall eines Stichs sicher benutzen kann, ist es wichtig, sich genau zu informieren, was bei der Handhabung wichtig ist, und regelmäßig an einem Trainings-Pen zu üben, wie die Injektion funktioniert. Denn so einfach das Prinzip der Autoinjektoren ist – jeder Pen ist etwas anders zu bedienen. Eine Anaphylaxie-Schulung wird dringend empfohlen.

Allergie gegen Hummelstiche: Wie sieht die Behandlung aus?

Gleich nach dem Hummelstich sind erst einmal Kühlung, eventuell eine kortisonhaltige Creme oder bei stärkeren Beschwerden sogar eine umfassendere, notfallmäßige Behandlung wichtig.

Grundsätzlich steht bei Insektengiftallergie eine sogenannte Allergen-Immuntherapie, Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung zur Verfügung. Dabei werden Allergie auslösende Eiweißstrukturen, die Allergene, des Insekts dem Patienten unter ärztlicher Aufsicht mehrmals gespritzt. Nach in der Regel 3 Jahren und ausreichend hoher Dosis „lernt“ das Immunsystem, das Insektengift nicht mehr als „gefährlich“ zu erkennen, also nicht mehr allergisch zu reagieren.

Für Wespengift und Bienengift sind entsprechende spezielle Präparate für die Therapie erhältlich; für Hummelgiftallergiker jedoch nicht. Allerdings besteht eine Kreuzreaktion zwischen einigen Eiweißstrukturen aus Biene und Hummel; daher kann eine Allergen-Immuntherapie gegen Bienengift auch Hummelgiftallergikern helfen. Allerdings ist diese aufwendige Therapie nur für Patienten empfohlen, die eine starke allergische oder Anaphylaxie gegen das jeweilige Insekt aufweisen. Ob eine solche Therapie sinnvoll oder nötig ist, können Allergiker bei ihrem Arzt oder einem Facharzt für Allergologie erfahren.

Quellen:
https://www.insektengiftallergie.de/insektengiftallergie/die-wichtigsten-insekten

https://www.mein-allergie-portal.com/allergie-gegen-insektengift/987-allergie-auf-hummelgift-oder-hornissengift-ist-eine-anaphylaxie-moeglich.html

https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/insektengiftallergie/

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

19. Juni 2022

Autor: Dr. med. Susanne Meinrenken, www.mein-allergie-portal.com

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