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Otitis beim Hund: Was tun bei Ohrenentzündung?

Ohrenentzündung Otitis Hund
Wie äußert sich eine Ohrenentzündung beim Hund? Bildquelle: A.Neuber

Beim Hund ist die Otitis oder auch Ohrenentzündung eine häufige Erkrankung. Unter welchen Symptomen betroffene Hunde leiden, und wie eine Ohrenentzündung beim Hund festgestellt und behandelt werden kann, darüber sprach MeinAllergiePortal mit Dr. med. vet. Ariane Neuber, Tierarztpraxis Hund Katze Haut in Königswinter Eudenbach.

Autor: Sabine Jossé M.A. 

Interviewpartner: Dr. med. vet. Ariane Neuber

Frau Dr. Neuber, was genau ist eine Otitis bzw. Ohrenentzündungen beim Hund?

Genau wie beim Menschen gibt es auch beim Hund drei Formen der Otitis:

  1. Otitis externa – Entzündung des Gehörganges
  2. Otitis media – Mittelohrentzündung (beim Menschen häufiger)
  3. Otitis interna - Innenohrentzündung

Die Otitis externa ist mit circa 90 Prozent die häufigste Form der Ohrenentzündung bei Hunden. Allerdings kann die Otitis externa auch in eine Otitis media, eine Mittelohrentzündung, übergehen, wenn die Entzündung das Trommelfell durchbricht. Die Otitis media und die Otitis interna, eine Entzündung des Innenohrs, sind bei Hunden deutlich seltener.

Welche Ursachen hat die Otitis bzw. Ohrenentzündung beim Hund?

Bei der Ohrenentzündung bei Hunden gibt es immer eine Grunderkrankung, wie zum Beispiel eine Allergie. Wenn diese Allergie nicht erkannt und erfolgreich behandelt wird, wird die Entzündung immer wiederkehren.

Welche Allergien könnten die Ursache sein, wenn Hunde unter einer Otitis leiden?

Normalerweise handelt es sich um Futtermittel- oder Umweltallergien, wenn beim Hund die Ohren entzündet sind. Zu den Umweltallergien gehören bei Hunden zum Beispiel Pollenallergien, Hausstaubmilbenallergien oder Allergien auf Ohrmilben. Oft, aber nicht immer, leidet der Hund dann auch an anderen Allergiesymptomen, wie zum Beispiel an Juckreiz oder geröteten Pfoten.

Sind von einer Otitis immer beide Hundeohren betroffen?

Einseitige Otitiden werden meist von Fremdkörpern oder Tumoren hervorgerufen. Aber Ausnahmen bestimmen die Regel: Hunde können auch eine einseitige Ohrenentzündung haben, die trotzdem von Allergien hervorgerufen wurde.

Wie häufig ist eine Otitis durch Futtermittel oder Umweltallergien?

Die genaue Prozentzahl wie viele Hund an Futter- oder Umweltallergie leiden schwankt je nach Veröffentlichung. Prinzipiell sind Umweltallergien häufiger zu sehen. Bei Hunden mit Ohrenentzündung, aber ohne andere Hautsymptome, ist der Anteil der Futtermittelallergiker etwas höher, als bei Patienten, die Ohren und Hautsymptome zeigen.

Wie häufig kommt es bei Hunden durch Ohrmilben zu einer Otitis?

Ohrmilben kommen häufiger bei sehr jungen und älteren Hunden vor. Betroffen sind also Hunde, deren Abwehrsystem noch nicht, oder nicht mehr stark genug ist. Die Ohrmilben führen für gewöhnlich zu einer Otitis externa, zu einer Entzündung des äußeren Ohres.

Gibt es Risikofaktoren für Ohrenentzündungen bei Hunden?

Es gibt prädestinierende Faktoren, die eine Otitis begünstigen.

Eine Otitis entwickelt sich eher bei Hunden mit folgenden Merkmalen:

  • starke Ohrenbehaarung
  • abnormale Ohrform
  • kurzköpfige Hunderasse

Kommt es immer nur dann zu einer Otitis media, wenn durch die Otitis externa das Trommelfell des Hundes bricht?

Eine Otitis media kann sich durch eine Otitis externa entwickeln, doch es gibt auch eine sogenannte primäre sekretorische Otitis media. Diese tritt vor allem bei brachycephalen, das heißt kurzköpfigen, Hunderassen auf, bei denen, aufgrund der Kopfform das im Mittelohr produzierte Sekret nicht richtig abtransportiert werden kann.

Welche Hunderassen gehören zu den brachycephalen Hunderassen?

Mit brachycephalen Hunderassen sind kurzköpfige Rassen mit sehr kurzen Nasen gemeint. Beispiele hierfür sind Cavalier King Charles Spaniel, französische Bulldogge und Mops.

Wie kommt es zu einer Otitis interna beim Hund?

Die Otitis interna wird manchmal durch eine schwere Mittelohrentzündung, durch Trauma, oder durch gehörschädigende Substanzen ausgelöst. Sie kann in seltenen Fällen aber auch ohne erkennbaren Grund auftreten.

An welchen Symptomen erkennt man die Otitis beim Hund?

Bei der Otitis externa sieht man häufig einen „verschmutztenGehörgang und übelriechenden Ohrausfluss. Die Hunde schütteln oft den Kopf, kratzen sich das Ohr und halten den Kopf schief. Teilweise leiden die Hunde an starken Schmerzen, wehren sich also dagegen, wenn man sie am Ohr berührt.

Bei Entzündungen des Mittel– oder Innenohrs, das heißt, einer Otitis media oder interna, kann es zu Bewegungsstörungen kommen. Eine Gleichgewichtsstörung deutet auf eine Innenohrentzündung hin.

Wie zeigen sich die Symptome bei Hunden, die eine Otitis aufgrund von Ohrmilben entwickelt haben?

Die Hunde haben meist ein kaffeesatzähnliches Ohrensekret. Wenn dieses Ohrensekret beim Hund zu sehen ist, sind nicht selten Ohrmilben dafür verantwortlich. Zusätzlich zu dem Ohrensekret, zeigt der Hund die typischen Symptome einer Otitis externa.

Wie erfolgt die Diagnose der Otitis externa, media und interna beim Hund?

Die Diagnose wird durch eine ausführliche klinische Untersuchung gestellt. Dabei wird versucht, die folgenden Fragen zu beantworten:

  1. Gibt es eine Vorerkrankung, oder auch prädisponierende, also eine Otitis begünstigende, Faktoren?
  2. Welche Symptome zeigt das Tier?
  3. Sind Bakterien oder Hefepilze im Ohr zu finden? Wenn Bakterien da sind, sind es runde (Kokken) oder Stäbchen-förmige? Oft sind diese schwieriger zu behandeln. Eine bakterielle Kultur sollte eingeschickt werden.

Die ausführliche Diagnose der verschiedenen am Krankengeschehen beteiligten Faktoren ist entscheidend, da sie die Basis einer gezielten Behandlung ist. Wenn beispielsweise hinter der Ohrenentzündung eine Futtermittelallergie vermutet wird, kann die Diagnose durch eine Ausschlussdiät, also eine Futtermittelumstellung, bestätigt werden. Wird eine Umweltallergie vermutet, bringt ein Allergietest Klarheit.

Wie wird eine Otitis festgestellt, die der Hund durch Ohrmilben entwickelt hat?

Obwohl die Ohrmilben relativ klein sind, kann man sie mit bloßem Auge erkennen. Um eine sichere Diagnose stellen zu können, wird der Tierarzt das Ohr aber otoskopisch, also mit einem Ohrenspiegel, untersuchen. Das Ohrensekret des Hundes kann auch unter einem Mikroskop untersucht werden. In vielen Praxen werden die Hunde erst mal anhand der typischen Symptome beurteilt und entsprechend behandelt.

Wie sieht die Behandlung bei einer Otitis bzw. Ohrenentzündung beim Hund aus?

Die Behandlung der Otitis beim Hund muss das Ziel haben, nicht nur die aktuellen Beschwerden zu lindern, sondern auch die zugrundeliegende Ursache zu behandeln. Liegt eine Futtermittelallergie vor, hilft oft schon ein Wechsel des Futtermittels. Bei einer Umweltallergie kann zum Beispiel eine Immuntherapie Verbesserung bringen. Wenn Bakterien gefunden wurden, müssen diese identifiziert und zielgerichtet behandelt werden, da verschiedene Bakterien unterschiedlich auf Antibiotika reagieren. Manche lassen sich sehr gut, andere schwieriger behandeln.

Welche bei einer Otitis des Hundes auftretenden Bakterien sind schwer zu behandeln?

Pseudomonas sind Stäbchen-förmige Bakterien, die oft auf mehrere Antibiotika Resistenzen aufweisen und auch rasch neue Resistenzen entwickeln können. Daher ist eine sehr intensive Behandlung nötig, was auch mehrmalige Ohrspülungen unter Narkose bedeuten kann. Pseudomonas Otitis ist oft sehr schmerzhalft. Daher kann es bei betroffenen Patienten zu Verhaltensstörungen, wie Angstaggressionen, kommen. Diese müssen ebenfalls behandelt werden.

Eine amerikanische Studie ergab, dass viele Streunerhunde, die aufgrund von Verhaltensstörungen eingeschläfert werden mussten, an Ohrenentzündungen litten. Das heißt, man sollte dies unbedingt kontrollieren, wenn ein Hund scheinbar grundlos aggressiv ist.

Reicht es, bei einer Otitis beim Hund einfach die Bakterien zu behandeln?

Das Wichtigste bei der Behandlung von Otitis beim Hund ist, dass ein langfristiger Therapieplan erstellt wird, damit alle beteiligten Faktoren erkannt und behandelt werden können. Das umfasst die Grunderkrankung, wie zum Beispiel eine Allergie, und alle anderen Faktoren. Bei einer akuten Otitis müssen die Bakterien ebenfalls bekämpft werden. Der Erfolg der Therapie sollte gut beobachtet und in einer Kontrolluntersuchung in der Tierarztpraxis überprüft werden. Oberstes Ziel sollte es aber langfristig sein, erneute Schübe zu vermeiden, anstelle von wiederholten antibiotischen Ohrentropfen.

Wie sieht die Behandlung einer Otitis durch Ohrmilben beim Hund aus?

Normalerweise genügt eine lokale Behandlung mit Ohrentropfen. Es gibt Tropfen, die als Inhaltsstoff Akarizid enthalten, das spezifisch gegen Milben wirkt. Die Mehrzahl der Ohrentropfen ist aber unspezifisch. Sie lösen das Ohrensekret und verstopfen die Atemgänge der Milben, was zu deren Ersticken führt. Man kann außerdem entweder Tabletten oder Tropfen auf den Nacken spezifisch gegen Milben und andere Parasiten geben.

Und in welchen Fällen ist eine lokale Behandlung der Ohrmilben nicht ausreichend?

Wenn die Ohrmilben nicht nur im Gehörgang, sondern auch in anderen Körperregionen zu finden sind, reicht eine lokale Behandlung nicht. Dann sollte mit sogenannten Spot-on Medikamenten, die auch gegen Flöhe und andere Milben helfen, oder mit Tabletten behandelt werden.

Wichtig: Sollten mehrere Tiere im Haushalt leben, müssen auch die symptomlosen Tiere untersucht und behandelt werden, da sie sogenannte „Trägertiere“ sein können. Das bedeutet, diese Tiere haben Milben und geben diese auch weiter, sind aber selbst nicht erkrankt. Darüber hinaus können Ohrmilben gegebenenfalls auch auf Menschen übergehen.

Was kann man tun, wenn trotz Ohrmilben Behandlung keine Besserung eintritt?

Ohrmilben sprechen in der Regel gut auf die beschriebenen Behandlungen an. Falls es doch zu Rückfällen kommt oder die Ohrenentzündung von Anfang an nicht auf die Medikamente anspricht, sollten weitere Untersuchungen durchgeführt werden, da auch andere Gründe für die Beschwerden vorliegen können. In schwierigen oder chronischen Fällen wäre eine Überweisung an einen Tierdermatologen zu überlegen.

Herzlichen Dank, Frau Dr. Neuber, für das Gespräch!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

02. März 2023

Autor: S. Jossé/A. Neuber, www.mein-allergie-portal.com

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