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Umweltallergie beim Hund: Gibt es Alternativen zu Kortison?

Umweltallergie Hund Kortison
Wie lässt sich Kortison bei allergischen Hunden vermeiden? Bildquelle: canva Tatiane Silva de Melo, Alina Nikiteava

Leidet der Hund unter Juckreiz, lautet die Diagnose oft atopische Dermatitis oder Umweltallergie. Ist die Haut stark geschädigt, helfen meist nur noch Kortison und Antibiotika. Wie lässt sich vermeiden, dass es so weit kommt und gibt es keine Alternativen?

Autor: Dr. med. vet. Eva Rompa 

Umweltallergie beim Hund: Was bedeudet das für den Hund?

Die atopische Dermatitis, oft auch als Umweltallergie bezeichnet, ist eine chronische, allergisch bedingte Hauterkrankung beim Hund. Die Allergie wird durch in der Umgebung vorkommende Allergene, zum Beispiel durch Pollen oder durch Hausstaubmilben, ausgelöst und führt beim Hund zu starkem Juckreiz. Der Hund kratzt, beißt und leckt sich, meist an Bauch, Ohren und Pfoten. Aufgekratzte entzündete Stellen, wundgeschleckte Pfoten und entzündete Ohren sind die Folge. Hautinfektionen mit Bakterien und Hefepilzen können hinzukommen. Ist die Haut des Hundes stark geschädigt und entzündet, setzt der Tierarzt häufig Kortison und Antibiotika über mehrere Wochen ein, um die Entzündung in der Griff zu bekommen. Da Kortison bei vielen Hunden schnell und effizient gegen den Juckreiz wirkt und bei vorübergehendem Einsatz meist gut vertragen wird, ist der Einsatz von Kortison bei einer akuten hochgradigen Hautentzündung sinnvoll. Bei einer Langzeitgabe von Kortison treten jedoch beim Hund häufig Nebenwirkungen auf. Deshalb sollte diese, wenn möglich, vermieden werden.

Umweltallergie beim Hund: Lässt sich der Juckreiz vermeiden?

Optimal wäre eine komplette Vermeidung der Allergene, dies lässt sich aber bei einer Umweltallergie nur selten realisieren. Es gibt aber eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten, um eine atopische Dermatitis beim Hund in den Griff zu bekommen, sodass keine Symptome, wie zum Beispiel Juckreiz, auftreten oder es zumindest nicht mehr zu schweren Symptomen kommt. Die Umweltallergie ist nicht heilbar. Deshalb zielt jede Therapie darauf ab, den Juckreiz soweit wie möglich zu reduzieren, so dass der Hund gut mit der Allergie leben kann.

Umweltallergie beim Hund: Hilft die spezifische Immuntherapie?

Die derzeit einzige ursächliche Therapiemöglichkeit bei Hunden ist die allergenspezifische Immuntherapie. Sie wird oft auch als Desensibilisierung oder Hyposensibilisierung bezeichnet. Nach einem Allergietest wird eine Lösung mit verdünnten Allergenextrakten hergestellt. Durch die Gabe dieser Allergenextrakte soll eine „Gewöhnung“ an die Allergene erreicht werden. Der Hund reagiert dann weniger sensibel auf die Allergene. Die Lösung wird dem Hund anfangs meist in zweiwöchigem, später in mehrwöchigem Abstand unter die Haut gespritzt und die Dosierung dabei langsam gesteigert. Die Therapie sollte beim Hund über mindestens ein bis zwei Jahre, besser länger, durchgeführt werden. Die Angaben zur Wirksamkeit in der Literatur sind unterschiedlich und schwanken zwischen 52 und 77 Prozent. Bis beim Hund eine Wirkung eintritt, dauert es zwei bis neun Monate und nur bei einem Teil der Hunde kommt es zu einem langanhaltenden Effekt nach Beendigung der Therapie. Die Behandlung ist langwierig, kostenintensiv und nicht immer erfolgreich, aber die einzige ursächliche Therapie.

Umweltallergie beim Hund: Welche Medikamente wirken gegen Juckreiz und Entzündung?

Daneben gibt es Medikamente, mit denen die Symptome gemildert werden können. Mit Ciclosporin und Oclatinib stehen zwei den Wirkstoffe in Tablettenform zur Verfügung, die in unterschiedlicher Weise auf das Immunsystem des Hundes wirken und dadurch Juckreiz und Entzündung hemmen. Beide sind zur Langzeittherapie geeignet. Ciclosporin und Oclatinib werden meistens gut vertragen und haben bei dauerhaftem Einsatz weniger Nebenwirkungen als Kortison. Ein relativ neuer Wirkstoff ist Lokivetmab. Lokivetmab ist ein Antikörper, der an Interleukin-31 bindet. Diesem Interleukin wird eine Schlüsselfunktion bei der Auslösung von Juckreiz und allergischer Reaktion zugeschrieben. Binder der Antikörper an Interleukin-31, hemmt er die Auslösung von Juckreiz und allergischer Reaktion. Lokivetmab wird wie eine Impfung unter die Haut gespritzt. Bei ungefähr 60 Prozent der Hunde wirkt es gut. Die Wirkung hält ungefähr vier Wochen an. Lokivetmab ist eine Alternative zu Ciclosporin und Oclatinib, vor allem für Hunde mit Leber- oder Nierenerkrankungen oder anderen schweren Krankheiten.

Umweltallergie beim Hund: Helfen Ergänzungsfuttermittel und Shampoos?

Natürliche Moleküle wie essentielle Fettsäuren und Palmitoylethanolamid sind in Ergänzungsfuttermitteln für Allergiker enthalten. Essentielle Fettsäuren unterstützen die natürliche Hautfunktion und verbessern die Fellqualität, lindern aber nicht den Juckreiz. Palmitoylethanolamid kann den Juckreiz leicht reduzieren. Weiterhin gibt es viele Shampoos, Lotionen und Sprays, die, je nach Inhaltsstoffen, die Haut pflegen und beruhigen oder entzündungshemmend, antimikrobiell und gegen Hefepilze wirken.

Umweltallergie beim Hund: Was ist die richtige Therapie?

Eine gute Allergietherapie beim Hund setzt sich aus mehreren der beschriebenen Therapiemöglichkeiten zusammen und wird individuell auf den Hund abgestimmt. Deshalb sollte man mit dem Tierarzt besprechen, ob eine allergenspezifische Immuntherapie für den Hund infrage kommt. Die Auswahl eines Langzeitmedikaments wie Ciclosporin, Oclatinib oder Lokivetmab richtet sich danach, welches Medikament beim Hund am besten wirkt und vom Hund am besten vertragen wird. Ergänzungsfuttermittel und/oder Shampoos und Lotionen sollten immer unterstützend eingesetzt werden. Hier sollte man sich vom Tierarzt beraten lassen, welche Mittel für den Hund geeignet sind, denn dadurch kann in vielen Fällen die Medikamentengabe reduziert werden. Bei leichten Allergien können sie sogar ausreichend sein, um die Allergie zu kontrollieren.

Quellenverzeichnis

1. Loewenstein, C. und Ralf S. Mueller; A review of allergen-specific immunotherapy in human and veterinary medicine; Veterinary Dermatology 2009, 20, 84-98

2. Atopische Dermatitis beim Hund – aktuelle Therapieansätze; Der Praktische Tierarzt 96, 996-1007; Schlütersche Verlagsges. 2015

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Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

17. November 2020

Autor: Dr. med. vet. Eva Rompa, mein-allergie-portal.com

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