Refraktäre Zöliakie Typ II: Bald bessere Diagnose?
Gibt es bald Aussicht auf eine bessere Diagnose der refraktären Zöliakie Typ II? Zwei neue Verfahren, die zum Teil in Berlin entwickelt wurden, machen den Betroffenen Hoffnung! Wir erklären, was es mit diesen Diagnose-Konzepten auf sich hat.
Autor: Irene Brandenburg
Refraktäre Zöliakie Typ II: Warum ist eine schnelle Diagnose wichtig?
Zwar leidet nur weniger als ein Prozent aller von Zöliakie Betroffenen an einer refraktären Zöliakie und nur ein kleiner Teil dieser Patienten wiederum an einer refraktären Zöliakie Typ II. Bei einigen dieser Patienten kann es jedoch zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen kommen. Dazu gehört zum Beispiel eine T-Zell-Lymphomerkrankung. Eine schnelle Diagnose ist deshalb sehr wichtig, weil nur so eine schnelle Behandlung erfolgen kann.
Refraktäre Zöliakie Typ II: Gibt es Patienten, bei denen die Diagnose nicht zuverlässig gestellt werden kann?
Lange gab es solche Patienten. Man konnte kaum feststellen, welche Patienten ein erhöhtes Risiko haben, an einem T-Zell-Lymphom zu erkranken. Seit einigen Jahren werden aber neue Teststrategien entwickelt, um die Diagnose der refraktären Zöliakie Typ II noch zuverlässiger zu machen. Berliner Wissenschaftler untersuchen derzeit, inwiefern diese neuen Konzepte zu einer zuverlässigen Diagnosestellung der refraktären Zöliakie Typ I und Typ II beitragen können.
Außerdem soll diese Diagnostik auch dazu dienen, den weiteren Verlauf der Erkrankung zu verfolgen und Erkenntnisse über den künftigen Verlauf der Erkrankung zu liefern.
Refraktäre Zöliakie Typ II: Wie sehen die neuen Diagnose-Konzepte aus?
Es gibt zwei neue Testverfahren. Dafür müssen Gewebeproben aus dem Zwölffingerdarm, das heißt dem ersten Teil des Dünndarms, gewonnen werden.
Im ersten Verfahren, der FACS-Analyse (engl. Fluorescent Activated Cell Sorter) von T-Zellen aus dem Darm, werden in einem ersten Schritt die Entzündungszellen aus dem Gewebe gelöst und eingefärbt. Dann in einem sogenannten FACS-Gerät der Anteil der „kranken“ T-Zellen ermittelt. Die Zahl der „kranken“ T-Zellen eignet sich dann – so die Hypothese – auch zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs, das heißt zum Beispiel zur Abschätzung des Therapieerfolgs.
Das zweite Verfahren untersucht die Erbinformation der T-Zellrezeptoren in den Gewebeproben.
Der T-Zellrezeptor ist ein Schlüsselmolekül, das eine zentrale Funktion in der Immunabwehr von Erregern hat. Es gibt mehrere Millionen unterschiedliche Versionen dieses Moleküls. Dadurch können die T-Zellen eine riesige Zahl von Bakterien, Viren und Parasiten erkennen. Bei einem Patienten, der unter der schweren Form der refraktären Zöliakie leidet, vermehren sich ein oder mehrere T-Zellen unter der großen Zell-Schar sehr stark. Man bezeichnet sie dann als T-Zellklone. Durch Untersuchungen der Erbinformation der T-Zellrezeptoren lässt sich auf das Vorhandensein sogenannter T-Zellklone schließen – und dies vermutlich bereits, wenn diese noch nicht sehr ausgeprägt vorliegen.
Daraus könnte sich eine bessere Einteilung in die Erkrankungstypen ergeben, die eine sichere Entscheidung, ob eine Therapie notwendig ist, erlaubt. Zudem könnte dann der Erfolg dieser Behandlung kritisch überprüft werden. In den letzten Jahren wurden, vorwiegend in den Niederlanden, Therapien für die schwerwiegende Form der refraktären Zöliakie Typ II entwickelt.
Quellen:
Ritter J, Zimmermann K, Jöhrens K, et al. T-cell repertoires in refractory coeliac disease. Gut. 2018;67(4):644-653. doi:10.1136/gutjnl-2016-311816
Schumann M, Bojarski C, Moos V, Daum S. Refractory Celiac Disease New Diagnostic Approaches and Current Treatment. Int J Celiac Dis. 2014;2(1):33-37. doi:10.12691/ijcd-2-1-10
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