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Nussallergie Erdnussallergie Urlaub Reisen Ferien

Dr. Yvonne Braun, Diplom-Oecotrophologin und Ernährungsberaterin/DGE in München zum Reisen mit Nussallergie!

Nussallergie - Erdnussallergie: Was ist im Urlaub zu beachten?

Die Sommerzeit ist Reisezeit und gerade die Kinder freuen sich oft schon wochenlang auf den Urlaub in den Sommerferien. Ist ein Familienmitglied jedoch von einer Nussallergie bzw. Erdnussallergie betroffen, kann das Reisen zum Problem werden. Die Angst, dass es versehentlich zum Kontakt mit Nüssen in Nahrungsmitteln kommen könnte, ist groß und manche Familien bleiben deshalb lieber zu Hause. Ein Fehler, meint Dr. Yvonne Braun, Diplom-Oecotrophologin und Ernährungsberaterin/DGE in München, die selbst eine Tochter mit Nussallergie hat. Für MeinAllergiePortal verrät sie, was bei Nussallergie im Urlaub zu beachten ist.

Autor: Sabine Jossé M. A.

Interviewpartner: Dr. Yvonne Braun

Frau Dr. Braun, Sie sind promovierte Diplom-Oecotrophologin und Mutter einer Tochter mit Nussallergie, wie suchen Sie zunächst grundsätzlich das Urlaubsland aus?

Das wichtigste Kriterium ist eigentlich nicht das Land, sondern die Region und die Unterkunft. Wir wählen eine Region aus, bei der ein Arzt in einer vernünftigen Zeit an unserem Hotel sein kann. Wir schauen auch, dass die nächste größere Stadt mit einem Krankenhaus nicht so weit entfernt ist. Eine einsame Insel oder ein kleines Bergdorf im „Nirgendwo“ würden wir allein wegen der Nussallergie nicht wählen.

Zu der Auswahl des Hotels: häufig bieten Hotels bereits Allergikergerichte an oder werben damit, dass Speisen am Buffet für Allergiker separat gekennzeichnet sind. Meist sind dies zwar laktosefreie oder glutenfreie Gerichte, aber das Hotel ist den Umgang mit Allergikern gewohnt. Man kann hier meist fundierte und sichere Auskünfte über die Rezepte und Lebensmittel erhalten. Wenn man Glück hat, kann man auch auf einem Portal zur Hotelbewertung eine Bewertung von einem Nahrungsmittelallergiker direkt lesen. Dies ist aber selten.

Auch die Anreise muss „nussfrei“ sein, ist dies für Sie ein Auswahlkriterium für das Reiseziel?

Für uns nicht. Wir sind bisher zwar nur maximal 5 Stunden mit den Kindern geflogen bzw. 8 Stunden Auto gefahren aber eine Langstrecke finde ich auch kein Problem. Für die Anreise kann man ins Flugzeug ausreichend Proviant mitnehmen, so dass man nicht auf das Essen im Flieger angewiesen ist. Wer bei langen Strecken im Flugzeug essen möchte, kann die Fluggesellschaft kontaktieren und nach den potenziellen Allergenen im Essen fragen. Auch sind hier spezielle Menüs extra buchbar. Ein nussfreies Menü habe ich zwar bisher nicht gesehen aber es gibt z.B. laktosefreie oder glutenfreie Varianten. Daran sieht man, dass Fluggesellschaften wirklich genau wissen, was in ihrem Essen enthalten ist und sich mit dem Thema Allergien und Unverträglichkeiten beschäftigen. Man kann der Auskunft, die man erhält, also auch trauen. Trotzdem sollte man im Vorhinein nachfragen, um sicherzugehen. Die meisten Fluggesellschaften haben hierzu Service Center.

Bei den Salaten im Flugzeug muss man vorsichtig sein, hier hatten wir schon zwei  Mal Salat nach „Waldorf Art“, da sind Walnüsse enthalten. Die Nachspeise bekommt unsere Tochter auch nicht, weil es oft Kuchen mit Nüssen sind. Dafür habe ich immer eine süße Alternative dabei.

Sie empfehlen in Ihrem Blog, sich für die Reise mit verträglichen Snacks einzudecken. Welches sind Ihre Favoriten?

Bei Obst und Gemüse alles, was ich nicht vor oder während der Reise schneiden oder schälen muss und was nicht „matscht“. Hier eignen sich Bananen, Äpfel, Birnen, Heidelbeeren, Trauben oder Minigurken und kleine Cocktailtomaten.

Zusätzlich  nehmen wir belegte Brötchen oder Brote, kleine Vollkornkekse, Zwieback oder Salzgebäck mit. Natürlich darf sich auch jeder etwas Süßes für die Reise aussuchen.

Raten Sie generell von den üblichen Raststätte-, Bahnhof, Flughafen-Restaurants ab oder gibt es auch hier empfehlenswerte Vorsichtsmaßnahmen?

Wir persönlich haben des Öfteren schlechte Erfahrungen beim Bäcker gemacht. Egal, ob bei uns im Ort, am Bahnhof oder am Flughafen. Deswegen rate ich hier, wirklich vorsichtig zu sein und sich die Allergenliste geben zu lassen.

Seit 2014 gilt die Lebensmittelinformationsverordnung in ganz Europa und auch in Amerika und England findet man eine Kennzeichnung. Auch bei loser Ware müssen schriftliche Informationen vorhanden sein, ob die verkauften Lebensmittel einen der 14 wichtigsten Allergieauslöser enthalten. Leider ist dies aber immer noch nicht überall umgesetzt. Häufig bekommt man einfach nur die Antwort „Spuren können überall drin sein“, damit würde ich mich nicht zufrieden geben. Dann würde ich, um sicher zu gehen, lieber woanders kaufen.

Auch bei Kuchen, der an Raststätten frei verkauft wird, wäre ich vorsichtig. Meist kann man sich die Stücke selber nehmen und ich weiß nicht, ob vor mir jemand aus Versehen mit dem Nusskuchen über den Obstkuchen gekrümelt hat.

Eigentlich ist es aber wie bei einem normalen Restaurantbesuch: man schaut sich das Gericht an, das man bestellen möchte, sind dann offensichtlich - entweder im Namen oder direkt in der Auslage zu ersehen - keine Nüsse enthalten, fragt man nach der Allergenliste. Sind auch laut Allergenliste keine Nüsse enthalten, kann man das Gericht wählen.

Vorsichtig bin ich bei Selbstbedienungstheken, wenn neben dem Gericht für meine Tochter ein Gericht mit Nüssen steht, z.B. an der Salatbar ein Salat mit Nüssen oder Nüsse als Topping. Dann kann man, wie gesagt, nie sicher sein, dass andere Kunden das Gericht nicht aus Versehen kontaminiert haben. Wenn am entgegengesetzten Ende der Theke ein Gericht mit Nüssen steht, habe ich da wenig Bedenken.

Was ist aus Ihrer Sicht besser bei Nussallergie, der Urlaub in einem Hotel mit Buffet oder ein Appartement, das das Selbstkochen ermöglicht?

Ein Appartement mit Selbstkochen ist natürlich optimal, vor allem für Personen mit einer hochgradigen Symptomatik. Man kann sich selber wie daheim nussfrei versorgen. Aber als Mama möchte ich auch gerne einmal Urlaub haben und nicht jeden Tag kochen und spülen müssen. Daher fahren wir in ein Hotel und das funktioniert auch.

Zu den Hotels: Sprechen Sie Hotels im Vorfeld auf das Thema Nussallergie an, oder tatsächlich erst vor Ort? In Hotels gibt es häufig Themenbuffets und mittlerweile kocht man ja auch häufiger mit Nüssen, z.B. in der indischen oder afrikanischen Küche. Wie gehen Sie damit um?

Ich spreche die Nussallergie tatsächlich erst vor Ort an. Außer bei  unserem letzten Urlaub haben wir damit immer gute Erfahrungen gemacht. Bei den Themenbuffets, die wir bisher mitgemacht haben, wurde auch nicht auffällig mit mehr Nüssen gekocht, als bei den anderen Buffets. Ansonsten ist es eben so, wie bei einem „normalen“ Buffet: Die Gerichte, von denen ich durch Fragen oder schriftliche Informationen weiß, dass keine Nüsse enthalten sind, esse ich, alles, bei dem  ich mir unsicher bin, lasse ich weg. Am Buffet im Hotel ist es genau wie bei der Selbstbedienungstheke im Rasthof: Steht hinter, vor oder neben dem Gericht, das ich essen möchte, ein Gericht mit Nüssen, weiß ich nicht, ob ein anderer Gast aus Versehen eine Nuss in mein Gericht gekleckert hat. Im Zweifel würde ich mich von dem Gericht nur dann bedienen, wenn es gerade frisch aufgefüllt wurde.

Auch im Urlaub braucht man oftmals eine Zwischenmahlzeit. Nehmen Sie diese Snacks von zuhause mit oder kaufen Sie vor Ort, und wenn ja, nach welchen Kriterien?
Hier kommt es auf die  Zwischenmahlzeiten an. Obst und Gemüse kaufe ich natürlich frisch am Urlaubsort. Auch Joghurt als Zwischenmahlzeit kann man am Urlaubsort problemlos kaufen. Dafür muss man aber in der jeweiligen Landessprache das Wort für „Nüsse, Schalenfrüchte, etc.“ aufgeschrieben haben und auf die Zutatenliste schauen.

Zwei Dinge finde ich im Urlaubsland als Zwischenmahlzeit kritisch: Süßes Gebäck und Eis aus der Eisdiele. Daher nehme ich Kekse für eine Zwischenmahlzeit lieber von zu Hause mit. Kuchen, Kekse oder Teilchen würde ich beim Bäcker oder an Imbissständen im Urlaub nicht kaufen. Eis kaufe ich im Urlaubsland nur in abgepackter Form. Hier ist mir die Gefahr der Kontamination zu groß. Das ist natürlich gerade für Kinder schwer im Urlaub. Meine Tochter toleriert es zum Glück, da sie weiß, dass sie zu Hause wieder ein Eis in der Eisdiele unseres Vertrauens bekommt.

Sie berichten in Ihrem Blog, dass Sie im Vorfeld der Reise die Namen der Nüsse, die für Ihre Tochter relevant sind, in der Landessprache notieren. Ist das Personal in der Regel grundsätzlich informiert, dass es Nussallergien gibt?

Es ist eigentlich genauso wie in Deutschland: Jeder weiß, dass es Nussallergien gibt und jeder kennt auch jemanden, der eine Nussallergie hat. Das eigentliche Problem ist, dass das Personal oft nicht weiß, was wirklich in den Gerichten enthalten ist und keine genauen Angaben machen kann. Dann lassen wir die Gerichte weg, unsere Tochter darf sie dann nicht essen. In unserem letzten Hotel hatten wir auch den Fall, dass Speisen einfach falsch ausgewiesen waren. Das ist natürlich blöd und nicht unbedingt förderlich für einen erholsamen Urlaub. Es gibt aber auch tolle Hotels, in denen man wirklich detaillierte Auskünfte bekommt - zum Teil vom Koch selbst.

Was raten Sie grundsätzlich zum Thema „Urlaub trotz Nussallergie“? Gibt es einen Fehler, den man auf keinen Fall machen sollte?

Ich finde, der größte Fehler ist, wenn man vor lauter Anspannung, dass etwas passieren könnte, seinen Urlaub nicht genießt. Man kann sich wirklich gut auf den Urlaub vorbereiten. Natürlich sollte man gleichzeitig seine Notfallmedikation bzw. die Notfallmedikation des Kindes gut kennen, falls doch etwas passiert. Aber zu Hause ist man auch unterwegs, macht Ausflüge, geht ab und zu essen und führt ein weitgehend normales Leben.

Frau Dr. Braun, herzlichen Dank für dieses Interview!

 

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.