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Nussallergie, Erdnussallergie: Was darf man essen?

Nussallergie Erdnussallergie Umgang
Wie geht man mit einer Nussallergie oder Erdnussallergie richtige um? Bildquelle: Y. Braun

Was darf man essen, wenn man eine Erdnussallergie oder eine Nussallergie hat? Diese Frage stellen sich alle Patienten oder deren Eltern, die mit der Diagnose konfrontiert werden. Dabei wird oft aus übergroßer Vorsicht Vieles weggelassen. Nötig ist ein Verzicht jedoch nicht immer. Deshalb sprach MeinAllergiePortal mit Dr. Yvonne Braun, Diplom-Oecotrophologin, Ernährungsberaterin/DGE und Ernährungsfachkraft Allergologie (DAAB) darüber, was bei einer Nussallergie oder einer Erdnussallergie erlaubt ist, und wie der richtige Umgang mit diesen Allergien aussieht.

Autor: Sabine Jossé M. A.

Interviewpartner: Dr. Yvonne Braun

Frau Dr. Braun, wenn eine „Nussallergie“ oder eine „Erdnussallergie“ diagnostiziert wurde, muss man das auslösende Allergen meiden. Heißt das, dass andere Nussarten auch verboten sind?

Die Gruppe der Schalenfrüchte (Nüsse) umfasst Cashewkerne, Haselnüsse, Macadamianüsse, Mandeln, Paranüsse, Pekanüsse, Pistazien und Walnüsse. Bei einer „Nussallergie“ ist es sehr selten, dass wirklich eine Allergie gegen alle Nüsse vorliegt. Am Häufigsten ist die Allergie gegen Haselnüsse und Walnüsse.

Die Verträglichkeit einzelner Nusssorten muss durch den Allergologen individuell diagnostiziert werden. Dann muss die Person die Allergie auslösenden Schalenfrüchte unbedingt meiden. Die anderen Schalenfrüchte dürfen aber gegessen werden. Allergien gegen Schalenfrüchte sind häufig mit einer schweren Symptomatik verbunden, daher sollte eine wirklich gute Diagnostik erfolgen.

Man sollte bei einer Nussallergie also nicht pauschal auf alle Schalenfrüchte verzichten?

Keinesfalls, beispielsweise ist meine Tochter allergisch gegen sehr viele Schalenfrüchte. Mandeln kann sie aber problemlos essen. Daher darf und sollte sie diese natürlich auch weiter essen. „Nüsse“ sind außer für den Nussallergiker nicht ungesund, sondern ein wichtiger Teil der ausgewogenen Ernährung.

Gilt das auch für Erdnüsse?

Erdnüsse gehören botanisch zu der Familie der Hülsenfrüchte, nicht zu den Schalenfrüchten. Daher ist mit einer Allergie gegen Erdnüsse nicht zwangsläufig eine Allergie gegen Schalenfrüchte verbunden und es gibt keinen Grund, pauschal Nüsse zu meiden. Trotzdem kann eine Person gleichzeitig allergisch gegen Erdnüsse und Schalenfrüchte sein. Viele Allergiker weisen Allergien gegen mehrere Lebensmittel auf. Auch das ist individuell zu ermitteln.

Wie sind in diesem Zusammenhang Erdmandeln einzuordnen?

Die Erdmandel ist ein Knollengewächs. Sie ist botanisch nicht mit Mandeln oder Nüssen verwandt. Erdmandeln schmecken aber nach Haselnüssen und Mandeln. Daher bieten sie Nussallergikern eine tolle „nussige“ Alternative. Erdmandeln gibt es pur oder als Flocken, Mehl und Brotaufstrich. Ich nutze das feine Mehl gerne in der Weihnachtsbäckerei. Vor allem bei dem Brotaufstrich muss der Nussallergiker jedoch genau aufpassen. Viele Erdmandel-Aufstriche enthalten den Warnhinweis: „Kann Spuren von Schalenfrüchten enthalten“. Diese Aufstriche sind dann leider keine Alternative zur Nusscreme.

Wie verträglich sind Sonnenblumenkerne, Leinsamen und Sesam für Nussallergiker?

Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Sesam aber auch Kokosnüsse, Pinienkerne oder Kürbiskerne gehören weder zu den „Nüssen“ noch zu den Hülsenfrüchten und sollten daher auch nicht pauschal von Nussallergikern oder Erdnussallergikern gemieden werden. Das Meiden ist nur notwendig, wenn auch eine Allergie vorliegt.

Nüsse sind eine wertvolle Quelle für hochwertige Fette, Vitamine und Mineralstoffe. Nussallergikern, die möglicherweise noch gegen mehrere Nüsse allergisch reagieren, fehlt diese Quelle. Hier können Sesam, Sonnenblumenkerne und Leinsamen eine nützliche Alternative sein.

Wie sollte man bei Soja und Hülsenfrüchten agieren, wenn man Schalenfrüchte nicht verträgt?

Soja und Hülsenfrüchte sind grundsätzlich für den Nussallergiker kein Problem, sofern keine zusätzliche Allergie vorliegt.

Vertragen auch Erdnussallergiker Hülsenfrüchte?

Bei Erdnussallergikern sieht die Sache etwas anders aus: die Erdnuss gehört zu den Hülsenfrüchten, genau wie die Sojabohne, andere Bohnenarten, Linsen, Erbsen und Kichererbsen. Daher besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass es auch zu Kreuzreaktionen mit anderen Hülsenfrüchten kommen kann. Vor allem, wenn eine primäre Sensibilisierung gegen das Speicherprotein der Erdnuss vorliegt, ist eine ausführliche Diagnostik unbedingt notwendig. Pauschal kann keine Aussage über die Verträglichkeit von anderen Hülsenfrüchten getroffen werden. Jedoch sollten diese nicht aus Angst einfach weggelassen werden. Hier ist die Zusammenarbeit mit einem Allergologen und der Ernährungstherapeutin wichtig, damit vertragene Hülsenfrüchte auch weiterhin verzehrt werden. Je mehr Lebensmittel man aus dem Speiseplan eliminiert, desto stärker schränkt sich die Lebensqualität der betroffenen Familien ein.

Wie sieht es aus mit den immer beliebter werdenden Sprossen?

Sprossen und Keimlinge sind auskeimende Samen von Pflanzen. Sie sind reich an Eiweiß, Vitaminen, Ballaststoffen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Trotzdem sollte man beachten, dass Sprossen zum Wachsen hauptsächlich Wärme und Feuchtigkeit benötigen, was auch für Bakterien und Schimmelpilze optimale Wachstumsbedingungen sind. Der Verzehr von rohen Sprossen erfordert ein hohes Maß an Küchenhygiene. So genannte Risikogruppen, wie Kinder, Schwangere, Menschen mit geschwächter Immunabwehr, sollten Sprossen nur nach ausreichendem Erhitzen verzehren.

Am weitesten verbreitet sind Sprossen aus Hülsenfrüchten, wie Soja- oder Mungobohnensprossen. Hier gilt für den Erdnussallergiker wieder, dass eine pauschale Aussage über die Verträglichkeit auf Grund von möglichen Kreuzreaktionen nicht getätigt werden kann. Es gibt aber auch Sprossen von anderen botanischen Pflanzenarten, etwa von Kohlrabi, Radieschen, Kresse, Weizen, Roggen, Rotklee. Diese Sorten sind für den Erdnussallergiker kein Problem.

Frau Dr. Braun, herzlichen Dank für dieses Interview!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

18. Dezember 2017

Autor: S. Jossé/Y. Braun, www.mein-allergie-portal.com

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