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Insektengiftallergie Medikamente Test

Dr. med. Victoria Mortasawi zum Thema Insektengiftallergie: Medikamente können Ergebnisse von Allergietests verfälschen! (Copyright: Fotostudio Adrian Sandha, Marburg)

Insektengiftallergie: Verfälschen Medikamente den Test?

Bei Patienten mit einer Insektengiftallergie können Medikamente die Ergebnisse des Allergie-Tests verfälschen. Vielen Patienten ist dies jedoch nicht bekannt. Was Patienten dem behandelnden Arzt mitteilen sollten und was bei der Diagnose einer Allergie auf Insektengift in Bezug auf Arzneimittel zu beachten ist, erfuhr MeinAllergiePortal im Gespräch mit Dr. med. Victoria Mortasawi von der Hautklinik am Universitätsklinikum Marburg.

Autor: Sabine Jossé M. A.

Interviewpartner: Dr. med. Victoria Mortasawi

Frau Dr. Mortasawi, wie können Medikamente die Diagnose einer Insektengiftallergie verfälschen?

Bestimmte Medikamente können bei einem Insektengiftallergie-Test eine zu einem falsch negativen Ergebnis führen. Die allergische Reaktion der Patienten kann dann abgeschwächt oder sogar komplett unterdrückt werden. Dies gilt aber ausschließlich für Allergietests an der Haut – das heißt, für den Pricktest und den Intrakutantest und für die Stichprovokation. Aber: Dieses Phänomen kann, muss aber nicht zwingend auftreten.

Welche Medikamente können den Test auf eine Insektengiftallergie beeinflussen?

Ein Test auf eine Allergie auf Insektengift kann durch verschiedene Medikamente beeinflusst werden.

Zum Beispiel können die folgenden Medikamente die Diagnose einer Allergie auf Insektengift verfälschen:

  • Antihistaminika (H1-Rezeptorenblocker und H2-Blocker)
  • Systemische und topische Glukokortikoide, jedoch keine inhalativ verabreichten Glukokortikoide
  • Mastzellstabilisatoren
  • Psychopharmaka wie trizyklische Antidepressiva
  • Neuroleptika
  • Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten
  • Cyclosporin A
  • intravenöse Immunglobuline
  • Biologika wie zum Beispiel Omalizumab

Wie können Medikamente bei einer Stichprovokation das Ergebnis verfälschen?

Eine Stichprovokation wird bei Insektengiftallergikern im Rahmen einer Allergen-Immuntherapie (AIT) auf Insektengift durchgeführt. Durch die AIT soll die Reaktionsschwelle des Insektengiftallergikers auf einen Insektenstich so weit moduliert werden, dass es bei einem Stichereignis nicht mehr zum gefürchteten anaphylaktischen Schock kommen kann. Mit der Stichprovokation überprüft man den Behandlungserfolg der AIT nach einer Behandlungsdauer von ca. 6-12 Monaten.

Nimmt der Patienten jedoch immunsuppressive Medikamente, können diese eine potenzielle anaphylaktische Reaktion unterdrücken. Da es dann auch bei der Stichprovokation möglicherweise nicht zu einer Anaphylaxie kommt, würde man fälschlicherweise annehmen, dass die AIT erfolgreich war. Hier lässt sich jedoch nicht mehr abgrenzen, ob das Ausbleiben der anaphylaktischen Reaktion der erfolgreichen Hyposensibilisierung zu verdanken ist oder ob dies durch die immunsuppressive Therapie verhindert wurde.

Was ist dann bei Insektengiftallergikern unter einer AIT, die immunsuppressiven Medikamente einnehmen, bei einer Stichprovokation zu beachten?

Wenn die Insektengiftallergiker die immunmodulierenden Medikamente nur kurzfristig einnehmen, empfiehlt man, die Stichprovokation zu verschieben.

Handelt es sich allerdings um eine Dauermedikation, würde man dennoch zu einer Stichprovokation raten. Für die Patienten und den weiterbehandelnden Arzt ist es aber wichtig zu wissen, dass dies nur für die aktuelle Medikation gilt. Sobald sich beim Patienten die Medikamente oder die Dosierung ändern, ist es möglich, dass der Schutz vor einer Anaphylaxie nach einem Insektenstich nicht mehr gegeben ist. Und weiter ist wichtig: Wenn sich die Medikation ändert, sollte die Stichprovokation wiederholt werden.

Welche Medikamente wirken sich beim Allergietest auf eine Insektengiftallergie denn wie stark aus?

Zu einer sehr starken Abschwächung der Testergebnisse bei einem Test auf Insektengiftallergie kommt es bei der Einnahme von folgenden Medikamenten:

  • H1-Blocker
  • Mastzellstabilisatoren: Ketotifen
  • trizyklische Antidepressiva
  • Omalizumab

Ein nur mäßiger Einfluss wird bei Neuroleptika beschrieben. Eine geringere Auswirkung haben H2-Blocker und topisch – an der Haut angewandtes – Glukokortikoid. In diesem Fall wird empfohlen, das topische Glukokortikoid nach Möglichkeit bis zu vier Wochen vorher nicht im Testareal anzuwenden.

Generell wird jedoch nicht empfohlen, Medikamente im Vorfeld eines Tests auf eine Insektengiftallergie pauschal abzusetzen.

Beeinflussen Medikamente, die einen Test auf Insektengiftallergien verfälschen, auch die Therapie?

Insbesondere wenn die Patienten unter einer immunsuppressiven Therapie stehen, kann dies die Therapie einer Insektengiftallergie beeinflussen. Beispiele für Medikamente, die die Wirksamkeit der AIT beeinflussen, wären bspw.:

  • Methotrexat
  • Azathioprin
  • systemische Glukokortikoide
  • und andere Immunsuppressiva und Biologika

Nimmt ein Patient eines dieser Präparate ein, ist es möglich, dass die AIT nicht gelingt. Dennoch rät man in so einem Fall nicht dazu, auf die Allergen-Immuntherapie zu verzichten. Ein Stichereignis kann für die Patienten lebensgefährlich sein. Deshalb würde man eine AIT empfehlen, selbst wenn die Gefahr besteht, dass sie nicht erfolgreich ist. Eine gewisse Wirkung ist immer möglich und könnte vor einer lebensgefährlichen Stichreaktion schützen.

Herzlichen Dank für das Gespräch, Frau Dr. Mortasawi!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.