FODMAP-arme Diät bei Reizdarm
Bei Bauchbeschwerden wie zum Beispien Reizdarm kann es für manche Patienten, zum Beispiel mit Reizdarm-Syndrom, hilfreich sein, über einen bestimmten Zeitraum eine FODMAP-arme Diät durchzuführen. Hierbei kommt es darauf an, mehrere potenziell unverträgliche Nahrungsmittel zu meiden. Was aber kann man essen, was nicht, wenn man auf FODMAPs verzichtet? Im Interview mit MeinAllergiePortal gibt Dr. Yvonne Braun, Diplom-Oecotrophologin, Ernährungsberaterin/DGE und Ernährungsfachkraft Allergologie (DAAB) wichtige Tipps.
Autor: Sabine Jossé M.A.
Interviewpartner: Dr. Yvonne Braun
Frau Dr. Braun, welche Lebensmittel sollten bei der FODMAP-armen Diät gemieden werden?
Bei der Low-FODMAP-Ernährung sollten Weizen und auch andere glutenhaltige Getreidesorten vermieden werden. Außerdem sollte auf Hülsenfrüchte verzichtet werden, sowie auf Milch und Milchprodukte, auf unterschiedliche Gemüse- und Obstsorten, genau wie auf Light- und Diätprodukte.
Welche Lebensmittel sind bei der Low-FODMAP-Ernährung erlaubt?
Bei der Low-FODMAP-Ernährung sind laktosefreie Milch und Milchprodukte, genauso wie Getreidedrinks erlaubt. Außerdem sind ausschließlich glutenfreie Getreidesorten gestattet. Eine Ausnahme stellt hier allerdings Dinkel dar. Dieser enthält zwar Gluten, ist aber dennoch in einigen Listen erlaubt. Bestimmte Obstsorten sind bei der Low-FODMAP-Ernährung ebenfalls zulässig, jedoch oftmals nur in bestimmten Mengen. Hier muss vor allem auf den Reifegrad geachtet werden, denn dieser sollte noch nicht allzu sehr fortgeschritten sein. Es sind auch einige Gemüsesorten zulässig, genauso wie bestimmte Mengen an Nüssen. Außerdem sind natürlich proteinreiche Lebensmittel wie Fisch, Fleisch, Eier und Geflügel, sowie viele Gewürze und frische Kräuter bei der FODMAP-armen Diät erlaubt.
Was eignet sich besser bei der der Low-FODMAP-Ernährung, Fertigprodukte oder natürliche, frische Nahrungsmittel?
Fertigprodukte sollten bei der Low-FODMAP-Ernährung gemieden werden, weil Fertigprodukte häufig einen relativ hohen Gehalt an FODMAPs aufweisen. Es gibt inzwischen auch einige Firmen, die bereits einige ihrer Produkte als „Low-FODMAP-geeignet“ ausweisen. Diese Produkte können selbstverständlich verwendet werden, wobei es aber immer wichtig ist, egal ob Low-FODMAP oder darmgesund, auch natürliche Lebensmittel und so wenig Fertigprodukte wie möglich zu verwenden.
Wie lange sollte die FODMAP-arme Diät durchgeführt werden?
Bei der Low-FODMAP-Ernährung muss auf Einiges verzichtet werden, zum Teil auch auf ganze Lebensmittelgruppen, sodass hier die Gefahr besteht, dass sich ein Nährstoffmangel entwickelt, wenn man die Low-FODMAP-Ernährung sehr lange durchführt. Deswegen möchte ich betonen, dass diese Ernährungsart nur maximal vier bis sechs Wochen durchgeführt werden sollte. Wenn sich nach dieser Zeit eine Verbesserung einstellt, dann sollten langsam wieder bewährte Lebensmittel eingeführt werden. Wenn sich keine Verbesserung der Symptome zeigt, dann waren offenbar nicht die FODMAPs die Ursache der Beschwerden. Dann muss man nach anderen Lebensmitteln, Nährstoffen, Nährstoffgruppen und Lebensmittelgruppen suchen, die diese Symptome eventuell ausgelöst haben könnten.
Wie wirkt sich die Low-FODMAP-Ernährung auf das Mikrobiom aus?
Es ist bekannt, dass gerade bei Reizdarm-Patienten die gesunde Darmflora eine äußerst wichtige Rolle spielt. Daher sollte sich die Ernährung bei Reizdarmpatienten selbstverständlich an einem gesunden Mikrobiom orientieren. Allerdings entspricht die Low-FODMAP-Ernährung nicht unbedingt einer darmgesunden Ernährung. In Untersuchungen sieht man, dass sich durch die Low-FODMAP Ernährung das Mikrobiom tendenziell ins negative verändert. Die Diversität also eher abnimmt. Zu einer darmgesunden Ernährung gehören Sauermilchprodukte, wie zum Beispiel Kefir, Buttermilch Ayran, aber auch Dickmilch und stichfester Joghurt. Ferner gehört dazu eine entsprechende Portion an Hülsenfrüchten und eine enorme Vielfalt an unterschiedlichem Gemüse.
Gleichzeitig sollte natürlich auch das Essverhalten in Richtung darmgesund umgestellt werden. Das bedeutet, es sollten angemessene Portionsgrößen gegessen werden, es sollte Ruhe beim Essen herrschen und es sollten regelmäßige Mahlzeiten eingenommen werden.
Wie ist also die Low-FODMAP-Ernährung mit einem darmgesunden Essverhalten kompatibel?
Das darmgesunde, darmfreundliche Essverhalten kann man natürlich auch während der Low-FODMAP-Phase durchführen. Allerdings sind bei der Low-FODMAP-Diät die Lebensmittel, die wirklich als darmgesund gelten, erst einmal verboten. Deswegen ist es umso wichtiger, dass die Low-FODMAP-Phase nur über einen begrenzten Zeitraum stattfindet und dann die darmgesunden, als förderlich für das Mikrobiom geltenden Lebensmittel, wieder eingeführt werden.
Ein anderer Ansatz bei Bauchpatienten ist, erst einmal eine Laktoseunverträglichktei oder Fruktosemalabsorption abzuklären und das Ernährungsprotokoll genau zu analysieren. Wird die Laktoseunverträglichkeit und die Fruktosemalabsorption ausgeschlossen, so müssen Milch- und Milchprodukte sowie Obst im Rahmen der Low-FODMAP Ernährung auch nicht gemieden werden. Bei einer genauen Analyse des Ernährungsprotokolls kommen manchmal ganz spezifische Auslöser der Symptome heraus. Es wäre zwar eine Linderung der Symptome zu erwarten, wenn man alle FODMAPS per se aus der Ernährung herauslässt,aber das wäre überhaupt nicht notwendig. Je mehr Lebensmittel man meidet, desto mehr schränkt dies die Lebensqualität ein.
Mein Fazit: Die Pauschaldiät Low-FODMAP wirkt, sollte aber keine Dauerernährung bleiben. Meist ist es effektiver und förderlicher für die Lebensqualität mit einer Analyse des Essverhaltens genau den Auslöser der Beschwerden zu finden und dann konsequent zu meiden.
Frau Dr. Braun, herzlichen Dank für dieses Interview!
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: S. Jossé/Y. Braun, www.mein-allergie-portal.com
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