Corona-Impfung: Sicher trotz Biologika-Therapie?
Viele Patienten, die monoklonale Antikörper (Biologika) als Systemtherapie einnehmen, fragen sich, ob eine Corona-Impfung für sie sicher ist - trotz der Einnahme von Biologika. Ein Positionspapier zum Umgang mit COVID-19 Impfungen bei Patienten mit Allergien und Typ-2-Inflammation schafft hier Klarheit. Erstellt wurde es von den allergologischen Fachgesellschaften DGAKI und AeDA. MeinAllergiePortal sprach mit Erstautor Prof. Oliver Pfaar, Sektion Rhinologie und Allergologie, Klinik für HNO-Heilkunde, Universitätsklinikum Marburg.
Autor: Sabine Jossé M. A.
Interviewpartner: Prof. Oliver Pfaar
Herr Prof. Pfaar, was befürchten Allergie-Patienten, die mit Biologika therapiert werden, im Zusammenhang mit COVID-19 Impfungen?
Allergie-Patienten machen sich schon seit Beginn der Corona-Pandemie große Sorgen. Zunächst gab es Befürchtungen, dass das Risiko für COVID-19 durch die allergische Erkrankung steigen könnte. Auch befürchteten Allergiker zunächst, dass es durch die Allergie oder die Allergietherapie nach einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 zu einem schwereren Verlauf von COVID-19 kommen könnte. Hier konnten und können wir Experten Entwarnung geben.
Mit dem Start der COVID-19-Impfkampagne im Dezember wiederum kam es zu einer großen Unsicherheit von Patienten mit immunmodulatorischen Systemtherapie, sogenannten Biologika, bezüglich der Sicherheit der Impfungen oder in Bezug auf mögliche Wechselwirkungen mit diesen Antikörpern. Wir haben daher die aktuellsten Informationen zu den zugelassenen COVID-19-Impfstoffen zusammengetragen und konkret Empfehlungen für den gleichzeitigen Einsatz der Biologika formuliert.
Wie sind Ihre Empfehlungen zur Corona-Impfung im Zusammenhang mit der Biologika-Therapie zustande gekommen?
In erster Linie haben wir die Fach-und Gebrauchsinformationen der Impfstoffe, aber auch der entsprechenden Biologika eingesehen. Darüber hinaus haben wir die aktuelle Literatur zu diesem Thema gesichtet und unsere Erfahrungen als Experten in die Empfehlungen einfließen lassen.
Für welche allergischen Erkrankungen haben Sie Ihre Empfehlungen zu den Corona-Impfungen bei Biologika-Einnahme formuliert?
Wir haben Empfehlungen für Biologika ausgestellt, welche bei den schweren und unkontrollierten Verlaufsformen folgender allergologischer und atopischer Krankheitsbilder zugelassen sind und zur Anwendung kommen:
- Neurodermitis (Atopische Dermatitis)
- Chronische Spontane Urtikaria
- Asthma bronchiale
- Nasenpolypen
Was empfehlen Sie Patienten mit diesen Erkrankungen und der regelmäßigen Behandlung mit Biologika, die sich gegen COVID-19 impfen lassen wollen?
Grundsätzlich ist festzustellen: Patienten mit Atopischer Dermatitis oder Chronischer Spontaner Urtikaria, die mit Biologika behandelt werden, tragen kein erhöhtes Risiko für allergische Reaktionen auf die COVID-19 Impfstoffe. Dies trifft ebenso zu bei Patienten mit schwerem Asthma, die mit Biologika behandelt werden und auch bei diesen Patienten ist eine Impfung zu empfehlen. Auch bei Patienten mit Nasenpolypen findet sich kein erhöhtes Risiko für allergische Reaktionen auf Impfstoffe und der Beginn bzw. die Fortsetzung einer Behandlung mit Biologika wird von uns empfohlen.
Was müssen Patienten mit Allergien, die mit Biologika therapiert werden und sich gegen COVID-19 impfen lassen wollen, beachten?
Zu beachten ist, dass die COVID-19-Impfung zwischen zwei Biologika-Gaben erfolgen sollte. Dabei sollte ein einwöchiger Abstand, sowohl zur letzten Biologika-Injektion als auch zur nächsten Biologika-Injektion eingehalten werden.
Wie lautete Ihre abschließende Corona-Impfempfehlung für Patienten unter Biologika-Therapie?
Unsere Empfehlung lautet, dass die Therapie mit Biologika unter den aktuell laufenden Impfkampagnen beibehalten werden sollte. Dabei sollten die Therapieintervalle von Biologika und COVID-19-Impfungen, wie gesagt, aufeinander abgestimmt werden, um die empfohlenen zeitlichen Abstände zu berücksichtigen. Keineswegs sollte diesen Patienten die COVID-19 Impfung noch die Antikörper-Therapie vorenthalten bleiben.
Herr Prof. Pfaar, herzlichen Dank für dieses Interview!
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: S.Jossé / O. Pfaar, www.mein-allergie-portal.de
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