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Coronavirus & Asthma: Wer ist Risikopatient?

Coronavirus Asthma Erwachsene Risikopatient
Coronavirus und Asthma bei Erwachsenen: Wer ist Risikopatient?, Bildquelle: S. Zielen

Seit Auftreten des Coronavirus fragen sich Asthma-Patienten, ob sie ein erhöhtes Ansteckungsrisiko tragen. Auch gibt es Befürchtungen, dass der Krankheitsverlauf bei einer Ansteckung schwerer sein könnte, oder dass die Impfungen nicht vertragen werden. MeinAllergiePortal sprach mit Prof. Stefan Zielen, Leiter des Schwerpunktes Allergologie, Pneumologie und Mukoviszidose an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitäts-Klinikums Frankfurt, darüber ob man bei Asthma in Bezug auf den Coronavirus Risikopatient ist.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Prof. Stefan Zielen

Herr Prof. Zielen, ist man mit Asthma Risikopatient, wenn es um den Coronavirus geht?

Das kommt darauf an. Kinder und Jugendliche mit Asthma gehören nicht zu den Corona-Risikopatienten, wenn sie ein leichtgradiges Asthma haben, dass noch nicht so lange besteht. Bei Erwachsenen Asthmatikern ist das anders.

Warum sind Erwachsene mit Asthma bei Corona stärker gefährdet?

Bei Erwachsenen besteht das Asthma meist schon viele Jahre, oft schon seit 30 oder 40 Jahren. Das bedeutet in der Regel, dass bereits chronische Veränderungen eingetreten sind, sodass die Lunge nicht mehr so elastisch ist. Diese Asthma-Patienten gehören meistens der Therapiestufe 4 und 5 an. Es ist also ein großer Unterschied, ob man leichtgradiges oder gar episodisches Asthma hat, dann ist die Gefährdung gering. Hat man jedoch eine schwere Asthmaform und sind die Symptome unkontrolliert, ist man sicherlich gefährdet. Das betrifft vielleicht drei bis fünf Prozent der betroffenen Asthmatiker. In diesem Fall sollte die empfohlene Corona Impfung durchgeführt werden und entsprechend den Vorschriften eine FFP-2-Maske getragen werden. Das gilt insbesondere dann, wenn große Menschenmenge zusammenkommen.

Zählen Patienten mit Asthma in Bezug auf Corona zur Risikogruppe oder zur Hochrisikogruppe?

Zunächst zum Hintergrund: Es gibt verschiedene Formen von Asthma bronchiale, wie zum Beispiel das allergische (extrinsische) Asthma, das nicht-allergische (intrinsische) Asthma, das schwere eosinophile Asthma und das Anstrengungsasthma. Beim Anstrengungsasthma kommt es zu Atemnot bei körperlicher Anstrengung, man nennt es auch Belastungsasthma. Das Risiko in Bezug auf Corona steigt, simpel gesagt, mit dem Schweregrad des Asthmas, das höchste Risiko haben Asthmatiker der Stufe 4 und 5.

Welche Risiken birgt eine Coronaerkrankung für Menschen mit Asthma bronchiale?

Aus Nachuntersuchungen ist es gut bekannt, dass die Patienten nach einer Coronainfektion vermehrt an Husten und Pfeifen bei Belastung leiden. Diagnostisch kann dies durch eine Messung der bronchialen Hyperreagibilität im Methacholintest nachgewiesen werden. Das Asthma ist nach einer Infektion häufig nur noch teil- oder unkontrolliert,aufgrund der gesteigerten postinfektiösen Hyperreagibilität. In diesem Fall muss die Inhalationsbehandlung für 6 bis 8 Wochen intensiviert werden. Das bedeutet, die Inhalation einer modernen (ICS)+LABA Kombination wird von 2 Mal 1 Hub auf 2 Mal 2 Hübe gesteigert werden, oder es wird zusätzlich ein Long Acting Muskarin Rezeptor (LAMA) wie Tiotropium inhaliert.

Worauf sollten Asthmatiker während einer Infektion mit COVID-19 bz. Omikron etc. achten? Sollten Asthmatiker weiterhin ihre Asthma-Medikamente einnehmen?

Während einer Pandemie ist es extrem wichtig, regelmäßig, wie es vom Arzt verordnet wurde, zu inhalieren, damit das Asthma stabil bleibt, denn nur bei Patienten mit einem unkontrollierten Asthma oder einem schweren chronischen Asthma kann es zu schweren Verläufen bei einer COVID Infektion kommen.

Viele Menschen mit Asthma sind bereits drei Mal gegen Corona geimpft, sollten sie sich vor dem Herbst ein viertes Mal impfen lassen?

Seit der Entwicklung der ersten Corona-Impfstoffe hat sich der Virus verändert – Viren sind schlau! Die vorhandenen Impfstoffe zielen gegen den Wildtyp, die Delta Variante des Coronavirus. Das ist die Coronavirus-Variante, die zu Beginn der Pandemie vorherrschte. Das Coronavirus hat sich seitdem aber schon mehrmals verändert. Es ist mutiert und kann deshalb den Impfschutz zu einem gewissen Grade umgehen. Es ist wichtig zu wissen, dass der „alte“ Impfstoff nicht gegen Omikron oder BA.1-Varianten wirksam ist. Es ist daher nur sinnvoll, die neu angepasste Impfung als Booster einzusetzen.

Gibt es eine erfolgreiche Chemotherapie für Menschen, die ein Risiko tragen, schwer an Covid zu erkranken?

Ja, mittlerweile besteht für Risikopatienten mit der Gefahr, schwer an Covid zu erkranken, eine effektive Chemotherapie mit Paxlovid® - Nirmatrelvir (PF-07321332) und Ritonavir - und Lagevrio® (Molnupiravir). Diese Präparate wurden von der Bundesregierung eingekauft und stehen seit Februar 2022 zur Verfügung. Ist der Schnelltest positiv kann jeder Arzt in Deutschland diese Medikamente für den Risikopatient bestellen und die Apotheke liefert sie dem Betroffenen. Fünf Tage lang werden morgens und abends, wie vorgeschrieben, die Tabletten eingenommen. Die Verträglichkeit dieser Therapien ist sehr gut.

Es wird bald neue Corona-Impfstoffe geben, empfehlen Sie Asthmatikern mit schwerem unkontrolliertem Asthma, sich zum vierten Mal impfen zu lassen?

Die Impfstoffe, die bisher in Deutschland bis zum August 2022 zur Verfügung standen, waren leider gegen die neuen Virusvarianten völlig wirkungslos. Es gab also keinen Sinn sich mit einer alten nicht wirksamen Impfung zu Boostern zu lassen. Ab September 2022 stehen neue angepasste Impfstoffe zur Verfügung, die sich gegen die Omikron-Sublinie BA.1 richten. Die aktuell vorherrschende Variante in Deutschland ist allerdings BA.5. Es ist noch nicht klar, inwieweit die neue angepasste Impfung uns vor Corona bzw. BA.5 schützt. Falls ein Booster im Herbst bzw. Winter, also eine 4. Impfung, ansteht, soll dieser auf jeden Fall mit der neuen angepassten Corona Vakzine erfolgen.

Herr Prof. Zielen, herzlichen Dank für dieses Interview!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

02. September 2022

Autor: S. Jossé/ S. Zielen, mein-allergie-portal.com

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