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Asthma bronchiale: Wie sieht die Therapie der Zukunft aus?

Asthma bronchiale
Was sind neue Strategien zur Asthma-Therapie der Zukunft? Bildquelle: C.Virchow

Asthma ist nicht gleich Asthma. Es gibt verschiedene Formen des Asthmas und auch die Symptome sind nicht immer gleich stark ausgeprägt. In den Asthma-Leitlinien werden für unterschiedliche Asthmaformen und -Ausprägungen auch unterschiedliche Empfehlungen zur Therapie gegeben. Aber ist das auch die Therapie der Zukunft oder gibt es neue Konzepte, vielleicht sogar, um Asthma zu verhindern? Darüber sprach MeinAllergiePortal beim Fachkongress Allergologie im Kloster mit Prof. Dr. med. J. Christian Virchow, Universitätsklinikum Rostock, Klinik I/Zentrum für Innere Medizin.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Prof. Dr. med. J. Christian Virchow

Herr Prof. Virchow, wie unterscheidet man beim Asthma bronchiale aktuell, welche Therapie die richtige ist?

In den Asthma-Leitlinien wird Asthma in Schweregrade eingeteilt, die auf dem Therapiebedarf basieren, man spricht dann von der sogenannten Stufentherapie. So geht man zum Beispiel bei Erwachsenen von einem medikamentösen Stufenschema mit 5 Stufen aus, bei Kindern und Jugendlichen von 6 Stufen. Damit bestimmt der Bedarf an Medikamenten den Schweregrad des Asthmas und umgekehrt, da beißt sich die Katze also in den Schwanz.

 

 

 

Was wäre ein besseres Therapie-Konzept für Asthma?

In der Inneren Medizin hat man eine andere Herangehensweise entwickelt, zum Beispiel bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen (CED) wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Rheumatoider Arthritis. Das Ziel der Therapie ist hier die sogenannte „Disease Modification". Das bedeutet, dass die Erkrankung durch die Therapie grundlegend modifiziert, verändert werden soll. Im optimalen Falle kommt es dann zu einer Remission der Erkrankung und ein ähnliches Konzept, das die Remission zum Ziel hat, wäre auch beim Asthma sinnvoll.

Was bedeutet „Remission des Asthmas“?

Aktuell ist das Ziel der Asthmatherapie die Symptomkontrolle des Asthmas. Dabei gilt ein Asthma als kontrolliert, wenn eine normale Lungenfunktion, ohne Asthmaanfälle erreicht wird.

Beim Therapieziel „Asthma-Remission“ ist das Ziel der Therapie, dass die Krankheit tatsächlich zurückgeht.

Asthma Remission hat die folgenden Ziele:

  • Stabile Lungenfunktion
  • Keine Asthma-Exazerbationen
  • Weitestgehende Symptomfreiheit
  • Keinen Bedarf an systemischen Kortikosteroiden

Wichtig zu wissen ist, dass Remission nicht bedeutet, dass der Asthmatiker keine Medikamente mehr einnehmen muss.

Gemeint ist vielmehr eine Remission unter Therapie, in manchen Fällen auch eine partielle Remission, bei der der Patient nur einige der Therapieziele erreicht.

Was sollte sich bei der Asthma Diagnose zukünftig ändern?

Bei der Diagnose von Asthma werden zukünftig zwei Biomarker von größerer Bedeutung sein, die aber auch heute bereits etabliert sind:

  1. Die Zahl der eosinophilen Granulozyten im peripheren Blut
  2. Die Konzentration des exhalierten Stickstoffmonoxid (FeNO)

So lässt sich überprüfen, ob durch die Asthma Therapie nur die Asthma Symptome zurückgehen, oder ob die Patienten auch auf der Ebene des Pathomechanismus von der Therapie profitieren. Bei bestimmten Formen des Asthmas ist der zugrundeliegende Pathomechanismus die Entzündung. Diese Entzündungsprozesse triggern die Asthma Symptome und gelten auch als Risiko für Remodeling Prozesse.

Was bedeutet Remodeling bei Asthma?

Mit Remodeling sind bei Asthma Veränderungen der Atemwege gemeint. Durch die permanente Entzündung kann sich das Epithel der Bronchien verändern, es wird dicker und verliert an Elastizität. Dadurch verstärken sich die Symptome der Atemnot. Ein Remodeling im umgekehrten Sinne könnte aber auch möglich sein und sollte in Zukunft ebenfalls ein Therapieziel sein.

Bedeutet Remission beim Asthma auch, dass das Remodeling wieder rückgängig gemacht werden?

Ja, denn mit Remission des Asthmas ist nicht nur gemeint, dass die klassischen Asthma Symptome möglichst nicht mehr auftreten. Auch die Entzündung sollte unter Therapie möglichst zurückgehen oder ganz verschwinden. Das heißt, ein bereits begonnener Remodeling Prozess sollte gestoppt werden oder sogar vollständig ausheilen. Mit den heute verfügbaren Biologika könnte es möglich werden, diese bislang nicht heilbaren Veränderungen des Epithels der Bronchien wieder zu beseitigen, das zeigen Beobachtungen an einzelnen Patienten. Der nächste Schritt wäre dann die Prävention, also zu verhindern, dass ein Asthma überhaupt entsteht.

Wie könnte man in Zukunft die Entstehung von Asthma verhindern?

Aus den Bauernhof Studien weiß man, dass der Kontakt mit dem Kuhstall vor der Entstehung allergischer Sensibilisierungen und der Entwicklung eines Asthmas schützen kann. Damit stellt sich die Frage, ob es möglich ist, aus diesen Stallstäuben die „richtigen Substanzen“ zu gewinnen, und damit Risikokinder gegen Asthma zu impfen. Aber auch Biologika könnten bei der Prävention von Asthma eine Rolle spielen. Sie wirken antientzündlich und könnten damit der Basis für die Entstehung bestimmter Asthmaformen von vornherein entgegenwirken. Hierzu wird man noch viele Studien durchführen müssen. Die Zukunft der Diagnostik und Therapie des Asthma bronchiale ist bereits heute unter Einsatz der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sehr vielversprechend und birgt auch für die Zukunft ein großes Potenzial, dieser Erkrankung vielleicht sogar effektiv vorzubeugen und sie auch erfolgreicher zu therapieren.

Herr Prof. Virchow, herzlichen Dank für dieses Interview!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

19. Mai 2023

Autor: S. Jossé/C.Virchow, www.mein-allergie-portal.com

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