Atemnot beim Kind: Wann ist es Asthma? Symptome und Maßnahmen!
Wenn ein Kind nach Atem ringt, ist das für die Eltern eine beängstigende Situation. Ein Kind kann jedoch auch unter Atemnot leiden, ohne dass man das auf den ersten Blick bemerkt. Durch welche Symptome kann sich Atemnot beim Kind äußern? Welche Maßnahmen kann man sofort ergreifen? Wann ist Atemnot ein Hinweis auf Asthma? MeinAllergiePortal sprach mit Prof. Dr. med. Philippe Stock, Ärztlicher Leiter Pädiatrie im AKK Altonaer Kinderkrankenhaus in Hamburg.
Autor: Sabine Jossé M. A.
Interviewpartner: Prof. Dr. med. Philippe Stock
Herr Prof. Stock, bei welchen Symptomen spricht man bei Kindern von Atemnot? Gibt es unterschiedliche Schweregrade? Unterscheiden sich die Symptome je nach Alter des Kindes?
Atemnot ist ein Symptom, das in jedem Alter auftreten kann. Leichte Formen sind je nach Alter durchaus unterschiedlich.
Nasenflügeln und eine beschleunigte Atmung treten in jedem Alter auf und sind ein Zeichen dafür, dass die Atemnot etwas stärker wird. Bei kleinen Kindern noch deutlicher als bei größeren, sind die Einziehungen zwischen den Rippen, oder oberhalb bzw. unterhalb des Brustkorbes. Aber auch Husten kann ein Anzeichen von Atemnot beim Kind, insbesondere bei Asthma sein. Beim Asthma tritt oft zu Beginn eine Atemnot, bzw. Husten erst nach körperlicher Anstrengung auf. In schlimmeren Fällen kommt es zu diesen Beschwerden bereits in Ruhe.
Wie bemerkt man Luftnot beim Baby?
Die Atemnot beim Baby zeigt sich oft nur in einem leichten Stöhnen. Bei Säuglingen fällt das erwähnte Nasenflügeln recht schnell auf – also eine atemsynchrone Vergrößerung der Nasenflügel. Auch Säuglinge können schnell und angestrengt atmen, diese Auffälligkeit der Atemnot beim Kind erkennen Eltern meist, da die Atmung anders ist als sonst.
Was können Eltern tun, um dem Kind in einer akuten Situation mit Atemnot zu helfen?
Das schwierigste zuerst – vor allem Ruhe bewahren. Durch Hektik ist ganz sicher niemandem in so einer Situation geholfen. Sollte ein Notfallspray mit dem Wirkstoff Salbutamol vorhanden sein, muss dies unbedingt 1 bis 2 mal verabreicht werden.
Die sogenannte „Lippenbremse“ kann außerdem helfen: Den Mund wie zum Pfeifen spitz machen und durch ein kleines Loch zwischen den Lippen gebremst ausatmen.
Gibt es bestimmte Positionen, die beim Kind zur Erleichterung der Luftnot beitragen können?
Es gibt Körperhaltungen, die die Atemhilfsmuskulatur aktivieren und sich daher positiv auf die Atembeschwerden des Kindes auswirken. Asthmatiker kennen diese meist. Dazu zählen der „Kutschersitz“ -Ellbogen im Sitzen auf den Knien aufstützen-, der „Torwart“ -im Stehen Hände auf den leicht gebeugten Knien abstützen- oder der „Heuler“ -mit dem Gesicht voran an eine Wand lehnen, Arm abgewinkelt nach oben.
Und wenn alles nichts hilft, unbedingt den Rettungswagen rufen.
Was können Eltern tun, wenn das Kind im Liegen Atemprobleme bekommt?
Das kommt sehr auf das Alter an. Im Regelfall sollten sich die Kinder aufrichten – im Sitzen oder gar Stehen fällt das Atmen leichter als im Liegen. Auch beim Schlafen ist ein erhöhter Oberkörper atemerleichternd. Wenn das Kind wach ist: die Arme auf dem Bett, auf den Beinen oder an der Wand aufstützen wie oben beschrieben, damit die Hilfsmuskulatur verwendet werden kann.
Können Atemprobleme auch mit dem Wachstum des Kindes zusammenhängen?
Akute Atemprobleme sind eigentlich kein typisches Wachstumszeichen. Wenn Kinder oder Jugendliche allerdings sehr schnell wachsen kann dies die körperliche Leistungsfähigkeit durchaus beeinträchtigen. Dies vergeht dann mit der Zeit.
Kann Atemnot beim Kind auch harmlos sein?
Luftnot beim Kind ist grundsätzlich ein sehr besorgniserregendes Symptom und sollte niemals unterschätzt werden.
Dabei ist natürlich eine Situation, die beim Patienten und seinem Umfeld schon mehrfach vorgekommen und daher gut bekannt ist, besser einschätzbar als ein neues Symptom. Ein bekanntes Symptom ist daher zwar nicht harmlos, lässt sich aber oft durch die oben genannten Hilfen gut eigenständig kontrollieren.
Warum haben Kleinkinder Luftnot beim Weinen?
Beim Weinen wird oft sehr stark ausgeatmet – ob mit Stimme oder nicht. Das Ausatmen ist stärker und oft sehr impulsartig. In der Folge muss natürlich auch wieder sehr tief eingeatmet werden. Das führt zu einer insgesamt hektischen, impuslartigen und stark vertieften Atmung.
Wie kommt es bei Kindern zur Atemnot bei Anstrengung oder Sport?
Wenn Kinder unter leichteren Atemproblemen leiden, reicht die Atemtätigkeit in Ruhe oft noch aus. Wird durch körperliche Belastung die Atemarbeit gesteigert ist das nicht so gut möglich wie bei gesunden, die etwas mehr Reserven bei der Atmung haben. Daher ist eine belastungsabhängige Atemnot also oft ein frühes Zeichen. Wird die Problematik stärker bemerkt man dies auch schon in Ruhe.
Wann sollten die Eltern zum Arzt gehen bzw. den Notarzt rufen, wenn das Kind Atemnot hat?
Wenn es regelmäßig zu Atemnot kommt, sollte unbedingt der Arzt erneut aufgesucht werden.
Sind die Symptome in ihrer Ausprägung stärker oder anders als sonst, oder wenn die Luftnot des Kindes grundsätzlich neu ist, dann sollte immer ein Notarzt gerufen werden.
Aus welchem Grund bekommen Kinder in der Nacht Luftnot?
Im Tiefschlaf wird bei allen Menschen die Atmung flacher. Wenn die Atmung bereits in Ruhe gesteigert sein muss um die Sauerstoff-Versorgung zu gewährleisten wird das natürlich Abflachen der Atmung im Schlaf machmal bereits zum Problem. Um den Schweregrad einer nächtlichen Luftnot einschätzen zu können ist häufig eine Überwachung im Krankenhaus erforderlich, um dies objektiv messen zu können.
Gibt es psychische Hintergründe, warum Kinder Atemnot bekommen können?
Jede psychische Belastung führt, genau wie körperliche Belastung, zu einer verstärkten Atemarbeit. Bei beiden Formen der Belastung reagiert der Körper mit einer vertieften Atmung, was bei Gesunden problemlos möglich ist, bei Kindern mit ohnehin schon angestrengter Atmung jedoch deutlich werden kann.
Was kann man tun, wenn das Kind an Corona erkrankt ist und Atemnot bekommt?
Das SARS-CoV-2 Virus führt bei Kindern im Regelfall nicht zu einer schweren Erkrankung. Wenn jedoch Atemnot hinzukommt sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Dies ist übrigens bei allen Atemwegserkrankungen so, da sich auch durch Viren eine Lungenentzündung entwickeln kann.
Welche Erkrankungen können die Ursache sein, wenn ein Kind plötzlich Atemnot bekommt?
Zum einen sind da natürlich die ganzen Infektionserkrankungen. Oft handelt es sich um Viren, die zu bestimmten Jahreszeiten gehäuft vorkommen. Eine Bronchitis oder Lungenentzündung kann dramatische Formen von Luftnot zur Folge haben. Bei Kindern zwischen 9 Monaten und 2,5 Jahren - orale Phase, Erleben der Umwelt dadurch, dass alles in den Mund gesteckt wird- muss man auch an Fremdkörper denken, die oft aus völliger Gesundheit heraus, zum Beispiel beim Spielen, in die Atemwege gelangen. Aber auch akute Zustände von Asthma bronchiale können ganz plötzlich zur Atemnot führen.
Wie häufig ist Asthma der Grund, wenn ein Kind Atemnot bekommt?
Asthma gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter. Also ja, Asthma als Ursache für Luftnot ist im Kindesalter häufig. Meist sprechen wir erst ab ca. 5 Jahren von Asthma, da der chronische Verlauf erst dann so richtig deutlich wird.
Gibt es hierfür Risikofaktoren für Asthma im Kindesalter?
Risikofaktoren sind eine allergische Sensibilisierung. Manchmal weiß man das noch nicht, aber allein die Tatsache, dass in der Familie, etwa bei Eltern oder Geschwistern, Allergien vorkommen, erhöht schon das Risiko.
Welche Möglichkeiten zur Prävention von Asthma hat man zurzeit?
Für die Behandlung des Asthmas haben wir inzwischen eine Vielzahl von Medikamenten zur Verfügung. Diese können die Asthma-Symptome sehr effektiv lindern, oder auch die Entzündung in den Bronchien kontrollieren. Das behandelt jedoch nur die Symptome. Tatsächlich wäre es sinnvoll, beim betroffenen Kind einen Allergietest durchzuführen, um den Ursachen auf den Grund zu gehen.
Warum sollten Eltern ihr Kind auf eine Allergie testen lassen?
Wenn eine Allergie nachgewiesen wurde, kann diese auch direkt behandelt werden. Das ist natürlich langfristig viel sinnvoller, da die Ursache für die Beschwerden genommen wird. Hierfür steht die Hyposensibilisierung durch Spritzen unter die Haut oder durch Tabletten unter die Zunge zur Verfügung. Zugelassen ist die Therapie ab 5 Jahren und ist die einzige Kausaltherapie, die es gibt. Bei Allergikern sollte man sie daher immer in Erwägung ziehen und eine Anwendung mit der Familie besprochen werden.
Herr Prof. Stock, herzlichen Dank für dieses Gespräch!
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: S. Jossé/P. Stock, www.mein-allergie-portal.com
Lesen Sie auch
-
Husten beim Kind: Wann wird es gefährlich? Asthma erkennen!
-
Asthma beim Kind: Was ist das richtige Asthmaspray?
-
Richtig inhalieren: Was ist zu beachten? Was sollte man wissen?
Weitere Beiträge
News - Asthma
- Asthma-Symptome trotz Therapie? So können Biologika helfen!
- Kann man Asthma durch gute Bakterien verhindern?
- Sport und trotzdem krank? Liegt es an der Epithelbarriere?
- Asthmaspray: Was sollten Asthmatiker wissen?
- Asthma bronchiale: Was ist das?
- Aufgeblähter Bauch, Atemnot, Asthma: Zusammenhänge?
- Gewitter Asthma: Was ist das und wer ist gefährdet?
- Asthma-Remission: Wie sieht die Therapie der Zukunft aus?