Urtikaria mit Brennnessel-Therapie homöopathisch behandeln
Zur Therapie von chronischer Urtikaria gibt es eine Reihe von Medikamenten, die schulmedizinisch anerkannt sind und auch vielen Patienten helfen. Es gibt aber auch immer wieder Chronische Urtikaria-Patienten, die nicht auf diese Medikamente ansprechen. Dass auch die Homöopathie eine Behandlungsmöglichkeit für die chronische Urtikaria bereithält, wissen die Wenigsten. Mit Hilfe von Urtica, der Brennnessel, können manchen Patienten beschwerdefrei werden. Allerdings beruht diese Therapie der Urtikaria nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auf Beobachtungen. In den Urtikaria-Leitlinien ist sie deshalb nicht aufgeführt. Es gibt nicht viele Ärzte, die bei chronischer Urtikaria nicht nur schulmedizinisch, sondern auch homöopathisch mit der Brennnessel therapieren. Eine der wenigen Ausnahmen ist Dr. med. Christian Hentschel, Allergologe, Psychotherapeut, Allgemeinmediziner und Experte für Naturheilverfahren in Düsseldorf. Mit ihm sprach MeinAllergiePortal über die homöopathische Behandlung der chronischen Urtikaria mit der Brennnessel.
Autor: Sabine Jossé M. A.
Interviewpartner: Dr. med. Christian Hentschel
Herr Dr. Hentschel, wie setzen Sie die Homöopathie zur Behandlung der chronischen Urtikaria ein?
Die chronische Urtikaria behandeln wir nicht allein mit Antihistaminika, monoklonalen IgE-Antikörpern, d.h. Biologika, sondern auch homöopathisch. Allein schon aus Kostengründen, denn manche Therapien, wie die Antikörpertherapie, sind extrem teuer. Dazu geben wir den Patienten Urtica, die Brennnessel, als homöopathisches Medikament. Zwar existieren hierzu keine Studien, aber ein Versuch lohnt sich.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Wirksamkeit der Brennnessel-Therapie bei chronischer Urtikaria?
Unsere Erfahrungen sind sehr gut. Aber, wie bereits gesagt, basieren diese Erfahrungen nicht auf einer wissenschaftlichen Grundlage. Ich behandele Patienten mit chronischer Urtikaria schon seit 30 Jahren und kann, rein empirisch, sagen, dass ich hier Erfolge sehe. Daraus kann man keinen spezifischen Effekt ableiten, weil immer ein Placebo-Effekt möglich ist. Dafür müssten randomisierte doppelblind-placebo-kontrollierte klinische Studien durchgeführt werden. Aber gerade für Patienten, die schon lange, zum Teil 25 Jahre und länger, unter einer chronischen Urtikaria leiden, ist ein Versuch mit der Brennnessel-Therapie unschädlich.
Wie sieht die homöopathische Brennnessel-Therapie bei chronischer Urtikaria aus?
Die Brennnessel wird den Patienten insgesamt 10-mal per Spritze mit 1ml ihres eigenen Blutes vermischt, intramuskulär verabreicht, jeweils zwei Mal pro Woche. Wenn die Therapie anschlägt, müsste es im Zeitraum von fünf Wochen zu einer Verbesserung der Urtikaria-Symptome kommen.
Wenn die Brennnessel-Therapie bei den Patienten mit chronischer Urtikaria erfolgreich ist, hält sie dann dauerhaft an?
Wir haben Patienten, die hervorragend auf die Brennnessel-Therapie reagieren und danach für bis zu 10 Jahre beschwerdefrei bleiben. Andere Patienten bekommen nach drei bis vier Jahren wieder Beschwerden. In diesen Fällen frischen wir die Brennnessel Therapie nochmals auf. Natürlich gibt es auch bei der Brennnessel-Therapie, wie bei allen anderen Therapien auch, die sogenannten „Non Responder“, die gar nicht reagieren. Es ist mir aber wichtig zu betonen, dass man mit der Brennnessel-Therapie dem Patienten auch nicht schadet. Außerdem gibt es keine unerwünschten Nebenwirkungen.
Ist es nicht ein homöopathisches Grundprinzip, Gleiches mit Gleichem zu behandeln?
Genau genommen funktioniert auch die subkutane Immuntherapie oder Hyposensibilisierung nach dem homöopathischen Prinzip. Auch hier therapiert man Gleiches mit Gleichem. Zum Beispiel behandelt man einen Allergiker, der auf Gräserpollen allergisch reagiert, mit einem Extrakt aus gereinigten Gräserpollen und einen Birkenpollenallergiker mit gereinigten Birkenpollen. Nach dem gleichen Prinzip gebe ich bei der Brennnesseltherapie vor. Ein Patient mit chronischer Urtikaria bekommt dann eine Injektion mit Brennnesselextrakt, das bei Gesunden eine urtikarielle Hautveränderung auslöst.
Ein ähnlicher Wirkmechanismus findet sich auch bei vielen schulmedizinischen Therapien, zum Beispiel bei Krebstherapeutika. Die Vinca major et minor, ist eine Pflanze, die Krebs auslösen kann, aber auch zur Krebstherapie eingesetzt wird. Auch die Pflanze Digitalis, die in sehr geringer Dosis für herzstärkende Medikamente eingesetzt wird, kann in Überdosierung zu Herzrhythmusstörungen führen.
Im Zusammenhang mit Homöopathie ist häufig auch von Globuli oder der Bachblüten-Therapie die Rede – hilft das auch bei Urtikaria?
Mit Globuli behandele ich die Urtikaria nicht. Bei ihnen sehe ich einfach die Effekte nicht. Auch Bachblüten setze ich nicht ein, da meines Erachtens die Wirkung nicht da ist.
Herr Dr. Hentschel, herzlichen Dank für dieses Gespräch!
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: S.Jossé/C. Hentschel, www.mein-allergie-portal.com
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