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Wann hilft die Desensibilisierung bei Katzenallergie?

Katzen-SIT Katzenallergie
Wann ist eine Desensibilisierung gegen Katze sinnvoll? Bildquelle: M.-B. Hilka

Katzenbesitzer mit Katzenallergie sind zu Vielem bereit, um ihre Allergiesymptome loszuwerden. Die Katze abzugeben gehört aber meist nicht dazu! Eine Lösung des Problems scheint die Desensibilisierung oder Hyposensibilisierung gegen das Katzenallergen zu sein, auch Katzen-SIT genannt. Aber wann hilft eine Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung gegen Katze und ist auch sinnvoll? MeinAllergiePortal sprach mit Dr. Maud-Bettina Hilka, HNO-Gemeinschaftspraxis Wiesbaden darüber, wie Katzenallergiker ihre Katze behalten könnten.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Dr. med. Maud-Bettina Hilka 

Frau Dr. Hilka, sehen Sie in Ihrer Praxis oft Katzenbesitzer mit Katzenallergie?

Katzenbesitzer, die eine Allergie auf ihre Katze entwickelt haben, sind ein großes Problem in unserer allergologischen Fachpraxis. Die erste Empfehlung bei Allergien lautet ja immer „Allergenkarenz“. Ein Tier ist aber auch ein Lebenspartner, ein Mitglied der häuslichen Gemeinschaft. Es fällt den Patienten deshalb unendlich schwer, ihre Katze wegen der Katzenallergie, also aus gesundheitlichen Gründen, abzuschaffen. Es kommt dann immer wieder die Frage: Was tun?

Ist es denn möglich, den Allergenkontakt zu vermeiden, wenn man eine Katze abschafft? Die Allergene der Katzen bleiben ja recht lange präsent.

Das Problem ist: Katzen-Epithelien bzw. Katzen Allergene sind große Proteine und kleben jahrelang auf den Oberflächen eines Haushalts. Sie können als auch nachdem die Katze abgeschafft wurde in der Wohnung nachweisbar sein. Außerdem hat man auch überall da, wo viele Menschen zusammenkommen, Katzenallergene nachweisen können. Das gilt zum Beispiel auch für Straßenbahnen, Busse, Schulen und Kindergärten. Normalerweise handelt es sich dabei nur um sehr geringe Allergenmengen, ist ein Katzenallergiker jedoch sehr stark sensibilisiert, könnte es auch durch diesen Kontakt mit dem Katzenallergen zu allergischen Reaktionen kommen. Aus diesen Gründen ist ein reines Abschaffen der Katze nicht unbedingt die beste Lösung für Katzenallergiker, denn das führt eben nicht dazu, dass es nicht mehr zum Kontakt mit Katzenallergenen kommt.

Wenn es aus beruflichen, familiären oder persönlichen Gründen nicht möglich ist, den Kontakt mit Katzenallergenen zu vermeiden, kann man eine Hyposensibilisierung, auch spezifische Immuntherapie oder Katzen-SIT genannt, in Erwägung ziehen.

Wie lange dauert die Hyposensibilisierung gegen Katzenallergene?

Die Katzen-SIT dauert mindestens drei Jahre. Dabei beginnt man mit der wöchentlichen Injektion sehr geringer Allergenmengen und benötigt etwa vier Monate, um auf die Erhaltungsdosis zu kommen. Danach sind nur noch monatliche Termin nötig.

Wie schnell wirkt die Desensibilisierung gegen Katzen-Allergene?

Falls die Therapie gut anschlägt, zeigt sich das bereits während der Therapie. Der Patient hat dann weniger Symptome und das heißt, dass er auf das Katzenallergen immer weniger reagiert.

Wie hoch ist die Erfolgsquote bei der Desensibilisierung auf Katze?

Bei der Hyposensibilisierung gegen Katze, gibt es unterschiedliche Erfahrungen. Grundsätzlich muss man aber sagen, die Ergebnisse bei der Katzen-SIT sind nicht vergleichbar mit den Immuntherapien gegen andere Allergene. Bei Hyposensibilisierungen gegen Bienengift oder Wespengift erreicht man eine Erfolgsrate von 95 Prozent. Bei den Pollenallergie liegt die Erfolgsrate bei 80 Prozent. Bei den Katzen Epithelien sieht das ganz anders aus. Deswegen bin ich, obwohl ich absoluter Katzenliebhaber und -besitzer bin, auch etwas zurückhaltend, den Patienten die Immuntherapie gegen Katze zu empfehlen.

Ist die Hyposensibilisierung gegen Katze denn gut verträglich?

Auch hier gibt es Unterschiede zu den Immuntherapien gegen andere Allergene. Die Katzen-SIT ist nur mäßig gut verträglich.

Gibt es Möglichkeiten, die Desensibilisierung gegen Katze zu verkürzen, wie zum Beispiel bei der Hyposensibilisierung gegen Pollenallergene?

Verkürzte Therapieformen wie die Ultra Rush-Therapie gibt es für Katzen-Allergene noch nicht. Generell muss man sagen, dass verkürzte Formen der Desensibilisierung nicht unbedingt gleich gut sind wie die klassische lang andauernde Form. Die Ultra Rush-Therapie ist angenehm für den Patienten, weil sie weniger Zeit in Anspruch nimmt. Aber die Nachhaltigkeit konnte bisher nicht belegt werden. Dahingegen konnte für die Pollenallergie die Nachhaltigkeit der klassischen spezifischen Immuntherapie in einer Studie für 16 Jahre nachgewiesen werden.

Muss der Patient während der Katzen-SIT weiterhin andere Allergie-Medikamente einnehmen?

Die gewohnten Medikamente können während der Desensibilisierung gegen Katze beibehalten werden, das behindert die Therapie nicht. Bei ausgeprägten Symptomen ist es sogar empfehlenswert, die gewohnten Medikamente beizubehalten.

Im Verlauf der Therapie kann man dann immer wieder einmal versuchen, die Medikamente abzusetzen, um zu sehen, ob sie noch benötigt werden. Zusätzlich lässt sich über Haut- und Bluttests, mit dem Prick-Test und dem IgE-Test oder dem molekularen Komponententest, überprüfen, inwieweit die Therapie angeschlagen hat.

Inwieweit würde man für die Diagnose auf die molekulare Allergiediagnostik zurückgreifen?

Das würde man dann tun, wenn man als Ursache für die Katzen-Allergie eine Kreuzreaktion auf das Hunde-Allergen vermutet. Es ist möglich, dass ein Patient an einer Hundeallergie leidet und deshalb auch auf Katzen-Allergene allergisch reagiert. Eine Katzen-SIT würde in diesem Fall keinen Sinn machen, weil die Kreuzallergie schwieriger zu therapieren ist, als die Ursprungsallergie. Deshalb benötigt man die molekulare Allergiediagnostik für eine exaktere Diagnose.

Gibt es, abgesehen von der Desensibilisierung gegen das Allergen der Katze, noch andere Möglichkeiten, damit Katzenbesitzer mit Katzenallergie ihre Katze behalten können?

Es gibt seit einiger Zeit ein spezielles Katzenfutter, das das Katzenallergen Fel d 1, das Hauptallergen der Katze, reduziert. Die Katzen setzen dann nicht mehr so große Allergenmengen frei. Somit sehe ich auch für Katzenbesitzer eine gewisse Chance das Tier zu behalten, ohne sich gegen Fel d 1 desensibilisieren zu lassen.

Frau Dr. Hilka herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

08. Juli 2022

Autor: S. Jossé, M.B. Hilka, mein-allergie-portal.com

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