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Pferdehaarallergie: Symptome, Diagnose, Therapie

Pferdeallergie Symptome Diagnose Therapie
Welche Therapie kann bei einer Pferdehaarallergie helfen? Bildquelle: M.-B. Hilka

Wie häufig sind Pferde-Allergien und wie sehen die Symptome aus? Welche Allergene gibt es beim Pferd und wo verstecken sie sich? Wie wird eine Pferdeallergie diagnosiziert? Kann man eine Pferdeallergie auch wieder loswerden? Für MeinAllergiePortal erklärt Dr. med. Maud-Bettina Hilka, HNO-Gemeinschaftspraxis Wiesbaden.

Autor: Dr. Maud-Bettina Hilka

Frau Dr. Hilka, wie häufig ist eine Allergie auf Pferde?

Eine Sensibilisierung gegen Pferdeallergene ist interessanterweise relativ häufig. Als Innenraumallergie hat sie zwar keine Bedeutung mehr, denn Pferdehaar wird nicht mehr, wie früher, in Matratzen und Kissen verwendet. Aber da das Reiten ein beliebter Freizeitsport ist, kann es dadurch zu einer Sensibilisierung und zu einer Allergie kommen.

Welche Allergene kennt man beim Pferd?

Das Hauptallergen des Pferdes ist das Equ c 1, auf das die meisten pferdeallergischen Patienten reagieren. Equ c 1 ist mit einem Hundeallergen und auch mit einem Katzenallergen kreuzallergen.

Beim Pferd kennt man aber auch sogenannte Unterallergene wie:

  • Equ c 2
  • Equ c 3
  • Equ c 4.

Wo sitzen die Allergene beim Pferd?

Die Allergene des Pferdes befinden sich sowohl in den Haaren -deshalb auch die Bezeichnung Pferdehaarallergie - und Hautschuppen des Pferdes, aber auch im Urin bzw. in den Exkrementen des Tieres.

Wie kommt es zu einer Pferde-Allergie, was ist die Ursache?

Bei der Pferde-Epitehlien Allergie handelt es sich um eine Inhalationsallergie. Kennzeichnend ist, dass die Pferde-Epithelien eine Typ I Allergie auslösen können, also eine IgE vermittelte Allergie vom Soforttyp. Allergene lösen im Organismus eine Immunantwort aus, was voraussetzt, dass sie vom Organismus als fremd erkannt werden und das Protein eine bestimmte Größe hat.

Was passiert bei einer Pferdeallergie im Körper?

Bei der Pferdeallergie sind es die Epithelien, weniger die Exkremente oder der Speichel, die von unserem Organismus aufgenommen werden. Da das Epithel des Pferdes vom menschlichen Immunsystem als fremd erkannt wird, kommt es zu einer Abwehrreaktion des Körpers. Das Allergen gelangt über unterschiedliche Zellen, zum Beispiel Dendritische Zellen, in den Körper. Über eine komplizierte Differenzierung kommt es zur vermehrten Bildung von Th2-Helferzellen, die wiederum in der Lage sind, B-Zellen zur Antikörperproduktion zu aktivieren.

Woran erkennt man eine Allergie auf Pferdehaare?

Eine Allergie auf Pferde kann sich durch Symptome an den Atemwegen und allergische Reaktionen an der Haut zeigen, durch:

  • Niesen
  • Laufende Nase
  • Husten
  • Tränende, rote Augen
  • Hautausschlag oder Quaddeln

Reagiert man auch auf Pferdefleisch oder andere Fleischsorten allergisch, wenn man eine Pferdeallergie hat?

Nein, zu einer Reaktion auf das Fleisch von Pferden kommt es bei Pferdeallergikern nicht, denn die Allergene sind Epithelien.

Wie stellt man bei einer Allergie auf Pferde die Diagnose?

Die Diagnostik einer Allergie auf Pferde erfolgt, genau wie bei den anderen Tierallergien, über eine ausführliche Anamnese, über einen sogenannten Sensibilisierungs- oder Pricktest oder eine Blutuntersuchung.

Wie sieht die Therapie bei einer Allergie auf Pferde aus?

Sieht man einen positiven Befund, so ist ein Kontakt mit dem Pferd unbedingt zu vermeiden, denn in den meisten Fällen handelt es sich um Freizeitsportler bzw. Freizeitreiter. Diese Sportart sollte dann nicht mehr ausgeübt werden. Aber es kann natürlich auch sein, dass ein Familienmitglied, dass gar nicht direkt mit Pferden in Kontakt kommt, eine Pferdeallergie entwickelt.

Wie kann man allergisch auf Pferde reagieren, ohne direkten Kontakt zu haben?

Bei Pferdeallergikern kann es indirekt zu einem Allergenkontakt kommen, wenn ein Mitglied aus der Familie reitet. Dann kann der Kontakt mit Reiterstiefeln oder Reiterbekleidung ausreichen, um eine allergische Reaktion auszulösen. Der Reiter sollte dann seine Reitkleidung unbedingt vor der Wohnung bzw. vor dem Haus wechseln.

Tabletten oder Medikamente: Was hilft bei einer Allergie auf Pferdehaare?

Natürlich können zur Behandlung einer Pferdeallergie Antiallergika eingesetzt werden. Bei reitern ist es aber am besten, auf das Hobby zu verzichten. Trifft eine Pferde-Allergie jedoch einen Patienten, der beruflich mit Pferden zu tun hat, ist das ein großes Problem.

Kann man eine Allergie auf Pferde heilen, zum Beispiel durch eine Desensibilisierung?

Wenn man eine Pferdeallergie hat, ist die Therapie nicht ganz unproblematisch. Eine Hyposensibilisierung oder spezifische Immuntherapie auf Pferde ist mit relativ vielen Komplikationen verbunden. Zudem ist die nicht in jedem Fall erfolgversprechend. Deshalb würde man eine Desensibilisierung bei Freizeitreitern eher nicht durchführen. Anders sieht es natürlich bei Menschen aus, die beruflich mit Pferden zu tun haben und die plötzlich eine Pferde-Allergie entwickeln. Bei Reitlehrern und Tierärzten zum Beispiel, würde man eine Desensibilisierung, mit einem hoffentlich guten Ergebnis, vornehmen, um eine Umschulung zu vermeiden. Ansonsten ist tatsächlich eine Umschulung erforderlich.

Wie wird eine Hyposensibilisierung gegen Pferdeallergene durchgeführt und wie lange dauert das?

Es gibt zwar eine Hyposensibilisierung gegen Allergie auf Pferd, aber es gibt nur noch wenige Anbieter, die ein solches Allergenextrakt anbieten. In den 25 Jahren meiner allergologischen Tätigkeit haben wir eine Hyposensibilisierung auf Pferd nur bei einer Patientin durchgeführt, sie war Berufsreiterin.

Kann eine Pferde-Allergie auch von selbst wieder verschwinden?

Die Allergie selbst nicht, aber die Symptome können verschwinden. Wir sehen immer mal wieder, dass sich die Beschwerden eines Patienten spontan deutlich bessern. Die Gründe dafür sind wissenschaftlich nicht zu belegen.

Gibt es Pferde für Allergiker, die weniger allergen bzw. hypoallergen sind?

Man hat vermutet, dass Pferde der Rasse American Bashkir Curly Horse eine mögliche „hypoallergene“ Alternative sein könnten. Die These, dass Curly Horses weniger allergen seien, wurde aber später in einer Studie 1) widerlegt. Im Gegenteil: Man fand bei Curly Horses im Vergleich zu anderen untersuchten Pferderassen höhere Allergenkonzentrationen. Deutlich weniger Allergene produzierten die Pferderassen Tinker, Isländer und Shetland Ponies. Unterschiede in der Allergenkonzentration der Pferde gab es aber nicht nur je nach Rasse, sondern auch nach Geschlecht. So produzierten zum Beispiel Wallache, kastrierte Hengste, deutlich weniger Allergene und Antigene als Hengste.

Frau Dr. Hilka, herzlichen Dank für dieses Interview!

Quellen:

1) Eva Zahradnik, Bente Janssen-Weets, Ingrid Sander, Benjamin Kendzia, Wolfgang Mitlehner, Caroline May, Monika Raulf, Lower allergen levels in hypoallergenic Curly Horses? A comparison among breeds by measurements of horse allergens in hair and air samples, PLoS One. 2018 Dec 12;13(12):e0207871. eCollection 2018. DOI: 10.1371/journal.pone.0207871

 

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

12. Dezember 2022

Autor: S. Jossé/ M-B. Hilka, www.mein-allergie-portal.com

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