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Asthma beim Pferd: Ursachen, Symptome, Diagnose, Therapie

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Was können Pferdebesitzer tun, wenn das Tier unter equinem Asthma leidet? Bildquelle: V. Gerber

Asthma bei Pferden? Für den Laien mag sich das ungewöhnlich anhören. Tatsächlich kommt es aber bei Pferden gar nicht so selten dazu, man nennt das Equines Asthma. Was sind die Ursachen? Wie entsteht Equines Asthma? Welche Symptome weisen schon früh darauf hin? Wie sieht die Diagnose aus und was kann man mit einer Therapie dagegen tun? MeinAllergiePortal sprach mit Prof. Dr. med. vet. Vinzenz Gerber, Leiter ISME und Innere Medizin an der Pferdeklinik des Departements für Klinische Veterinärmedizin der Universität Bern.

Autor: Sabine Jossé M.A. 

Interviewpartner: Prof. Dr. med. vet. Vinzenz Gerber

Herr Prof Gerber, wie häufig kommt es bei Pferden zu Asthma?

Asthma kommt bei Pferden häufig vor. Etwa 15 Prozent der Pferde in der Schweiz zeigen ausgeprägte Symptome von Equinem Asthma, wie häufiges Husten und angestrengte Atmung. Das gilt vermutlich auch für Europa, da die Pferdehaltungen ähnlich sind. Wenn man leichtgradiges Asthma betrachtet, könnte man es fast als „Volkskrankheit bei Pferden“ bezeichnen. Je nach Untersuchung findet man bei über der Hälfte aller Pferde einen gewissen Entzündungsgrad der Atemwege, der auf Asthma hinweist.

Gibt es Risikofaktoren, die ein Asthma beim Pferd begünstigen?

Die Haltung der Tiere spielt meist eine große Rolle, sowie die allgemeine Staubbelastung, der die Pferde ausgesetzt sind. Die Staubbelastung kann vor allem durch schlechte Stallbelüftung (geschlossene Fenster), Heufütterung und die Einstreu, besonders Stroheinstreu, erhöht sein. Auch kann man ganz allgemein sagen: Je mehr Zeit die Pferde drinnen verbringen, saisonal bedingt oder nicht, desto häufiger haben wir das Problem mit entzündeten Atemwegen.

Für Pferde mit ausgeprägtem allergischem Asthma ist insbesondere die Heufütterung als Quelle für Schimmelpilzallergene kritisch, auch wenn das Heu nicht offensichtlich "schimmlig" ist. Es gibt zwar auch Pferde, die auf spezifische Außenallergene reagieren, aber da haben wir bisher noch keine klaren wissenschaftlichen Resultate. Für die meisten Pferde sind Heu und Einstreu die Hauptrisikofaktoren für Pferdeasthma.

Staub Pferdestall Asthma

Staubbelastung Im Pferdestall kann ein Risiko für Pferdeasthma sein.

Quelle/Copyright: Institut suisse de médecine équine (ISME)

Die Einstreu im Pferdestall besteht oft aus Sägespänen. Ist das auch ein Faktor?

Einstreu aus Sägespänen ist als Risikofaktor für Equines Asthma wissenschaftlich weniger gut dokumentiert als die Stroheinstreu. Man weiß aber: Sägespäne-Einstreu, die für Tiere mit Equinem Asthma entstaubt ist, eignet sich relativ gut als staubarme Alternative im Stall und macht weniger Probleme. Es kommt aber auch auf die Qualität der Sägespäne an. Es gibt Sägespäne, die nicht gut entstaubt sind und dann kann die Staubbelastung sehr hoch sein. Auch kann die Einstreu aus Sägespänen durch die Lagerung verderben und beispielsweise Schimmelpilze bilden. Deshalb ist es wichtig, auf die individuelle Situation im Stall einzugehen.

Wir wissen aber auch, dass bei ausgeprägtem Equinem Asthma, also bei hochgradigen Fällen, auch eine genetische Prädisposition für das Asthma vorliegt. Am besten untersucht ist das beim Warmblüter, die genetische Prädisposition für Pferdeasthma kommt aber auch bei anderen Pferderassen vor und grundsätzlich können Pferde aller Rassen von dieser Krankheit betroffen sein.

 

Welche Symptome treten beim Pferdeasthma auf?

Die klassischen hochgradigen Symptome beim Asthma des Pferdes bzw. Pferdeasthma sind:

  • Häufiges Husten
  • Leistungsverminderung
  • Leistungseinbußen
  • Angestrengte Atmung bei Aktivitäten, später sogar in Ruhe, wenn die Pferde nicht belastet werden.

Früher hat man Pferde mit diesem Symptomkomplex „dämpfiges Pferd“ genannt.

Wenn man mit dem Stethoskop den Thorax abhört, dann hört man bei Tieren mit hochgradigem Pferdeasthma ein Rasseln und Giemen über den Luftwegen und der Lunge. Das hört man aber nicht einfach so, wenn man neben dem Pferd steht. Dafür muss man das Pferd mit dem Stethoskop abhören.

Wie sehen die Symptome des Asthmas beim Pferd zu Beginn der Asthmaerkrankung aus, gibt es frühe Anzeichen?

Ein Pferd mit mildem Asthma, also in der Frühphase, zeigt häufig keine klinischen Symptome. Dann fängt es an mit gelegentlichem Husten, oft beim Antraben, zu Beginn von Aktivitäten, ein- bis zweimal Abhusten und Nasenausfluss. Das sind die frühen Anzeichen.

Wenn man diese Frühzeichen des Asthmas bemerkt, sollte man das Pferd dann dem Tierarzt vorstellen?

Ja, denn das kann schon ein Hinweis auf Equines Asthma sein. Wenn man dann nicht handelt, bzw. wenn man an der Haltung nichts ändert, kann sich das Asthma der Pferde über die Jahre weiter verschlechtern. Die ausgeprägten Fälle mit Equinem Asthma sind meistens die 6, 7, 8-jährigen Pferde oder älter. Grundsätzlich ist eine genauere Untersuchung durch den Tierarzt immer angezeigt, aber die frühen Anzeichen gibt es schon bei jüngeren Pferden, und dann lohnt es sich besonders, das genau zu untersuchen.

Wie wird die Diagnose „Equines Asthma“ gestellt?

Die ausgeprägten Fälle sind klinisch schon sehr typisch, da muss man vor allem noch beweisen, dass es mit der Heufütterung zusammenhängt und das Pferd von einem Tierarzt klinisch untersuchen lassen. Bei dieser Symptomatik hat man aber schon einen klaren Verdacht.

Wenn ein Pferd jedoch nur leichte Symptome hat, ein wenig Husten oder Nasenausfluss, kann man nicht einfach von einem Asthma ausgehen. Diese Tiere sollte man genauer untersuchen. Genauso sollten Fälle, die auf die Prophylaxe oder die Behandlung nicht ansprechen, genauer untersucht werden, um andere Krankheiten auszuschließen.

Zu den weiteren Untersuchungen zählen die Endoskopie, bei der man mit einer Kamera die Atemwege anschaut, sowie zytologische Untersuchungen. Bei zytologischen Untersuchungen wird das Sekret der Luftwege mit einer bronchoalveolären Lavage entnommen und die Entzündungszellen werden unter dem Mikroskop untersucht. Damit kommt man schon recht weit in der Diagnosestellung. Bei sehr atypischen oder unklaren Befunden kann die Lunge in spezialisierten Kliniken auch geröntgt werden.

Welche Therapien stehen zur Behandlung von Equinem Asthma zur Verfügung?

Bei leichten Fällen sollte im Stall das Heu komplett weggelassen werden. Das sollte über mehrere Tage geschehen, um zu sehen, ob die Symptome besser werden, und das ist dann auch schon Teil der Therapie. Die Therapie beim Pferd muss nachhaltig, also langfristig sein. Ganz generell sollte die Staubbelastung im Stall dauerhaft reduziert werden. Dafür gibt es verschiedene Ansätze. Auch lungengesunde Pferde sollten grundsätzlich nicht im Stall sein, wenn Heu aufgeschüttelt oder der Stallgang gefegt wird. Durch gute Stallventilation, direkten Zugang nach draußen, dauerhaft geöffnete Fenster, kann die Staubbelastung stark reduziert werden. Für asthmatische Pferde ist meistens das Weglassen von Heu sehr wichtig. Man kann es durch Hailage (eine Heu Silage) ersetzen oder, was weniger zuverlässig ist, wässern. Es gibt auch spezielle Geräte mit denen man das Heu dämpfen kann. Die Pferde reagieren auf die verschiedenen Maßnahmen sehr individuell, oft muss man ausprobieren, was für das jeweilige Pferd am besten funktioniert.

Wird für das Dämpfen des Heus Wasserdampf verwendet?

Es gibt verschiedene Verfahren und mehrere Produkte, mit denen sich Heu dämpfen lässt. Der Erfolg des Verfahrens muss immer individuell beurteilt werden, auch vor dem Hintergrund, dass es recht teuer ist.

Wenn Heu eine so große Rolle beim Asthma bei Pferden spielt, wäre es dann nicht besser, wenn das Pferd gar nicht im Stall steht?

Doch, aber für viele Pferdehalter ist permanente Weidehaltung ohne Heufütterung nicht möglich, besonders im Winter. Daher sollte auf staubarme Einstreu und gute Ventilation, gute Lufthygiene geachtet werden. Eine gute Luftventilation sollte baulich erreicht werden, etwa durch eine ausreichende Raumhöhe, oder dadurch, dass der Heuabwurf nicht direkt über dem Stall ist, um Staubentwicklung möglichst zu vermeiden. Ein herkömmlicher Ventilator wirbelt nur Staub auf, das wäre kontraproduktiv.

Gibt es auch Medikamente, die bei der Behandlung von Equinem Asthma verabreicht werden?

Bei der medikamentösen Therapie von Equinem Asthma stehen besonders Kortikosteroide und Bronchodilatatoren im Vordergrund. Diese helfen aber lediglich bei der Behandlung der Symptome, man behebt damit nicht die Ursache. Man kann diese Medikamente zwar geben, ohne etwas am Heu oder an der Stallhygiene zu ändern, dann müssen die Medikamente jedoch permanent gegeben werden. Die Therapie wäre dann rein symptomatisch und beseitigt eben nicht die Ursache. Für eine nachhaltige Therapie sollten die Auslöser, also in den meisten Fällen das Heu und die Lufthygiene, beeinflusst werden. So kann ein langfristiger Rückgang der Symptome erreicht werden. Equines Asthma ist zu einem gewissen Grad reversibel.

Welche Möglichkeiten gibt es, Asthma beim Pferd zu verhindern?

Sobald man frühe Anzeichen eines Equinen Asthmas beim Pferd bemerkt, sollte man das Pferd von der Tierärztin/dem Tierarzt untersuchen lassen, sowie für eine gute Lufthygiene sorgen und hohe Staubbelastung vermeiden. Das gilt besonders wenn das Pferd möglicherweise eine genetische Prädisposition hat (leider gibt es keinen Gentest, aber die "Familiengeschichte", das heißt betroffene verwandte Pferde, kann Hinweise geben), aber auch ganz grundsätzlich, denn damit kann man das Asthma-Risiko für alle Pferde reduzieren.

Herr Prof. Gerber, herzlichen Dank für das Gespräch

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

15. Januar 2021

Autor: S. Jossé/ V. Gerber, www.mein-allergie-portal.com

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