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Allergie durch Wohnung und Büro?

Allergie durch Wohnung und Büro?
Auch in der Wohnung oder im Büro können Allergien vorkommen! Bildquelle: T.Zuberbier

Auch in der Wohnung oder im Büro kann es zu einer Allergie kommen. Ursache sind Schadstoffe und Allergene, die aus den unterschiedlichsten Quellen kommen. MeinAllergiePortal sprach mit Prof. Dr. med. Torsten Zuberbier, Direktor des Instituts für Allergieforschung an der Charité in Berlin und Vorsitzender der Europäischen Stiftung für Allergieforschung ECARF über ein unterschätztes Risiko.

Autor: Sabine Jossé, M.A.

Interviewpartner: Prof. Dr. med. Torsten Zuberbier

 

Herr Prof. Zuberbier, wie häufig kommt es durch Schadstoffe in der Wohnung oder im Büro zu Allergien?

Zunächst muss man feststellen: Allergien sind weltweit die häufigste chronische Erkrankung. Rund 30 Prozent aller Menschen leiden an einer Allergie, Millionen davon allein in Deutschland. Jede zehnte Krankschreibung in Deutschland lässt sich auf eine Allergie zurückführen. Allein in Deutschland brechen 30.000 junge Menschen ihre Ausbildung aufgrund von Allergien ab. Die Wissenschaft geht hierbei sogar von einer höheren Dunkelziffer aus. Nicht jeder Allergiker geht deshalb zum Arzt und wird damit statistisch auch nicht erfasst. Innenräume, also Wohnungen und Büros, spielen bei Allergien aber eine besondere Rolle.

Welche Rolle spielen Wohnungen und Büros als Ursache für Allergien?

Über 90 Prozent ihrer Zeit verbringen Menschen in Gebäuden und diese sind 30mal stärker mit Schadstoffen belastet als die Außenluft. Neben der eigenen Wohnung betrifft dies besonders auch der Arbeitsplatz und dabei speziell das Büro. Schließlich halten sich viele Menschen täglich mehrere Stunden an ihrem Arbeitsplatz auf.

Welche Schadstoffe bzw. Allergene, die Allergien auslösen können, findet man in Wohnungen?

Schadstoffe und Allergene finden sich in den Baumaterialien oder Baustoffen, wie zum Beispiel Wandfarben. Diese werden aber auch von außen eingetragen, wie zum Beispiel Pollen. Schadstoffe können sich aber auch im Bauwerk bilden, so auch Schimmelpilze, falls eine Lüftungsanlage nicht richtig eingestellt ist.

 

allergene in buero und wohnung meinallergieportalOb in Baumaterialien, Wandanstrich, Bodenbelag oder Möbeln - Allergene können überall lauern! Bildquelle: Canva bill oxford, aydinmutlu, RalchevDesign, Yuliya, victorzastolskiy, LittleBee80  
 

Gibt es in Büros andere Allergie-auslösende Schadstoffe oder Allergene, wie in den Wohnungen?

Im Grunde gibt es keine prinzipiellen Unterschiede zwischen Büro und Wohnung, allerdings hängt es dann sehr von der Nutzung ab. Zum Beispiel kann der Tonerstaub im Büro besondere Bedeutung erlangen.

Findet man in Innenräumen auch klassische Umweltallergene wie Pollen oder Tierallergene in höherer Konzentration als in der Umwelt?

Die klassischen Innenraumallergien stammen von Haustieren, die die Wohnräume oder Büroräume betreten. Milben und Vorratsmilben ebenso wie Schimmelpilze sind im Innenraum ebenfalls relevant. Pollen finden sich nicht nur in der Saison in maßgeblicher Konzentration in Innenräumen, sondern bleiben dort oft auf Schränken und Regalen liegen und können auch außerhalb der Saison wieder aufgewirbelt werden.

Wo genau befinden sich Schadstoffe oder Allergene in der Wohnung?

Generell unterscheidet man zwischen Schadstoffen und Allergenen, die aus den direkten Baustoffen kommen, zum Beispiel aus Wandfarben oder Klebern und Schadstoffen, die durch die Möblierung eingebracht werden. Auch der Teppichboden kann jedoch schon eine Bedeutung haben, entsprechend der oft gummierten Rückseite und den verwendeten Klebstoffen.

Wie kann man Schadstoffe und Allergene in der Wochnung vermeiden?

In der eigenen Wohnung hat man sicherlich noch mehr Möglichkeiten, die Vermeidung von Allergien zu verbessern. Im Büroraum ist es wichtig, die persönlich belastenden Stoffe zunächst zu identifizieren und dann bleibt oft nur die symptomatische Therapie oder aber die Hyposensibilisierung. Ein Beispiel sind Katzenhaarallergene, die oft durch andere Mitarbeiter in den Büroraum gebracht werden So sensibilisiert sich jedes zweite Schulkind, das gegen Katzen allergisch ist, nicht durch das Halten einer eigenen Katze, sondern indirekt über die Mitschüler.

Wo genau befinden sich Schadstoffe oder Allergene in den Büros?

Die möglichen Stellen für Schadstoffe oder Allergene in den Büros sind vielfältig. Daher ist Expertenwissen beider Beratung beim Bau unbedingt gefragt. Hier sind die ECARF Stiftung und die Allergy Friendly Buildings Alliance AFBA tätig. Am besten beginnt diese Beratung schon bei der Planung eines Bauwerkes. Man kann nicht pauschal sagen, wo ein Schadstoff oder ein Allergen sitzt, sondern entscheidend ist die Menge, die ausgedünstet wird. Diese ist beispielsweise bei Klebstoffen oder Farben naturgemäß am Anfang deutlich höher als einige Wochen später. Es kommt aber auch darauf an, wie es verarbeitet ist, ob zum Beispiel eine gute Luftzirkulation und Ausdünstung möglich ist.

Gibt es einen Test auf Schadstoffe oder Allergene aus Wohnung oder Büro?

Raumluftmessungen sind prinzipiell möglich, aber nicht immer als einfaches Mittel verfügbar und zudem oft unnötig teuer. Der beste Weg ist, die Datenblätter der verwendeten Baustoffe im Vorfeld zu beachten.

Was tun bei einer Allergie auf die Wohnung bzw. das Büro?

Der erste Schritt ist immer die genaue Diagnose, um was es sich handelt. Tritt beispielsweise eine Rötung im Gesichtsbereich auf, könnten sogenannte Kontaktallergene aus einer Wandfarbe eine Ursache sein. Treten vor allem Atemwegsbeschwerden ortsabhängig immer in bestimmten Bereichen auf, denkt man an Allergien wie zum Beispiel Tierhaare oder auch Schimmelpilze.

Welche Alternativen gibt es für allergene oder schadstoffhaltige Materialien in der Wohnung oder im Büro?

Die gute Nachricht ist, für alle möglichen Situationen und Bedürfnisse gibt es alternative Stoffe. Wichtig ist hier bereits in der Planung eine gute Beratung und dann auch eine konsequente Bauüberwachung durchzuführen. Hier hilft beispielsweise die AFBA.

Wie sieht eine Allergiker-freundliche Wohnung bzw. ein allergenarmes Büro aus?

Die perfekte Wohnung, das perfekte Büro, das perfekte Eigenheim ist bereits nach den AFBA Kriterien geplant und dann auch gebaut worden. Da hört es jedoch nicht auf, auch die Inneneinrichtung sollte keine Ausdünstungen haben und ebenso wenig darf es zu Schimmelbildung kommen. Gerne erfolgt in dem Zusammenhang auch eine spätere Beratung der Nutzer.

Was tun, wenn man eine Allergie auf Materialien in der eigenen Wohnung oder im Büro hat?

Im Idealfall kann man das Problem schnell lösen. Das wichtigste ist zunächst jedoch die klare Diagnostik. Wenn beispielsweise eine Allergie auf einen Konservierungsstoff in der Wandfarbe im Schlafzimmer die Ursache ist, ist guter Rat teuer. Es dauert circa sechs Monate bis dies komplett ausgedünstet ist und die chemische Entfernung ist teuer. Besser ist es daher, bereits im Vorfeld auf allergikerfreundliche Wandfarben zurückzugreifen.

Welcher Arzt ist der richtige bei einer Allergie auf Stoffe in der Wohnung oder im Büro?

Das hängt von den Symptomen ab, ein Arzt mit der Zusatzbezeichnung Allergologie ist in dem Zusammenhang sicherlich ein guter Ansprechpartner.

Herr Prof. Zuberbier, herzlichen Dank für dieses Interview!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

01. November 2022

Autor: S. Jossé/T.Zuberbier, www.mein-allergie-portal.com

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