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Kontaktekzeme: Wo verstecken sich die Allergene?

Allergische Kontaktekzeme Allergene
Nicht immer ist offensichtlich, wo man in Kontakt mit Allergenen kommt! Wo verstecken sie sich? Bildquelle: R. Fölster-Holst

Allergische Kontaktekzeme entstehen nicht immer durch den Klassiker „Nickel im Reißverschluss“. Es gibt sehr viel mehr Allergene, die eine Kontaktallergie auslösen können, aber sie verstecken sich oft in Gegenständen, in denen sie niemand vermutet. MeinAllergiePortal sprach mit Prof. Dr. med. Regina Fölster-Holst, Dermatologie, Venerologie und Allergologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel über das Thema.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Prof. Dr. med. Regina Fölster-Holst

Frau Prof. Fölster Holst, wie häufig sind allergische Kontaktekzeme?

Die Lebenszeitprävalenz beim Kontaktekzem liegt bei Erwachsenen bei 8 Prozent, bei Kindern und Jugendlichen bei 5,6 Prozent. Allerdings ist die Vielfalt der möglichen Auslöser groß und die Ursachensuche ist Detektivarbeit. Deshalb kommt der Anamnese eine ganz besonders große Bedeutung zu.

Welches sind die häufigsten Auslöser für allergische Kontaktekzeme?

Die häufigsten Allergene sind Nickelsulfat und Kobaltchlorid. Diese Allergene kommen nicht nur in Modeschmuck vor, sondern auch in folgenden Alltagsgegenständen :

  • Handygehäuse
  • Tastaturen
  • Umrandungen des Bildschirms
  • Firmenlogos auf technischen Geräten
  • Kopfhörer

Auch Fidget Spinner, kleine Handkreisel, können Nickel und Kobalt enthalten. Problematisch ist hierbei, dass Fidget Spinner häufig für Kinder mit ADHS empfohlen werden.

Die Nintendo Play Station ist als Ursache für Fingerekzeme sicher zunächst nicht naheliegend. Die Geräte sind jedoch häufig mit einer Gummifolie überzogen, deren Inhaltsstoffe allergen sein können. Ähnliche Beschichtungen findet man bei Sportbrillen, Gehörschutz und Kopfhörern.

Angesichts der Tatsache, dass der Mensch heutzutage quasi vom ersten Atemzug an mit Gummi exponiert ist, könnten Gummi-Sensibilisierungen in Zukunft zunehmen. Es gibt aber auch pflanzliche Allergenquellen für Kontaktekzeme.

Welche pflanzlichen Allergene können Kontaktekzeme auslösen?

Der in den USA beliebte Gift Efeu (Poison Ivy) kann zu schweren Symptomen an der Haut führen, Allergene sind hier die Urushiole. Da der Mangobaum zur gleichen Pflanzenfamilie - der Familien der Anacardiaceae - gehört, kann es bei sensibilisierten Patienten auch zu Kreuzreaktionen auf Mango kommen.

Auch pflanzenbasierte Henna-Tattoos können zu Kontaktekzemen führen, Henna selbst ist jedoch nicht das Allergen. Vielmehr reagieren die Patienten allergisch auf den schwarzen Farbstoff Paraphenylendiamin, der Henna zur Kontrastverstärkung beigemischt wird.

Zunehmend hört man auch von einer Kobalt Allergie oder Kobaltchlorid Allergie, wie ist das zu bewerten?

Die meisten Metalllegierungen enthalten nicht nur Nickel, sondern auch Kobalt. Auch Kobalt kann ein allergisches Kontaktekzem auslösen, das den Spättypallergien zuzuordnen ist.

Wo ist Kobalt oder Kobaltchlorid enthalten?

Kobalt oder Kobaltchlorid ist enthalten in:

  • Brillenbügeln
  • Modeschmuck
  • Ösen
  • Scheren
  • Haarnadeln
  • Metallhülsen
  • Drähten
  • Knöpfen/Druckknöpfen
  • Zement
  • Keramik
  • Zahnersatz
  • Zahnklammern
  • Vitamin B12
  • orthopädischen Implantaten

Kommt man auch beim Zahnarzt mit Kobalt oder Kobaltchlorid in Kontakt?

Ja, Kobalt ist in vielen zahnärztlichen Materialien enthalten. Viele Patienten mit einer Nickelallergie leiden gleichzeitig an einer Kobaltallergie.

Ist Kobalt oder Kobaltchlorid auch in Lebensmitteln enthalten?

Ja, Kobalt kommt auch in Nahrungsmitteln vor, unter anerem in Vitamin 12.

Kann man auch gegen Kolophonium oder Kaliumdichromat allergisch sein?

Ja, Kolophonium besteht aus Baumharz von Kiefern, Fichten oder Tannen (Koniferen) und wird eingesetzt in:

  • Druckerfarben
  • Klebstoffen
  • Kosmetika
  • Bogenharz für Streichinstrumente
  • Kaugummis

Kaliumdichromat-Allergien sind vor allem in der Baubranche bekannt. Es ist in diversen Baumaterialien enthalten. Darüber hinaus findet es Anwendung bei der Lederherstellung, bei der Fotographie und im Druckverfahren.

Auch bei Kindern können Kontaktekzeme auftreten…

Kontaktekzeme im Kindesalter nehmen zu. Häufiger als im Erwachsenenalter fand man bei Kindern Sensibilisierungen auf:

  • Sorbitan
  • Sequioleate (Emulgatoren)
  • Mercapto Mix
  • Kobalt

Sensibilisierungen auf Duftstoffe, Konservierungsmittel (Methyldibromoglutaronitrile, Methylisothiazolinon) und Propolis findet man aktuell bei Kindern noch seltener als bei Erwachsenen.

Was bedeutet Mercapto Mix bzw Mercapto Mix Allergie?

Mercapto-Mix ist ein Gemisch aus unterschiedlichen Gummistoffen aus der Gruppe der Benzothiazole. Es wird zur Epikutantestung bei Verdacht auf Gummiallergie eingesetzt.

Welche Rolle spielen Kosmetika als Ursache für allergische Kontaktekzeme?

Allergie auslösende Konservierungsmittel wie Methyldibromoglutaronitrile und Methylisothiazolinon werden in zahlreichen Pflegemitteln eingesetzt. Dazu gehören zum Beispiel Toiletten-Feuchttücher oder Feuchttücher zur Augen-Makeup-Entfernung. Auf diese Substanzen sollte man in Zukunft generell ein besonderes Augenmerk richten. Für auf der Haut verbleibende Pflegemittel sind sie mittlerweile EU-weit verboten, aber in abwaschbaren Produkten, wie Pflegetüchern oder Shampoos finden sie nach wie vor Verwendung. Konservierungsmittel sind aber auch in bestimmten Kinderspielzeugen enthalten.

Können Konservierungsmittel in Kinderspielzeug ebenfalls zu Kontaktekzemen führen?

Slimies, eine buntgefärbte schleimige Masse zum Spielen, kann Kontaktekzeme auslösen. Slimies sind bei Kindern sehr beliebt, aber sie enthalten Konservierungsstoffe wie Methylisothiazolinon, Irritanzien und Allergene. Da Kinder diese Slimies auch gerne in die Ohren stecken, können auch die Ohren von Ekzemen betroffen sein. Zudem sind Methylisothiazolinone auch in Wandfarben enthalten, so dass diese Kontaktallergene auch zu Beschwerden an den Atemwegen führen können.

Frau Prof. Fölster Holst, herzlichen Dank für dieses Interview! 

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

09. Juni 2022

Autor: S. Jossé/R. Fölster-Holst, www.mein-allergie-portal.com

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