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Fettsäuren beeinflussen Darmbakterien Allergien

Prof. Dr. Harald Renz zum Thema: Fettsäuren - wie beeinflussen sie Darmbakterien und Allergien?

Fettsäuren: Wie beeinflussen sie Darmbakterien und Allergien?

Das Mikrobiom des Darmes scheint einen Einfluss auf viele Erkrankungen zu haben, auch auf Allergien. Im Fokus vieler Mikrobiom-Studien stehen unter anderem die Fettsäuren und deren Einfluss auf die Darmbakterien und das Immunsystem. MeinAllergiePortal sprach mit Prof. Dr. Harald Renz 2. Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. (DGAKI) und Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie, Molekulare Diagnostik am Standort Marburg, Universitätsklinikum Gießen und Marburg über das Thema: Fettsäuren: Wie beeinflussen Sie Mikrobiom und Allergien?

Autor: Sabine  Jossé M.A.

Interviewpartner: Prof. Dr. Harald Renz

Herr Prof. Renz, was versteht man unter Fettsäuren?

Fettsäuren sind im Prinzip Lipide, also Fette. Allerdings ist Fettsäure nicht gleich Fettsäure, hier gibt es große Unterschiede. So gibt es zum Beispiel kurz-, mittel- und langkettige Fettsäuren, womit nach der Atomstruktur der Fettsäuren unterschieden wird. Darüber hinaus ist die Unterscheidung nach gesättigten und ungesättigten Fettsäuren ausgesprochen wichtig.

Welche Fettsäuren sind „besser“, die gesättigten oder die ungesättigten?

Gesättigte Fettsäuren spielen eine wichtige Rolle als Energieträger. Idealerweise sollten 10 Prozent des Energiebedarfs mit diesen gesättigten Fettsäuren abgedeckt werden. Milch- und Fleischprodukte, Palmöl und Kokosnussöl enthalten reichlich gesättigte Fettsäuren.

Allerdings wirken sich die gesättigten Fettsäuren ungünstig auf den Cholesterinspiegel aus. Wenn die Blutwerte über ein bestimmtes Maß hinweg über längere Zeiträume ansteigen, erhöhen sie das Diabetes- und Adipositasrisiko und stellen ein erhöhtes Risiko für die koronare Herzerkrankung dar.

Sind denn die ungesättigten Fettsäuren gesünder?

In den einfach ungesättigten Fettsäuren ist Ölsäure enthaltene und diese gilt als förderlich für die Gesundheit. So wirken sich einfach ungesättigte Fettsäuren positiv auf den Zuckerhaushalt, den Cholesterinstoffwechsel und damit auf das Herzinfarktrisiko und andere Erkrankungen aus. Zu den Nahrungsmitteln, die reich an ungesättigten Fettsäuren sind, gehören Nüsse, Olivenöl und Samen.

Welche Wirkungen haben Fettsäuren im Organismus?

Hier sind die langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren von besonderem Interesse, die Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren gehören zu den essentiellen Fettsäuren und können vom Organismus nicht selbst produziert werden. Sie müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Lieferant für langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren ist die Linolsäure. Diese ist zum Beispiel in Pflanzenölen wie Sonnenblumenöl, Sojaöl oder Maiskeimöl enthalten.

Aus diesen Omega-6-Fettsäuren wird die sogenannte Arachidonsäure umgebaut, die wiederum in hohen Konzentrationen schon direkt in Lein- und Hanföl vorkommt. Auch in Leber und Eiern ist sie enthalten.

Aus dieser Arachidonsäure wiederum stellt der Organismus sowohl entzündungsfördernde als auch entzündungshemmende Botenstoffe her. Insbesondere die Omega-3-Fettsäuren können eine ausgeprägte entzündungshemmende Wirkung entfalten. Im Zusammenhang mit Allergien, die ja mit Entzündungen einhergehen können, ist dies ein sehr positiver Faktor. Omega-3-Fettsäuren finden sich in hohen Konzentrationen in fetten Seefischen, wie Hering, Makrele und Lachs. Mindestens zwei Portionen pro Woche werden empfohlen.

Und dann gibt es schließlich noch eine weitere hoch interessante Gruppe von Fettsäuren, die sogenannten kurzkettigen Fettsäuren.

Welche Eigenschaften haben die kurzkettigen Fettsäuren?

Diese kurzkettigen Fettsäuren – Acetat, Propionat und Butyrat - können vom Menschen ebenfalls nicht selbst produziert werden, sie werden aber auch nicht über die Ernährung aufgenommen. Produziert werden die kurzkettigen Fettsäuren von den Bakterien im menschlichen Darm, aber nur von ganz bestimmten Darmbakterien. Dafür brauchen diese Darmbakterien ein bestimmtes „Futter“ in Form von sogenannten „Ballaststoffen“, die vom Menschen über die Ernährung aufgenommen werden, aber eigentlich nicht weiter verwertbar sind.

Neuste Untersuchungen konnten nun zeigen, dass sich die Konzentration an ungesättigten Fettsäuren im Darm deutlich erhöht, wenn große Mengen bestimmter ballaststoffreicher Nahrungsmittel verzehrt werden. Zu den ballaststoffreichen Nahrungsmitteln zählen zum Beispiel bestimmte Obst- und Gemüsesorten.

Welche Funktion haben die kurzkettigen Fettsäuren für die Darmbakterien?

Kurzkettige Fettsäuren haben eine wesentliche stabilisierende Funktion auf die Darmschleimhaut und auf das mit der Darmschleimhaut in Verbindung stehende Immunsystem. Hier stimulieren die kurzkettigen Fettsäuren die Entwicklung sogenannter regulatorischer T-Zellen. Die regulatorischen T-Zellen agieren wie eine Art „Bremse“ im spezifischen Immunsystem und verhindern die Ausbildung von „entzündlichen“ T-Zellen, wie wir sie zum Beispiel bei einer Allergie, einschließlich der Nahrungsmittelallergie, finden. All diese Erkenntnisse zeigen eindrücklich, dass es einen engen Zusammenhang zwischen der Diät, dem Mikrobiom bzw. den Darmbakterien und der Immunantwort gibt.

Wie sieht der Zusammenhang zwischen bestimmten Fettsäuren, den Darmbakterien und allergischen Erkrankungen aus?

Bei Kindern mit verschiedenen allergischen Erkrankungen, zum Beispiel Asthma oder Nahrungsmittelallergien, konnte in vielen Studien eine sogenannte „Dysbiose“ des Mikrobioms, vor allen Dinge im Darm, nachgewiesen werden. Das bedeutet, diese Kinder haben zum einen andere Bakterien in ihrem Darm und zum anderen findet man diese Bakterien in anderen Mengenverhältnissen als bei gesunden Kindern. Außerdem zeigt sich bei den allergischen Kindern auch immer wieder, dass es ihnen gerade an den Bakterien fehlt, die für die Produktion kurzkettiger Fettsäuren verantwortlich sind.

Welche Potenziale ergeben sich aus der Rolle bestimmter Fettsäuren für die Therapie von Allergien?

Die Konsequenz daraus könnte sein, dass man über die Zufuhr bestimmter Fettsäuren vielleicht in das allergische Geschehen eingreifen könnte. Denkbar wäre zum Beispiel, die Besiedelung des Darms mit Bakterien zu fördern, die Ballaststoffe verdauen und dafür kurzkettige Fettsäuren produzieren können. Vielleicht könnte man sogar Allergien verhindern, indem man allergiegefährdeten Kindern kurzkettige Fettsäuren zuführt.

Zusammenfassend kann man sagen: Fette sind nicht gleich Fette! Es gibt Fette mit „guten“ und Fetten mit „schädlichen“ Funktionen und Effekten und das Mikrobiom spielt dabei eine zentrale Rolle. Allerdings muss noch viel Forschungsarbeit geleistet werden, bevor diese Erkenntnisse im klinischen Alltag ankommen.

Herr Prof. Renz, herzlichen Dank für dieses Interview!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.