Hausstaubmilbenallergie: Was kann man dagegen tun?
Der Begriff „Hausstaubmilbenallergie“ ist irreführend, denn wer darunter leidet, ist weder auf Hausstaub noch auf die Milben allergisch. Vielmehr befinden sich die Allergene der Milbe im Kot und sich zersetzenden Milbenkörpern. Die Symptome einer Hausstaubmilbenallergie sind ähnlich wie bei einer Pollenallergie. Wer bereits an Heuschnupfen, also an einer Pollenallergie, leidet, dem fällt oft nicht auf, dass zusätzlich eine Hausstaubmilbenallergie besteht. Die Symptome der Hausstaubmilbenallergie lassen sich mit unterschiedlichen Medikamenten bekämpfen. Allerdings bekämpft man damit nur die Beschwerden, nicht die Ursache der Erkrankung. Symptomfreiheit wird nicht immer erreicht und man muss ständig viele Medikamente nehmen, die auch müde machen können. Ursächlich bekämpfen lässt sich eine Hausstauballergie nur mit einer Allergie-Immuntherapie (AIT), auch Hyposensibilisierung genannt. Viele Betroffene wissen das gar nicht. MeinAllergiePortal sprach mit Lisa J. aus Hamburg über ihre persönlichen Allergie-Erfahrungen.
Autor: Sabine Jossé M.A.
Interviewpartnerin: Lisa
Lisa, wie hast du bemerkt, dass du eine Hausstaubmilbenallergie hast?
Pollenallergien hatte ich schon immer. Für mich war es deshalb zunächst nicht ungewöhnlich, auch zu Hause in der Wohnung häufiger allergische Symptome zu haben. Das habe ich immer mit dem Heuschnupfen in Verbindung gebracht. Irgendwann fiel mir dann aber auf, dass die Allergiesymptome eigentlich immer da waren. Auch in der Zeit, in der „meine“ Pollen gar nicht fliegen. Ich habe dann einen Allergietest gemacht und der ergab, dass ich nun auch noch eine Allergie auf Hausstaubmilben hatte. Das war neu, denn beim letzten Allergietest vor sechs Jahren war das noch nicht der Fall.
Wie sahen die Symptome deiner Hausstauballergie aus und wie hat sich das auf dein Leben ausgewirkt?
Durch die Hausstauballergie habe ich mich oft so richtig krank gefühlt. Ich hatte verquollene, rote Augen, musste ständig niesen und meine Nase war abwechselnd komplett verstopft oder sie lief ständig. Häufig fing dann auch irgendwann die Haut an zu jucken, denn ich habe auch Neurodermitis und meine Haut reagiert auf die Milbenallergene im Staub. Es ging mir einfach nicht gut, auch im Job.
Mein Beruf ist mir sehr wichtig. Ich habe mich von meiner Allergie nie davon abhalten lassen, meinen Job zu machen. Lieber habe ich mich mit Allergie-Medikamenten vollgepumpt, als mich krankschreiben zu lassen. Gleichzeitig hatte ich jedoch immer Angst, dass mir das beruflich schaden könnte.
Warum hattest du davor Angst?
Ich hatte immer die Sorge, dass ich aufgrund meiner Allergien beruflich unterschätzt werde. Allergie-Symptome werden in der Regel für einen Infekt gehalten, man unterscheidet das ja nicht. Deshalb hatte ich Angst, dass die Kollegen denken, ich sei dauernd krank, nicht belastbar und könne nicht so gut mit Stress umgehen. Das hat mich stark verunsichert und deshalb habe ich eigentlich immer versucht, mich irgendwie zu beweisen. Gleichzeitig habe ich mich bemüht, meine Allergiesymptome möglichst gering zu halten. Egal ob zu Hause oder im Büro, ich achte darauf, meine Umgebung möglichst staubfrei zu halten. Staub habe ich schon immer als einen sehr großen Störfaktor gesehen, auch optisch. Aber allein schon wegen der Allergie sorge ich für absolute Sauberkeit in meiner Wohnung. Ich kämpfe regelrecht gegen den Staub.
Was ist für dich als Allergikerin im Haushalt wichtig?
Wenn man gegen Hausstaubmilben allergisch ist, sollte man bei der Einrichtung der Wohnung darauf achten, dass die Möbel gut zu reinigen sind. Ich habe Möbelstücke mit viel Stauraum gewählt und bewahre möglichst viel in den Schränken und Schubladen auf und nicht offen in Regalen.
Selbst bei der Deko achte ich darauf, dass die Oberflächen gut abwaschbar sind. Also nicht zu verspielt, nicht zu viele Schnörkel, sondern eher glatt. Das bedeutet beispielsweise, dass ich Bilder nicht wie üblich aufhänge. Die Bilder stehen bei mir auf Schienen, die an der Wand angebracht sind. So kann man die Bilder ganz schnell runternehmen und die Schienen abwischen. Bei mir findet man keine „Staubfänger“. Auch bei meiner Kleidung achte ich darauf, Staub zu vermeiden, damit sich keine Milben einnisten.
Wie vermeidest du Staub bzw. Hausstaubmilben in den Kleidern?
Ich lasse meine Sachen nicht herumliegen, sondern räume sie in den Schrank. Das gilt für Kleider und Schuhe gleichermaßen, denn meine Schuhe bewahre ich im Umkarton im Schrank auf.
Natürlich wasche ich meine Kleidung auch sehr oft. Wenn das nicht möglich ist, weil es Kleidungsstücke sind, die man nicht so gut waschen kann, schütze ich sie durch Kleidersäcke vor dem Verstauben im Schrank.
Allerdings haben all diese Maßnahmen nicht dazu geführt, dass ich symptomfrei war. Deshalb habe ich mich für eine Allergie-Immuntherapie entschieden.
Wie kamst du auf die Idee, deine Allergie auf Hausstaubmilben mit einer Allergie-Immuntherapie therapieren zu lassen?
Meine Ärztin hat mich auf die Hyposensibilisierung gegen Hausstaubmilben aufmerksam gemacht. Sie meinte, dass man das Allergen bei einer Hausstaubmilbenallergie weniger gut meiden könne als bei einer Pollenallergie. Wenn die Pollen fliegen, kann man dem aus dem Weg gehen, indem man sich möglichst drinnen aufhält. Bei einer Stauballergie geht das nicht, denn der „Feind“ ist ja in der eigenen Wohnung, eigentlich überall. Das schränkt den Alltag schon massiv ein.
Ist es dir leicht gefallen, dich für eine Hyposensibilisierung zu entscheiden?
Da ich bereits als Kind eine Hyposensibilisierung gegen eine meiner Pollenallergien gemacht hatte, war ich zunächst etwas skeptisch. Die Therapie hat zwar geholfen, aber damals wurde die Behandlung mit regelmäßigen Spritzen in der Arztpraxis durchgeführt. Das kostet schon ziemlich viel Zeit und diese Zeit habe ich jetzt durch meine Berufstätigkeit nicht mehr. Diese Befürchtungen haben sich aber als unnötig herausgestellt, denn die Allergie-Immuntherapie gegen die Hausstaubmilbenallergie konnte ich ganz einfach mit Tabletten durchführen.
Wie genau wird die Tabletten-Immuntherapie durchgeführt?
Die Hyposensibilisierung mit Tabletten ließ sich hervorragend in meinen Alltag integrieren und ist wirklich gar kein Aufwand mehr. Man bekommt das Rezept vom Arzt und holt sich die Tabletten in der Apotheke ab. In einer Packung befinden sich Tabletten für drei Monate. So muss man nur viermal im Jahr ein neues Rezept vom Arzt abholen. Dann nimmt man jeden Abend eine Tablette vor dem zu Bett gehen - oder wann es gut in den Tagesablauf passt. Das geht problemlos und wird ganz schnell zur Gewohnheit.
Wie haben sich deine Allergie-Symptome durch die Allergie-Immuntherapie verändert?
Ich führe die Behandlung jetzt seit einem Dreivierteljahr durch. Schon nach einem halben Jahr habe ich aber gemerkt, dass sich meine Allergie deutlich gebessert hat. Das ging nicht von heute auf morgen, sondern eher schleichend, so dass meine Allergiesymptome sich stetig reduzierten. Zum Beispiel habe ich schon sehr bald bemerkt, dass ich beim Saubermachen nicht mehr so viel niesen musste. Generell kam es bei mir im Alltag nicht mehr zu so starken allergischen Reaktionen wie bisher. Mittlerweile nehme ich tatsächlich nur noch etwa zehn Prozent meiner ursprünglichen Hausstauballergie-Symptome wahr. Dafür lohnt es sich allemal, diese Behandlung durchzuführen.
Hat sich die Hyposensibilisierung gegen Hausstaubmilben auch auf dein Berufsleben ausgewirkt?
Absolut. Ich habe jetzt keine starken Allergie-Symptome mehr. So werde ich auch nicht mehr ständig gefragt, wie es mir geht und ob ich schon wieder erkältet bin. Bei der Arbeit fühle ich mich viel fitter und kann mich auch deutlich besser konzentrieren.
Das Wissen um meine Allergie hat mich immer beeinflusst, auch im Hinblick darauf, wie ich auf andere Menschen zugehe und kommuniziere. Jetzt bin ich deutlich sicherer, habe nicht mehr ständig das Gefühl, ich müsse etwas kompensieren und beweisen, dass ich etwas leisten kann.
Auch meine Neurodermitis ist besser geworden, weil die Haut nun nicht mehr so heftig auf die Milbenallergene reagiert. Früher habe ich nur sehr ungern kurzärmelige Sachen getragen. Das lag natürlich daran, dass man dann die Neurodermitis gesehen hat. Ein weiterer Grund war, dass die Haut dann den Allergenen eher ausgesetzt ist und es dann schneller zu Ekzemen kommt. Durch die Hyposensibilisierung kann ich jetzt auch die Kleiderwahl viel flexibler angehen.
Was rätst du anderen Menschen mit Hausstaubmilben-Allergie?
Bislang hatte ich nicht das Gefühl, dass man eine Erkrankung wie Allergien offen thematisieren kann. Vielmehr war mein Eindruck, dass Menschen, die nicht davon betroffen sind, auch kein Verständnis dafür hatten. Nicht aus Unfreundlichkeit, sondern einfach aufgrund von Desinteresse und Nichtwissen.
Deshalb finde ich es so wichtig, dass man das Thema Allergie offen anspricht und kommuniziert, dass man etwas dagegen machen kann.
Man muss den Menschen einfach vermitteln: Du musst nicht leiden unter dieser Allergie, denn du kannst etwas dagegen tun! Sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, welche Behandlungsmöglichkeit für dich die beste ist! Das ist auch mein Rat an andere Menschen mit einer Allergie auf Hausstaubmilben.
Liebe Lisa, herzlichen Dank für dieses Interview!
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: S. Josse, www.mein-allergie-portal.com
Lesen Sie auch
-
Nasaler Provokationstest - Allergietest an der Nase
-
Allergie bei Kindern: Was ist das?
-
ABPA - Allergische bronchopulmonale Aspergillose
Weitere Beiträge
News - Allergie gegen Hausstaubmilben und Schimmelpilze
- Pfannkuchen-Syndrom: Anaphylaxie durch Milben im Essen?
- Schimmelpilz Allergie: Was ist das?
- Allergie durch Schimmel in der Wohnung?
- Alles über Hausstaubmilben & Vorratsmilben
- ABPA - Allergische bronchopulmonale Aspergillose
- Nasaler Provokationstest - Allergietest an der Nase
- Hausstaubmilben-Allergie, was tun? Hilfreiche Tipps!
- Allergie auf Hausstaubmilben: Was ist das?