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Gelenkschmerzen: Ursachen, Diagnose, Therapie

Gelenkschmerzen
Was kann die Ursache für Gelenkschmerzen sein? Bildquelle: canva syda productions, mr.supahachai praserdumrongchai

Viele Menschen klagen über Gelenkschmerzen: In Deutschland sind es schätzungsweise über 20 Millionen. Doch nicht unbedingt liegt die Ursache wirklich im Gelenk selbst, sondern oft auch in den Strukturen um das Gelenk herum. Gelenkschmerzen, medizinisch als Arthralgie bezeichnet, können beispielsweise durch eine Gelenkentzündung (Arthritis) verursacht werden. In diesem Beitrag erfahren Sie viel Wissenswertes über Gelenkschmerzen, die Diagnose und mögliche Therapien.

Autor: Dr. med Anna Eger

 

Gelenkschmerzen: Die wichtigsten Fakten!

Gelenkschmerzen sind ein sehr häufiges Symptom, betreffen aber nicht immer (nur) das Gelenk selbst

Knie und Hüfte sind besonders häufig von Gelenkschmerzen betroffen

Arthrose ist eine sehr häufige Ursache für Gelenkschmerzen, es gibt aber zahlreiche weitere mögliche Ursachen

Es ist wichtig, systemische Erkrankungen des Körpers, die mit Gelenkschmerzen einhergehen, auszuschließen

Bei Gelenkschmerzen mit Rötung, Schwellung, Überwärmung und/ oder allgemeinen körperlichen Begleitsymptomen wie Fieber oder Gewichtsverlust muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden

Schmerzcharakter, Begleitbeschwerden und vorangegangene Ereignisse können auf die ursächliche Erkrankung hinweisen

Spezialisten für Gelenkschmerzen sind in erster Linie Orthopäden/ Unfallchirurgen, aber möglicherweise auch andere Fachrichtungen wie Rheumatologen

Zur Diagnostik bei Gelenkschmerzen stehen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung

Gelenkschmerzen können je nach Ursache mit allgemeinen und medikamentösen Maßnahmen gelindert, oder auch operativ behandelt werden

 

An welchen Gelenken kann man Schmerzen haben?

Gelenkschmerzen können am ganzen Körper auftreten. Insgesamt gibt es im Körper, je nach Quelle und Definition, circa 230 Gelenke! Davon werden etwa 180 Gelenke als frei beweglich eingeteilt, wobei die Bewegungsfreiheit der verschiedenen Gelenke sehr variieren kann. Typischerweise klagen Menschen besonders über Schmerzen in Gelenken, die aufgrund ihrer Belastung und Nutzung anfälliger für Verschleiß, Entzündungen und Verletzungen sind.

Typischerweise beobachtet man Gelenkschmerzen an diesen Gelenken:

  • Gelenkschmerzen im Knie
  • Gelenkschmerzen an der Hüfte
  • Gelenkschmerzen am Sprunggelenk
  • Gelenkschmerzen an den Händen, inclusive Handgelenk, Daumen, Fingergelenke
  • Gelenkschmerzen in der Schulter
  • Gelenkschmerzen am Ellenbogen
  • Gelenkschmerzen an der Wirbelsäule inclusive Ileosakralgelenk
  • Gelenkschmerzen an den Zehen

Wie kommt es zu Gelenkschmerzen – was passiert im Körper?

Die Ursachen für Gelenkschmerzen sind vielfältig. Die Art und Weise, wie es zu Gelenkschmerzen kommt, hängt von der zugrundeliegenden Krankheit ab. Abnutzungserscheinungen, Überbeanspruchung, Entzündungen, (auto)immunologische Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen oder Unfälle und Verletzungen sind häufige Ursachen für Gelenkschmerzen.

Welche Arten von Gelenkschmerzen gibt es?

Man kann verschiedene Formen der Gelenkschmerzen voneinander unterscheiden. Die folgende Einteilung des Schmerzcharakters richtet sich nach dem Zeitpunkt des Auftretens der Schmerzen bezogen auf die Belastungssituation des Gelenkes.

Man kann Arten von Gelenkschmerzen unterscheiden in:

  • Anlaufschmerzen
  • Nachtschmerzen oder Ruheschmerzen
  • Belastungsschmerzen

Anlaufschmerzen in den Gelenken

Von Anlaufschmerzen spricht man, wenn die Schmerzen besonders zu Beginn einer Aktivität auftreten und im Laufe bei Bewegung besser werden. Das ist zum Beispiel bei degenerativen Veränderungen, also Abnutzungserscheinungen, der Fall.

Nachtschmerzen oder Ruheschmerzen in den Gelenken

Nachts befinden sich die Gelenke zumeist im Ruhezustand. Vor allem bei entzündlichen Gelenkerkrankungen, aber auch nach Überlastungen können Nacht- oder Ruheschmerzen auftreten.

Belastungsschmerzen in den Gelenken

Bei Belastungsschmerzen verstärken sich die Schmerzen im betroffenen Gelenk unter Belastung und verschwinden in Ruhe wieder. Diese Art Schmerz findet sich ebenfalls oft bei entzündlichen oder degenerativen Gelenkveränderungen, aber vor allem auch nach Verletzungen.

Wandernde Gelenkschmerzen

Gelenkschmerzen können natürlich auch zu relativ unvorhersehbaren Zeitpunkten kommen und gehen oder auch die Lokalisation verändern, dann spricht man wandernden Gelenkschmerzen.

Welche Symptome können bei Gelenkschmerzen noch auftreten?

Manchmal treten Gelenkschmerzen zusammen mit anderen Symptomen auf. Begleitsymptome können hilfreich sein um die Ursache der Gelenkschmerzen herauszufinden.

Gelenkschmerzen und Fieber

Wenn Gelenkschmerzen von Fieber begleitet sind, dann kann das auf eine ernsthaftere Systemerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes, Lyme-Borreliose oder eine bakterielle Gelenkentzündung hindeuten. Auch bei einem akuten Gichtanfall kann leichtes Fieber auftreten. Außerdem können allgemeine fieberhafte Virusinfekte mit begleitenden Gelenkschmerzen einhergehen.

Gelenkschmerzen und Schwellung

Gelenkschmerzen an Armen oder Beinen können mit einer deutlichen, weichen Schwellung des gesamten Gelenkes einhergehen. Das ist häufig der Fall, wenn das Gelenk akut entzündet ist. Ursache für die Schwellung ist eine Wassereinlagerung beziehungsweise Flüssigkeitsansammlung im Gelenk, die man Gelenkerguss nennt. Bei chronischen Gelenkschmerzen, die zum Beispiel bei einer Arthrose vorliegen, kann im Laufe der Jahre auch eine harte, knöcherne Schwellung entstehen. Manchmal können auch Strukturen um das Gelenk herum geschwollen sein und nicht das Gelenk direkt, so wie zum Beispiel bei einer Schleimbeutelentzündung (Bursitis). Die Schwellung befindet sich dann nur an einer Stelle des Gelenkes beziehungsweise nicht weit vom Gelenkspalt entfernt.

Gelenkschmerzen mit Rötung und Hitze

Neben einer Schwellung sind Überwärmung und Rötung mögliche Warnzeichen bei Gelenkschmerzen, die unbedingt einer ärztlichen Abklärung bedürfen.

Rötung und Hitze eines Gelenks sind Zeichen einer vorliegenden Entzündung, der möglicherweise eine Erkrankung zugrunde liegt. Sie benötigt einer notwendigen spezifischen Therapie um eine Gelenkzerstörung zu verhindern. Eine Gelenkentzündung kann allerdings auch ohne diese Zeichen von Rötung und Überwärmung vorliegen.

Gelenkschmerzen und Müdigkeit

Müdigkeit ist ein sehr allgemeines Symptom, das viele Menschen verspüren. Entscheidend ist es, herauszufinden, ob die Müdigkeit normal erklärlich und den Umständen entsprechend ein normales Maß hat und ob eventuell ein Zusammenhang zu den Gelenkschmerzen besteht. Mögliche Krankheiten, die mit Müdigkeit und Gelenkschmerzen einhergehen, sind Autoimmunerkrankungen, rheumatische Erkrankungen, Fibromyalgie und andere.

Gelenkschmerzen und Durchfall

Es gibt manchmal Zusammenhänge zwischen einer Darmentzündung mit Durchfall und Gelenkentzündungen. Beispielsweise kann es nach einer Infektion mit Yersinien oder Salmonellen zu Gelenkbeschwerden kommen, die durch immunologisch vermittelte Phänomene entstehen. Man spricht dann von postinfektiöser oder reaktiver Arthritis. Darüber hinaus kennt man auch Manifestationen von Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa außerhalb des Darmes an den Gelenken. Diese Form wird enteropathische Arthritis genannt.

Gelenkschmerzen und Hautausschlag

Manchmal kann ein die Gelenkschmerzen begleitender Hautausschlag wichtige Hinweise auf die Ursache der zugrundeliegenden Erkrankung liefern. Dabei kann es sich um Plaques einer Schuppenflechte handeln, aber auch um andersartige Hautausschläge wie kleine Einblutungen, Knötchen, schmetterlingsförmige Gesichtsrötung, Ulzera an den Genitalien und so weiter. Es kann sich dabei um begleitende Gelenkentzündungen bei Autoimmunkrankheiten wie systemischer Lupus erythematodes, Rheumatoide Arthritis oder Vaskulitis, aber auch um sexuell übertragbare Krankheiten handeln. Auch Psoriasis, die Schuppenflechte, kann mit Gelenkbeteiligung einhergehen, der sogenannten Psoriasis-Arthritis.

Gelenkschmerzen und Übelkeit

Übelkeit ist ein sehr allgemeines, unspezifisches Symptom, das bei zahlreichen Krankheiten oder Zuständen auftreten kann. Typisch im Zusammenhang mit Gelenkschmerzen ist die Übelkeit jedoch nicht und deshalb auch wenig wegweisend. Ein Beispiel hierfür ist eine chronische Virushepatitis, die sowohl Übelkeit als auch parainfektiöse Arthralgien, das heißt, durch Infektionen ausgelöste Gelenkschmerzen, verursachen kann.

Gelenkschmerzen und Kribbeln

Theoretisch können bei Gelenkschmerzen auch Kribbeln oder andere Gefühlsstörungen unterhalb des betroffenen Gelenkes auftreten. Das kann vorkommen, wenn durch die Gelenkerkrankung, Druck auf Nerven entsteht, die durch das Gelenk verlaufen. Beispiele dafür sind Ellenbogen, Handgelenk oder auch die Gelenke der Halswirbelsäule.

Gelenkschmerzen und Halsschmerzen

Halsschmerzen gehören zu den typischen Symptomen von viralen oder bakteriellen Infektionen. Einige Viren und Bakterien, die Rachen- und Mandelentzündung verursachen, wie Coxsackie-Viren oder Streptokokken, können Gelenkschmerzen, hervorrufen. Das kommt durch fehlerhafte immunologische Prozesse – meistens zeitlich etwas versetzt – sogenannte postinfektiöse Arthralgien. Deshalb ist es beim Arztgespräch wichtig, dem Arzt diese Informationen zu geben. Das sogenannte Rheumatische Fieber geht charakteristischerweise zunächst mit einer Rachenentzündung und einer wandernden Arthritis einher und kann zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. In Deutschland ist dies aber, dank konsequenter antibiotischer Behandlung einer Streptokokken-Angina, sehr selten geworden.

Gelenkschmerzen und Ernährung

Ein übermäßiger Genuss sogenannter purinreicher Lebensmittel, wie Leber, Niere, Sardellen, Spargel, Hering, Pilzen, Muscheln und Alkohol, aber vor allem Bier (auch alkoholfrei) kann zu erhöhten Harnsäurewerten im Blut beitragen und einen akuten Gichtanfall mit heftigen Gelenkschmerzen auslösen. Meist treten diese im Großzehengrundgelenk, aber auch in Daumen-, und Fingergelenken, sowie seltener in anderen Gelenken auf.

Gelenkschmerzen und blaue Flecken

Wenn Gelenkschmerzen nach einer Verletzung beziehungsweise einem Unfall auftreten, dann kann es durch Verletzungen von kleinen Blutgefäßen in und um das Gelenk herum zu blauen Flecken, also Blutergüssen, kommen. In diesem Fall ist die Zuordnung der Schmerzen zur auslösenden Ursache einfach. Das Gelenk muss dann auf Verletzungen der knöchernen Strukturen, aber auch von Knorpel, Bändern und Sehnen untersucht werden.

Gelenkschmerzen und Muskelschmerzen

Muskelschmerzen können ein häufiges Begleitsymptom von Gelenkschmerzen sein. Sie können mehrere Ursachen haben. Einerseits kann es durch die Gelenkschmerzen zu Schonhaltungen und damit Fehlbelastung bestimmter Muskelgruppen kommen. Andererseits können Muskelschmerzen selbst ein Anzeichen oder ein möglicher Hinweis auf eine allgemein zugrundeliegende Erkrankung sein. Im Rahmen von Virusinfekten kann es beispielsweise zu Muskel- und Gelenkschmerzen kommen. Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises gehen ebenfalls manchmal mit Muskel- und Gelenkschmerzen einher. Auch die Fibromyalgie oder dem Chronischen Fatigue Syndrom (CFS) muss bei unspezifischen Muskel- und Gelenkschmerzen an mehreren Körperstellen in Erwägung gezogen werden.

Gelenkschmerzen und Rückenschmerzen

Liegen Gelenkschmerzen der peripheren Gelenke und Rückenschmerzen gleichzeitig vor, dann liegt eine sogenannte seronegative Spondylarthritis nahe, aber auch eine Rheumatoide Arthritis ist möglich. Zu den seronegativen Spondylarthritiden gehören die ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew), die reaktive Arthritis, die Psoriasis-Arthritis und die enteropathische Arthritis.

Gelenkschmerzen bei Kälte

Ein häufig beobachtetes Phänomen ist, dass Gelenkschmerzen bei kalten Temperaturen schlimmer werden. Das ist besonders bei Arthrose und Arthritis der Fall. Dieses Phänomen beruht vermutlich darauf, dass sich die Durchblutung bei Kälte verschlechtert und die Gelenkflüssigkeit zäher wird. Dadurch erhöht sich die Reibung an den Gelenkflächen.

Gelenkschmerzen bei Wetterwechsel

Einige Menschen berichten über Gelenkschmerzen bei Wetterwechsel. Eine handfeste wissenschaftliche Erklärung gibt es bisher dafür nicht, aber es gibt verschiedene Theorien, nach denen Änderungen von Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Temperatur Auswirkungen auf die Gelenkkapsel und -flüssigkeit haben.

Gelenkschmerzen auf einer Körperseite

Wenn Gelenkschmerzen nur auf einer Seite des Körpers auftreten, kann das entweder an einer einseitigen Fehlbelastung liegen, sodass Abnutzungen oder Überlastungserscheinungen nur am Gelenk einer Körperseite auftreten. Andererseits können auch entzündliche Gelenkerkrankungen wie Gicht oder rheumatoide Arthritis sich vorübergehend oder erstmal nur auf einer Seite des Körpers zeigen.

Was sind mögliche Ursachen für Gelenkschmerzen?

Gelenkschmerzen sind ein sehr häufiges Problem, aber die genaue Diagnose zu stellen, kann manchmal eine Herausforderung sein. Denn Ursachen für Gelenkschmerzen sind sehr vielfältig. Dabei ist es wichtig zu differenzieren, ob die Gelenkschmerzen zwar lästig und einschränkend, aber prinzipiell harmlos und altersgerecht sind oder ob eine entzündliche oder rheumatische Erkrankung dahintersteckt. Wenn letztere nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden, kann es zu irreversiblen Schäden am Gelenk kommen. Die folgende Tabelle liefert einen Überblick über mögliche Ursachen von Gelenkschmerzen.

 

Gelenkschmerzen aufgrund von Arthrose
Ursache Merkmale Erkrankungs-Beispiele

- belastungsbedingte, altersabhängige Abnutzungserscheinungen an den Gelenkflächen

- Knorpel- und Knochenstrukturen können beteiligt sein

- Keine Entzündungszeichen, außer bei entzündlicher Aktivierung

- Anlaufschmerzen

- Bewegungsabhängig

- leichte Morgensteifigkeit

- an vielen Gelenken möglich

- Coxarthrose (Hüfte)

- Gonarthrose (Knie)

- Heberden-Arthrose (Fingerendgelenke)

- Bouchard-Arthrose (Fingermittelgelenke)

 Gelenkschmerzen aufgrund von „Rheuma“  

- chronische systemische Autoimmunerkrankung mit Gelenkbefall

- vermittelt über Zytokine und Chemokine

- multifaktorielles Geschehen

- Arthritis mit klassischen Entzündungszeichen im Blut

- Unterscheidung durch spezifische Auto-Antikörper im Blut und Befallsmuster der Gelenke, sowie Begleiterscheinungen möglich

- Rheumatoide Arthritis

- Seronegative Spondylarthritis wie Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew, enteropathische Arthritis bei Morbus Crohn

- Systemischer Lupus erythematodes

- Sklerodermie

- Dermatomyositis

- Vaskulitiden (Blutgefäß-entzündungen)

- Löfgren-Syndrom bei Sarkoidose

- Sjögren-Syndrom

Gelenkschmerzen durch Infektionen 

- begünstigende Faktoren sind:

Offene Verletzungen am Gelenk, Immunsupprimierte Menschen, zum Beispiel bei HIV, Immundefekten, Krebserkrankungen, Diabetes (Zucker)

- akut oder subakut

- ein Gelenk betroffen

- Schwellung, Überwärmung, Bewegungseinschränkung

- bei Lyme-Krankheit meist nur ein, aber auch wenige weitere betroffene Gelenke möglich

- Lyme-Borreliose nach Zeckenbiss

- Gonorrhö (Tripper)

- Morbus Whipple

- eitrige Gelenkinfektionen durch Bakterien

 Gelenkschmerzen durch Stoffwechselerkrankungen  

- bestimmte Stoffwechselerkrankungen können zu Ablagerungen von Stoffwechselprodukten, wie Harnsäure oder Calciumverbindungen in den Gelenken führen

 

- akuter Verlauf, selbstlimitierend, rezidivierend

- meistens Großzehengrundgelenk, Knöchel, Knie, Handgelenk 

- erhöhte Harnsäurespiegel, Gicht

- andere Kristallarthropathien

- Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit) 

 Post- oder parainfektiöse Gelenkschmerzen  

- durch sexuell übertragbare Erkrankungen oder nach Darminfektionen, wobei keine Erreger in der Gelenkflüssigkeit festgestellt werden können

 

- vielfältige Symptome, von flüchtiger Arthritis eines Gelenkes bis zur schweren systemischen Erkrankung mit Allgemeinsymptomen

- meistens asymmetrischer Befall

- Vor allem große Gelenke der Beine, aber auch im Kreuz

- reaktive Arthritis nach Yersinien, Chlamydien, Gonokokken, Parvovirus B19 oder Coxsackie-Viren

- Arthralgie bei chronischer Hepatitis B oder C

Quelle: Dr. med. Anna Eger, www.mein-allergieportal.com

 

Sonstige Auslöser für Gelenkschmerzen

Es gibt noch zahlreiche andere mögliche Auslöser für Gelenkschmerzen.

Gelenkschmerzen durch Verletzungen

Bei jungen Menschen sind Verletzungen mit Beteiligung von Gelenkstrukturen oder periartikulären Strukturen eine der häufigsten Ursachen. Dabei kann eine direkte Verletzung, wie Verdrehen beim Sport, aber auch eine Überanstrengung oder Überbeanspruchung durch wiederholte Bewegungen, langes Knien etc. der Auslöser sein.

Gelenkschmerzen durch Hormone

Auch hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren oder während der Periode scheinen Einfluss auf Verstärkung von Gelenkschmerzen zu haben.

Gelenkschmerzen durch Fibromyalgie oder das Chronische Fatigue-Syndrom (CFS)

Darüber hinaus werden unspezifische Gelenkschmerzen beziehungsweise Schmerzen an den Sehnenansätzen, umgebenden Muskeln und Weichteilen bei Fibromyalgie und beim Chronischen Fatigue-Syndrom beobachtet. Diese Erkrankungen sind noch nicht vollständig verstanden, aber relativ häufig.

Gelenkschmerzen bei Grippe

Die meisten Menschen kennen Gelenkschmerzen im Rahmen einer Grippe, also Influenza-Infektion, oder im Rahmen grippeähnlicher Infekte. Hierbei spielen entzündungsfördernde Gewebshormone eine Rolle.

Gelenkschmerzen durch Erkrankungen der Schilddrüse

Schilddrüsenerkrankungen, wie die sogenannte Hashimoto-Thyreoiditis, können ebenfalls mit Gelenkschmerzen vergesellschaftet sein. Einerseits ist Hashimoto eine häufige autoimmune Begleiterkrankung von rheumatischen Erkrankungen, andererseits kann eine ausgeprägte Schilddrüsenunterfunktion an sich Auswirkungen auf die Gelenke haben. Es werden Gelenkschwellungen mit Wasseransammlungen beobachtet, manchmal bestehen auch gleichzeitig andere Stoffwechselprobleme wie zum Beispiel Chondrokalzinosen (Pseudogicht).

Gelenkschmerzen durch Medikamente

Bei einigen Medikamenten können Gelenkschmerzen als Nebenwirkungen auftreten. Zu Medikamentengruppen, bei denen ein Zusammenhang zwischen der Einnahme und Gelenkschmerzen besteht, zählen:

  • Statine, das sind Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels
  • Flourchinolone, das ist eine bestimmte Antibiotikagruppe
  • Bisphosphonate, eine Medikamentengruppe, die zur Behandlung der Osteoporose eingesetzt wird
  • Außerdem werden manchmal unter Chemotherapie Gelenkschmerzen beobachtet.

Seltene Ursachen für Gelenkschmerzen

Andere, seltene Ursachen von Gelenkschmerzen sind:

  • Knochennekrosen
  • Pigmentierte villonoduläre Synovitis
  • Hämarthrose (bei angeborenen Gerinnungsstörungen wie Hämophilie, „Bluterkrankheit“)
  • Tumore
  • Osteomyelitis

Wann sollte man bei Gelenkschmerzen zum Arzt gehen?

Viele Arten von Gelenkschmerzen sind harmlos und zwar unangenehm, aber ungefährlich und verschwinden zum Teil von selbst wieder. Deshalb wird es oft nicht unbedingt nötig sein, einen Arzt aufzusuchen, insbesondere, wenn man geeignete schmerzlindernde Maßnahmen selbst ergreifen kann. Es gibt aber auch Warnsymptome, die man unbedingt ernst nehmen sollte und die eine Vorstellung bei einem Arzt erfordern.

Warnzeichen bei Gelenkschmerzen, bei denen man zum Arzt gehen sollte, sind:

  • Überwärmung des Gelenkes
  • Schwellung des Gelenkes
  • Rötung des Gelenkes
  • Fieber
  • Gelenkstarre
  • Hautausschlag
  • Schüttelfrost
  • Schleimhautgeschwüre
  • Augenentzündung
  • Gewichtsverlust
  • Akuter Gelenkschmerz bei sexuell aktivem jungem Erwachsenen
  • Blutgerinnungsstörung oder Blutverdünner als Dauermedikament

Welcher Arzt ist der richtige bei Gelenkschmerzen? 

In den meisten Fällen ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle für Gelenkschmerzen, die ohne einen Unfall oder eine Verletzung entstanden sind. Für Gelenkschmerzen nach einem Trauma ist in den meisten Fällen die Vorstellung bei einem Orthopäden bzw. Chirurgen sinnvoll. Unfallchirurgen und Orthopäden sind Spezialisten für viele Arten von Gelenkschmerzen, auch nicht-traumatischer Art. Allerdings können je nach Ursache zum Beispiel bei rheumatologischen Erkrankungen auch Rheumatologen für die Diagnostik und Dauertherapie verantwortlich sein.

Wie wird bei Gelenkschmerzen die richtige Diagnose gestellt?

Zu Beginn jeder Diagnostik steht eine gründliche Anamnese durch den behandelnden Arzt, das bedeutet, ein ausführliches Gespräch über die Symptome und möglicherweise mit den Gelenkschmerzen zusammenhängende Informationen. Dazu gehören Fragen über die Schmerzcharakteristik, zu begleitenden Gelenksymptomen und zu allgemeinen Symptomen.

Zum Stellen einer ersten Verdachtsdiagnose sind beispielsweise folgende Fragen von Interesse:

  • Wie und wie oft tritt dieser Schmerz auf, zum Beispiel plötzlich, schrittweise…?
  • Gibt es zeitliche Muster, zum Beispiel Tageszeit, dauerhaft…?
  • Gibt es bessernde oder verschlimmernde Faktoren?
  • Gab es ungeschützten Geschlechtsverkehr?
  • Wurde in den letzten Wochen ein Zeckenbiss beobachtet?
  • Welche sonstigen, chronischen Erkrankungen bestehen?
  • Gab es in der letzten Zeit einen Infekt?
  • Bestehen zusätzlich die Gelenkschmerzen an Armen und/oder Beinen auch Rückenschmerzen?
  • Gibt es in der Familie wichtige bekannte entzündliche oder autoimmune Erkrankungen?

Körperliche Untersuchung bei Gelenkschmerzen

Weil Gelenkschmerzen Teil eines entzündlichen Geschehens sein können, das den ganzen Körper betrifft, wird bei Verdacht auf solch eine Art Gelenkschmerz eine gründliche körperliche Untersuchung durchgeführt. Dabei sollten die nachfolgenden Organsysteme mit angeschaut werden:

  • Haut und Nägel
  • Schleimhaut
  • Augen
  • Hals
  • Nase
  • Genitalien
  • Herz
  • Lunge
  • Bauch
  • Lymphknoten
  • Nervensystem

Natürlich werden die betroffenen Gelenke unter Vergleich der Gegenseite ebenfalls genau untersucht. Dabei achtet der Arzt auf:

  • Form/ Deformitäten
  • Rötung
  • Schwellung
  • Überwärmung
  • Punktempfindlichkeit
  • Aktive und passive Beweglichkeit
  • Reibegeräusche
  • Beteiligung von Sehnen, Schleimbeuteln oder Bändern
  • Muster des Gelenkbefalls bei Schmerzen in mehreren Gelenken

Blutuntersuchung zur Diagnose von Gelenkschmerzen 

Wenn aufgrund von Anamnese und Untersuchung noch keine Diagnose gestellt werden kann, dann können Bluttests weiteren Aufschluss liefern. Dabei sind besonders die Blutsenkungsgeschwindigkeit und das C-reaktive Protein interessant. Beide sind sogenannte Entzündungsparameter, die auf eine Entzündung im Körper hinweisen, aber relativ unspezifisch sind.

Ergänzend können weitere Blutuntersuchungen durchgeführt werden. Dabei geht es um Auto-Antikörper, wie:

  • Antinukleäre Antikörper (ANA)
  • Antikörper gegen doppelsträngige DNA
  • Rheumafaktor
  • Anti-CCP
  • Antineutrophile zytoplasmatische Antikörper (ANCA)

Weitere spezifische Tests sollten nur bei Vorliegen eines speziellen Verdachts durchgeführt werden.

Bei Gelenkschmerzen beziehungsweise -entzündung mit weiteren Begleitsymptomen im Körper, wie Fieber, Hautausschlag etc., muss zum Ausschluss oder Nachweis von Bakterien im Blut eine sogenannte Blutkultur vom Patienten entnommen werden. Darüber hinaus sind manchmal Tests auf sexuell übertragbare Erkrankungen oder andere vorangegangene Infektionskrankheiten notwendig.

Röntgen zur Diagnostik bei Gelenkschmerzen

Nach Verletzungen, bei chronischer Arthritis oder bei unklaren Befunden wird normalerweise eine Röntgenaufnahme durchgeführt, um Anzeichen für Gelenkschäden zu suchen. Beim Röntgen kann man aber nur krankhafte Veränderungen an den knöchernen Strukturen erkennen und keine Weichteile beurteilen.

Ultraschall zur Diagnostik bei Gelenkschmerzen

Eine Ultraschalluntersuchung bietet ebenfalls eine gute Möglichkeit, Schäden am Gelenk festzustellen. Im Vergleich zum Röntgen kann man beim Ultraschall Flüssigkeiten im Gelenkspalt oder um das Gelenk herum besser identifizieren. Man kann außerdem Sehnen und andere Weichteilstrukturen mit dem Ultraschallgerät sichten.

Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie zur Diagnostik bei Gelenkschmerzen

Bei einigen Fragestellungen kann die Untersuchung mittels MRT oder CT notwendig werden. Diese sind radiologische Untersuchungsmethoden, sogenannten Schnittbildverfahren, bei denen man die Gelenkstrukturen „scheibchenweise“ in verschiedenen Ebenen abbilden und beurteilen kann.

Gelenkpunktion zur Diagnostik bei Gelenkschmerzen

Eine Gelenkpunktion (Arthrozentese) dient der Gewinnung von Gelenkflüssigkeit, um diese auf Entzündungen zu untersuchen. Aber auch Kristalle können bei bestimmten Erkrankungen, wie zum Beispiel der Gicht, in der Gelenkflüssigkeit nachgewiesen werden. Weiterhin können Kulturen angelegt werden, um spezifische Krankheitserreger nachzuweisen. In selteneren Fällen kann auch Blut im Gelenk mittels Gelenkpunktion detektiert werden.

Arthroskopie zur Diagnostik bei Gelenkschmerzen

Arthroskopie bedeutet Gelenkspiegelung. Dabei schaut der Arzt mit einer kleinen Kamera über einen winzigen Einschnitt in das betroffene Gelenk direkt hinein und kann sich alle Strukturen und die Gelenkflächen am Knochen genau betrachten.

Wie behandelt man Gelenkschmerzen?

Die Behandlung von Gelenkschmerzen hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung ab.

Behandlung mit Medikamenten

In der symptomatischen Behandlung von Gelenkschmerzen können verschiedene Schmerzmittel kurzfristig eingesetzt werden. Die Ursache kann mit Schmerzmitteln zwar nicht behoben, aber die Symptome gelindert werden. Welches Schmerzmittel bei Gelenkschmerzen das richtige ist, wird der behandelnde Arzt entscheiden. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und COX-2-Hemmer sind Schmerzmittel mit zusätzlich entzündungshemmender Wirkung. Sie können jedoch auch nicht unerhebliche Nebenwirkungen haben. Wenn keine Entzündung im Spiel ist, kann auch Paracetamol als Schmerzmittel probiert werden. Kortikosteroide wie Cortison oder Prednisolon sollten nur mit besonderer Vorsicht, so gering dosiert und nur so kurz wie möglich eingesetzt werden.

Je nach ursächlicher Erkrankung können auch andere Medikamentengruppen wie Immunsuppressiva, Antibiotika, Harnsäuresenker etc. in der medikamentösen Therapie der Arthralgie zum Einsatz kommen.

Physiotherapie zur Behandlung bei Gelenkschmerzen

Eine klassische Methode in der Therapie von Gelenkschmerzen stellt die physikalische Therapie dar. Sie wird in der Regel in Ergänzung mit anderen Therapiemaßnahmen eingesetzt. Ihr Ziel ist es, die Beweglichkeit des Gelenks zu erhalten. Balneotherapie, Wärme- und Kälteanwendungen sind Beispiele für bewährte physikalische Methoden. Manchmal ist aber auch eine vorübergehende Ruhigstellung mittels Orthese oder Bandage zur Schmerzlinderung hilfreich.

Hausmittel und Nahrungsergänzungsmittel bei Gelenkschmerzen

Es gibt Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitinsulfat oder Glucosamine, die zum Einsatz bei der Behandlung von Gelenkschmerzen bei Arthrose beworben werden. Allerdings konnte eine wirklich therapeutische Wirksamkeit bisher nicht gezeigt werden.

Beliebte Hausmittel bei Gelenkschmerzen sind:

  • Quarkwickel
  • Pfefferminzöl (kühlende Wirkung durch Menthol)
  • Umschläge mit Arnikatinktur
  • Senfwickel
  • Kohlwickel

Ernährung bei Gelenkschmerzen

In Bezug auf Ernährungsgewohnheiten ist eine ausgewogene Ernährung zu empfehlen. Eine Ernährungsumstellung ist dann sinnvoll, wenn man gewöhnlicherweise Nahrungsmittel mit einem hohen Gehalt an Arachidonsäure zu sich nimmt. Diese kann nämlich entzündliche Prozesse fördern und sollte möglichst gemieden werden. Lebensmittel wie Wurst, Schweineschmalz oder rote Fleischsorten sollten deshalb lieber nicht auf dem Speiseplan stehen. Außerdem sollte man bedenken, dass sich Übergewicht kontraproduktiv auf die Belastung der Gelenke auswirkt.

Operation bei Gelenkschmerzen

Manchmal kann eine Operation von einem Orthopäden empfohlen werden, auch wenn operative Eingriffe – außer bei akuten operationspflichtigen Verletzungen – eher eine der letzten Optionen in der Behandlung darstellen. Gelenkspiegelungen sind kleinere Operationen, große Eingriffe sind beispielsweise Gelenkersatz-Operationen wie ein künstliches Hüftgelenk bei Arthrose.

Quellen:

Villa-Forte, A.: Schmerzen in mehreren Gelenken, in: MSD Manual, Ausgabe für medizinische Fachkreise; zuletzt überarbeitet 02/2021; https://www.msdmanuals.com/de/profi/erkrankungen-des-rheumatischen-formenkreises-und-des-bewegungsapparats/schmerzen-in-und-an-den-gelenken/schmerzen-in-mehreren-gelenken#v1156286_de (Abruf 20.07.2023)

Villa-Forte, A.: Schmerzen in und um ein einzelnes Gelenk, in: MSD Manual, Ausgabe für medizinische Fachkreise; zuletzt überarbeitet 02/2021; https://www.msdmanuals.com/de/profi/erkrankungen-des-rheumatischen-formenkreises-und-des-bewegungsapparats/schmerzen-in-und-an-den-gelenken/schmerzen-in-und-um-ein-einzelnes-gelenk (Abruf 20.07.2023)

Kontzias, A.: Rheumatoide Arthritis (RA): Rheumatoide Arthritis (RA), in: MSD Manual, Ausgabe für medizinische Fachkreise; zuletzt überarbeitet 05/2020; https://www.msdmanuals.com/de/profi/erkrankungen-des-rheumatischen-formenkreises-und-des-bewegungsapparats/gelenkerkrankungen/rheumatoide-arthritis-ra (Abruf 20.07.2023)

Hettenkofer, H.-J. et al.: Rheumatologische Symptome bei endokrinen Erkrankungen; in: Rheumatologie, 6. Auflage, Teil III: Sekundär rheumatische Manifestationen; 2015; DOI: 10.1055/b-0034-101584

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

01. August 2023

Autor: Dr. med. Anna Eger, www.mein-allergie-portal.com

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