Schuppenflechte – Psoriasis: Was ist das?
Schuppenflechte, in der Fachsprache Psoriasis genannt, ist eine häufige chronische entzündliche, nicht ansteckende Erkrankung der Haut. Die Psoriasis hat eine autoimmune Komponente und verläuft in Schüben. Auch hat die Erkrankung unterschiedlich lange symptomfreie Intervalle. Es gibt mehrere psoriatische Erkrankungen, die auch mit generalisierten Symptomen einhergehen können, zum Beispiel die Psoriasis-Arthritis oder die Psoriasis pustolosa.
Autor: Dr. med. Anna Eger
Was bedeutet Schuppenflechte – was bedeutet Psoriasis vulgaris?
Die lateinische Bezeichnung der Hautkrankheit „Schuppenflechte“ ist Psoriasis vulgaris. „Vulgaris“ bedeutet „gewöhnlich“ oder „allgemein“. Es besteht also kein Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen, sondern es handelt sich um eine synonyme Bezeichnung.
Der genaue Pathomechanismus, das heißt, was im Detail im Körper bei der Entstehung der Psoriasis passiert, ist nicht vollständig geklärt. Viele Faktoren sind an der Entstehung eines inflammatorischen, das bedeutet „entzündlichen“, Milieus bzw. der (Auto-)Immunreaktion beteiligt. Psoriasis ist zwar keine eigenständige Autoimmunerkrankung im eigentlichen Sinne, jedoch bestehen autoimmune Komponenten, die bei der Entstehung der Symptome beteiligt sind.
Wie häufig ist die Schuppenflechte bzw. Psoriasis?
Die Häufigkeit der Schuppenflechte bzw. Psoriasis beträgt in Deutschland 1 bis 2 Prozent. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Prinzipiell ist das Auftreten der Schuppenflechte in jedem Alter, also auch beim Kind, möglich. Es gibt einen Altersgipfel im 2. bis 3. Lebensjahrzehnt und einen bei über 50-Jährigen.
Was passiert bei Psoriasis im Körper?
Schuppenflechte entsteht durch eine Vielzahl an Pathomechanismen, die an vielen Stellen noch ungeklärt sind. Mit „Pathomechanismus“ bezeichnet man eine Reihe von Vorgängen im Körper, die zur Erkrankung beitragen. Eine Rolle spielt dabei eine Gruppe von Strukturproteinen der Haut, das sogenannte Keratin, welches CD4+- und CD8-T-Zellen des Immunsystems aktiviert und zu einer inflammatorischen Reaktion führt. Über TNF-alpha, Il-23, Il-17 und Il-22 wird die entzündliche Immunreaktion verstärkt. Die Keratinozyten weisen außerdem in den Psoriasis-Läsionen eine erhöhte Expression von STAT3, einem Transkriptionsfaktor, der für der Expression bestimmter Gene verantwortlich ist, auf.
Durch all diese genannten Phänomene kommt es in der Folge zu:
- Hyperkeratose (die Keratinozyten wachsen vermehrt)
- Parakeratose (es treten unreife, kernhaltige Keratinozyten in der Hornschicht der Haut auf)
- Akanthose (die Epidermis [Oberhaut] verbreitert sich)
Psoriasis in ihrer reinen kutanen Manifestationsform ist nicht gefährlich. Allerdings führen die pathophysiologischen Prozesse, die bei der Schuppenflechte eine Rolle spielen, auch zu verschiedenen Komorbidiäten, anderen Erkrankungen, wie zum Beispiel kardiovaskuläre Erkrankungen, metabolisches Syndrom oder Autoimmunerkrankungen.
Was fehlt dem Körper bei Schuppenflechte?
Patienten, die an schwerer Psoriasis leiden, weisen häufig einen Vitamin-D-Mangel auf. Es gibt zahlreiche Studien, die sich mit dem Zusammenhang von Vitamin D und Psoriasis beschäftigen, allerdings gibt es noch keine abschließende Beurteilung zum klinischen Nutzen einer oralen Vitamin-D-Gabe bei der Behandlung der Psoriasis. Vitamin D sollte nicht ohne Absprache mit einem Arzt in höherer Dosierung eingenommen werden, da Überdosierungen zu großen gesundheitlichen Problemen führen können. Gleiches gilt für Vitamin A. Vitamin A hilft die Überproduktion der Hautzellen zu reduzieren, aber auch dieses Vitamin kann überdosiert werden und sollte nie ohne Absprache mit einem Arzt eingenommen werden. Selenium ist ein Spurenelement, welches bei Psoriasis-Patienten oft erniedrigt ist. Selenium ist ein wichtiges Antioxidans, das heißt, es reduziert den oxidativen Zellstress, der auch bei Psoriasis vorhanden ist. Insgesamt muss man sagen, dass Vitamine gegen Schuppenflechte im Rahmen einer ausgewogenen und gesunden Ernährung einen positiven Effekt haben können, jedoch nicht unkontrolliert in höheren Dosen supplementiert werden sollten.
Welche Ursachen hat die Schuppenflechte bzw. Psoriasis?
Man weiß inzwischen, dass es eine genetische Prädisposition gibt, an Schuppenflechte zu erkranken. Dass Schuppenflechte bzw. Psoriasis rein erblich ist, kann man so einfach zwar nicht sagen, jedoch beobachtet man, dass das Risiko einer Erkrankung bei familiärer Häufung steigt. Die Veranlagung zur Erkrankung an Schuppenflechte ist also genetisch bestimmt. Allerdings hängen ihr Ausbruch, die Lokalisation und der Verlauf von weiteren endogenen, das heißt inneren, und exogenen, das heißt äußeren, Faktoren ab.
Triggerfaktoren bei Psoriasis sind:
- Mechanische Reize
- Physikalische Reize
- Infektionen durch bestimmte Erreger
- Alkoholkonsum
- Klimatische Faktoren
- Psychosoziale Faktoren
- Medikamente
Welche Symptome hat man bei Schuppenflechte bzw. Psoriasis vulgaris, wie sieht sie aus?
Die Psoriasis zeigt sich anhand mehrerer Symptome.
Hautveränderungen bei Schuppenflechte
Schuppenflechte erkennt man an den typischen Effloreszenzen der Haut in Form sogenannter „erythematosquamöser Plaques“. Das bedeutet, es zeigen sich scharf begrenzte Rötungen und Infiltrationen der Haut, auf denen grob-lamelläre, silbrig-weiße Schuppen fest haften. Diese befinden sich zumeist an den Streckseiten von Armen und Beinen.
Juckreiz bei Psorisis
Durch die Schuppung und die entzündliche Reaktion der Haut kommt es bei etwa 60 Prozent der Psoriasis-Patienten zu Juckreiz. Das Kratzen der Haut wiederum stellt einen mechanischen Reiz dar, der die Effloreszenzen aufrechterhält bzw. verschlimmert (Köbner-Phänomen).
Nagelveränderungen bei Psorisis
Ungefähr die Hälfte der Schuppenflechte-Patienten weist eine Beteiligung der Nägel auf. Man spricht zum Beispiel von „Tüpfel-Nägeln“, „Krümel-Nägeln“ oder „Ölflecken“.
Weitere Hautveränderungen bei Psoriasis
Ein weiteres Merkmal der Psoriasis ist das sogenannte Pseudoleucoderma psoriaticum, was bedeutet, dass die Haut aufgrund einer Dermatose weniger färbbar ist.
Wie schwer sind die Psoriasis-Symptome?
Zur Einteilung der Psoriasis bzw. Schuppenflechte in Schweregrade gibt es den sogenannten PASI-Score. PASI steht für Psoriasis Area and Severity Index. Er berücksichtigt die Ausdehnung der Symptome, den Schweregrad anhand der Rötung, die Dicke der Plaques und die Schuppung. Es können maximal 72 Punkte erreicht werden. Ab einem PASI von 10 spricht man von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis.
Welche Formen der Psoriasis gibt es?
Das Spektrum der Schuppenflechte ist sehr variabel und unterscheidet sich in Lokalisation, Effloreszenzen und weiteren allgemeinen Symptomen oder systemischen Manifestationen.
Psoriasis vulgaris (Plaque-Psoriasis)
Die Psoriasis vulgaris ist die „gewöhnliche“ Schuppenflechte mit der typischen beschriebenen Ausprägung der Symptome (symmetrisch verteilte, dicke schuppige erythematöse Plaques).
Psoriasis-Arthritis
Etwa 5 bis 30 Prozent der Psoriasis-Betroffenen leidet neben den besagten Hauterscheinungen auch an Gelenkentzündungen oder anderen rheumatologischen Erscheinungen, die unabhängig voneinander oder gemeinsam auftreten können.
Psoriasis Pustolosa
Die Psoriasis pustulosa ist von einer generalisierten Erythrodermie, einer Rotfärbung der Haut, gekennzeichnet, bei der die konfluenten, das heißt „ineinander übergehenden“ weißen Pusteln über den ganzen Körper verteilt sind. Auch Mundschleimhaut und Zunge sind betroffen. Diese Psoriasis-Form geht auch mit Allgemeinsymptomen wie Fieber oder Schwäche einher und stellt teilweise ein schweres Krankheitsbild dar. Bei dieser Erkrankung wird eine erhöhte Korrelation mit HLA-B27 gefunden.
Psoriasis der Nägel - psoriatische Onychodystrophie
Wenn neben der Haut auch Finger- und Fußnägel von Symptomen der Schuppenflechte betroffen sind, spricht man von Nagelpsoriasis. Bei der Nagelpsoriasis sind der Auf- und Abbau der Hornschichten der Keratinplatte des Nagels gestört. Es können sich kleine Grübchen in der Nagelplatte bilden, sogenannte Tüpfelnägel oder Grübchennägel. Unter dem Nagel bilden sich dann Schuppen und drücken diesen nach oben, sodass dieser krümelig zerfällt, man nennt das auch Krümelnagel. Es können sich aber auch Risse und kleine Blutungen unter den Nägeln bilden und der Nagelfalz kann sich entzünden. Die Nagel-Psoriasis kann dem Nagelpilz sehr ähnlich sehen.
Psoriasis in Körperfalten - inverse Psoriasis
Diese Form der Psoriasis betrifft, wie der Name schon sagt, hauptsächlich die Hautfalten und die Biegefalten großer Gelenke.
Tropfenförmige Psoriasis (Psoriasis guttata)
Hier zeigen sich die Läsionen in Größe von Wassertropfen. Sie tritt häufig bei Kindern und Jugendlichen nach Streptokokkeninfektionen auf und kann in eine andere Form der Psoriasis übergehen.
Psoriatische Erythrodermie - erythrodermische Psoriasis
Ähnlich der Psoriasis pustolosa geht die psoriatische Erythrodermie mit einer generalisierten Rötung der Haut mit diffuser Skalierung einher. Diese Form führt ebenfalls häufiger zu einem schweren Krankheitsbild mit Fieber und Dehydrierung.
Wo überall am Körper kann man Schuppenflechte oder Psoriasis haben?
Psoriasis bzw. Schuppenflechte kann fast überall an der Haut am Körper auftreten. Es gibt bei einer beginnenden Schuppenflechte bzw. Psoriasis Prädilektionsstellen, das heißt Körperstellen, an denen die Erkrankung bevorzugt auftritt.
Die Psoriasis tritt besonders häufig an diesen Körperstellen auf:
- Streckseiten der Extremitäten
- Beine, besonders an den Knien
- Arme, besonders an den Ellenbogen
Das ist ein wesentlicher Unterschied zur Neurodermitis, bei der vor allem die Beugeseiten betroffen sind, also Ellenbeugen und Kniekehlen.
Wo am Körper kann Psoriasis sonst noch auftreten?
Die Schuppenflechte kann an vielen Körperstellen auftreten, wie:
- Rumpf, insbesondere sakral, also über dem Steißbein, und umbilikal, am Bauchnabel
- Behaarte Kopfhaut
- Am Gesicht, auch an den Augen
- Am äußeren Gehörgang
- Im Intimbereich, incl. Anus, Penis, Eichel, Hodensack, Scheide und Schamlippen
- An Händen und Füßen, hier insbesondere an Handflächen und Fußsohlen, aber auch Fingern und Zehen, sowie an den Nägeln
Etwa 50 Prozent der Patienten mit Schuppenflechte haben auch Manifestationen an den Nägeln.
Symptome einer Schuppenflechte bzw. Psoriasis manifestieren sich zwar überwiegend an der Haut, inzwischen weiß man jedoch, dass der Psoriasis ein systemisches Entzündungsgeschehen zugrunde liegt. Die Entzündung führt dazu, dass auch innere Organe bei Patienten mit bestimmten Psoriasis-Formen betroffen sein können. Ursache hierfür sind Veränderungen der Blutgefäße, welche beispielsweise Herz und Gehirn gefährden können.
Was macht Schuppenflechte bzw. Psoriasis schlimmer?
Es gibt verschiedene Triggerfaktoren, die die Symptome der Schuppenflechte schlimmer machen können. Zu ihnen gehören:
- mechanische Reize
- Stress
- Infekte
- Noxen, das heißt Gifte
- bestimmte Medikamente
Auch die Ernährung spielt bei Psoriasis-Patienten eine Rolle. Generell steht fest, dass Übergewicht einen negativen Einfluss auf den Verlauf der Schuppenflechte hat und deshalb durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung vermieden werden sollte. Die Nahrungsmittel sollten möglichst wenig verarbeitet sein. Ein hoher Anteil an Omega-3-Fettsäuren soll den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen, da diese antientzündliche Wirkungen haben. Omega-3-Fettsäuren finden sich zum Beispiel in Kaltwasserfischen und Leinsamen-, Raps-, Walnuss und Hanf-Öl. Omega-6-Fettsäuren wirken eher proinflammatorisch und sollten deshalb eher wenig gegessen werden. Sie kommen in Sonnenblumen-, Diestel- und Maiskeimöl, sowie rotem Fleisch, Innereien und Eigelb vor.
Können auch Babys und Kinder Schuppenflechte bzw. Psoriasis bekommen?
Auch Babys und Kinder können Schuppenflechte bzw. Psoriasis bekommen. Die Häufigkeit der Psoriasis bzw. Schuppenflechte im Kinder- und Jugendalter ist mit 0,7 Prozent seltener als im Erwachsenenalter. Aufgrund der deutlich häufigeren Differentialdiagnosen, wie allen voran die Neurodermitis, wird die Psoriasis im Kindesalter jedoch häufig nicht korrekt erkannt und therapiert.
Wie sehen die Symptome bei Schuppenflechte bzw. Psoriasis bei Kindern aus? Gibt es Unterschiede zu Erwachsenen?
Grundsätzlich ähnelt das klinische Bild der Psoriasis im Kindesalter dem der Erwachsenen: Charakteristisch sind die erythematosquamösen Plaques. Bei Kindern findet sich die Schuppenflechte jedoch etwas häufiger im Gesicht, an den Hand- und Fußsohlen und im Genitalbereich, als bei Erwachsenen. Außerdem ist die Psoriasis guttata mit kleinfleckigen ovalären Hautveränderungen, die charakteristischerweise mit einem Infekt assoziiert sind, eine für das Kindesalter typische Psoriasis-Form.
Diagnose bei Schuppenflechte bzw. Psoriasis bei Kindern
Die Diagnosestellung der Schuppenflechte bzw. Psoriasis bei Kindern erfolgt wie bei Erwachsenen nach ausführlicher Anamnese und dem klinischen Erscheinungsbild. Auch die Einteilung in Schweregrade erfolgt nach denselben Scores. Es sind Scores für die Anwendung im Kindes- und Jugendalter in Entwicklung, die neben der Schwere der Hauteffloreszenzen auch die psychosoziale Beeinträchtigung und die bisherigen Vortherapien enthält.
Therapie bei Schuppenflechte bzw. Psoriasis bei Kindern
Für Kinder und Jugendliche mit Psoriasis stehen bisher keine solche klaren Therapierichtlinien und – algorithmen wie für das Erwachsenenalter zur Verfügung und für viele lokale und systemische Therapeutika fehlt eine entsprechende Zulassung. Die Art der Therapie und der psychosozialen Zuwendung, die gerade im Kindes- und Jugendalter besonders beachtet werden muss, unterscheiden sich in den verschiedenen Abschnitten von Kindheit und Adoleszenz: Säuglinge (0 bis 12 Monate), Klein- und Vorschulkinder (2 bis 6 Jahre), Schulkinder (7 bis 11 Jahre) und Adoleszenten (12 bis 18 Jahre). Es sind klinisch kontrollierte Studien notwendig, um evidenzbasierte Daten für Therapierichtlinien zu erhalten.
Kann man Schuppenflechte verhindern?
Wirklich vorbeugen kann man der Entstehung von Psoriasis nicht. Man kann jedoch verschiedene Triggerfaktoren meiden sowie durch Reduktion von Fettgewebe durch gesunde Ernährung und körperliche Aktivität den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
Es gibt keine Primärprävention gegen Schuppenflechte. Durch Beachten bestimmter Regeln kann man jedoch versuchen, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen, um, zum Beispiel, Schübe zu reduzieren oder verhindern. Ein gesunder Lebensstil mit Gewichtsreduktion bei Übergewicht sowie eine maßvolle körperliche Aktivität gehören da dazu, da die von Fettgewebe produzierten Zytokine sich ungünstig auf den Verlauf der Psoriasis auswirken können. Des Weiteren sollten Triggerfaktoren, wie bestimmte Noxen, das heißt Gifte wie Alkohol oder Nikotin, mechanische Reize oder diverse Medikamente, vermieden werden.
Diagnose bei Schuppenflechte Psoriasis
Für die Diagnose der Schuppenflechte bzw. Psoriasis ist die Anamnese mit Schilderung der entsprechenden Symptomatik maßgeblich sowie die körperliche Untersuchung mit Schwerpunkt auf Inspektion von Haut und Nägeln.
Wenn man den Verdacht auf eine Schuppenflechte oder Psoriasis hat, sollte man sich am besten zunächst bei seinem Hausarzt vorstellen. Dieser wird sich die betroffenen Hautareale ansehen und gegebenenfalls nach weiteren Merkmalen suchen. Wenn der Verdacht sich erhärtet, ist eine Überweisung zu einem Dermatologen, also Hautarzt, sinnvoll. Dieser kann anhand der Anamnese und des Hautbildes mit einigen klinischen Tests herausfinden, ob es sich tatsächlich um Schuppenflechte handelt. Es ist auch eine Hautbiopsie möglich, die jedoch selten erforderlich ist und nur durchgeführt wird, um andere Krankheiten auszuschließen. Einen spezifischen Bluttest für die Diagnostik der Psoriasis gibt es nicht. Bei schweren oder generalisierten Formen können jedoch Entzündungsparameter im Blut erhöht sein. 10 bis15 Porzent der Patienten weisen erhöhte Anti-CCP-Antikörper im Blut auf.
Kann eine Schuppenflechte wieder verschwinden?
Schuppenflechte ist eine chronische Erkrankung, die nicht kausal heilbar ist. Man bekommt sie also nicht für immer weg, kann jedoch mit einer guten treffenden und konsequenten Therapie die Symptome reduzieren und die Schübe minimieren. Selten kann Schuppenflechte auch spontan in Remission gehen, also von selbst verschwinden.
Was tun bei Schuppenflechte, wann sollte man zum Arzt gehen?
Zu den Grundprinzipien der Therapie gehören eine sogenannte Keratolyse, das heißt die Auflösung der Hornschicht, eine Entzündungsreduktion und eine Verminderung der Hyperproliferation der Keratinozyten, der hornbildenden Zellen der Haut. Es gibt verschiedene Therapieansätze für die Psoriasis und der Arzt entscheidet, wann welche Therapie eingesetzt wird. In den letzten Jahren sind neue Medikamente erforscht und teilweise zugelassen worden, um Patienten mit therapieresistenter und mittelschwerer und schwerer Psoriasis effektiver behandeln zu können.
Wie sieht bei Schuppenflechte bzw. Psoriasis die Behandlung aus, was hilft?
Das Ziel der Behandlung der Schuppenflechte bzw. Psoriasis ist die Verbesserung der Symptomatik und der Lebensqualität. Die Therapie beruht auf drei Prinzipien:
- Basistherapie zur initialen Keratolyse mit Harnstoff + Salicylsäure und rückfettenden Cremes
- Verminderung der Keratinozytenproliferation
- Entzündungsreduktion
Als weitere allgemeine unterstützende Therapie werden NSAR zur Schmerzlinderung eingesetzt.
Zur Therapie der Psoriasis gibt es drei grundlegende Möglichkeiten: Die lokale, topische Therapie, die physikalische Therapie und die systemische Therapie. Je nach Ausprägung der Schuppenflechte und vorliegenden Begleiterkrankungen entscheidet man sich für ein entsprechendes Therapieregime.
Eine stationäre Behandlung ist nur in seltenen Fällen der Schuppenflechte notwendig. Jedoch kann es bei sehr schweren Verlaufsformen sinnvoll sein, den Patienten ins Krankenhaus zu schicken.
Lokale (topische) Therapie der Psoriasis – welche Cremes und Salben helfen?
Eine alleinige topische Therapie, also eine Behandlung mit Cremes oder Salben, ist bei leichtem Verlauf der Schuppenflechte angeraten. Bei schwerem Verlauf werden zusätzlich zur lokalen Therapie eine Phototherapie und/oder systemische Substanzen benötigt. Die Cremes wirken durch die enthaltene Salicylsäure und Harnstoff einerseits abschuppend, andererseits beinhalten sie immunsupprimierende Substanzen. Man unterscheidet verschiedene Wirkstoffgruppen.
Basistherapeutika bei Psoriasis
Die sogenannte Basistherapie mit einer wirkstofffreien Salbengrundlage, 3 bis 10prozentigem Harnstoff und 3 bis 10prozentiger Salicylsäure wird bei allen Schweregraden und intervallweise angewendet.
Lokale Glucocorticoide bei Psoriasis
Lokale Glucocorticoide sollten am besten mit Calcipotriol oder Salicylsäure kombiniert werden. Als Wirkstoffe stehen Betamethason, Mometasonfuroat oder Clobetasolpropionat zur Verfügung. Nachteil einer längeren Anwendung von lokalen Glucocorticoiden ist die Atrophie der Epidermis, das heißt, dass die Haut dünner wird. Außerdem kann es bei Absetzen zu einem sogenannten Rebound-Effekt kommen, das heißt die Symptomatik tritt umso schlimmer wieder auf.
Calcineurin-Inhibitoren bei Psoriasis
Die beiden verfügbaren Wirkstoffe Pimecrolimus und Tacrolimus kommen in Deutschland nur im Off-label-Use zum Einsatz, da es für die Psoriasis vulgaris keine Zulassung gibt. Vorteil zu den Glucocorticoiden ist, dass keine Hautatrophie an den behandelten Stellen auftritt. Sie werden vor allem für Gesicht, Hautfalten und den Genito-Anal-Bereich empfohlen. Nicht angewendet werden sollten diese Wirkstoffe bei immunsupprimierten Patienten und in Kombination mit Phototherapie.
Vitamin-D-Analoga bei Psoriasis
Vitamin-D-Analoga wie zum Beispiel Calcipotriol sind als Erhaltungstherapie für Patienten mit Psoriasis geeignet. Allerdings dürfen sie bei Patienten mit Störungen des Calciumstoffwechsels nicht angewendet werden, da der Wirkstoff auch in den systemischen Blutkreislauf übergeht.
Vitamin-A-Analoga - Retinoide bei Psoriasis
Retinoide werden in Deutschland nicht mehr vertrieben und werden somit nicht mehr in der Therapie der Psoriasis eingesetzt. In Schwangerschaft und Stillzeit sind Vitamin-A-Analoga wegen toxischer Wirkungen auf das Baby absolut kontraindiziert, das heißt, nicht angeraten.
Synthetische Teerderivate bei Psoriasis
Diese sollten aufgrund der schlechten Praktikabilität eher dem stationären Bereich vorbehalten werden. Es kann bei der Anwendung zu Rötung, Brennen und Verfärbungen der Haut kommen.
Physikalische Therapie: Phototherapie -Lichttherapie bei Psoriasis
Eine weitere Säule der Psoriasis-Therapie ab einem PASI >10 und bei großflächigem Befall ist die Phototherapie. Hierbei wird die betroffene Haut gezielt mit bestimmten Wellenlängen von natürlichem und künstlichem UV-Licht bestrahlt. Die Initialdosis ist einerseits vom Hauttyp und andererseits von der minimalen Erythemdosis MED abhängig. Die MED ist die Dosis an UV-Strahlung, bei der gerade noch eine sichtbare Rötung der Haut auftritt. Im Verlauf der Therapie wird die Dosis dann gesteigert.
UVB-Phototherapie bei Psoriasis
Die Therapie mit UVB-Strahlen wird unter anderem bei der Psoriasis vulgaris, aber auch bei anderen Hauterkrankungen wie der Neurodermitis eingesetzt. Als Nebenwirkung kann ein Sonnenbrand auftreten, außerdem ist eine kanzerogene, also krebsauslösende, Wirkung möglich. Bei Gendefekten mit erhöhtem Hautkrebsrisiko ist die UVB-Phototherapie deshalb absolut kontraindiziert.
PUVA-Therapie bei Psoriasis
Hierbei wird UVA-Strahlung mit Psoralen kombiniert. An Nebenwirkungen müssen bei der PUVA-Therapie Juckreiz, Übelkeit, Hautrötung und ein erhöhtes Hautkrebsrisiko genannt werden. Deshalb gilt auch hier ein Gendefekt mit erhöhtem Hautkrebsrisiko als kontraindiziert, außerdem darf sie nicht in Schwangerschaft oder Stillzeit oder in Kombination mit Ciclosporin eingesetzt werden.
Systemische Therapie – welche Medikamente helfen bei Schuppenflechte?
Wenn die Lokal- und Phototherapie bei Psoriasis bzw. Schuppenflechte nicht hilft und ein PASI >10 vorliegt, also eine mittelschwere bis schwere Psoriasis, dann kann die Indikation zu einer systemischen Therapie gestellt werden. Auch besondere Lokalisationen wie ein Befall von Hand- und Fußsohlen oder eine Nagelpsoriasis können eine systemische Therapie notwendig machen. Eine Psoriasis-Arthritis wird ebenfalls systemisch behandelt. Das Ziel der systemischen Therapie ist eine mindestens 75prozentige Reduktion des Ausgangsbefundes.
Als Medikamente stehen hier Acitretin (Retinoid), Fumarsäureester, MTX (Methotrexat) und Ciclosporin zur Verfügung. Desweiteren gibt es mehrere Biologika, also monoklonale Antikörper, die in der Therapie der Psoriasis/Schuppenflechte Einzug gehalten haben.
Acitretin bei Psoriasis
Die Wirkungsweise des Retinoids Acitretin liegt in seiner antiproliferativen, also wachstumshemmenden, Wirkung auf die Keratinozyten. Außerdem wirkt es antiinflammatorisch und immunmodulierend. Es wird als Hartkapseln verabreicht. Eine Anwendung in der Schwangerschaft ist absolut kontraindiziert!
Fumarsäureester bei Psoriasis
Dieses Medikament gibt es ebenfalls als Tablette und es wirkt immunmodulatorisch und antioxidativ. Es ist nicht ganz nebenwirkungsarm und man sollte verschiedene Laborparameter vor und während der Therapie überprüfen. Eine Schwangerschaft sollte vor Therapiebeginn ausgeschlossen sein.
Ciclosporin bei Psoriasis
Ciclosporin ist ein Calcineurin-Inhibitor, der die Interleukin-2-Produktion hemmt und damit die Aktivierung der zytotoxischen T-Lymphozyten vermindert. Es gehört damit zu den Immunsuppressiva, sodass entsprechende Vorsichtsmaßnahmen, Kontrollen und Kontraindikationen zu beachten sind. Die Gabe erfolgt in der Regel als Weichkapseln.
Methotrexat (MTX) bei Psoriasis
MTX ist ein weiteres Immunsuppressivum und wirkt als Folsäure-Antagonist, der zu einer verminderten DNA-Synthese führt. Vor und während der Therapie des nicht ganz nebenwirkungsarmen Medikamentes sind deshalb wiederum verschiedene Vorsichtsmaßnahmen und Kontrollen notwendig. Nebenwirkungen von MTX sind unter anderem seine toxische Wirkung auf das blutbildende Knochenmark mit entsprechenden Blutbildveränderungen, Schleimhautentzündungen, Infektanfälligkeit, Haarausfall, Hepato- und Nephrotoxizität und Lungenfibrose. MTX wird einmal wöchentlich als Spritze subkutan appliziert.
Biologika bei Psoriasis
Wenn die genannten First-Line-Therapien keinen ausreichenden Therapieerfolg bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis erwarten lassen bzw. Kontraindikationen bestehen, dann ist eine Behandlung mit sogenannten Biologika zu erwägen. Biologika sind biotechnologisch oder gentechnisch hergestellt Arzneistoffe, die als monoklonale Antikörper fungieren und damit gezielt bestimmte körpereigene Proteine ausschalten.
Zu den Biologika, die bei der Psoriasis bzw. Schuppenflechte zugelassen sind, gehören beispielsweise: Adalimumab, eine TNF-alpha-Antagonist, Guselkumab, ein IL23-Hemmer und Secukinumab, ein IL17-Hemmer. Diese Wirkstoffe gehören zur ersten Wahl bei Entscheidung zu einer Biologika-Therapie. Für die Second-Line-Therapie, also die zweite Wahl, stehen Apremilast, ein Phosphodiesterase-4-Inhibitor, Etanercept (hemmt als TNF-Rezeptor-Fusionsprotein die Aktivität von TNF alpha und beta), Infliximab (TNF-alpha-Antagonist) und Ustekinumab (Antikörper gegen IL12 und IL13) zur Verfügung.
Gibt es Hausmittel gegen Schuppenflechte?
Viele Patienten wünschen sich, ohne chemische Medikamente auszukommen und suchen nach alternativen, naturheilkundlichen oder homöopathischen Behandlungsmethoden. Diese werden allerdings sehr kontrovers diskutiert und haben keinerlei schulmedizinische Evidenz. Eine Behandlung mit Globuli, beispielsweise, mit Substanzen der Edelkoralle, des Asiatischen Wassernabels, der Mahonie oder der Stechwinde, ersetzt somit keinesfalls eine ärztliche Vorstellung und Behandlung.
Was Betroffenen mit Schuppenflechte neben der schulmedizinischen Therapie hilft, dazu machen Patienten unterschiedliche Erfahrungen. Aus dem Bereich der Alternativen Medizin werden verschiedene Öle zur Anwendung bei Psorisis probiert. Öle, die möglicherweise einen positiven Effekt auf die Psoriasis haben, können entweder mit der Nahrung zu sich genommen, lokal aufgetragen oder als ätherisches Öl verwendet werden. Beispiele für Öle für die Behandlung der Psoriasis sind Leinöl, Schwarzkümmelöl, Sanddornöl, Teebaumöl, Kokoksöl, Zedernöl, Sheabutter oder Kürbisöl.
Kann man mit Schuppenflechte ins Schwimmbad, ins Meer, in die Sauna?
Prinzipiell ist gegen den Aufenthalt in Bädern oder im Meer von Betroffenen mit Schuppenflechte nichts einzuwenden. Viele Psoriasis-Patienten beobachten sogar eine Besserung des Hautbildes nach einem Aufenthalt am Meer oder in der Sauna. Die hartnäckigen Schuppen lösen sich einfach nach dem Baden einfacher. Man sollte allerdings beachten, dass längeres oder häufiges Baden der Haut Feuchtigkeit entzieht. Um das zu verhindern, sollte die Haut nachher entsprechend durch Eincremen oder -ölen gepflegt werden. Duschgels sollten im Allgemeinen pH-neutral und ohne Zusatzstoffe sein.
Saunaaufenthalte haben bereits für einige Erkrankungen positive Effekte gezeigt. Beispielsweise wurde in Studien eine allgemeine antientzündliche Wirkung einer Trockensauna-Anwendung festgestellt. Auch für Schuppenflechte bzw. Psoriasis konnte eine Verbesserung der Symptome nach Trockensauna beobachtet werden. Es gibt auch Patienten, die mit Dampf-Sauna positive Erfahrungen gemacht haben.
Was gibt es Neues gegen Schuppenflechte?
Ein neuer und vielversprechender therapeutischer Ansatzpunkt zur Behandlung der Psoriasis stellen die sogenannten Januskinase-Inhibitoren, kurz JAK-Inhibitoren dar. Um die Wirksamkeit, Effektivität und Sicherheit zu erforschen, laufen verschiedene klinische Studien. Einige dieser Wirkstoffe sind bereits für die Rheumatoide Arthritis, Colitis ulcerosa und die Psoriasis-Arthritis zugelassen. Tofacitinib ist beispielsweise 2018 für die Psoriasis-Arthritis zugelassen worden, und auch ein erfolgversprechender Kandidat einer klinischen Phase-3-Studie zur Behandlung der Schuppenflechte. Deucravacitinib erscheint in klinischen Studien ebenfalls einen guten Behandlungserfolg zu erzielen. Ein anderer Wirkstoff, Ruxolitinib, wird als topischer JAK-Inhibitor bei Psoriasis-Patienten in Studien untersucht. Bisher heben sich die JAK-Inhibitoren nicht von anderen modernen Biologika ab, aber sie ergeben eine zumindest ähnliche effektive Therapieoption.
Zu welchem Arzt geht man bei Schuppenflechte?
Die Diagnostik und Behandlung der Schuppenflechte sollten von einem erfahrenen Facharzt für Hautkrankheiten, also einem Dermatologen, durchgeführt werden. Er wird entscheiden, welche Salbe die beste ist und ob gegebenenfalls eine weitere Therapie mittels Phototherapie, Tabletten oder Spritzen benötigt wird. Dieser kann auch entscheiden, ob bzw. wann eine stationäre Behandlung in einem Krankenhaus stattfinden muss. Er kann die Betroffenen außerdem in allgemeinen Fragen, zum Beispiel welche Bodylotion, welches Makeup, welches Shampoo oder welcher Nagellack Patienten mit Psoriasis nutzen oder meiden sollten, was man bei Schuppenflechte essen darf und was nicht etc., am besten beraten.
Quellen:
www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-001l_S3_Therapie-Psoriasis-vulgaris_2021-07-verlaengert.pdf
www.aerztezeitung.de/Medizin/Bei-Psoriasis-und-Psoriasis-Arthritis-sind-auch-das-Herz-und-das-Hirn-gefaehrdet-210296.html
www.psoriasis-bund.de/fileadmin/images/download/Leitlinie_S2k_Therapie-Psoriasis-Kinder-Jugendliche_2019-03_01.pdf
https://link.springer.com/article/10.1007/s40265-020-01261-8
www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/1744666X.2022.2039121?scroll=top&needAccess=true
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35129030/
www.researchgate.net/publication/342278126_New_JAK_inhibitors_for_the_treatment_of_psoriasis_and_psoriatic_arthritis/link/5fa7bc33a6fdcc06241ff129/download
https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s15012-021-6685-x.pdf
www.psoriasis.info/leben-psoriasis/ernaehrung
https://www.medicalnewstoday.com/articles/314642#vitamins-and-psoriasis
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4134971/
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Autor: Dr. med. Anna Eger, www.mein-allergie-portal.com
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