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Morbus Crohn: Wann sollte man operieren? 

Morbus Crohn Operation
Wann sollte man ein Operation als Therapie für Morbus Crohn in Betracht ziehen? Bilquelle: Canva thelinke, Alona Siniehina, Science Photo Libary

Bei Morbus Crohn ist die medikamentöse Behandlung nicht immer die optimale Therapie. Oft kann eine Operation bei Morbus Crohn sogar dazu beitragen, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Wann man einen Morbus Crohn operieren sollte, erklärte Prof. Dr. med. Jörg-Peter Ritz, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Ärztlicher Direktor Helios Kliniken Schwerin, für MeinAllergiePortal im Rahmen des DGIM-Kongresses.

Interviewpartner: Prof. Dr. med.Jörg-Peter Ritz

Autor: Sabine Jossé M.A.

Herr Prof. Ritz, was ist die bessere Therapie bei Morbus Crohn, Medikamente oder eine Operation? 

Grundsätzlich, und das gilt auch für Morbus Crohn, sind sowohl Medikamente als auch Operationen gute und sinnvolle Therapiemaßnahmen. Ausschlaggebend für die Therapieentscheidung ist, was den Patienten besser hilft. Deshalb ist es auch der falsche Ansatz, Operationen möglichst vermeiden zu wollen. Eine Operation bei Morbus ist also nicht der letzte Ausweg nach Therapieversagen, sondern eine valide, der Medikamententherapie gleichberechtigte, Behandlungsoption.  

Wann ist bei Morbus Crohn eine Operation sinnvoll? 

Wenn es beim Morbus Crohn zu komplizierten Fällen kommt, weil zum Beispiel Abszesse oder Fisteln auftreten, würde man einen Chirurgen hinzuziehen. Aber auch wenn der Morbus Crohn mit einem isolierten Befall des terminalen Ileums einhergeht, wenn Stenosen auftreten, würde man heute eine Operation erwägen. Dies insbesondere dann, wenn sich die Symptome unter einer medikamentösen Behandlung nicht verbessern.  

Was kann man bei Morbus Crohn, zum Beispiel mit einem isolierten Befall des terminalen Ileums, mit einer Operation erreichen? 

Das Ziel einer Morbus Crohn-OP ist es, beim Patienten Symptomfreiheit zu erreichen. Zudem sollte es danach zu möglichst wenig Komplikationen oder Rezidiven, also Rückfällen, kommen. Weitere Therapieziele bei Morbus Crohn sind sind, dass die Patienten möglichst wenig Medikamente einnehmen müssen und dass sie eine gute Lebensqualität haben.  

Wann ist bei Morbus Crohn der richtige Zeitpunkt für eine Operation gekommen? 

Bei der Entscheidung, wann der richtige Zeitpunkt für eine OP des Morbus Crohn gekommen ist, spielt die Krankheitslast des Patienten eine wichtige Rolle. Allerdings sollte man hierbei bedenken, dass gerade Patienten mit langjährigen chronischen Erkrankungen eine gewisse Leidensfähigkeit entwickeln. Sie nehmen dann oft gar nicht mehr wahr, wie belastend die Symptome des Morbus Crohn für ihren Alltag sind. Oft haben sich die Patienten daran gewöhnt, nur noch sehr eingeschränkt zu essen, sie sind oft untergewichtig und vermeiden jede körperliche Aktivität. Die Angehörigen haben dann manchmal einen ganz anderen und realistischeren Eindruck vom Gesundheitszustand des Morbus Crohn Patienten. Letztendlich zeigen die Befunde der Endoskopie, ob die medikamentöse Behandlung zur Kontrolle des Morbus Crohn ausreicht und wie ausgeprägt die Schädigung der Darmschleimhaut tatsächlich ist. Zudem hat sich gezeigt, dass eine frühere Operation den Krankheitsverlauf bei Morbus Crohn positiv beeinflussen kann. 

Welche Erfahrungen hat man mit Morbus Crohn Operationen gemacht? 

In einer italienischen retrospektiven Studie an Morbus Crohn-Patienten mit Ileocoecal-Befall, einer starken Entzündung des Ileums, hat man den Einfluss des Operationszeitpunktes untersucht. Dabei hat man Patienten, die gleich bei der Diagnosestellung einer Ileum-Operation unterzogen wurden mit Patienten verglichen, die erst nach einer ca. einjährigen konservativen Therapie mit Medikamenten operiert wurden. Dabei zeigte sich, dass die früher operierten MC-Patienten länger frei von Rückfällen blieben. Auch benötigten sie im Beobachtungszeitraum weniger Immunsuppressiva.

Gibt es weitere Untersuchungen an Morbus Crohn-Betroffenen, in denen eine frühe OP
Mit einer späteren verglichen wurde?

Die Ergebnisse der italienischen Studie wurden in einer ungarischen, ebenfalls retrospektiven Studie bestätigt. Eine holländische Studie, das LIR!C-Trial, hat diese Fragestellung hingegen prospektiv und randomisiert untersucht. Hier wurde die Therapie per OP mit der Therapie mit dem Biologikum Inflixibab, einem monoklonalen IgG1-Antikörper, verglichen. Dabei zeigte sich eine deutlich bessere Lebensqualität der chirurgisch behandelten Morbus Crohn Patienten. Auch kann es nach der OP seltener zu einem Therapiewechsel. Zudem benötigte knapp ein Drittel der zunächst nicht operierten Patienten später dann doch einen chirurgischen Eingriff. Aus diesen Gründen ist eine Operation bei Morbus Crohn eine gute Therapie, um die Symptome zu kontrollieren, je früher, desto besser. 

Eine frühe Operation bei Morbus Crohn -Patienten mit Ileocoecalbefall: 

  • Reduziert die Symptome 
  • Vermeidet Komplikationen und Nebenwirkungen 
  • Reduziert Intervention und Medikation 
  • Senkt Rezidive 
  • Verbessert die Lebensqualität 

Wie wird bei einem Morbus Crohn mit einem isolierten Befall des terminalen Ileums operiert? 

Bei einem Morbus Crohn mit ileocökalem Befall würde man eine Ileocökalresektion des makroskopisch befallenen Darmabschitts mittels laparoskopischer Chirurgie vornehmen. Der Vorteil dieser minimalinvasiven OP-Methode ist, dass die Bauchdecke nur minimal verletzt wird. Bei dieser Operation wird der gesamte Darm inspiziert. Eventuelle zusätzliche Befunde können dann gleich mitbehandelt werden. Entscheidend bei dieser Operation ist eine darmsparende Chirurgie. Das bedeutet, es wird nur so viel wie unbedingt nötig vom Darm entfernt, und die Darmabschnitte werden dann erneut miteinander verbunden – man bezeichnet das als Darmanastomose. 

Wie muss sich der Patient auf die Operation vorbereiten? 

Wichtig zu wissen ist, dass die Patienten vor und nach der OP nicht mehr nüchtern sein müssen. Der Kostaufbau beginnt unmittelbar nach dem Eingriff und die Patienten werden auch möglichst schnell mobilisiert, sollen das Bett verlassen und können bereits am 4. Tag nach der OP nach Hause gehen. Auf einer Intensivstation müssen Patienten nach einer Morbus Crohn Operation heutzutage nicht mehr behandelt werden.  

Herr Prof. Ritz, herzlichen Dank für dieses Gespräch! 

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

09. Juni 2023

Autor: S.Jossé/ P.Ritz, www.mein-allergie-portal.com

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