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Verstopfung: Wie kommt es dazu, was hilft schnell?

Verstopfung
Wie kommt es zu Verstopfungen und was hilft schnell dagegen? Bildquelle: Canva mblifestyle, Juan Moyano, gettyimages

Bei Verstopfung, medizinisch als Obstipation bezeichnet, handelt es sich nicht nur um ein sehr unangenehmes, sondern auch sehr häufiges Problem. Verstopfung betrifft etwa 15 Prozent der Allgemeinbevölkerung in Europa, wobei Frauen und ältere Menschen deutlich häufiger betroffen sind. Verstopfung kann verschiedene Ursachen haben und es ist gut, vermeidbare Ursachen und mögliche Maßnahmen zu kennen, um Linderung zu finden. Wie es zu Verstopfung kommt, was man dagegen tun kann und wann man einen Arzt aufsuchen sollte, um eine ernstere Krankheit ausschließen zu lassen, das erfahren Sie in diesem Beitrag.

Autor: Dr. med Anna Eger

  

Verstopfung - Obsitpation: Die wichtigsten Fakten!

Verstopfung kommt sehr häufig vor und zählt zu den Zivilisationskrankheiten

Obstipation ist häufig funktionell bedingt, organische Ursachen müssen ausgeschlossen werden

Ernährung und Bewegung spielen für die Entwicklung einer chronischen Verstopfung eine große Rolle

Bestimmte Warnhinweise können auf eine ernsthafte Ursache der Verstopfung hinweisen und bedürfen einer weiteren Abklärung

Verschiedene akute oder chronische Erkrankungen können mit Verstopfung einhergehen

Die medikamentöse Behandlung der Verstopfung erfolgt nach einem Stufenschema

Durch verschiedene einfache Maßnahmen und Verhaltensweisen kann man Verstopfung vorbeugen bzw. unterstützend behandeln

 

Wann spricht man von Verstopfung?

Verstopfung ist ein erschwerter, zu seltener oder harter Stuhlgang oder ein Gefühl der unvollständigen Stuhlentleerung. Man könnte meinen, dass eine Verstopfung festzustellen recht einfach wäre – aber ganz so ist es nicht. Oftmals machen sich Menschen ungerechtfertigt Sorgen um ihr Stuhlverhalten. Ab wann man von einer chronischen Verstopfung sprechen kann, das besagen, laut Experten, bestimmte Kriterien.

Voraussetzungen dafür, dass man von einer Obstipation sprechen kann, sind:

1. Mindestens 2 der folgenden Symptome sind vorhanden:

  • Wenn bei über 25 Prozent der Stuhlentleerungen…

          …der Stuhlgang klumpig oder hart ist und/oder

          …stark gepresst werden muss und/oder

         …das Gefühl besteht, dass der Enddarm nur unvollständig entleert ist und/oder

         …die Defäkation (Stuhlentleerung) mit manuellen Manövern unterstützt werden muss

  • Wenn es zu weniger als 3 spontanen Stuhlentleerungen pro Woche kommt

2. Wenn es ohne Abführmittel nie zu weichem Stuhlgang kommt

3. Wenn die Kriterien für ein Reizdarmsyndrom nicht erfüllt sind.

Diese 3 Kriterien sollten erfüllt sein, damit die Diagnose Verstopfung gestellt werden kann. Wenn diese Symptome seit mindestens 3 Monaten bestehen und der initiale Beginn wenigstens 6 Monate her ist, dann spricht das für eine chronische Verstopfung.

Welche Arten von Verstopfung gibt es?

Man kann Verstopfung nach verschiedenen Kategorien einteilen: Betrachtet man den Verlauf, dann kann man von akuter und chronischer Verstopfung sprechen. Wenn es nach der Ursache der Verstopfung geht, dann unterscheidet man Reiseobstipation, diabetische Obstipation und idiopathische Obstipation. „Idiopathisch“ bedeutet im Prinzip, dass die Ursache nicht bekannt ist. Je nachdem, welches der verursachende Darmabschnitt ist, werden die sogenannte kologene und die anorektale Obstipation beschrieben. Das heißt, entweder der Darm oder der Stuhlentleerungsapparat direkt sind für die Verstopfung verantwortlich.

Wer trägt ein Risiko, an Verstopfung bzw. an einem trägen Darm zu leiden?

Neben verschiedenen Lebensgewohnheiten und Umgebungsbedingungen kann auch Vererbung eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Verstopfung spielen. Eine spezifische genetische Veranlagung ist jedoch nicht bekannt. Allerdings gibt es genetische Erkrankungen, die mit Verdauungsstörungen einhergehen können, wie bestimmte neuromuskuläre Erkrankungen oder der Morbus Hirschsprung bei Kindern.

Wie kommt es zu Verstopfung, was passiert im Körper?

Während eine akute Verstopfung immer ernst zu nehmen ist, da oft eine organische Ursache dahintersteckt, ist eine chronische Verstopfung oft funktionell bedingt. „Funktionell bedingt“ bedeutet, dass keine krankhafte organische Ursache gefunden werden kann.

Die genauen Vorgänge bei chronischer Verstopfung sind ziemlich komplex und nicht vollständig geklärt.

Bei einem Teil der Betroffenen entsteht Verstopfung durch einen trägen Transport des Stuhls durch den Dickdarm, die entweder durch Medikamente, ernährungsbedingt, durch organische Erkrankungen oder durch eine Dysfunktion des Beckenbodens mit Fehlfunktion der Stuhlentleerung verursacht wird. Längere Bettruhe oder geringe körperliche Aktivität ziehen ebenfalls häufig einen trägen Darm nach sich, was besonders bei älteren und pflegebedürftigen Patienten zum Problem wird. Der Stuhl verhärtet durch das lange Verbleiben im Darm zunehmend.

Durch eine Fehlfunktion des Beckenbodens kann es vorkommen, dass der Patient beim Stuhlgang verstärkt pressen muss. Dadurch können sich am Enddarm wiederum neue krankhafte Veränderungen entwickeln, die ihrerseits Obstipationsbeschwerden verursachen. Dazu gehören Hämorrhoiden, Analfissuren oder ein Vorfall des Enddarms, der sogenannte Rektumprolaps.

Verstopfung nach OP

Nach einer Operation klagen viele Patienten über Verstopfung. Das hat verschiedene Gründe: Narkosemittel und Schmerzmittel können die Darmbewegungen verlangsamen, die OP-bedingte Bettruhe trägt zusätzlich zur Verringerung der Peristaltik bei. Überdies sieht der Speiseplan vor und nach der Operation anders aus und diese Nahrungsumstellung, verbunden mit dem Stress der Operation, kann zusätzliche negative Effekte auf die Verdauung haben.

Verstopfung in der Schwangerschaft

Verschiedene Faktoren machen Verstopfung in der Schwangerschaft zu einem häufigen Problem: Hormonelle Veränderungen machen den Darm träge, außerdem drückt die wachsende Gebärmutter auf den Darm und behindert die Stuhlpassage. Des Weiteren können Eisenpräparate, die viele Schwangere während der Schwangerschaft nehmen müssen, zu hartem Stuhlgang führen.

Verstopfung bei Babys und Kindern

Etwa 5 Prozent der Kinderarztbesuche sind Verstopfung geschuldet. Bei Kindern variiert die normale Häufigkeit der Stuhlentleerungen und die normale Konsistenz des Stuhls je nach Alter und Ernährung. In den ersten Lebenswochen haben Babys etwa 4 bis 8 Stuhlgänge pro Tag, wobei gestillte Säuglinge eher häufiger Stuhlgang haben. In den nächsten Monaten sinkt die Stuhlfrequenz dann auf 2 bis 3 Mal pro Tag und reduziert sich ab einem Alter von 2 Jahren weiter auf knapp 2 Mal pro Tag. Ab 4 Jahren erfolgt der Stuhlgang in der Regel 1 Mal pro Tag.

Wenn Babys sich beim Stuhlgang sehr anstrengen, bedeutet das nicht unbedingt, dass sie unter Verstopfung leiden, sondern die Muskeln zur Unterstützung der Defäkation müssen sich erst entwickeln.

Organisch bedingte Obstipation bei Kindern

Etwa 95 Prozent der Verstopfungen im Kindesalter sind funktionell bedingt, nur ein kleiner Rest ist organisch bedingt. Sie sind zwar selten, müssen aber rechtzeitig erkannt werden.

Organische Ursachen für Verstopfung bei Kindern sind:

Funktionell bedingte Obstipation bei Kindern

Im Kindesalter gibt es verschiedene Meilensteine, während derer die Kinder anfällig für die Entwicklung einer Verstopfung sind:

  • Die Einführung von Getreide und fester Nahrung,
  • das Toilettentraining und
  • der Schulanfang.

Kinder versuchen teilweise, Stuhlgang zu vermeiden und spannen den Schließmuskel extrem an um den Stuhl zurückzudrängen. Dann überdehnt sich das Rektum, der Stuhldrang verringert sich, der Stuhl wird härter. Ein Teufelskreis entsteht.

Funktionelle Ursachen für Obstipation im Kindesalter sind:

  • Wiederholtes Vermeiden oder Aufschieben des Stuhlgangs
  • Ballaststoffarme, milchreiche Ernährung
  • Stress
  • Kontrollwunsch
  • Sexueller Missbrauch

Welche Symptome kann man bei Verstopfung noch haben?

Verstopfung kann von verschiedenen anderen Symptomen begleitet sein. Diese können Hinweise auf mögliche Ursachen liefern.

Verstopfung und Bauchschmerzen

Nicht ungewöhnlich ist es, wenn leichte, unspezifische Bauchschmerzen bei Verstopfung auftreten. Krampfartige Schmerzen und starke Schmerzen vor oder beim Stuhlgang sollten aber abgeklärt werden. Sie können zum Beispiel bei Darmkrebs ein begleitendes Symptom der Verstopfung sein.

Verstopfung und Übelkeit

Darmkrebs kann zwar Verstopfung verursachen, aber normalerweise keine Übelkeit. Übelkeit ist eher bei zugrundeliegenden entzündlichen, neurologischen, rheumatischen oder endokrinen Erkrankungen, die mit Obstipation einhergehen, zu erwarten.

Verstopfung und Blähungen

Viele von Verstopfung Betroffene klagen auch über Blähungen (Meteorismus). Ganz häufig sind Ernährungsfaktoren hierfür verantwortlich.

Verstopfung und bzw. bis zum Erbrechen

Wenn gleichzeitig zu einem Stuhlverhalt Erbrechen vorliegt, dann muss unbedingt untersucht werden, ob ein Darmverschluss vorliegt. Ein Darmverschluss kann sich langsam entwickeln, manifestiert sich aber oft akut und ist lebensbedrohlich.

Verstopfung und Blut im Stuhl

Blutauflagerungen im Stuhl sind immer ein ernstzunehmendes Warnsignal. Es deutet auf eine echte Erkrankung der Darmschleimhaut hin. In Verbindung mit Verstopfung muss dabei an erster Stelle an einen Darmtumor gedacht werden, aber auch an entzündliche Schleimhautveränderungen, also chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn.

Verstopfung mit Fieber

Wenn Verstopfung mit leichtem oder gar höherem Fieber einhergeht und dann vielleicht noch ein ungewollter Gewichtsverlust hinzukommt, dann sollte an eine bösartige, eine chronisch-entzündliche und eine rheumatologische Grundkrankheit gedacht werden.

Verstopfung und Durchfall abwechselnd

Wenn Durchfall und Verstopfung abwechselnd auftreten, spricht man von Wechselstuhl. Eine sehr häufige Ursache hierfür ist das Reizdarmsyndrom. Aber auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Darmkrebs können sich Verstopfung und Durchfall abwechseln.

Welche Ursachen kann eine Verstopfung haben?

Man kann zwischen einer primären und einer sekundären Obstipation unterscheiden. Am häufigsten kommt die primäre, auch funktionelle, Verstopfung vor. Das heißt, es wird keine direkte Ursache für das Problem gefunden. Sekundäre Verstopfung bedeutet, dass die Verstopfung die Folge eines anderen Umstandes oder einer Erkrankung ist. Es gibt äußerliche und innerliche Ursachen für eine sekundäre Obstipation.

Zu den äußeren (exogenen) Ursachen der Obstipation gehören:

  • Mangelnde Bewegung
  • Falsche Ernährung
  • Zu wenig trinken
  • Medikamente, allen voran Opioide und Eisenpräparate
  • Drogen, wie Kokain und Amphetamine
  • Verletzungen am Anus
  • Psychischer Stress

Innerliche (endogene) Ursachen einer Obstipation können sein:

  • Hormonelle Störungen bzw. Veränderungen
  • Neurologische Erkrankungen
  • Andere Krankheiten, die mit Verstopfung einhergehen können

Neben diesen Ursachen kann es noch mechanische Gründe für eine Verstopfung geben, das heißt, wenn der Darmdurchmesser stark verengt wird. Das kann durch einen Tumor innerhalb, aber auch durch Kompression des Darms von außen geschehen.

Bei welchen Erkrankungen hat man Verstopfung?

Oftmals liegt einer Verstopfung keine organische Erkrankung zugrunde. Gerade bei einer akuten Verstopfung sollte aber eine verursachende Krankheit ausgeschlossen werden. Es gibt außerdem verschiedene Erkrankungen, die zu chronischer Verstopfung führen können.

Ursächliche Erkrankungen für akute Verstopfung können beispielsweise sein:

  • Darmverschluss durch mechanisches Hindernis, wie Tumor, Verwachsungen
  • Paralytischer Ileus bei Bauchfellentzündung, schwerer Erkrankung, Gehirn- oder Rückenmarksverletzung, Bettruhe
  • Medikamente, wie Opiate, Eisenpräparate, einige Antidepressiva
  • Schmerzbedingter Stuhlverhalt bei Erkrankungen der Anorektal-Region, wie Analthrombose, Rektumprolaps, Analfissur

Für eine chronische Verstopfung können die folgenden Erkrankungen oder Störungen verantwortlich sein:

  • Darmkrebs
  • Stoffwechselerkrankungen, wie Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion, Kalziumstörungen, Schwangerschaft
  • Zentrale neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Myasthenia gravis, Schlaganfall, RückenmarksverletzungenErkrankungen von Nervenfasern, wie Morbus Hirschsprung, Neurofibromatose, autonome Neuropathie
  • Systemische Erkrankungen wie Systemische Sklerose, Amyloidose, autoimmune Myositis, myotone Dystrophie
  • Funktionelle Störungen wie Reizdarmsyndrom, Beckenbodendysfunktion, Darmträgheit
  • Funktionelle Muskuläre Anorektale Dysfunktion mit Entleerungsschwierigkeiten
  • Ungünstige Lebensgewohnheiten wie ballaststoffarme Ernährung, zu wenig trinken, Immobilität

 

Was hilft schnell bei akuter Verstopfung, wie kann man Verstopfung lösen?

Prinzipiell gilt es, eine eventuell zugrundeliegende identifizierbare Ursache bei Verstopfung – insbesondere bei akuter Verstopfung – zu behandeln. Dazu gehört das Absetzen auslösender Medikamente, allerdings nur nach Rücksprache mit einem Arzt. Darüber hinaus kann eine gesteigerte Ballaststoffzufuhr und reichliche Trinkmenge helfen. Als weitere Option kann kurzfristig über die Anwendung osmotischer Abführmittel nachgedacht werden. Allerdings gilt es dabei Umsicht walten zu lassen. Einige Abführmittel bewirken eine verminderte Aufnahme anderer Medikamente, sodass diese nicht ihre gewünschte Wirkung im Körper entfalten können. Außerdem sind sie nicht immer nebenwirkungsfrei und zum Beispiel für Schwangere teilweise nicht zugelassen. Akute unklare Bauchschmerzen, Darmentzündungen, Blutungszeichen und bei Zeichen eines Darmverschlusses sind Gegenanzeigen für die Anwendung von Abführmitteln. Vor der Anwendung von Abführmitteln sollte deshalb ein Arzt konsultiert werden.

Welche Medikamente helfen bei Verstopfung?

Vor Beginn einer medikamentösen Behandlung einer chronischen Verstopfung mit abführenden Mitteln, sogenannten „Laxantien“, müssen laut Leitlinie sogenannte Basismaßnahmen ausgeschöpft werden. Das heißt, erst wenn ausreichend Flüssigkeitszufuhr, Bewegung und ballaststoffreiche Ernährung nicht effektiv genug oder schlecht verträglich sind, dann wird eine medikamentöse Therapie empfohlen. Medikamente der ersten Wahl bei funktioneller Verstopfung sind Macrogol, Natriumpicosulfat und Bisacodyl. Medizinische Leitlinien empfehlen ein Stufenschema zur Behandlung der Verstopfung und das Vorgehen unterscheidet sich abhängig davon, ob eine Stuhlentleerungsstörung vorliegt oder nicht.

Verschiedene Wirkstoffe und Verabreichungsformen stehen für die Therapie der Obstipation zur Verfügung.

Basismedikamente bei Verstopfung:

Zu den Basistherapeutika der Obstipation gehören folgende verschiedene Substanzklassen mit unterschiedlicher Wirkungsweise:

  • Quellmittel bzw. Ballaststoffe, zum Beispiel Flohsamenschalen, Leinsamen, Weizenkleie
  • Osmotisch wirksame Substanzen, zum Beispiel Macrogol
  • Substanzen, die die Wasserresorption im Darm hemmen und gleichzeitig die Sekretion fördern, wie zum Beispiel Bisacodyl, Natriumpicosulfat oder Rizinusöl
  • Zucker und Zuckeralkohole mit osmotischer Wirkung, wie Lactulose, Mannit, Lactose
  • Anthrachinone, die prokinetisch und sekretionsfördernd wirken, wie Senna, Rhabarberwurzel, Faulbaumrinde

Medikamente bei anorektaler Entleerungsstörung (Zäpfchen):

Wenn eine Störung des Stuhlentleerungsapparates zur Verstopfung führt, dann kommen Zäpfchen zum Einsatz, die den Defäkationsreflex auslösen.

Therapeutika bei anorektaler Entleerungsstörung sind zum Beispiel:

  • Alkohole, wie Glycerol oder Sorbitol
  • CO2-freisetzende Zäpfchen, wie Natriumhydrogenphosphat oder Natriumhydrogencarbonat

Neue Therapieansätze bei chronischer Verstopfung:

Wenn herkömmliche Abführmittel versagen und/oder nicht verträglich sind, dann werden neuere Substanzen empfohlen. Für die Verschreibung dieser Medikamente gibt es jedoch einiges zu beachten.

Beispiele für diese Therapiealternativen bei chronischer Verstopfung sind:

  • 5-HT4-Agonisten (Prucaloprid)
  • Wasser- und Chlorid-Sekretions-Stimulatoren, wie Linaclotid

Bei Verstopfung nicht empfohlene Abführmittel:

Einige Abführmittel haben sich zwar als wirksam erwiesen, werden jedoch wegen ihres Nebenwirkungsprofils in den Leitlinien nicht empfohlen.

Nicht empfohlene Relaxantien sind:

  • Gleitmittel, wie Paraffinöl
  • Osmotisch wirksame salzhaltige Mittel, wie Magnesiumhydroxid oder Magnesiumsulfat (Bittersalz)

Probiotika bei Verstopfung

Bei Patienten mit Verstopfung findet man eine Veränderung des Mikrobioms im Vergleich zu gesunden Menschen. Um dieses Ungleichgewicht zu regulieren können Probiotika, Präbiotika oder Synbiotika nützlich sein. Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die einen gesundheitlichen nutzen für den Menschen haben können. Im Unterschied dazu sind Präbiotika die Nahrungsgrundlage für Mikroorganismen und können deshalb ihre Vermehrung fördern. Eine Kombination aus beiden nennt man Synbiotika. Probiotika, Präbiotika und Synbiotika kann man zur Behandlung der chronischen Verstopfung versuchen. Die Datenlage dazu ist allerdings sehr durchmischt.

Probiotika werden bei funktioneller Obstipation in folgenden Situationen empfohlen:

  • Schwangerschaft
  • Reizdarmsyndrom
  • Verstopfung im Kindesalter

Welche Hausmittel helfen bei Verstopfung?

Um einer Verstopfung außer mit Medikamenten Herr zu werden, können verschiedene sanftere, teilweise sehr einfache Hausmittel versucht werden.

Ballaststoffe bei Verstopfung

Zusätzliche Ballaststoffe wie Flohsamenschalen, Weizenkleie und Leinsamen sind bei leichter Verstopfung eine risikoarme und sanfte Möglichkeit die Stuhlentleerungen zu regulieren. Sie können in Lebensmitteln, Nahrungsergänzungsmitteln oder als Arzneimittel erhältlich sein. Die Therapie mit Ballaststoffen ist leicht umzusetzen, vergleichsweise kostengünstig und mit einem geringen Risiko für ernstere unerwünschte Nebenwirkungen versehen.

Trinken bei Verstopfung

Sehr banal, aber mit nicht zu unterschätzender Wirkung ist eine ausreichende Trinkmenge, damit der Stuhlgang weicher wird.

Trockenobst bei Verstopfung

Getrocknetes Obst gilt als natürliches Abführmittel. Am bekanntesten sind Dörrpflaumen, aber auch getrocknete Aprikosen oder Datteln zeigen eine abführende Wirkung. Sauerkrautsaft ist ein weiteres geeignetes sanftes Abführmittel, kann aber auch unangenehme Blähungen verursachen.

Freiverkäufliche natürliche Abführmittel

Es gibt natürliche Abführmittel wie Sennesblätter, Faulbaumrinde, Kreuzdorn, Aloe und Rhabarberwurzel, die aber nicht immer unbedenklich anzuwenden sind und deren Einnahme mit einem Arzt abgesprochen werden sollte. Sie können insbesondere bei unsachgemäßem Gebrauch und zu langer Anwendung Nebenwirkungen verursachen, die nicht nur unangenehm, sondern auch bedenklich werden können.

Speiseöle bei Verstopfung

Bestimmt Öle haben sich oftmals als wirksames natürliches Abführmittel erwiesen, indem sie den Stuhlgang geschmeidiger machen und die Darmperistaltik stimulieren. Dazu eignen sich zum Beispiel Leinöl, Olivenöl oder Rizinusöl. Aber auch diese Öle bleiben nicht immer ohne Nebenwirkungen und werden teilweise nicht empfohlen.

Bauchübungen bei Verstopfung

Heutzutage ist Bewegungsmangel ein sehr weit verbreitetes Problem, welches nicht nur zum Muskelabbau, sondern auch zur Trägheit der Darmmuskulatur führt. Dann kommt es zur längeren Passagezeit des Stuhls im Darm, er wird härter und besonders an den „Knickstellen“ kann es zu Ansammlung von Luft kommen, die sich als schmerzhafte Blähungen äußern. Durch verschiedene Gymnastik-Übungen, die die Bauchmuskeln abwechselnd an- und entspannen, kann man dieses Problem verbessern.

Toilettentraining bei Verstopfung

Es gibt einen Steuer-Mechanismus, der Magen und Darmentleerung verbindet, der sogenannte gastrokolische Reflex. Dabei kommt es durch Dehnung in Speiseröhre und Magen zu einer Anregung der Darmbewegung, sodass der Darminhalt zum Enddarm transportiert wird und eine Dehnung der Wand und eine Entspannung des inneren Schließmuskels verursacht. Dann spürt man Toilettendrang. Dieser Effekt kann einige Minuten nach dem Essen beobachtet werden. Bei Verstopfungsproblemen kann es deshalb sehr hilfreich sein, wenn man 10 Minuten nach jeder Hauptmahlzeit zur Toilette geht um diesen gastrokolischen Reflex zu nutzen.

Bauchmassage bei Verstopfung

Das Massieren beziehungsweise Ausstreichen des Darmes entlang seines natürlichen Verlaufs kann sowohl zur Vermeidung einer Obstipation als auch bei bereits bestehender Obstipation nützlich sein. Dabei massiert man bestenfalls morgens mit etwas aromatischen Ölen etwa 5 Minuten lang im Uhrzeigersinn den Darm entlang in kleinen Spiralbewegungen, beginnend im rechten Unterbauch. Wenn der Stuhlgang bereits seit einigen Tagen ausgeblieben ist, ist die Massagetechnik etwas komplexer.

Wann wird Verstopfung gefährlich?

Warnhinweise, die auf eine ernste Erkrankung, die der Verstopfung zugrunde liegen könnte, hinweisen, sind:

  • Erbrechen, insbesondere „schwallartig“
  • Blut im Stuhl
  • Gewichtsverlust
  • Aufgetriebener, stark geblähter Bauch mit Windverhalt
  • Akut aufgetretene, schwere Verstopfung bei älteren Patienten

Bei Auftreten dieser Symptome sollte umgehend oder zumindest zeitnah ein Arzt aufgesucht werden, um akut gefährliche oder ernste andere Grunderkrankungen ausschließen zu lassen. Der Arzt kann zum Beispiel mit einfachen Untersuchungen herausfinden, ob es ein Darmverschluss ist.

Wann muss man wegen Verstopfung zum Arzt?

Die Stuhlentleerung ist eine Körperfunktion, die sehr stark von äußerlichen Einflüssen abhängt und nicht nur von Mensch zu Mensch unterschiedliche variabel ist, sondern auch durch soziale und kulturelle Faktoren beeinflusst wird. Oftmals kommt es vor, dass Menschen sich ohne Grund um ihr Stuhlverhalten Sorgen machen. Bei Unsicherheiten bezüglich des Stuhlverhaltens oder Vorliegen bestimmter Warnsignale kann beziehungsweise sollte Arzt zur Beratung oder weiteren Abklärung aufgesucht werden.

Zu welchem Arzt geht man bei Verstopfung?

In der Regel stellt man sich mit Verstopfung bei seinem Hausarzt vor, das kann ein Allgemeinarzt, ein Internist und für Kinder auch ein Kinderarzt sein. Der Hausarzt kann weitere Schritte einleiten und Empfehlungen geben. In einigen Fällen wird er den Patienten vielleicht zu einem Gastroenterologen, einem Spezialisten für Magen-Darm-Erkrankungen, schicken. Bei akutem Stuhlverhalt mit Warnsymptomen wir Erbrechen und massiven Bauchschmerzen sollte man sich in einer Notaufnahme vorstellen, wo auch Chirurgen arbeiten, um einen Darmverschluss oder andere operationspflichtige Erkrankungen auszuschließen

Was sollte man bei Verstopfung essen und trinken?

Bei Verstopfung wird hinsichtlich der Ernährung empfohlen:

  • Ballaststoffreiche Kost (Weizenkleie, Flohsamen)
  • Vollkosternährung mit Obst, Gemüse (vor allem Rohkost), Trockenfrüchte, Vollkornprodukte wie Müsli, Vollkornbrot
  • ausreichen Flüssigkeit, vorzugsweise Wasser (2,25-2,7l, davon mind. 1,3-1,5l über Getränke), aber auch ballaststoffreiche Säfte wie Pflaumensaft oder Rote-Beete-Saft

Ballaststoffe wirken auf verschiedenen Wegen gegen Verstopfung:

  • Die Stuhlmenge wird erhöht und die Darmpassage beschleunigt
  • Bei ihrer Fermentation entstehen kurzkettige Fettsäuren, die osmotisch wirken
  • Durch kurzkettige Fettsäuren sinkt der pH-Wert, was das Mikrobiom beeinflusst
  • In den Fasern enthaltenes Wasser verbessert die Stuhlkonsistenz

Für Erwachsene werden 30g Ballaststoffe pro Tag empfohlen. Beispielsweise könnte man 2 Portionen (300g) ballaststoffreiche Früchte wie Pflaumen, Kiwi oder Mango verzehren. Für ältere Patienten sind besonders lösliche Ballaststoffe und Obst- und Gemüsesmoothies empfehlenswert.

Was sollte man bei Verstopfung nicht essen und trinken?

Einige Lebensmittel wirken sich bei Verstopfung eher ungünstig aus.

Zu den Lebensmitteln, die man bei Verstopfung eher nicht essen und trinken sollte, zählen:

  • Weißer Reis, Weißbrot, Kartoffeln, Nudeln
  • Fleisch, wie Kalb oder Geflügel, Fisch
  • Bananen
  • Gekochtes Gemüse

Kann man Verstopfung vorbeugen?

Natürlich ist es am besten, wenn man durch geeignete Verhaltensmaßnahmen und Gewohnheiten die Entwicklung einer Verstopfung vermeiden könnte, anstatt erst aktiv zu werden, wenn es zu spät ist.

Zum Vorbeugen von Verstopfung sollten folgende Tipps beachtet werden:

  • Körperliche Inaktivität sollte vermieden werden.
  • Stuhldrang sollte nicht regelmäßig unterdrückt werden.
  • Es sollte auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden.
  • Ballaststoffreiche Ernährung hilft, Verstopfung vorzubeugen.
  • Bei vorübergehender oder dauerhafter Behandlung mit starken Schmerzmitteln (Opioiden) sollte begleitend Macrogol eingenommen werden

Quellen:

Aktualisierte S2k-Leitlinie chronische Obstipation der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie & Motilität (DGNM), April 2022, AWMF-Registernummer 021-019; https://register.awmf.org/assets/guidelines/021-019l_S2k_Chronische_Obstipation_2022-04_01.pdf (Zugriff 01.09.2023)

Bublak, R.: Ballaststoffe sind bei Kindern mit Obstipation nicht das Allheilmittel; in: Ärztezeitung; 01.04.2020; https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Ballaststoffe-sind-bei-Kindern-mit-Obstipation-nicht-das-Allheilmittel-408217.html (Zugriff 01.09.2023)

Gotfried, J.: Obstipation, MSD Manual, Ausgabe für medizinische Fachkreise, zuletzt aktualisiert 01/2022; https://www.msdmanuals.com/de/profi/gastrointestinale-erkrankungen/symptome-bei-st%C3%B6rungen-des-gastrointestinaltrakts/opstipation#v888733_de (Zugriff 01.09.2023)

Amboss: Obstipation, zuletzt aktualisiert 04.07.2023; https://www.amboss.com/de/wissen/Obstipation#Z0441bd46e6ba42e4e13885db1d13fb0a

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

19. September 2023

Autor: Dr. med. Anna Eger, www.mein-allergie-portal.com

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