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Urtikaria oder Nesselsucht

Autor: Prof. Dr. med. Petra Staubach

Was ist Urtikaria?

Mit Urtikaria oder Nesselsucht bezeichnet man ein Beschwerdebild der Haut. Urtikaria, auch Nesselfieber genannt, kann plötzlich auftreten, und genauso plötzlich, auch unbehandelt, wieder verschwinden. Es können bestimmte Hautareale oder auch die gesamte Haut des Körpers betroffen sein. Die Erkrankung ist so häufig, dass jeder Vierte im Laufe seines Lebens mit hoher Wahrscheinlichkeit einmal davon betroffen ist. Im Gegensatz zur Neurodermitis besteht bei der Nesselsucht keine genetische Disposition.

Bei einer Urtikaria handelt es sich nicht immer um eine allergische Reaktion, sondern vielmehr um ein Symptom, das im Zusammenhang mit einer Allergie, Infekten, autoimmunen Mechanismen, aber auch in Zusammenhang mit Unverträglichkeiten wie Histaminintoleranz oder ASS-Intoleranz auftreten kann.

Urtikaria kommt in vielen Formen vor und hat viele Auslöser

Es gibt verschiedene Formen der Urtikaria oder Nesselsucht, die z.T. unterschiedliche Ursachen haben. Man unterscheidet zunächst die spontanen Formen von den induzierbaren Formen. s sowie akute von chronischen Formen.

Bei der akut auftretenden Nesselsucht ist oft ein Infekt, eine Nahrungsmittelallergie oder eine Unverträglichkeitsreaktion auf ein bestimmtes Medikament die Ursache. Die akute Urtikaria tritt plötzlich auf und dauert in der Regel eine Woche bis maximal 6 Wochen. Dauert sie länger an, spricht man von einer chronischen Urtikaria.

Allgemeine Informationen zu Urtikara

Bei der chronischen Urtikaria sind meist Infekte die Auslöser, aber auch autoimmune Mechanismen oder sogenannte Nahrungsmittelintoleranzen bzw. Nahrungsmittelunverträglichkeiten auf z.B. Konservierungs- und Farbstoffe, Histamin oder Salicylate. Bei den Infekten ist z.B. der Helicobacter Pylori ein häufiger Auslöser der Urtikaria.

Neben den spontanen Formen der Nesselsucht gibt es die induzierbaren Formen der Nesselsucht. Die Betroffenen können dann ganz genau sagen, wodurch ihre Symptome ausgelöst werden. Dies können Kälte sein, Sonnenlicht, Druck, Anstrengung oder wenn die Körperkerntemperatur ansteigt (choninergische Urtikaria). Auch Reibung kann eine Urtikaria und Juckreiz auslösen, wobei die Symptome immer genau dort entstehen, wo die Reibung auftritt.

Es gibt auch Formen der Urtikaria, bei der die spontane Form mit der induzierbaren Form kombiniert ist. Hier sind alle Kombinationen möglich. Allerdings ist zurzeit noch nicht genau geklärt, warum die Menschen unter einer induzierbaren Form der Nesselsucht leiden, d.h. warum sie plötzlich auf z.B. Kälte mit einer Urtikaria reagieren.

Symptome bei Urtikaria

Die Urtikaria bzw. Nesselsucht zeigt sich durch die folgenden Symptome:

  • Rote, leicht erhabene, entzündliche Quaddeln
  • Starker Juckreiz und ggf. auch Brennen, Schmerzen

Die Quaddeln können bei der Urtikaria eingegrenzt auf bestimme Hautzonen oder auch am gesamten Körper auftreten. Die Größe der Quaddeln reicht von Stecknadelkopfgröße bis zur Größe eines Handtellers und Hautveränderungen können auch zu größeren Flächen zusammenlaufen. Typischerweise ist ein Hautareal nie länger als 24 Stunden von Symptomen betroffen.

Bei der Nesselsucht treten die Quaddeln oft plötzlich auf und verschwinden nach einigen Stunden ebenso plötzlich wieder. Parallel zu den beschriebenen oberflächlichen Rötungen können auch tiefer gelegene ausgedehntere und immer wiederkehrende  Schwellungen auftreten, man spricht dann von einem Angioödem.

Diagnose von Urtikaria

Bei der Diagnose von Urtikaria bzw. Nesselsucht geht es zunächst einmal darum abzuklären, ob Infekte, autoimmune Mechanismen, oder äußere Faktoren wie Reibung, Hitze, Kälte oder Infektionen der Auslöser sein können.

Ebenso sollte geklärt werden, ob eine allergische Reaktion auf Nahrungsmittel oder eine Nahrungsmittelintoleranz vorliegt.

Therapie bei Urtikaria

Die  Symptome der akuten und chronischen Formen der Urtikaria behandelt man mit Antihistaminika der 2. Generation, auch als Antiallergika bezeichnet. Diese wirken zügig und werden in Form von Tabletten, Säften oder Spritzen verabreicht. Allerdings ist es bei der Urtikaria nötig, höhere Dosen als bei anderen Anwendungsbereichen einzusetzen. So benötigt man bei der Nesselsucht häufig 2 oder sogar 4 Tabletten über den Tag verteilt, um die Symptome zu unterdrücken.

Ist die Ursache bei der akuten Form der Urtikaria ein Infekt, sollte man diesen behandeln. Ist eine Intoleranz oder Allergie die Ursache, gilt es den unverträglichen Stoff bzw. das Allergen zu meiden. Sind die Ursachen der Urtikaria beseitigt, verschwindet auch die Urtikaria.

Grundsätzlich ist eine Behandlung mit Antihistaminika der 2. Generation der Goldstandard bei der Therapie der Urtikaria. Hier ist  es wichtig, dass man ausschließlich Medikamente der zweiten Generation einsetzt, die im Gegensatz zu den älteren Präparaten nicht mehr bzw. weniger zu Müdigkeit führen.  

Eine weitere Therapiemöglichkeit ist der Einsatz von Leukotrienantagonisten, die man in Kombination mit den Antihistaminika einsetzen kann.

Bei Menschen, die schwerer betroffen sind und auf Antihistaminika nicht reagieren, kann man immunmodulierende Mittel wie z.B. Kortison einsetzen. Allerdings sollte man bezüglich Nebenwirkungen gut informiert sein und die Therapieoptionen nur kurzzeitig (unter 2 Wochen) einsetzen.

Eine weitere Möglichkeit zur Therapie der Urtikaria bietet der neue Wirkstoff Omalizumab. Omalizumab wurde bereits für die Behandlung von Asthma zugelassen und zeigte in Studien auch eine sehr gute Wirksamkeit bei Patienten mit Urtikaria und Angioödemen. Die Zulassung für die Behandlung von Urtikaria soll im Frühjahhr 2014 erfolgen.  

Praktische Tipps bei Urtikaria

  • Stellen Sie sicher, dass der Auslöser der Urtikaria ermittelt wird und meiden Sie ihn dann.
  • Versuchen Sie, sich nicht zu kratzen.
  • Falls ein Nahrungsmittel bzw. ein Zusatzstoff der Auslöser ist, bevorzugen Sie frische, natürliche Lebensmittel – wenn nötig, studieren Sie die Zutatenlisten industriell gefertigter Lebensmittel sehr sorgfältig.
  • Meiden Sie Schmerzmittel wie ASS, Diclofenac oder Ibuprofen, da diese für Menschen mit Urtikaria oft unverträglich sind. Klären Sie das für Sie geeignete Mittel mit Ihrem Arzt.
  • Halten Sie die tendenziell trockene Haut mit Cremes feucht.
  • Gute Informationen rund um die Urtikaria, Umfragen und Umfrageergebnisse, sowie Informationen über Studien finden Sie beim Urtikaria Network e.V..

 

Quelle:

Website der Urtikaria Network e.V. www.urtikaria.net

 

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Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

29. Juli 2013

Autor: Privatdozentin Dr. med. Petra Staubach, Leiterin der Urtikaria und Angioödem-Sprechstunde der Hautklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz

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