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Lokale allergische Rhinitis: Symptome & Therapie!

Lokale allergische Rhinitis Symptome Diagnose Behandlung
Lokale allergische Rhinitis: Symptome, Diagnose, Behandlung; Bildquelle: M. Wagenmann

Die lokale allergische Rhinitis (LAR) ist eine spezielle Form der Allergie und ein relativ neues Krankheitsbild. Auch unter Medizinern ist sie nicht immer bekannt. Wie sehen bei der lokalen allergischen Rhinitis die Symptome aus und wie wird die Diagnose gestellt? Welche Behandlung hilft bei dieser Form der Rhinitis allergica? MeinAllergiePortal sprach mit Prof. Dr. med. Martin Wagenmann, Hals-Nasen-Ohrenarzt und Allergologe an der HNO-Klinik am Universitätsklinikum Düsseldorf.

Autor: Sabine Jossé M.A. 

Interviewpartner: Prof. Dr. med. Martin Wagenmann

 

Lokale allergische Rhinitis (LAR): Die wichtigsten Fakten!

Bei einer lokalen allergischen Rhinitis haben die Patienten die typischen Heuschnupfen-Symptome, aber Prick-Test und Bluttest sind negativ

LAR-Patienten leiden im Vergleich etwas seltener an Komorbiditäten wie allergischem Asthma, Neurodermitis und allergischer Konjunktivitis

Die Diagnose von LAR erfolgt, nach Ausschluß möglicher anderer Erkrankungen, durch eine nasale Provokation

Auch im Nasensekret selbst kann man spezifisches IgE messen, allerdings ist diese Form der Diagnose für den klinischen Alltag zu aufwendig

Behandelt wird die lokale allergische Rhinitis mit einer lokalen Therapie, mit Nasensprays oder Tropfen

Auch die Allergen-Immuntherapie (AIT) ist bei der LAR eine wirksame Therapie

 

Herr Prof. Wagenmann, was ist der Unterschied zwischen der lokalen allergischen Rhinitis und der "normalen" allergischen Rhinitis?

Charakteristisch für die lokale allergische Rhinitis ist, dass die Patienten alle Symptome einer allergischen Rhinitis haben. Aber: Bei diesen Patienten ist der übliche Prick-Test negativ und auch im Blut kann man kein spezifisches IgE nachweisen. Das ist der wesentliche Unterschied zwischen der lokalen allergischen Rhinitis und der "normalen" allergischen Rhinitis. Man ging deshalb bei diesen Patienten lange davon aus, dass keine Allergie vorliegt. Oft lautete die Diagnose dann "nicht-allergische Rhinitis".

Wie häufig ist die lokale allergische Rhinitis im Vergleich zur "normalen" allergischen Rhinitis?

Diese Frage ist zur Zeit schwierig zu beantworten, denn es gibt noch keine wirklich guten epidemiologischen Untersuchungen hierzu. Dies liegt in erster Linie daran, dass die Diagnose der lokalen allergischen Rhinitis sehr aufwendig ist. Es gibt zu dem Thema eine interessante Untersuchung von Carmen Rondón, die im Dezember 2013 im Journal of Allergy and Clinical Immunology veröffentlicht wurde.1 In dieser Studie hat man festgestellt, dass bei ca. 25 Prozent der Patienten mit chronischer Rhinitis eine lokale allergische Rhinitis vorlag. Bei einer Gruppe von Patienten, die entsprechend konventioneller Diagnostik mit "nicht allergischer Rhinitis" diagnostiziert wurden, stieg die Anzahl derer, die eigentlich an einer lokalen allergischen Rhinitis litten, auf bis zu 50 Prozent an.

Ist die lokale allergische Rhinitis in Deutschland auch so häufig?

Die Ergebnisse dieser Studie decken sich nicht zu 100 Prozent mit unseren Erfahrungen im klinischen Alltag. Wir sehen die lokale allergische Rhinitis eher seltener. Allerdings können wir auch nicht bei jedem Patienten, dessen Allergietest negativ ausfällt, eine nasale Provokation mit verschiedenen Allergenen durchführen. Insofern besteht die Möglichkeit, dass wir die Anzahl der Patienten mit lokaler allergischer Rhinitis noch unterschätzen.

Was ist der Auslöser oder die Ursache für die lokale allergische Rhinitis?

Die Ursachen und Auslöser der lokalen allergischen Rhinitis unterscheiden sich nicht von der allergischen Rhinitis: Verursacht werden die Symptome durch den Kontakt der Schleimhaut mit den Allergenen – also zum Beispiel Pollen- oder Hausstaubmilbenallergenen.

Tritt die lokale allergische Rhinitis auch bei Kindern auf?

Ja, auch bei Kindern kommt die lokale allergische Rhinitis vor. Allerdings gibt es keine Daten, die belegen, ob diese Erkrankung bei Kindern häufiger oder seltener als bei Erwachsenen auftritt.

Unterscheiden sich die Symptome der lokalen allergischen Rhinitis oder deren Ausprägung von der "normalen" allergischen Rhinitis?

Die Symptome der lokalen allergischen Rhinitis unterscheiden sich nicht von denen, der allergischen Rhinitis. Patienten mit lokaler allergischer Rhinitis leiden ebenfalls an den typischen Symptomen einer allergischen Rhinitis wie:

  • Obstruktion, also Verstopfung der Nase
  • gesteigerter Sekretion, also laufender Nase
  • Niesreiz
  • Juckreiz in der Nase

Offenbar leiden Patienten mit lokaler allergischer Rhinitis aber etwas seltener an den für die allergische Rhinitis typischen Komorbiditäten, also den Begleiterkrankungen. Konkret bedeutet das: LAR-Patienten leiden im Vergleich zu Patienten mit „normaler“ allergischer Rhinitis seltener zusätzlich an:

Betrachtet man die Symptome der lokalen allergischen Rhinitis im Vergleich zu den Symptomen der nichtallergischen Rhinitis, sieht man in der Gruppe mit der nichtallergischen Rhinitis eine etwas stärker ausgeprägte Obstruktion. Das bedeutet, es kommt häufiger zu einer behinderten Nasenatmung. Auch haben die LAR-Patienten eine etwas ausgeprägtere Tendenz zu mukösen, das heißt schleimigen, Sekretionen.

Wie testet man auf eine lokale allergische Rhinitis?

Die nasale Provokation ist die einzige Methode, um eine lokale allergische Rhinitis zu diagnostizieren, es gibt nur eine Alternative. Die nasale Provokation steht aber nicht am Anfang des Diagnoseprozesses.

Wie sieht der gesamte Prozess der Diagnose bei der lokalen allergischen Rhinitis aus?

Wenn bei einem Patienten aufgrund der Anamnese und der HNO-ärztlichen Untersuchung der Verdacht auf eine chronische Form einer persistierenden Rhinitis aufkommt, würde man zunächst bestimmte Erkrankungen ausschließen. Das bedeutet, man würde überprüfen, ob eventuell eine Sinusitis, eine Nebenhöhlenentzündung, besteht. Vermutet man eine allergische Ursache, würde man zunächst einen Prick-Test durchführen. Gegebenenfalls würde man auch das spezifische IgE bestimmen. Wenn beide Tests negativ ausfallen, die Anamnese aber darauf hindeutet, dass es sich auch um eine lokale allergische Rhinitis handeln könnte, würde man eine nasale Allergenprovokation durchführen. Bei Patienten, deren nasaler Provokationstest positiv ausfällt, obwohl der Hauttest und der Bluttest negativ ausgefallen sind, kann man von einer lokalen allergischen Rhinitis ausgehen.

Sie erwähnten einen alternativen Allergietest zur Diagnose der lokalen allergischen Rhinitis ….

Man kann nicht nur an der Haut und im Blut einen Allergietest durchführen. Auch im Nasensekret selbst kann man spezifisches IgE messen. Allerdings ist diese Form der Diagnose sehr komplex und momentan für die klinische Routine noch nicht geeignet.

Wie misst man spezifisches IgE im Nasensekret, um die Diagnose „lokale allergische Rhinitis“ zu stellen?

Eine Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung dieser Diagnosemethode ist eine gewisse Erfahrung im Sammeln des Nasensekretes. Hierfür gibt es verschiedene Methoden, zum Beispiel die Adsorptionsmethode. Bei der Adsorptionsmethode legt man ein kleines Schwämmchen oder ein kleines Stück Filterpapier in die Nase und muss dann daraus das Nasensekret extrahieren. Die Schwierigkeit besteht darin, sicherzustellen, dass das, was man untersuchen will nicht im Filterpapier oder Schwämmchen hängenbleibt. Zur Erklärung: Man weiß, zum Beispiel aus Untersuchungen an Mediatoren im Nasensekret, dass die Mediatoren sehr gut an das Filterpapier binden. Das bedeutet, der eigentliche Gegenstand der Untersuchung befindet sich dann im Filterpapier. Das Ergebnis der Untersuchung könnte dann falsch negativ sein. Eine weitere Untersuchungsmethode ist die Nasenlavage.

Wie stellt man die Diagnose „lokale allergische Rhinitis“ mit einer Nasenlavage?

Eine Nasenlavage ist eine Nasenspülung, bei der man das Wasser inklusive Nasensekret auffängt. Hierfür müssen die Patienten jedoch so trainiert werden, dass sichergestellt ist, dass die Flüssigkeit auch aufgefangen werden kann und nicht nach hinten in den Rachen abläuft. Idealerweise müssen die Patienten die Flüssigkeit einige Zeit in der Nase halten und dann nach vorne auffangen. Bei dieser Methode liegt das Problem in dem unbekannten Verdünnungsfaktor. Dieser Verdünnungsfaktor entsteht ja schon durch die Art und Weise, wie das Nasensekret gewonnen wird, aber in welchem Maße er vorhanden ist, weiß man nicht. Hinzu kommt, dass es keine Normwerte für das spezifisches IgE im Nasensekret gibt.

Die aus dem Nasensekret gewonnenen IgE-Werte kann man nicht ohne weiteres mit den Serumwerten aus dem Blut vergleichen.

Findet man bei allen Patienten mit allergischer Rhinitis IgE im Nasensekret bzw. in der Nasenschleimhaut oder ist dies nur bei Patienten mit lokaler allergischer Rhinitis der Fall?

Inzwischen wissen wir, dass IgE in der Nasenschleimhaut der Normalzustand ist. Ein nicht unerheblicher Teil des spezifischen IgE und auch des unspezifischen IgE wird direkt in der Nasenschleimhaut produziert. Die Nasenschleimhaut verfügt über alle hierzu notwendigen Eigenschaften. IgE wird von Plasmazellen und von reifen B-Zellen produziert. Aber auch die Induktion, das heißt das Auslösen der IgE-Synthese selbst durch die Interaktion mit T-Zellen und dendritischen Zellen, kann direkt in der Nasenschleimhaut stattfinden. Außergewöhnlich bei der lokalen allergischen Rhinitis ist daher nicht, dass man IgE in der Nasenschleimhaut findet, sondern dass man das IgE im Blut nicht nachweisen kann.

Tritt die lokale allergische Rhinitis bei allen Allergenen, die eine allergische Rhinitis auslösen können, gleichermaßen auf?

Das weiß man zurzeit noch nicht genau. Bisher wurde die lokale allergische Rhinitis bei Allergien gegen Hausstaubmilben, Gräserpollen, Olivenpollen und Birkenpollen nachgewiesen. Daraus kann man jedoch nicht schließen, dass die lokale allergische Rhinitis bei diesen Allergenen häufiger vorkommt, als bei anderen Allergen. Auch für andere Allergene kann man eine lokale allergische Rhinitis nicht ausschließen.

Das bedeutet, man muss beim nasalen Provokationstest eine ganze Reihe von Allergenen austesten?

Wenn ein Patient in den klassischen Tests nicht allergisch reagiert, obwohl der Verdacht auf eine Allergie besteht, bleibt als Diagnose entweder die nichtallergische Rhinitis oder eine lokale allergische Rhinitis. Wie erwähnt, hat sich jedoch gezeigt, dass die Diagnose nichtallergische Rhinitis bei manchen Patienten nicht zutreffend ist. Ob dies der Fall ist oder nicht, lässt sich aber nur durch den nasalen Provokationstest ermitteln. Der behandelnde Arzt muss dann entscheiden, auf welches Allergen der Patient mit der nasalen Provokation zunächst getestet werden sollte.

Wie entscheidet der Arzt, welches Allergen im nasalen Provokationstest oder in der Nasenlavage getestet werden soll?

Beim Test für eine lokale allergische Rhinitis richtet man sich zunächst nach den Symptomen des Patienten. Bestehen die Symptome ganzjährig, würde man zunächst ein persistierendes, ein ganzjähriges Allergen, wie beispielsweise Hausstaubmilben, testen. Bei einer intermittierenden, saisonalen Symptomatik würde man ein Allergen in Abhängigkeit von dem Zeitraum wählen, in dem der Patient Beschwerden hat. Dies könnten, je nachdem, Gräserpollen, Birkenpollen oder Kräuterpollen etc. sein.

Man muss zur Diagnose einer lokalen allergischen Rhinits also sehr viele Allergietests durchführen?

Da viele Pflanzen parallel blühen und man jeweils nur ein Allergen testen kann, ist dies ein komplexer Vorgang. Hinzu kommt, dass es bei der lokalen allergischen Rhinitis, genau wie bei der allergischen Rhinitis, Patienten gibt, die gleichzeitig auf mehrere Allergene allergisch reagieren. Das bedeutet: Wenn der Patient auf ein Allergen positiv testet, heißt das nicht, dass dies das einzige Allergen ist, auf dass er allergisch ist. Das nächste Allergen kann aber nicht unmittelbar danach getestet werden. Wenn die Nasenschleimhaut einmal allergisch reagiert hat, hält die allergische Reaktion für viele Stunden an. Man kann mit dem nasalen Provokationstest zu einem bestimmten Zeitpunkt immer nur ein Allergen testen und nicht mehrere Allergene parallel. Insgesamt ist diese Diagnose daher recht komplex.

Wie behandelt man die lokale allergische Rhinitis, welche Medikamente helfen gegen die Symptome?

Der erste Schritt in der Behandlung der lokalen allergischen Rhinitis wäre eine medikamentöse Therapie. Es gibt Studiendaten, die zeigen, dass die lokale allergische Rhinitis, genau wie die allergische Rhinitis, auf eine Therapie mit topischen nasalen Steroiden und Antihistaminika gut anspricht. Bei der lokalen allergischen Rhinitis würde man den Behandlungsschwerpunkt dann natürlich eher auf eine lokale Therapie, mit Nasensprays oder Tropfen setzen. Ein Medikament enthält sogar eine Kombination von topischen Steroiden und lokalen Antihistaminika. Damit ist schon vielen Patienten geholfen.

Gibt es Hausmittel mit der sich die lokale allergische Rhinitis behandeln lässt?

Wie für die gesamte Therapie gilt auch hier: Es gibt keine Unterschiede zwischen der Behandlung der lokalen allergischen Rhinitis und der „normalen“ allergischen Rhinitis.

Lässt sich die lokale allergische Rhinitis auch mit einer Hyposensibilisierung bzw. spezifischen Immuntherapie behandeln?

Die Indikation für eine Hyposesnibilisierung bzw. Allergen-Immuntherapie (AIT) ist bei der lokalen allergischen Rhinitis die selbe wie bei jeder anderen Form der allergischen Rhinitis. Es gibt mehrere Studien, die die Wirksamkeit der AIT bei LAR untersucht haben.

Herr Prof. Wagenmann, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Quellen:

 1. Follow-up study in local allergic rhinitis shows a consistent entity not evolving to systemic allergic rhinitis, Rondón C, Campo P, Zambonino MA, Blanca-Lopez N, Torres MJ, Melendez L, Herrera R, Guéant-Rodriguez RM, Guéant JL, Canto G, Blanca M.J, Allergy Clin Immunol. 2014 Apr;133(4):1026-31. Epub 2013 Dec 13. DOI: 10.1016/j.jaci.2013.10.034

2. Local allergic rhinitis: Allergen tolerance and immunologic changes after preseasonal immunotherapy with grass pollen, Carmen Rondón, MD, PhDemail, Natalia Blanca-López, MD, PhD, Ana Aranda, BS, Rocío Herrera, BSN, José Luis Rodriguez-Bada, BS, Gabriela Canto, MD, PhD, Cristobalina Mayorga, PhD, María José Torres, MD, PhD, Paloma Campo, MD, Miguel Blanca, MD, PhD, Journal of Allergy and Clinical Immunology Volume 127, Issue 4, Pages 1069–1071.e7, April 2011. DOI:https://doi.org/10.1016/j.jaci.2010.12.013

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

10. Oktober 2023

Autor: S. Jossé/ M. Wagenmann, www.mein-allergie-portal.com

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