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Nussallergie! Auch auf Muskatnuss, Kokosnuss etc?

Allergie Nüsse
Allergien auf Erdnuss und Baumnuss, was heißt das genau? Bildquelle: K. M. Koczor

Wenn Kinder oder Erwachsene allergisch auf Nüsse sind, wird es schwierig. Man unterscheidet zwischen der Allergie auf die Erdnuss und die Baumnuss, aber was bedeutet das? Muss man bei Erdnussallergie auch Haselnüsse meiden und umgekehrt? Und was ist mit anderen Nüssen wie der Muskatnuss oder der Kokosnuss? Sind das überhaupt Nüsse? Wie Menschen mit Nussallergie "ihr" Allergen sicher meiden können besprach MeinAllergiePortal mit Dipl. oec. troph. Krisztian Mark Koczor, nutriception Praxis für Ernährungstherapie/Ernährungsberatung in Düsseldorf.

Autor: Sabine Jossé M. A.

Interviewpartner: Dipl. oec. troph. Krisztian Mark Koczor

Herr Koczor, was ist eigentlich eine Nuss?

In unserer einfachen Alltagssprache reden wir oft verallgemeinernd über "Nüsse". Allerdings verbergen sich hinter diesem Begriff eine Reihe von sogenannten "trockenschaligen Früchten". Diese Früchte sind wiederum in unterschiedliche botanische Familien einzuordnen und auch hinsichtlich der Fruchtform lassen sich nicht alle dem Begriff "Nuss" zuordnen.

Als Nüsse werden oft die folgenden Nahrungsmittel bezeichnet, obwohl das nicht stimmt:

  • Steinfrüchte
  • Balgfrüchte
  • Samen
  • Hülsenfrüchte
  • Kapselfrüchte

Was sind Steinfrüchte?

Pistazie, Walnuss, Pekannuss, Cashewnuss, Kokosnuss und Mandeln gehören zu den sogenannten Steinfrüchten.

Was sind Balgfüchte?

Die australische Queensland-Nuss, oder anders Macadamianuss, ist eine Balgfrucht.

Was sind Samen?

Eine Muskatnuss heisst zwar „Nuss“, gehört jedoch zu den Samen. Und selbst dann, wenn manche sie in die Familie der Nüsse einstufen würden, weil man sie ja auch oft direkt neben all den Knabber-Produkten im Supermarket findet, Sonnenblumenkerne, Pinienkerne und Kürbiskerne sind Pflanzensamen, die nicht zu den Nüssen gehören.

Was sind Hülsenfrüchte?

Eine Erdnuss ist bloß eine Art „ganz, ganz fette Bohne“ – sie gehört zu den Hülsenfrüchten.

Was sind Kapselfrüchte?

Paranüsse sind verkapselte Einzelfrüchte in einer gemeinsamen Schale, deswegen nennt man sie Kapselfrüchte.

Das heißt, Nussallergiker können problemlos Muskatnuss oder Kokosnuss essen?

In der Regel kann man mit einer Nussallergie schon problemlos Muskatnuss oder Kokosnuss essen. Das Gewürz Muskatnuss ist ein Samen und keine Nuss. Somit löst es keine allergischen Reaktionen aus. Jedoch können Menschen mit einer Pollenallergie gegen Beifuß oder Birke gelegentlich Kreuzallergien auf bestimmte Kräuter und Gewürze haben, wie unter anderem auf Muskatnuss.

Die Kokosnuss ist zwar theoretisch als Baumnuss klassifiziert, wird aber wie eine Frucht behandelt. Ein Nussallergiker sollte bei der Aufnahme von Kokosnussprodukten in seine Ernährung trotzdem vorsichtig sein. Da es vereinzelt zu heftigen klinischen Reaktionen kommen kann.

Dürfen Pollenallergiker auch Mandelmilch oder Kokosmilch zu sich nehmen, oder steigt dann das Risiko einer Kreuzreaktion?

Pollenallergiker können durch den Verzehr von Mandelmilch die Kreuzreaktion der Birkenpollen triggern und somit Symptome auslösen. Deshalb sollte Mandelmilch gemieden werden.

Kokosmilch ist kritisch zu betrachten und sollte nicht konsumiert werden, denn Kokosnuss kann das Risiko einer Kreuzreaktion ebenfalls erhöhen.

Welche „Nüsse“ können Allergien auslösen?

Die folgenden, oft als „Nüsse“ bezeichneten Produkte können Allergien auslösen:

  • Mandeln
  • Haselnüsse
  • Walnüsse
  • Cashewnüsse
  • Pekannüsse
  • Paranüsse
  • Pistazien
  • Macadamianüsse
  • Esskastanie

Welche „Steinfrüchte“ können Allergien auslösen?

Diese Steinfrüchte können Allergien auslösen:

  • Cashewnüsse
  • Mandeln
  • Pistazien
  • Walnüsse
  • Kokosnuss

Welche „Balgfrüchte“ können Allergien auslösen?

Macadamianüsse gehören zu den Balgfrüchten und können Allergien auslösen.

Welche „Samen“ können Allergien auslösen?

Samen wie Sesamsamen und Mohnsamen können Allergien auslösen.

Welche „Hülsenfrüchte“ können Allergien auslösen?

Die folgenden Hülsenfrüchte können Allergien auslösen:

  • Erdnüsse
  • Sojabohnen
  • Erbsen
  • grüne Bohnen
  • Linsen
  • weiße Bohnen
  • Limabohne
  • Guarbohne
  • Johannisbrot
  • Gummi Arabicum

Welche „Kapselfrüchte“ können Allergien auslösen?

Die Kapselfrüchte Paranüsse und Kastanien können Allergien auslösen.

Welche Nuss Allergien, bzw. besser "Frucht-oder Samen-Allergien" sind am häufigsten?

Allergische Reaktionen auf die Erdnuss gehören zu den gefährlichsten Allergien überhaupt. Die Erdnuss Allergie ist auch die häufigste Nuss Allergie, im Vergleich zu allen anderen Nusssorten. Dies hat jedoch auch mit den jeweiligen landestypischen Ernährungsgewohnheiten, also mit der Ess- und Enährungskultur zu tun. In den USA ist die Erdnuss Allergie beispielsweise wesentlich weiter verbreitet als bei uns in Deutschland. Dies korreliert mit einem deutlich höheren Konsum an Erdnüssen. Erdnüsse werden in den USA zum Beispiel in Form von Erdnussbutter, die zum Frühstück gegessen wird und erdnusshaltigen Knabberartikeln verzehrt. Außerdem wird Erdnussöl dort in der Lebensmittelindustrie sehr oft verwendet. Weder durch Erhitzen noch durch Rösten oder Blanchieren kann man den Erdnussallergenen das allergene Potenzial nehmen. Durch diese Veredelung bzw. Verarbeitung werden manche Erdnussallergene in ihrer Wirkung eher sogar noch verstärkt.

Kann man auf Erdnüsse und Baumnüsse gleichzeitig allergisch reagieren?

Die Erdnuss ist an sich eine Hülsenfrucht und keine Nuss. Deshalb ist es durchaus möglich, auf Erdnüsse und auf Baumnüsse, gleichzeitig allergisch zu reagieren. Kreuzallergien von Erdnussallergikern auf Walnüsse, Cashewkerne und Pistazien konnte man beobachten. Das bedeutet aber nicht, dass jeder Erdnussallergiker auch Walnüsse, Cashewkernen und Pistazien nicht verträgt.

Eine Haselnussallergie - auch wenn die Haselnuss nach der Erdnuss die zweitgrösste allergene Potenz in dieser Klasse unserer Lebensmittel besitzt - bedeutet auch nicht gleich eine generelle Allergie auf alle Nusssorten und Erdnüsse bzw. Hülsenfrüchte. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit höher, eine klassenspezifische Allergie zu entwickeln. Isolierte Allergien auf eine besondere Nusssorte sind recht selten.

Gibt es auch eine Nuss-Unverträglichkeit, also nicht allergisch bedingt? Wenn ja, bei welchen Nüssen tritt sie am häufigsten auf?

Ja, es gibt auch eine nicht-allergisch bedingte Unverträglichkeit von Nüssen.. Es geht hierbei um Erdnüsse, Walnüsse, Haselnüsse. Es ist jedoch schwierig, diese zu diagnostizieren, da die Symptome häufig erst Stunden später auftreten und es deshalb nicht leicht ist, die Symptome auf ein bestimmtes Lebensmittel zurückzuführen.

Auch beim Heuschnupfen können allergische Reaktionen auf Nüsse auftreten, warum ist das so?

Nüsse lösen bei einem außerordentlich großen Teil der Pollenallergiker ein schwerwiegendes Problem aus. Man spricht dann von einer Kreuzallergie, die sich durch ein orales Allergiesyndrom zeigen kann. Die Ursache für allergische Kreuzreaktivitäten sind entweder ziemlich ähnliche oder sogar identische Eiweißbausteine. Diese befinden sich in einer bestimmten Pollensorte und in dem jeweiligen kreuzreaktiven Nahrungsmittel. Die eigentliche Allergie fußt auf den Allergenstrukturen in den jeweiligen allergieauslösenden Pollen.

Bei welchem Pollenallergen kann es durch Nüsse oder anderes zu Beschwerden kommen?

Unser Immunsystem erkennt mit der Zeit gewisse Ähnlichkeiten zwischen Pollen- und Lebensmittelallergenstrukturen. Dieses Phänomen nennt man "pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie".

Auf einmal reagiert dann zum Beispiel ein Gräserpollenallergiker generell auf alle Hülsenfrüchte, mitunter sogar extrem heftig. Da Erdnüsse in diese Gruppe gehören, ist äußerste Vorsicht geboten, denn die allergischen Reaktionen können bereits beim erstmaligen Verzehr auftreten.

Bei einer Allergie auf Birkenpollen kommt es häufig zu Reaktionen auf Baumnüsse. Aber auch eine Reaktion auf Sojabohnen kann in diesem Fall vorkommen. Deshalb ist auch eine Kreuzreaktion auf weitere Hülsenfrüchte denkbar, wie zum Beispiel Erdnüsse. Reaktionen auf pollenassoziierte Nahrungsmittel sind während des entsprechenden Pollenfluges, also in der jeweiligen Pollensaison, besonders stark ausgeprägt.

Wo muss man als Erdnuss Allergiker bzw. Baumnuss Allergiker beim Einkaufen aufpassen?

Laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung müssen Nüsse, Erdnüsse und deren Erzeugnisse als Zutaten von verpackten Lebensmitteln in der Zutatenliste aufgeführt werden. Beim Hinweis „Kann Spuren von (Erd-)Nüssen enthalten“ muss man aber ganz besonders vorsichtig sein. Der Hersteller schließt damit eine bewusste Zugabe dieser Komponenten zwar aus. Gleichzeitig entbindet er sich jedoch von der rechtlichen Verantwortung bzw. Haftung. Das bedeutet, er haftet nicht, falls Spuren von (Erd-)Nüssen dennoch in das fertige Produkt hineingelangen und diese nach Genuß des Produkts bei einem Allergiker schwere anaphylaktische Reaktionen auslösen. Ein Hersteller würde also mit diesem Hinweis ein Produkt kennzeichnen, bei dem es auf dem Transportweg oder bei der Lagerung zu Verunreinigungen gekommen sein könnte. Ganz wichtig: man sollte beim Einkauf die Zutatenliste der Produkte nicht bloß überfliegen, sondern genauestens lesen und bei Unklarheit penibelst auf Transparenz überprüfen. Auf keinen Fall sollte man sich allein darauf verlassen, was die bunten Verpackungen des jeweiligen Herstellers auf der "Blick- und Kundenfang-Vorderseite" zeigen.

Was kann passieren, wenn man sich als Allergiker auf die Informationen vorne auf der Verpackung, dem Etikett, verlässt?

Vor einigen Jahren stieß ich auf ein sehr ärgerliches Produkt eines Herstellers, der explizit Lebensmittel für Menschen mit Unverträglichkeiten und Allergien anbietet. Das Produkt trug das Symbol der durchgestrichenen Ähre, also das Siegel für Produkte "ohne Gluten", sowie mit auffälligen Buchstaben die Auslobung "ohne Nüsse, Soja, Weizen (...)". Man brauchte allerdings nur die Packung kurz umzudrehen und an der Seite die - wirklich sehr kleingedruckte - Zutatenliste näher zu betrachten, um der Wahrheit und dem gefährlichen Bauernfang auf die Spur zu kommen. Einerseits zeigte sich, dass das Produkt in der Tat ohne die auf der Vorderseite als "nicht enthalten" angepriesenen Zutaten hergestellt worden war. Doch am Ende der Zutatenliste stand witzigerweise: "(...) in dem Betrieb, in dem dieses Produkt verarbeitet wird, werden auch Soja, Nüsse (...) und Weizen mitverarbeitet". Solche frechen Mogelpackungen sollten eigentlich umgehend verboten werden.

Was müssen Nussallergiker bei loser Ware, beim Bäcker, Imbissstand oder im Restaurant, beachten?

Ein Nussallergiker sollte sich immer vergewissern, ob in dem Lebensmittel der Allergieträger enthalten ist oder nicht. Der Verkäufer ist dazu verpflichtet, Auskunft über die Allergene in seinem Produkt zu geben.

Anbieter müssen immer die 14 Pflichtallergene angeben. Das gilt auch für lose Ware. Hier muss der Anbieter durch schriftliche Informationen wie zum Beispiel einem ausliegenden Heft, Buch, oder einem Schild, in der Lage sein, die Inhaltsstoffe für den Käufer einsehbar zu machen. Auch mündliche Informationen durch einen Mitarbeiter sind ausreichend. Voraussetzung in diesem Fall ist, dass eine schriftliche Information auf Nachfrage leicht zugänglich ist. Dazu muss im Verkaufsraum deutlich darauf hingewiesen werden, dass die Auskunft mündlich erfolgt und eine schriftliche Aufzeichnung eingesehen werden kann. Wie ist denn hier der aktuelle Stand der Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV)?

Die Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV) gilt seit dem 13. Dezember 2014 verbindlich für alle Mitgliedsstaaten der EU. Sie stellt sicher, dass Hersteller einheitliche und klare Vorgaben zur Kennzeichnung haben und der Verbraucher beim Lebensmittelkauf umfassend informiert wird. Zu den Pflichtangaben gehören zum Beispiel die Nährwertkennzeichnung, Allergenkennzeichnung, Herkunftsbezeichnung und die Schriftgröße.

Falls der geringste Verdacht aufkommt, dass die Auskünfte des Jahrmarktverkäufers oder der Bäckereifachverkäuferin ohne reale, verlässliche Kenntnisse der wahren Zutaten erfolgen - so etwas habe ich persönlich leider des öfteren beobachten können - so verzichtet man besser auf das Produkt. Bei hochgradiger Allergie ist von einem Außer-Haus-Verzehr generell abzuraten.

Kann man als Nussallergiker Nussöl essen?

Auch kaltgepresste Öle - aus Erdnüssen oder Haselnüssen etwa - sollten bei hochgradiger Erdnuss oder Nussallergie gemieden werden. Das gilt selbst dann, wenn die Öle aus anderen Pflanzen, wie zum Beispiel Oliven, hergestellt werden. Der Grund: Kleinere Ölmühlen werden nicht selten, simultan oder in Folge, für die Gewinnung von unterschiedlichen kaltgepressten Ölen genutzt. Im Gegensatz zu kaltgepressten Ölen sind raffinierte Öle, bei denen die Gewinnung des Öls zunächst mechanisch, anschließend thermisch und/oder chemisch erfolgt, in der Regel für Allergiker verträglich; eine Reaktion kann jedoch bei hochgradiger Allergie nicht ausgeschlossen werden.

Worauf muss man als Nuss Allergiker beim Essen gehen achten, ist das überhaupt möglich?

Beim auswärts Essengehen kann ein Allergiker seine Gefährdung nur äußerst bedingt einschätzen. Gezielt nachfragen muss der Betroffene auf jeden Fall. Doch inwieweit kann man sicher sein, dass der Gefragte überhaupt versteht was gemeint ist? Weiß er wirklich, welche realen Konsequenzen für einen Nuss Allergiker mit dem Verzehr von Nüssen verbunden sind? Es ist fraglich, ob ein Unbeteiligter die tatsächliche Gefährdung des Betroffenen begreifen kann bzw. überhaupt begreifen will und ob er sich verantwortlich fühlt. Das alles kann man nicht leicht beantworten. Deshalb sollte man sich auch wirklich sicher sein. Bei einer hochgradigen Allergie rate ich somit von Außer-Haus-Verzehr generell ab.

Was müssen Eltern Nuss-allergischer Kinder beachten?

Eltern allergischer Kinder sollten erst einmal sicherstellen, dass das Kind über seine Situation und mögliche Gefährdungsquellen aufgeklärt ist. Vermeiden muss man unbedachtes Naschen, insbesondere aus nicht klar nachvollziehbaren Quellen nach dem Motto: "Willst du auch mal ein Stück von meinem Riegel probieren? Gebe dir gern was ab".

Wichtig ist es auch, immer wieder beim Kind zu überprüfen, ob die Informationen, die man vermitteln wollte, auch verstanden wurden. Insbesondere dann, wenn hier Unsicherheiten bestehen, sollten Eltern eine professionelle Ernährungstherapie mit Unterstützung durch einen zertifizierten Experten/Expertinnen des VDOe und des DAAB in Erwägung ziehen. Bei Kindern zahlen die Gesetzlichen Krankenversicherungen nicht selten eine Kostenerstattung in voller Höhe.

Besteht für Nuss Allergiker die Gefahr einer Mangelernährung?

Weder Nuss- noch Erdnussallergiker sind von einer etwaigen Mangelernährung gefährdet, denn in der Regel können sie sich ersatzweise an einer Vielfalt von Ölsaaten wie Sonnenblumen-, Pinien- und Kürbiskernen etc. bedienen. Diese sind im Hinblick auf die Wertigkeit der Inhaltsstoffe keineswegs minderwertiger als Nüsse und lösen wesentlich seltener eine allergische Reaktion aus. Vor allem sind diese Reaktionen auch nicht so heftig, wie die bei Erdnüssen und Nüssen. Auch Vegetarier und Veganer müssen sich bezüglich einer ausgeglichenen Nährstoffbilanz keinerlei Sorgen machen.

Für viele Nuss-Allergiker ist der Verzicht auf nusshaltige Süßigkeiten wie Nougat, Marzipan etc. ganz besonders "bitter"…

Ja, in der Tat habe ich eine Idee. Zunächst sollte man grundsätzlich sein Blickfeld in Bezug auf die mögliche Bandbreite seiner Ernährung deutlich erweitern und dabei offen und neugierig auf neue Möglichkeiten zugehen. Mit dieser Einstellung sollte man dann ungewöhnliche Produkte ausprobieren, die in Bezug auf Eigenschaften und Konsistenz den bisher bevorzugten Süßwaren ähneln. Oft ist eine zunächst nur schwer akzeptierbare Ersatzlösung nach der ersten Gewöhnungsphase nicht nur "bedingt genießbar", sondern kann zu einer Präferenz oder sogar Passion werden. Dann hat die Umstellung schließlich überhaupt keinen "bitteren" Nachgeschmack mehr.

Haben Sie für Nussallergiker einen guten Tipp für Süßigkeiten?

In östlich-orientalisch ausgerichteten Lebensmittelläden findet man oft ein süßes Produkt namens "Halwa". Die Zutaten unterscheiden sich zwar von Nation zu Nation, doch die Grundmasse besteht stets aus einem feinen, allerdings eher trocken anmutenden, Mus von Ölsaatensamen und Zucker bzw. Honig. In der türkischen Küche wird Halwa, dort "Helva" genannt, eher aus Sesammus hergestellt. In der russischen Küche hingegen wird Halwa, dort "Chalwa" genannt, meist aus Sonnenblumenkernmus hergestellt. Ich finde die russische Variante am cremigsten und am wenigsten süß. Die orientalischen Varianten können leider oft extrem süß ausfallen. Aber letztendlich ist das ja Geschmackssache.

Vorsicht ist allerdings bei der Auswahl des jeweiligen Halwa-Produkts geboten! Durch die Beigabe diverser Zutaten, wie etwa Vanille, Kakao, Nüsse, Mandeln oder Pistazien wird Halwa weiter verfeinert bzw. aromatisiert. In der industriellen Herstellung werden oft künstliche Aromen und überwiegend Zucker oder Glukosesirup statt Honig eingesetzt, was die Cremigkeit deutlich reduzieren dürfte. Durch diese Zugaben, kann Halwa, für Nuss-Allergiker wieder gefährlich werden. Es ist also auch hier wichtig sich genaustens über die Zutaten zu informieren!

Was raten Sie Nussallergikern bei Restaurant-Besuchen oder generell beim Essen außer Haus?

Nussallergiker sollten bei Restaurant-Besuchen bzw.Outdoor-Essen oder Essen außer Haus immer ihr Notfallset bei sich tragen. Zusätzlich sollten sie immer nach den Inhaltsstoffen fragen und den Verkäufer über die Allergie aufmerksam machen, wenn das Produkt ohne Zutatenliste gekauft wird. Verkäufer sind dazu verpflichtet, die 14 Hauptallergene zu kennzeichnen oder Auskunft zu geben. Zu diesen Hauptallergenen gehören auch Nüsse. Als Nussallergiker sollten man immer sehr vorsichtig handeln, denn es kann überall dort zu Kreuzkontaminationen kommen, wo Nüsse verwendet werden. Dazu gehören zum Beispiel Restaurants, Fleischereinen, Eisdielen, Fast-Food-Ketten, etc. Deshalb wird bei hochgradigen Allergien vom „Essen außer Haus“ abgeraten.

Herr Koczor, herzlichen Dank für dieses Interview! 

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

08. November 2022

Autor: S. Jossé/ K. M. Koczor, www.mein-allergie-portal.com

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