Skip to main content

Gibt es hypoallergene Katzen für Katzenallergiker?

Allergenfreie Katzen
Gibt es allergenfreie Katzen für Allergiker?, Bildquelle: K.-Ch. Bergmann

Hypoallergene Katzen für Katzenallergiker – das wünschen sich viele Katzenfreunde. Denn: Besteht eine Katzenallergie und gibt es bereits eine Katze im Haushalt, lautet der Rat oft, die Katze abzuschaffen. Das ist für viele Katzenhalter undenkbar. Zudem wünschen sich viele eine Katze und der Rat „Katze verboten“ kommt dann insbesondere bei Kindern nicht gut an. Die Frage lautet also: Gibt es allergenfreie Katzen? Dies besprach MeinAllergiePortal mit Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann von der interdisziplinären allergologisch-pneumologischen Ambulanz im Allergie-Centrum-Charité Berlin und Vorstand der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst in Berlin.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann

Herr Prof. Bergmann, gibt es hypoallergene, also allergenfreie Katzen?

Leider muss ich die Katzenliebhaber enttäuschen. Es gibt auf der ganzen Welte keine komplett hypoallergenen Katzen, die also kein Fel d 1 produzieren. Aber: Es gibt Katzen, die unterschiedlich allergen sind. Manche Katzen können viele Allergene produzieren und dann bei den Besitzern möglicherweise auch starke Symptome auslösen. Die allergenarmen Katzen lösen dann aber unter Umständen auch weniger starke Allergiesymptome aus.

Warum sind manche Katzen weniger allergen und andere mehr?

In einer Reihe von Studien an Katzen und Katzenallergikern hat man mehrere mögliche Gründe dafür gefunden, dass manche Katzen weniger Allergene haben als andere, auch wenn sie keine allergenfreien Katzen sind.

Diese Faktoren können die Allergenproduktion bei Katzen beeinflussen:

  • Die Tageszeit
  • Die Jahreszeit
  • Das Alter
  • Das Geschlecht
  • Kastriert oder nicht kastriert

Das könnte eventuell auch erklären, warum manche Katzen-Allergiker überzeugt davon sind, dass sie auf die eigene Katze nicht allergisch sind, sondern nur auf fremde.

Welche Rolle spielt die Tageszeit bei der Produktion von Allergenen bei der Katze, wann ist diese niedrig?

Aus Studien, die in den USA und Kanada durchgeführt wurden, weiß man, dass der Speichel von Katzen am Morgen weniger Allergen enthält als am Nachmittag. Es könnte also für weniger Allergiesymptome sorgen, wenn eine Katzenhaarallergiker mit seinen Fellnasen eher am Morgen Kontakt aufnimmt.

Wie beeinflusst die Jahreszeit, wie viel Allergene eine Katze ausstößt?

In der gleichen Studie hat man entdeckt, dass die Allergen-Menge im Speichel bei den Katzen im September und Oktober deutlich höher war als im Juli und August. Das könnte erklären, warum manche Allergiker auf Katzen im Sommer weniger stark reagieren als im Herbst.

Welche Rolle spielt das Alter der Katze für die Allergenmenge, die sie produziert?

Je älter die Katze, desto geringer war der Allergengehalt im Speichel. Es könnte also durchaus möglich sein, dass bei einer Allergie auf Katzen die älteren Tiere verträglicher sind.

Welche Rolle spielt das Geschlecht der Katze für die Allergenität?

Das Geschlecht der Katze hat einen erheblichen Einfluss auf den Allergengehalt in den Absonderungen der Katze. Weibliche Katzen haben weniger Allergene als Kater und sind deshalb womöglich auch besser für Katzenallergiker geeignet. Oder anders gesagt: Weibliche Katzen sind hypoallergener als männliche Katzen.

Macht es für Katzen-Allergiker einen Unterschied, ob eine Katze oder ein Kater kastriert ist oder nicht?

Bei weiblichen Katzen macht es für Allergiker keinen Unterschied, ob sie kastriert sind oder nicht. Bei den Katern ist das anders. Das männliche Geschlechtshormon Testosteron im Blut verstärkt die Bildung der Allergene. Deshalb haben männliche Kater nach der Kastration im Vergleich zu unkastrierten Katern nur noch etwa die Hälfte der Allergene. Für Katzenallergiker sind also weibliche Katzen oder kastrierte Kater die bessere Alternative.

Welchen Einfluss hat die Rasse der Katze auf deren Allergenausstoß?

Da sich Katzen sehr häufig putzen, gelangen die Allergene über den Speichel auf das Fell und bleiben haften. Wählt man deshalb bei einer Katzenallergie eine Katzenrasse, die wenig haart, verringert man das Allergiepotential. Katzen, die wenig Haare verlieren, können also für Katzenallergiker verträglicher sein. In diesem Zusammenhang hört man immer wieder von bestimmten Katzenrassen, die von Natur aus hypoallergen sein sollen. Dazu gehören zum Beispiel die Cornish Rex und Cornish Devonshire Rex. Dafür gibt es aber keine Belege.

Welche Katzenrassen haaren wenig?

Katzenrassen, die relativ wenig Haare verlieren sind:

  • Britisch Kurzhaar
  • Orientalische Kurzhaarkatze
  • Siamkatze
  • Burma
  • Russisch blau
  • Sphinx

Natürlich verliert auch die Sphinx, eine Nacktkatze, wenig Haare. Aber sie putzt sich natürlich auch und durch den Speichel gelangen die Allergene auch bei der Nacktkatze auf den Körper. Dazu passt allerdings nicht, dass auch die sibirische Waldkatze, die ein sehr langhaariges Fell hat, immer wieder als weniger Allergie Symptome auslösend beschrieben wird.

Einen gewissen Einfluss auf den Allergen Ausstoß von Katzen hat aber auch deren Naturell.

Heißt das, sanfte Katzen haben weniger Allergene als wilde Katzen?

Gerade nicht! In einer amerikanischen Studie hat man festgestellt, dass gerade die aggressiven Katzen deutlich weniger allergen waren als die zutraulichen Samtpfoten.

Man hört immer wieder von Versuchen, allergenfreie Katzen zu züchten. Was ist davon zu halten?

Versuche, Katzenrassen zu züchten, die völlig frei von Allergenen sind, gibt es immer wieder. Allerdings sind diese Versuche bislang alle gescheitert.

Was raten Sie Katzenallergikern, die noch keine Katze haben, sich aber eine wünschen?

Ich würde Katzenallergikern empfehlen, im Tierheim nach einer Katze zu suchen, die den hier als allergenarm beschriebenen Eigenschaften entspricht.

Allergenärmere Katzen sind:

  • Altere Katzen
  • Weibliche Katzen
  • Kastrierte Kater
  • Katzen, die wenig haaren
  • Etwas „ruppigere“ Katzen

Man könnte das Tier dann versuchsweise aufnehmen und prüfen, ob es zu Allergiesymptomen kommt. Das sollte sich sehr bald zeigen, innerhalb weniger Stunden oder Tage.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die man treffen kann, um die Allergenbelastung durch die Katze im Haushalt gering zu halten.

Was kann man tun, um den Gehalt an Katzen-Allergenen im Haushalt gering zu halten?

Man kann Katzenallergene im Haushalt reduzieren. Dazu gehört eine entsprechende Einrichtung, die wenig Haftfläche für Katzenallergene bietet und leicht zu reinigen ist. Auch Staubsauger und Luftreiniger mit HEPA-Filter können helfen.

Und schließlich gibt es ja auch noch die Möglichkeit, sich gegen das Katzenallergen Fel d 1 desensibilisieren zu lassen. Das geht mit der Spritze oder zum Einnehmen und funktioniert in den meisten Fällen sehr gut.

Herr Prof. Bergmann, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

07. Dezember 2022

Autor: S. Jossé/K-C. Bergmann , www.mein-allergie-portal.com

Artikel teilen

Lesen Sie auch

Weitere Beiträge