Zöliakie-Austausch – Selbsthilfe auf Facebook
Sie haben jetzt auch einen Zöliakie-Austausch Blog, welche Angebote gibt es da, die Ihre Facebook Gruppe nicht bietet?
Patrizia Schmidtlein: Der Hauptvorteil unseres Blogs www.zoeliakie-austausch.de ist, dass er öffentlich im Internet erreichbar ist. So können auch Personen, die keinen Facebook Account haben, auf die wichtigsten ausgewählten, Informationen aus der Gruppe zugreifen. Im Blog werden Themen und Fragen, die in der Gruppe immer wieder kommen, in einer FAQ zusammengestellt. Das hilft den Neueinsteigern zu Beginn die wichtigsten Antworten zum Einstieg in das glutenfreie Leben zu erhalten.
Auf dem Blog werden auch Umfragen und Gewinnspiele veröffentlicht, da dies über Facebook nicht erlaubt bzw. mit Zusatzkosten für die Betreiber verbunden ist. Zusätzlich bietet der Blog im Gegensatz zu Facebook auch beim Zugriff per Smartphone oder Tablet eine Volltextsuche an. Somit können die Besucher auch mobil gezielt nach Rezepten, FAQ’s oder Beiträgen suchen oder an den Aktionen teilnehmen. Wir möchten, dass alle Betroffenen und nicht nur Nutzer von Facebook, an unseren Aktivitäten teilnehmen können.
Welche Themen bewegen aus Ihrer Sicht die Mitglieder von Zöliakie-Austausch? Welches sind die Kernthemen und welche Themen kommen evtl. neu hinzu?
Jürgen Schmidtlein: Für Neulinge ist die große Frage immer die gleiche: "Was darf ich essen?". Um diesen Menschen den langen Weg des Suchens und Einlesens zu ersparen gibt es bei uns in der Gruppe das Dokument "Basiswissen für Anfänger" und im Blog die FAQs. Hier erfährt man in Kürze alles Nötige, was der Zöli zum gesund werden braucht.
Für bestehende Mitglieder sind die Hauptthemen:
- Kochen und Backen
- auswärts Essen gehen
- Urlaub
- und was gibt es Neues am Markt
Gerade in den letzten Jahren gibt es sehr viele glutenfreie Produktangebote für Menschen mit Zöliakie und es gibt auch immer mehr spezielle Angebote in Restaurants und Hotels. Sind Sie mit dieser Entwicklung zufrieden? Was würden Sie sich von Seiten der Industrie wünschen? Gibt es im Ausland Entwicklungen, die Sie sich auch für Deutschland wünschen?
Patrizia Schmidtlein: "Sehr viele Produkte" klingt aus der Sicht eines Betroffenen übertrieben. Ja, es ist im Vergleich zu vor 30 Jahren ein Paradies und selbst vor 10 Jahren hätte man sich das heutige Sortiment noch nicht vorstellen können. Wenn sich ein Nichtbetroffener aber mal testweise eine Woche komplett gf ernähren würde, wären die Lücken schnell ersichtlich:
- Die meisten Brote schmecken nur getoastet. Das ist unterwegs immer ein Problem
- Was isst man unterwegs? Man findet in den Geschäften meist nur Süßes, was es auf die Hand gibt. Aber ein Brötchen oder eine Breze sind Fehlanzeige.
- Und natürlich besteht immer die Gefahr der Kontamination, die das Essen auswärts sehr schwer macht.
Trotz allem sind wir grundsätzlich zufrieden, wie sich der Markt in den letzten Jahren entwickelt. Die meisten Supermärkte und Discounter bieten gf Spezialprodukte an. Die wichtigste Entwicklung ist natürlich die Vorschrift seit 2005, Allergene in den Zutatenlisten aufzuführen.
Es wurde viel erreicht, aber die Entwicklung muss weiter gehen, denn es gibt noch viel zu tun.
Offen verkaufte Produkte unterliegen keiner Kennzeichnungspflicht. Die meisten Kellner und Köche wissen nur wenig bis gar nichts über Gluten, geschweige denn über Kontamination.
Aus Kosten- und Geschmacksgründen greifen mittlerweile immer mehr Hersteller zu gf Weizenstärke. Nachteil für ca. die Hälfte der Betroffenen, die diese nicht vertragen. Man wird zum Außenseiter unter den Außenseitern.
Nach wie vor gibt es viele Produkte, die gerade von Kindern schmerzhaft vermisst werden, wie z.B. die Milchschnitte. Hier machen sich in der Gruppe viele fürsorgliche Mamis ans Werk und backen eine eigene Variante, um dem Kind ein wenig Normalität zu bieten.
Es gibt außerhalb Deutschlands einen enormen Vorsprung, was das Essen in Lokalen angeht. Schweden, Italien und Spanien bieten bei Mc Donalds gf Burger an. In England hat sich Pizzahut als Kette dazu entschlossen, gf Pizzen zu verkaufen. Andere Ketten wie Starbucks und Co bieten gf Muffins an. Natürlich einzeln verpackt, um sie keiner Kontamination auszusetzen.
Die Restaurants in diesen Ländern sind auch besser informiert. Das Personal ist geschult, kennt den Begriff „glutenfrei“ und weiß damit umzugehen. Die meisten haben sogar extra gf Speisekarten oder kennzeichnen die gf Speisen in ihrer Standardkarte. Auch Amerika ist uns in diesem Punkt weit voraus.
Wenn wir es nun auch noch schaffen, das Essen gehen in Restaurants, auf großen Familienfeiern, in Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern und Kantinen, sowie im Urlaub für Zölakiebetroffene sicher zu machen, dann können wir uns auch außerhalb sorgenfrei mit unseren Freunden, Familien und Bekannten treffen und am "normalen" Leben wieder teilnehmen.
Frau Schmidtlein, Herr Schmidtlein, herzlichen Dank für dieses Interview!
- << Zurück
- Weiter