Kälteurtikaria – wann kann es zur Anaphylaxie kommen?
Nur ein kurzer Kontakt mit Kälte, das Halten eines kühlen Getränks oder die Erfrischung am kalten Wasserhahn - schon beginnt das Jucken und es bilden sich rote Quaddeln. So oder ähnlich äußert sich die Kälteurtikaria. Doch nicht immer bleiben die Symptome auf einzelne Hautareale begrenzt. Auch zu Anaphylaxie kann es kommen – und zwar gar nicht so selten. Die Kälteurtikaria kommt absolut gesehen nicht sehr häufig vor. Betroffen sind in der Mehrzahl Mädchen oder Frauen im frühen Erwachsenenalter. Oft leiden die Patienten zusätzlich an Heuschnupfen oder Asthma, oder es gibt allergische Erkrankungen in der Familie.
Autor: Irene Brandenburg
Typische Symptome der Kälteurtikaria
Kennzeichnend für die Kälteurtikaria sind Hautquaddeln, die nach einem Kältereiz auftreten. Auch Schwellungen der Haut oder Schleimhäute, sogenannte Angioödeme, können entstehen. Die Kälte kann durch Gegenstände, Flüssigkeiten oder Luft auf den Körper übertragen werden. Dabei reagiert nicht jeder Betroffene auf die gleichen Kältereize. Bei manchen Menschen reicht ein kurzer, mäßiger Kältekontakt, um Beschwerden auszulösen, andere bekommen erst bei tiefen Temperaturen Probleme.
Auch die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein: Die meisten Betroffenen entwickeln lokale Beschwerden, also zum Beispiel eine Urtikaria an den kürzlich im kalten Wasser gewaschenen Händen. Für andere kann die Kälteurtikaria dagegen sehr gefährlich werden: Nahezu 20 Prozent der Betroffenen erleiden – einer spanischen Studie2 zufolge – lebensbedrohliche Symptome.
Kälteurtikaria: Wann steigt das Risiko einer Anaphylaxie?
„Je größer die Kontaktfläche mit dem Kältereiz ist und je systemischer die Kälte wirkt, desto größer ist das Risiko systemischer oder anaphylaktischer Reaktionen“, schreiben US-Amerikanische Wissenschaftler dazu in einem Übersichtsartikel1. Ein Sprung ins kalte Wasser löst also häufiger eine anaphylaktische Reaktion aus als der Griff in den Kühlschrank. Eine Infusion kühler Flüssigkeit in die Vene birgt ein größeres Gefahrenpotenzial als das Verschlucken von etwas kaltem Wasser.
Kälteurtikaria: Wer sollte ein Notfallset mit sich führen?
Um eine Anaphylaxie rechtzeitig zu behandeln sollten manche Betroffenen immer Notfallmedikamente bei sich haben. Die Wissenschaftler1 empfehlen dies für Menschen bei denen:
- das Eintauchen in kaltes Wasser zu Symptomen führt, oder
- in der Vergangenheit Symptome im Mund-Rachen-Bereich aufgetreten sind oder
- es bereits zu systemischen Reaktionen gekommen ist.
Außerdem sollten gefährdete Menschen auch darauf achten, bestimmte Aktivitäten nicht allein zu unternehmen. Beim Schwimmen zum Beispiel muss immer eine Begleitperson dabei sein, um im Notfall rechtzeitig zu helfen.
Menschen mit weniger starken Reaktionen raten die Wissenschaftler, in erster Linie die Auslöser zu vermeiden. Das ist nicht immer einfach: Kalte Getränke, kalte Gegenstände, kalte Luft und das Bad im kalten Wasser – überall ist Vorsicht geboten. Wenn es nicht möglich ist, Kälte zu umgehen oder wenn die Symptome sehr ausgeprägt sind, wird zur Einnahme nicht-sedierender Antihistaminika geraten.
Quellen:
1 Mari DC, Banks TA. Pearls and pitfalls: Cold-induced urticaria. Allergy Asthma Proc. 2020;41(4):301-304. DOI: 10.2500/aap.2020.41.200033
2 Deza G, Brasileiro A, Bertolín-Colilla M, Curto-Barredo L, Pujol RM, Giménez-Arnau AM. Acquired cold urticaria: Clinical features, particular phenotypes, and disease course in a tertiary care center cohort. J Am Acad Dermatol. 2016;75(5):918-924.e2. DOI: 10.1016/j.jaad.2016.06.017
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