Psoriasis: Wie helfen Photo-Sole- & PUVA-Therapie?
Dass Salzwasser und Sonnenlicht bei Hauterkrankungen wie der Psoriasis heilsam sein können, ist bekannt. Aber nicht alle von Schuppenflechte Betroffenen leben unter solch günstigen klimatischen Bedingungen. Mit der Photo-Sole-Therapie oder der PUVA-Therapie ist es jedoch möglich, die positive Wirkung von Meer und Sonne auf die Psoriasis-Haut quasi nachzustellen. Wie das funktioniert, erklärt Prof. Dr. med. Hjalmar Kurzen, Dermatologe in Freising für MeinAllergiePortal.
Interviewpartner: Prof. Dr. med. Hjalmar Kurzen
Autor: Sabine Jossé M.A.
Für welche Psoriasis-Patienten sind Therapien wie die Photo-Sole-Therapie und PUVA-Therapie geeignet?
Die PUVA-Therapie und die Photo-Sole-Therapie sind grundsätzlich für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Schuppenflechte geeignet. Das bedeutet, dass Patienten ein bestimmtes Ausmaß an Schuppenflechte haben müssen, damit sich die Bestrahlung des gesamten Körpers auch „lohnt“. Sind nur kleine Areale befallen, reicht meistens eine Therapie mit Cremes aus. In schweren Fällen und bei häufigen Rezidiven stellen wir die Patienten meistens auf eine Systemtherapie ein.
Ein Sonderfall ist der Befall der Hände und Füße, denn die mittelschwere bis schwere Schuppenflechte der Hände und Füße spricht auf normale Maßnahmen häufig nicht gut an. Deshalb können die Hände und Füße separat bestrahlt werden, auch wenn der restliche Körper nicht so stark befallen ist.
Gibt es auch Patienten, für die eine Photo-Sole-Therapie bzw. PUVA-Therapie nicht geeignet sind?
Die Bade-PUVA Therapie oder Photo-Sole-Therapie erfordert eine gewisse körperliche Fitness. Zumindest sollte man in der Lage sein, in und aus einer Badewanne, die mit Folien ausgelegt ist, ohne Verletzung rein- und wieder rauszukommen. Ansonsten sollten Patienten, die photosensibilisierende Medikamente einnehmen, diese Therapie nicht erhalten.
Photosensibilisierende Medikamente, die bei einer Bade-PUVA Therapie oder Photosole Therapie nicht eingenommen werden dürfen, sind zum Beispiel:
- Johanniskraut
- Bestimmte Diuretika - entwässernde Medikamente (z.B. Thiazide)
- Tetrazykline - Antibiotika
Auch bei bereits vorhandenem Hautkrebs oder bestimmten Autoimmunerkrankungen, wie beispielsweise Lupus erythematodes (SLE), sollte eine Lichttherapie nicht durchgeführt werden. Außerdem ist die Therapie für Kinder nicht zugelassen.
Spielt bei der Photo-Sole-Therapie und der PUVA-Therapie der Schweregrad der Schuppenflechte eine Rolle?
Ja, der Schweregrad spielt eine Rolle, denn es macht ja vergleichsweise wenig Sinn, wenn zum Beispiel nur zwei kleine Plaques an den Ellenbogen vorhanden sind, diese mit einer Ganzkörpertherapie zu behandeln. Daher sollte der Schuppenflechte Befall größer 10 Prozent der Körperoberfläche sein. Meist wird hierfür auch der so genannte PASI (Psoriasis Area and Severity Index) Wert bestimmt. Dieser sollte größer zehn sein. In den PASI-Wert fließen neben der Ausdehnung auch das Ausmaß der Rötung und das Ausmaß der Schuppung mit hinein. Es gibt aber bei der Psoriasis auch sogenannte „Upgrade Kriterien“, das sind Kriterien, bei denen die Behandlung mit der Photo-Sole- oder PUVA-Therapie auch bei einem geringeren Psoriasis Befall empfohlen wird.
Was gilt bei der Schuppenflechte als Upgrade Kriterium?
Von Upgrade Kriterien spricht man bei Psoriasis, wenn sichtbare oder besonders empfindliche Areale von der Psoriasis betroffen sind. Zu diesen gehören:
- Handflächen oder Handrücken
- Gesicht
- Genitalbereich
Das bedeutet, in diesen Fällen muss das Ausmaß der Erkrankung die ansonsten geltenden 10 Prozent der Körperoberfläche nicht erreichen, um eine Therapie zu ermöglichen. Die betreffenden Areale können dann mit einer Photo-Sole- oder PUVA-Therapie behandelt werden. Für die Hände und Füße gibt es ein spezielles Belichtungsgerät, das man in Verbindung mit
dem Photosensibilisator Psoralen angewendet werden kann.
Ist die Photo-Sole-Therapie bzw. die PUVA-Therapie auch für Kinder mit Psoriasis geeignet?
Nein, Kinder und Jugendliche dürfen nicht mit Lichttherapie behandelt werden. Das liegt an der wesentlich empfindlicheren Kinderhaut und dem dadurch vorhandenen höheren Krebsrisiko.
Wie genau wird die Photo-Sole-Therapie bei Psoriasis durchgeführt?
Grundsätzlich gibt es zwei Formen der Photo-Sole-Therapie. Zum einen die synchrone Photo-Sole-Therapie, die so wie am schwarzen Meer durchgeführt wird. Der Patient badet in einer Salzlösung und wird hierbei gleichzeitig - synchron - bestrahlt. Daneben gibt es die asynchrone Photosole Therapie, die im Ablauf genauso wie die PUVA-Therapie durchgeführt wird, nämlich Baden in einer Salzlösung, meist mit Hilfe eines Foliensystems und Bestrahlung im Anschluss. Das Ganze dauert circa 20 Minuten. Das Foliensystem wird verwendet, um Salz zu sparen. Es werden 20 bis 30-prozentige Salzlösungen verwendet. Ein Vollbad enthält circa 150 l Wasser. Da würde man 20 bis 30 kg Salz pro Vollbad benötigen, was natürlich allein schon aus Umweltschutzgründen nicht machbar ist. Mit dem Foliensystem werden nur 4 bis 5 l Wasser und entsprechend weniger Salz verbraucht. Bei der synchronen Photo-Sole-Therapie werden 150 l Sole gereinigt und wiederverwendet. Hierfür gibt es ein kommerzielles System.
Psoriasis Therapie: Photo-Sole-Therapie, Patient badet in einer Salzlösung.
Psoriasis Therapie: UV-Kabine für eine Photo-Sole-Therapie
Wie oft und wie lange werden die Photo-Sole-Therapie bzw. die PUVA-Therapie bei Psoriasis durchgeführt?
Sowohl die Photo-Sole- als auch die PUVA-Therapie werden in Deutschland 3 bis 4 Mal pro Woche durchgeführt. Begleitend werden Pflegecremes sowie Kortison- und Vitamin D Cremes angewendet. Nach 35 Behandlungen sollte ein voller Therapieerfolg erzielt worden sein und deshalb mindestens ein halbes Jahr pausiert werden. Die Wirkung der Photo-Sole- und PUVA-Therapie setzt sehr schnell ein, und die Patienten berichten dann über ein verbessertes Hautbild und deutlich weniger Juckreiz.
Wie lange hält der Effekt der Photo-Sole-Therapie bzw. der PUVA-Therapie bei Psoriasis an?
Bei manchen Patienten hält der Erfolg der der Photo-Sole-Therapie bzw. PUVA-Therapie sehr lange an. Im Schnitt ca. 6 bis 9 Monate. Wenn die Schuppenflechte schneller zurückkommt oder nicht vollständig auf die Lichttherapie angesprochen hat, sollte eine systemische Therapie eingeleitet werden. Hierfür haben wir in Deutschland in den letzten Jahren eine Vielzahl neuer Therapien bekommen. Sowohl Tabletten, zum Beispiel Fumarate, Tyk2-Inhibitoren oder Phosphodiesterase-Hemmer, als auch Spritzentherapien, zum Beispiel Methotrexat oder Biologica stehen passend für jeden Patienten zu Verfügung.
Wie genau wird die PUVA-Therapie durchgeführt?
Die PUVA-Therapie wird im Prinzip genauso wie die Photo-Sole-Therapie asynchron durchgeführt. Heutzutage erfolgt dies meist mit Hilfe des genannten Foliensystems, wenn der ganze Körper bestrahlt wird. Es wird nur kein Salz zugegeben, sondern eine Psoralen Lösung. Psoralen ist ein Licht sensibilisierendes Medikament, das ursprünglich aus den in Wiesengräsern enthaltenen Furocumarinen synthetisiert wurde. Psoralen kann auf die Haut auf gebadet werden. Man kann es aber auch in Form einer Creme auftragen oder als Flüssigkeit aufpinseln. Dies macht man bei kleinflächigem Befall - Creme-PUVA, Pinsel-PUVA.
In den 80er Jahren wurde Psoralen auch in Tablettenform verabreicht - Systemische PUVA. Da die Verträglichkeit jedoch nicht so gut war und die erhöhte Lichtempfindlichkeit den ganzen Tag andauerte, mussten die Patienten sich den gesamten Tag vor Licht schützen. Außerdem mussten sie eine spezielle Brille tragen, um die Augen zu schützen.
Auch aufgrund eines gehäuften Auftretens von Hautkrebs bei Patienten die sehr häufig systemische PUVA erhalten hatten, ist die Therapieform heute verlassen worden. Die heute durchgeführte Bade PUVA und auch die Photo-Sole-Therapie erhöhen die Lichtempfindlichkeit nur für ca. 1 Stunde. Ein erhöhtes Hautkrebsrisiko besteht bei richtiger Anwendung daher nicht (messbar).
Was ist zu beachten, wenn Patienten zusätzlich zur Photo-Sole-Therapie bzw. zur PUVA-Therapie einen Urlaub am Meer planen?
Der Urlaub am Meer ist bei durchgeführter Photo-Sole-Therapie unproblematisch, da durch die Photo-Sole-Therapie ja bereits UVB in niedriger Dosierung auf die Haut aufgebracht wurde und so bereits eine Vorbereitung für den Urlaub erfolgt ist. Die Photo-Sole-Therapie stellt sozusagen die Bedingungen am Toten Meer nach. Bei der PUVA-Therapie muss man gegebenenfalls etwas aufpassen, da das UVA in der PUVA-Therapie nur wenig bleibende Bräune und damit auch keinen Schutz vor DNA-Schäden anregt, beziehungsweise dies nur in wesentlich geringerem Ausmaß tut, als die Photosole Therapie. Das langwelligere UVA ist für die Sofortbräunung, zum Beispiel im Sonnenstudio, verantwortlich. Diese setzt schnell ein und verschwindet schnell wieder ohne hierbei eine DNA Schutzfunktion zu erzeugen.
Werden bei Psoriasis die Photo-Sole-Therapie bzw. die PUVA-Therapie von den Krankenkassen übernommen?
Seit dem Jahr 2008 ist sowohl die Photo-Sole-Therapie als auch die PUVA-Therapie eine Kassenleistung bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis, 35 Mal im halben Jahr.
Herr Prof. Kurzen, herzlichen Dank für dieses Gespräch!
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: S. Jossé/ H.Kurzen, www.mein-allergie-portal.com
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