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Die richtige Ernährung bei Schuppenflechte!

Psoriasis Behandlung
Psoriasis-Behandlung hilft nicht! Schaden bestimmte Fette? Foto: Anton Stolle

Psoriasis oder Schuppenflechte, tritt bei Übergewicht häufiger auf und die Behandlung hilft in vielen Fällen nicht ausreichend. Auf der Suche nach der Ursache stießen Leipziger Forscher auf bestimmte Fette in der Ernährung. So könnte eine Ernährung, die reich an gesättigten Fettsäuren ist, bei der Psoriasis-Behandlung schaden. Ein Team der Hautklinik und des Forschungslabors an der Universität Leipzig hat den Einfluss gesättigter Fettsäuren auf die Therapie der Schuppenflechte untersucht. MeinAllergiePortal sprach mit Privatdozentin Dr. rer. nat. habil A. Saalbach, Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie über die Forschungsergebnisse ihres Teams zur richtigen Ernährung bei Schuppenflechte.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Dr. rer. nat. habil A. Saalbach

Frau Privatdozentin Saalbach, wieviel häufiger kommt Psoriasis bei übergewichtigen Menschen vor, im Vergleich zu Normalgewichtigen?

Es gibt inzwischen viele epidemiologische Studien die zeigen, dass übergewichtige Menschen ein erhöhtes Risiko haben, an Schuppenflechte bzw. Psoriasis zu erkranken. Das Risiko ist dann im Durchschnitt etwa doppelt so hoch.

Kommt die Psoriasis eher durch das Übergewicht oder kommt das Übergewicht durch die Psoriasis?

Es geht in beide Richtungen. Bei Übergewicht hat man sehr viel Fettgewebe. Inzwischen wissen wir, dass Fettgewebe nicht nur ein Energiespeicher ist, sondern ein sehr aktives Gewebe. Fettgewebe produziert unter anderem sehr viele Entzündungsmediatoren. Das ist gerade bei Erkrankungen wie Psoriasis, die selbst mit einer Entzündung, einer Inflammation einhergehen, sehr schädlich. Über diesen Weg kann Übergewicht entzündliche Erkrankungen wie die Schuppenflechte verschlimmern oder regelrecht befeuern.

Umgekehrt sind Patienten mit schwerer Psoriasis und massiv betroffener Haut natürlich auch stark eingeschränkt. Natürlich hat man dann Schwierigkeiten, Sport zu treiben. Mit Psoriasis gehen auch psychische Belastungen einher. Auch dies fördert einen ungünstigen Lebensstil und kann zu Übergewicht führen.

Bei Patienten mit Adipositas ist die Psoriasis auch schwerer zu behandeln, wie zeigt sich das konkret?

Die Effizienz der Psoriasis-Behandlungen ist bei Adipositas tatsächlich nicht so hoch wie bei Normalgewichtigen. Verallgemeinert kann man feststellen, dass die Therapie meist nicht so gut und nicht so schnell hilft.

Sie haben in Ihrer Studie speziell den Zusammenhang zwischen Schuppenflechte Adipositas und Fettsäuren untersucht, was genau sind Fettsäuren?

Fette sind aus Fettsäuren aufgebaut und sind wichtige Nahrungsbestandteile. Sie sind Energielieferanten und Bausteine für unsere Zellen, unsere Zellhüllen. Die Zellmembranen werden aus Fetten aufgebaut. Fette sind aber auch Transportstoffe für, zum Beispiel, wasserunlösliche Vitamine. Chemisch sind Fettsäuren Ketten aus Kohlenstoffatomen, die mit einer sogenannten Einfachbindung oder Mehrfachbindung verbunden sind. Fettsäuren, die durch Einfachbindungen verbunden sind, sind die „gesättigten Fettsäuren“. Im Volksmund werden gesättigte Fettsäuren oft als „schlechte Fettsäuren“ abgestempelt. Aber es kommt immer auf die Menge an. Fettsäuren mit Mehrfachbindungen sind die ungesättigten Fettsäuren, die sogenannten „guten Fettsäuren“. Ungesättigte Fettsäuren haben sehr viele günstige Eigenschaften.

In welchen Nahrungsmitteln kommen gesättigte Fettsäuren vor?

Gesättigte Fettsäuren findet man vor allem in tierischen Produkten wie:

  • Fleisch
  • Butter
  • Käse
  • Eier

Fischöl macht hier eine Ausnahme. Pflanzliche Produkte wie Palmöl und Kokosöl enthalten aber ebenfalls sehr viele gesättigte Fettsäuren.

In welchen Nahrungsmitteln kommen ungesättigte Fettsäuren vor?

Ungesättigte Fettsäuren findet man in vielen pflanzlichen Produkten wie:

  • Rapsöl
  • Olivenöl
  • Leinsamenöl

Aber auch bestimmte tierische Nahrungsmittel wie fetter Fisch oder Fischöl enthält viele ungesättigte Fettsäuren oder Omega-3-Fettsäuren.

In Ihrer Studie zu Übergewicht und Ernährung bei Psoriasis haben Sie speziell die gesättigten Fettsäuren untersucht, was war der Grund?

Das Team der Hautklinik hat immer wieder beobachtet, dass Übergewicht und Schuppenflechte zusammenhängen. Zudem haben epidemiologische Studien diese Beobachtung bestätigt. Dann haben wir uns die Frage nach der Ursache gestellt. Warum ist die Schuppenflechte bei übergewichtigen Menschen stärker ausgeprägt? Wir haben uns dann sowohl im Maus-Modell, als auch an den Patienten, die Stärke der Hautentzündung bei der Psoriasis im Zusammenhang mit verschiedenen Blutparametern und Entzündungsparametern angeschaut. Dabei konnten wir sehen, dass bei der Psoriasis vor allem die Menge an gesättigten Fettsäuren mit der Krankheitsschwere zusammenhängt. Darüber waren wir sehr überrascht. Daraufhin haben wir untersucht, wie sich gesättigte Fettsäuren bei der Schuppenflechte auf die Entzündung auswirken.

Kann man aus Ihren Forschungsergebnissen schließen, dass gar nicht das Übergewicht, sondern ein „zu viel“ an gesättigten Fettsäuren in der Ernährung die Entzündungsreaktion befeuert?

Jein! Übergewicht befeuert Entzündungsreaktionen und Fettsäuren spielen eine entscheidende Rolle bei der Inflammation. Ob bei der Psoriasis zusätzlich noch andere Faktoren wirken, die bei Übergewicht verändert sind, kann man natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen. Wir können jedoch ganz klar sagen: Fettsäuren sind bei Übergewicht ein großes Problem. Ob noch weitere Faktoren im Zusammenhang mit Übergewicht dazu beitragen, haben wir nicht untersucht.

Wird die Psoriasis besser, wenn man weniger gesättigte Fettsäuren isst?

Im Maus-Model haben wir gesehen: Allein, wenn man die gesättigten Fettsäuren reduziert, kommt es zu einer Verbesserung der Entzündungsreaktion. Dieser positive Effekt zeigt sich sogar schon bevor das Gewicht abgenommen hat. Das bedeutet, dass die gesättigten Fettsäuren wahrscheinlich eine ganz wesentliche Rolle bei der Entzündung spielen, die mit der Schuppenflechte einhergeht.

Was bedeutet es für die Behandlung von Psoriasis-Patienten, dass gesättigte Fettsäuren in der Nahrung die Entzündung und damit die Psoriasis-Symptome verschlimmern?

Übergewicht ist ein Problem, nicht nur bei Schuppenflechte-Patienten. Es muss immer das erste sein, was man bekämpft. Dies schon allein deshalb, weil es ja auch für das kardiovaskuläre System ein großes Problem ist. Wir denken aber, dass übergewichtige Psoriasis-Patienten auch dann von einer Ernährungsumstellung profitieren, wenn sie kein Gewicht verlieren. Unser Fazit lautet daher:

Es ist ganz wichtig, den Erfolg einer Ernährungsumstellung nicht nur am Körpergewicht festzumachen. Für Psoriasis-Patienten kann eine Ernährungsumstellung auf deutlich weniger gesättigte Fettsäuren schon hilfreich sein, auch wenn sich das Gewicht dabei nicht verändert!

Können denn dann auch normalgewichtige Psoriasis-Patienten, die viele gesättigte Fettsäuren essen, von einer Ernährungsumstellung profitieren?

Es ist ja nicht so, dass Psoriasis nur bei übergewichtigen Menschen auftritt, sie ist nur häufiger. Deshalb würde es auch Patienten mit Schuppenflechte, die kein Übergewicht haben, helfen, gesättigte Fettsäuren im Speiseplan zu reduzieren. Laut unseren Untersuchungen ist nicht das Übergewicht das alleinige Problem, sondern eben die gesättigten Fettsäuren.

Woran kann man gesättigte Fettsäuren in Lebensmitteln erkennen?

Auf den Zutatenlisten der Lebensmittel sieht man oft, wie viele gesättigte und ungesättigte Fettsäuren im Produkt enthalten sind. Darauf sollte man achten. Der Anteil an gesättigten Fettsäuren sollte nicht zu hoch sein. Als Faustregel gilt, je fester das Fett, umso mehr gesättigte Fettsäuren sind enthalten.

Welche Konsequenzen hat das Ergebnis Ihrer Studie für die Therapie der Psoriasis?

Eine ganz klare Erkenntnis unserer Studie ist, dass Psoriasis-Patienten von einer Ernährungsumstellung profitieren können. Ernährungsumstellung heißt, dass der Verzehr von gesättigten Fettsäuren reduziert wird. Das Team an unserer Hautklinik führt hierzu gerade eine Studie durch. Patienten mit leichter Psoriasis, mit leichter Schuppenflechte, erhalten eine ausführliche Ernährungsberatung und Ernährungsintervention. Dann wird geprüft, ob und wie sich die Ernährungsumstellung auf das Krankheitsgeschehen der Schuppenflechte auswirkt. So können wir sehen, ob das, was sich im Maus-Modell gezeigt hat, auch am Menschen funktioniert. Die Ergebnisse sehen hoffnungsvoll aus!

Außerdem lief in Deutschland eine weitere Studie an Schuppenflechte-Patienten, die mit sogenannten IL-17 Blockern behandelt werden. Hier wurde der Therapieeffekt von IL-17 Blockern mit und ohne Ernährungsumstellung oder Lifestyleveränderung untersucht. Das ist eine Kombination aus Ernährungsberatung und Sport, was letztendlich einen ähnlichen Effekt hat. Ernährungsumstellung wird niemals die klassischen Medikamente in der Schuppenflechte-Therapie ersetzen, kann aber sicher die Therapie unterstützen.

Könnte man mit einer Ernährungsumstellung auch eine Psoriasis von vornherein verhindern?

Schuppenflechte verläuft häufig in Schüben. Es gibt Phasen, in denen man die Krankheit sehr gut im Griff hat. Es gibt aber auch Phasen, in denen man die Symptome schlechter im Griff hat. Wenn man die Ernährung entsprechend einstellt, könnte das präventiv helfen. Ob das tatsächlich so ist, müssen wir jetzt in klinischen Studien untermauern.

Frau Privatdozentin Saalbach, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Quelle:

"Overexpression of S100A9 in obesity impairs macrophage differentiation via TLR4-NFkB-signaling worsening inflammation and wound healing" DOI: 10.7150/thno.67174 

 

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

09. Juni 2022

Autor: S. Jossé/A. Saalbach , www.mein-allergie-portal.com

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