Skip to main content
- Anzeige -
- Anzeige -

Akupunktur bei Heuschnupfen und Allergie!

Akupunktur Heuschnupfen Allergie
Akupunktur bei Allergien und Heuschnupfen - Hilft das? Bildquelle: Y.Yarin

Die Akupunktur ist eine der ältesten Therapieformen. Neben der klassischen Schulmedizin gewinnt sie zunehmend an Bedeutung. Aber hilft sie auch bei Allergie und Heuschnupfen? MeinAllergiePortal sprach mit Dr. Yury Yarin, Facharzt für HNO, Allergologie, Hörgeräteversorung und Akupunktur in Dresden.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Dr. Yury Yarin

 

 

Akupunktur bei Allergie und Heuschnupfen: Die wichtigsten Fakten!

Die Akupunktur kam ursprünglich aus China und ist Teil der traditionellen chinesischen Medizin (TCM)

Die 5 Elemente der Akupunktur sind: Luft, Wasser, Feuer, Metall und Holz

Bei Allergien wirkt Akupunktur abschwellend, immunstärkend, schmerzsenkend, durchblutungssteigernd, Muskelspannungen abbauend

Bei einer akuten Erkrankung kann auch schon die erste Akupunktur-Sitzung wirksam sein, bei chronischen Leiden zeigt sich eine Besserung erfahrungsgemäß nach fünf Sitzungen

Bei Heuschnupfen zeigt sich die Wirkung der Akupunktur oft durch eine freie Nase, die nicht mehr tropft und juckt, Asthma-Patienten benötigen durch Akupunktur oft deutlich weniger Asthmaspray und auch Patienten mir Riechstörungen oder Geschmacksstörungen kann Akupunktor oft ausgezeichnet helfen

Aber: Wie bei allen anderen Therapien auch, wirkt Akupunktur nicht bei jedem Patienten gleichermaßen

 

Herr Dr. Yarin, was bedeutet „Akupunktur“?

Der Begriff Akupunktur, aus dem Lateinischen „acus = Nadel“ und „punctura = Stich“, wurde im Jahre 1683 von dem niederländischen Arzt Wilhelmi ten Rhyne erstmals in Europa verwendet. Seitdem und bis heute gilt die Akupunktur als ein „exotisches Wissen“. Als „Akupunktur“ bezeichnet man in der Tat das „Einstechen einer Nadel“ in ein spezifisches „Hautareal“. Dieses Hautareal wird als „Akupunkturpunkt“ oder „Triggerpunkt“ bezeichnet. Heute ist bekannt, dass der Akupunkturpunkt aus anatomischer Sicht eine Art „Öffnung im Bindegewebe“ darstellt. Dieses Bindegewebe, auch als Faszien bezeichnet, umhüllt die Muskeln und alle inneren Organe, und durch diese Öffnungen verlaufen sogenannte Gefäßnervenbündelchen. Interessant ist, dass für diese Akupunkturpunkte eine höhere elektrische Leitfähigkeit und Ionenaustauschfähigkeit nachgewiesen wurde. Die Gefäßnervenbündelchen senden Signale an das Gehirn. Neuronale Verbindungen erzeugen eine Nervenreizung spezifischer Funktionsareale des Gehirns und/oder der inneren Organe.

Welche „Philosophie“ steckt hinter diesem Konzept?

Die Akupunktur kam ursprünglich aus China und ist Teil der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Die erste Beschreibung dieser Heilmethode stammt von Huang Di, dem sogenannten „Gelben Kaiser“, welcher 2696 bis 2598 v. Chr. regierte. Es gibt aber Hinweise, dass die Akupunktur als Heilungsmethode noch älter ist. Diese Hinweise fand man zum Beispiel auch am Körper der ca. fünftausend Jahre alten Mumie des „Ötzi“, die in den Tiroler Alpen entdeckt wurde. Bei Ötzi wurden Tätowierungen in Form von Punkt-Tattoos an Körperstellen gefunden, die keien dekorative Funktion hatten, aber den Akupunkturpunkten exakt entsprechen.1) Im 17 Jahrhundert wurde diese Heilungsmethode dann als „asiatische Nadeltherapie“ auch in Europa bekannt.

Die Akupunktur beeinflusst den Qi-Fluss im Körper, was genau versteht man unter Qi-Fluss?

In der traditionellen chinesischen Medizin ist die Akupunktur Teil der taoistischen Weltanschauung. Das heißt, dass die Diagnose und Therapie von Krankheiten immer nach dem Prinzip der Dualität und Wechselwirkung von Ying und Yang betrachtet wird. Für die Akupunktur heißt das, dass alle „Akupunkturpunkte“ in zwei Gruppen eingeteilt werden. Diese werden bestimmten Energieflüssen zugeordnet, sogenannten „Qi-Flüssen“. Aber: Bis heute wurde keine dieser „Qi-Flüsse“ anatomisch nachgewiesen.

Wo setzt die Akupunktur an?

Die Akupunktur geht von einer Wechselwirkung verschiedener Faktoren aus. Zunächst spielen bei der Behandlung mit Akupunktur die fünf taoistischen Wandlungsphasen eine entscheidende Rolle.

Diese 5 Elemente der Akupunktur sind:

  • Luft
  • Wasser
  • Feuer
  • Metall
  • Holz

Die Projektion von Ying und Yang auf diese 5 Wandlungsphasen, pathologische Witterungsverhältnisse bzw. klimatische Einflüsse und Veränderungen des Energiehaushalts (Qi) erklären den ganzen Ablauf physiologischer und pathophysiologischer Ereignisse im Körper. Die Diagnose und Therapie werden dementsprechend auf diese Wandlungselemente abgestimmt. Aus Sicht der TCM handelt es sich bei der Allergie um eine „Wind-Krankheit“, die, zusammen mit „Kälte“ oder „Hitze“ in den Körper eindringt und den Abwehr-Qi-Fluss in die Lungen, der Haut und den Schleimhäuten behindert. Daraus resultiert ein Stau (Fülle) oder ein Mangel (Leere) des Abwehr-Qi und dies ist dann der Grund für die typischen allergischen Symptome wie Schwellung, wässrige Sekretion, Niesen, allergisches Ekzem und Konjunktivitis.2)

Wie wirkt Akupunktur bei Allergien?

Die Akupunktur ist Teil der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und hat im Körper verschiedene Wirkungen.

Bei Allergien wirkt Akupunktur wie folgt:

  • abschwellend
  • immunstärkend
  • schmerzsenkend
  • durchblutungssteigernd
  • Muskelspannungen abbauend

Generell wirkt Akupunktur wie folgt auf den Körper:

  • endokrin
  • vegetativ
  • sedierend
  • psychisch

Ist die Akupunktur bei jedem Patienten gleichermaßen wirksam?

Nein, natürlich wirkt Akupunktur nicht bei jedem Patienten gleichermaßen.

Welche Faktoren spielen eine Rolle?

Warum ist das so? Die unterschiedliche Wirkungsweise der Akupunktur erklärt die traditionelle chinesische Medizin mit der Lehre von den vier Temperamenten des Menschen.

Demnach gibt es die folgenden Temperamente:

  • Sanguiniker
  • Choleriker
  • Melancholiker
  • Phlegmatiker

Das bedeutet, je nach Temperament wirkt die Akupunktur auf jeden Menschen anders. Schulmedizinisch würden wir sagen, dass die Wirksamkeit der Akupunktur stark vom psychosomatischen Zustand des Patienten, dem Zustand seines Immunsystems und der Ausprägung der Krankheit abhängt.

Wie lange muss die Akupunktur angewendet werden, um einen positiven Effekt zu erzielen?

Bei einer akuten Erkrankung kann auch schon die erste Akupunktur-Sitzung wirksam sein. Bei chronischen Leiden zeigt sich eine Besserung erfahrungsgemäß nach fünf Sitzungen.

Wie lange hält die Wirkung der Akupunktur an?

Die Wirkungsdauer ist stark von der spezifischen Erkrankung abhängig. Bei Krankheiten des Bewegungsapparates ist die Linderung bzw. der positive Effekt von Dauer. Aber bei Allergien, wie zum Beispiel Heuschnupfen, begrenzt sich die sehr gute Wirkung der Akupunktur oft auf eine Saison.

Was ist der Unterschied zwischen Nadelakupunktur, Laserakupunktur, Elektroakupunktur?

Traditionell verwenden wir Nadelakupunktur, weil die Effektivität dieser traditionellsten Methode bereits durch mehrere Studien belegt ist. Diese Methode ist außerdem die unkomplizierteste und effizienteste Methode sowohl für den Arzt als auch für den Patienten.

Im Falle der Laserakupunktur und Elektroakupunktur fehlt leider noch der Nachweis ihrer Gleichwertigkeit mit der traditionellen Methode. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich jedoch hinzufügen, dass die Laserakupunktur, insbesondere bei Kindern und Menschen mit Nadelangst, gut verwendet werden kann. Meiner Erfahrung nach ist die Effektivität durchaus mit der traditionellen Methode vergleichbar.

Das heißt, Akupunktur hilft auch bei Kindern mit Allergien?

Akupunktur bei Kindern ist nicht einfach, denn häufig reagieren Kinder sehr ängstlich auf Nadeln, insbesondere im Grundschulalter. In solchen Fällen kann die besagte Laserakupunktur als eine alternative Therapiemethode gewählt werden. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Effektivität bei Kindern geringer wäre, als bei Erwachsen. Aber aufgrund dieses grundlegenden Problems, gibt es bisher keine Studien über Akupunkturbehandlungen bei Kindern, bzw. diese sind mir nicht bekannt.

Ist die Wirkung der Akupunktur bei Allergien auch wissenschaftlich nachgewiesen?

Die E­ffektivität der Akupunktur bei allergischer Rhinitis und anderen allergischen Erkrankungen wie Asthma oder allergischem Ekzem scheint in der Zytokinprofilregulation von TH1 und TH2-Zellen und insbesondere in der Expression von IL-10, IL-2 und IFN-γ zu liegen.3) Allerdings sind weitere Untersuchungen notwendig, um diese Hypothese zu bestätigen. In mehreren klinischen Studien ist die Akupunkturwirkung bereits aufgezeigt worden aber es bedarf weiterer grundlegender Untersuchungen.

Hilft die Akupunktur bei Atemwegsallergien, zum Beispiel Heuschnupfen, Tierhaarallergie, Hausstauballergie Schimmelpilzallergie?

Man kann Akupunktur bei praktisch allen allergischen Erkrankungen anwenden. Lediglich die Punktkombination wird sich unterscheiden, abhängig davon, welches konkrete Organ betroffen ist. Die einzigen Allergien, bei denen ich nicht zu Akupunktur raten würde, sind Nahrungsmittelallergien und anaphylaktische Reaktionen.

Wie wirkt Akupunktur konkret bei Heuschnupfen bzw. Pollenallergien?

Konkret zeigt sich bei Heuschnupfen die Wirkung der Akupunktur daran, dass die Nase frei wird und auch nicht mehr tropft und juckt. Patienten mit Asthma hingegen benötigen durch die Akupunktur deutlich weniger Asthmaspray. Außerdem ist erwiesen, dass die Akupunktur Patienten mir Riechstörungen oder Geschmacksstörungen ausgezeichnet helfen kann. Das ist sehr hilfreich vor dem Hintergrund, dass viele Corona-Patienten mit diesem Symptom zu kämpfen haben.

Welche Akupunkturpunkte sind die richtigen für Allergien und Heuschnupfen?

Meist ist nicht nur ein bestimmter Akupunkturpunkt für die Therapie einer spezifischen Krankheit verantwortlich. Vielmehr findet die Heilung durch die Kombination von unterschiedlichen Punkten mit vergleichbarer Wirkung statt. Zum Beispiel verwenden wir für Heuschnupfen die Punkte am Gesicht, Dickdarm 20, Ying Tang, NP12, Lungen 7, Milzpankreas 7, an der Ohrmuschel O.55, Interferon und Shen Men.

Wann setzt man Akupunktur ein, welche Patienten mit Pollenallergie sind geeignet?

Ich setze Akupunktur bei Heuschnupfen seit Jahren zusätzlich zu schulmedizinischen Behandlungsmethoden ein. Ich behandele Heuschnupfen Patienten grundsätzlich mit der Hyposensibilisierung. In Fällen, in denen diese Spritzentherapie oder Therapie mit Tropfen oder Tabletten nicht durchgeführt werden darf, nutze ich die Akupunktur. Nadeln setze ich hauptsächlich zur Behandlung der Rhinitis Allergica, also dem Heuschnupfen, und zur Behandlung von allergischem Asthma. Seltener nutze ich Akupunktur zur Behandlung der Neurodermitis, obwohl sie auch hier wirkt. Zu Nahrungsmittelallergien und Akupunktur gibt es keine Untersuchungen.

Wann setzen Sie die Hyposensibilisierung oder spezifische Immuntherapie (SIT) ein und wann die Akupunktur?

Grundsätzlich bevorzuge ich die Immuntherapie, weil wir hier sehr gute Erfahrungen gemacht haben - sowohl als Spritzentherapie als auch als sublinguale Therapie mit Tabletten oder Tropfen. Die Erfolgsquote bei der SIT liegt für die Pollenallergie bei 80 bis 90 Prozent und bei der Milbenallergie bei 70 bis 80 Prozent. Bei der Schimmelpilzallergie liegt die Erfolgsquote bei 40 bis 50 Prozent. Außerdem ist für die Hyposensibilisierung nachgewiesen, dass die Ausweitung der Allergie zu Asthma bronchiale vermieden wird. Für die Akupunktur-Behandlung ist dies noch nicht nachgewiesen.

Wann ist die Behandlung eines Pollenallergikers mit der Hyposensibilisierung nicht möglich?

Nicht möglich ist eine spezifische Immuntherapie bei jungen Frauen mit Kinderwunsch oder bei schwangeren Frauen. Hier ist eine Akupunktur-Behandlung eine sinnvolle Alternative, gerade auch bei Frauen mit Schwangerschaftsrhinitis. In der Schwangerschaft ist Akupunktur gut verträglich. Auch bei Autoimmunerkrankungen wie Morbus Addison, Hashimoto, Juvenile Diabetes Typ 1, Morbus Crohn und Tumoren wird die Immuntherapie nicht durchgeführt. Hier setze ich dann die Akupunktur ein.

Wie lange dauert die Behandlung mit Akupunktur bei Patienten mit Heuschnupfen?

Für die Pollenallergiker beginne ich die Akupunktur-Behandlung zwei bis drei Wochen bevor der Pollenflug ihres Allergens beginnt. Bei einer Gräserpollen Allergie wäre das zum Beispiel im Mai. Die Behandlung erfolgt in 12 bis 15 Sitzungen, ein bis zweimal pro Woche. So soll von vornherein vermieden werden, dass es zu schlimmen Symptomen kommt. Oft wird die Behandlung jährlich wiederholt.

Was kann man von der Akupunktur erwarten, was nicht?

Die Akupunktur ist eine gute Therapieoption für die Behandlung von chronischen Erkrankungen. Aber bei akuten, insbesondere Infektiösen, Erkrankungen, kann sie nur in Kombination mit anderen Therapiemethoden eingesetzt werden. In solchen Fällen würde Akupunktur eher eine symptomlindernde Rolle einnehmen. Es gibt die Meinung, dass Akupunktur Selbstheilungsprozesse anregt. Aber nicht immer und nicht bei allen Erkrankungen sind diese Selbstheilungsprozesse in der Lage, die Erkrankung allein zu bewältigen.

Wie ist Ihre generelle Erfahrung mit der Akupunktur bei Allergien?

Allergieerkrankungen sind besonders gut mit Akupunktur therapierbar. Im Fall von Heuschnupfen sind sie darüber hinaus als Prophylaxe vor Beginn der Saison anwendbar. Das führt dazu, dass der Patient an keinen Beschwerden/Symptomen während der Saison an sich leidet.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten einer Akupunktur bei Allergien?

Leider, trotz der nachgewiesenen Effektivität der Akupunktur, übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Behandlungskosten nicht. Dafür aber werden die Kosten aber von fast allen privaten Krankenkassen übernommen.

Wie findet man den richtigen Arzt für eine Behandlung mit Akupunktur?

Es gibt unterschiedliche Gesellschaften von Ärzten die Akupunktur praktizieren, zum Beispiel die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e. V. (DÄGfA) https://www.daegfa.de/. Auf der Website dieser Gesellschaft findet man die Adressen von praktizierenden Ärzten.

Quellen:

1)  L Dorfer, M Moser, F Bahr, K Spindler, E Egarter-Vigl, S Giullén, G Dohr, T Kenner, A medical report from the stone age?, THE LANCET,  Vol 354  September 18, 1999

2)      Bettina Hauswald, Yury Yarin, Akupunktur gegen allergische Rhinitis, Allergologie, Jahrgang 38, Nr. 11/2015, S. 538–544

3)      Hauswald B, Yarin Y., Acupuncture in allergic rhinits – a mini-review. Allergo J Int 2014; 23: 115–9, DOI 10.1007/s40629-014-0015-3

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

12. Juni 2023

Autor: S. Jossé/ Y. Yarin, www.mein-allergie-portal.com

Artikel teilen

Lesen Sie auch

Weitere Beiträge