Allergie auf Götterbaum: Symptome, Diagnose, Therapie
Könnte die Allergie auf Götterbaum eine für unsere Breiten neuartige Allergie sein? Das fragen sich die Forscher der Charité in Berlin und an der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID). Durch das zunehmend warme Wetter gedeihen die schönen Götterbäume, die „trees-of-heaven“, auch hier. Die Wissenschaftler der Charité beobachten dies Entwicklung dieser neuen invasiven Art mit Sorge. Mit Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann, Leiter der interdisziplinären allergologisch-pneumologischen Ambulanz im Institut für Allergieforschung der Charité Berlin, sprach MeinAllergiePortal über Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie bei einer Allergie gegen die Pollen des Götterbaums.
Autor: Prof. Dr. med. Karl Christian Bergmann
Herr Prof. Bergmann, was ist ein Götterbaum?
Der Götterbaum, Ailanthus altissima, ist ein Laubbaum, der ursprünglich aus China bzw. Vietnam kommt. Mittlerweile ist er aber auf allen Kontinenten, mit Ausnahme der Antarktis, verbreitet. Botanisch gehört der Götter-Baum zu den Bittereschengewächse (Simaroubaceae).
Wo wächst der Götterbaum in Deutschland?
Götterbäume wurden wegen ihres exotischen Aussehens lange Zeit häufig in Parkanlagen und Privatgärten angepflanzt. Der Götterbaum besiedelt aber auch gerne warme und sonnige Standorte. Deshalb findet man ihn hierzulande oft in städtischen Wärmeinseln.
Wie schnell wächst der Götterbaum?
Der Götterbaum wächst sehr schnell, mehrere Meter im Jahr. Schon ab einem Alter von drei Jahren produziert der Götterbaum Samen und pflanzt sich fort.
Wann blüht der Götterbaum?
Götterbäume blühen im Juni und Juli und gelten eigentlich als insektenbestäubt. Allerdings produzieren Götterbäume so reichliche Pollenmengen, dass diese sich auch durch den Wind verbreiten. Wir müssen also damit rechnen, dass der Götterbaum sich hierzulande verstärkt ausbreiten wird.
Wie häufig kommt es zu einer Pollenallergie auf die Pollen des Götterbaums?
In unseren Breiten spielen die Allergene des Götterbaums bislang keine große Rolle. In den Herkunftsländern des Götterbaums, in China und Vietnam, aber auch im Mittleren Osten, ist das aber ganz anders. In China sind diese Pollen besonders weit verbreitet. In einer chinesischen Studie an rund 45.000 Patienten aller Altersgruppen zeigte sich, dass etwa die Hälfte der Patienten mit Verdacht auf Heuschnupfen eine Götterbaum-Sensibilisierung hatte. Dabei waren Männer häufiger gegen den Götterbaum sensibilisiert als Frauen und junge Menschen unter 20 Jahren häufiger als ältere. Bei den über 60-jährigen Studienteilnehmern waren die Sensibilisierungsraten hingegen am niedrigsten.
Abgesehen vom allergischen Potenzial: Ist der Götterbaum denn generell gefährlich bzw. giftig?
Nein, weder noch – „gefährlich“ ist der Götterbaum nur wegen seines invasiven Wachstums.
Gibt es denn auch in Deutschland schon Patienten mit einer Götterbaum-Allergie?
Ja, auch in Deutschland gibt es Götterbaum-Allergiker. Aufmerksam wurden wir auf das Götterbaum-Allergen, als wir im Blut unserer Pollenallergie-Patienten spezifisches IgE gegen Ailanthus altissima – also das Protein des Götterbaum-Pollen - gefunden haben. Daraufhin haben wir dies im Jahr 2020 durch nasale Provokationen an bestimmten Patienten überprüft, mit positiven Ergebnissen. So konnten wir feststellen, dass Patienten auch hierzulande auf das Allergen des Götterbaumes reagieren. Das gilt aber nicht nur für Berlin, auch in anderen Städten wie Dresden und Leipzig konnte man Götterbaum-Sensibilisierungen feststellen.
Wie heißt das Allergen des Götterbaumes?
Das Allergen des Götterbaums trägt die Bezeichnung Ail a.
Welche Symptome hat man bei einer Allergie auf Götterbaum?
Die Symptome bei einer Allergie gegen Götterbaum-Pollen sind die gleichen, wie bei anderen Pollenallergien auch. Es kann zu einer juckenden, laufenden oder verstopften Nase kommen oder zu Niesanfällen. Die Augen können rot werden, jucken und tränen. Selbst an den Ohren und im Rachen kann Juckreiz auftreten. Oft schlafen die Patienten schlecht und sind unkonzentriert.
Kann es bei einer Allergie auf Götter-Baum auch zu Kreuzallergien auf andere Baumarten oder auf Nahrungsmittel kommen?
Im Blut von Personen mit einer Sensibilisierung durch Götterbaumpollen findet man auch die sogenannten Calcium-bindenden kreuzreagierenden Proteine einschließlich Profilin und Polcalcin. Ein orales Allergie-Syndrom auf der Grundlage einer Sensibilisierung durch Pollen des Götterbaums ist mir nicht bekannt.
Wie wird die Diagnose bei einer Allergie auf Götterbaum gestellt, gibt es denn standardisierte Allergietests auf Götterbaum? Besteht die Gefahr, dass die Allergie gegen Götterbaum nicht erkannt wird?
Die Gefahr einer übersehenen Diagnose gibt es natürlich auch beim Götterbaum, wie bei jeder anderen inhalativen Allergie. Bisher gibt es für unsere Praxis in Deutschland keinen kaufbaren Allergenextrakt, den man für, zum Beispiel, Prick-Tests an der Haut verwenden könnte. Aber, man kann die IgE-spezifischen Antikörper im Blut von Patienten mit der üblichen Technik nachweisen. Danach wird man, um die Diagnose beweisen zu können, auf eine konjunktivale oder nasale Provokation zurückgreifen müssen.
Wie sieht bei einer Götterbaum-Allergie die Behandlung aus?
FsenZur Behandlung einer Götterbaum-Allergie stehen kortisonhaltige Nasentropfen oder Antihistaminika zur Verfügung. Antihistaminika gibt es auch als Augentropfen. Eine Hyposensibilisierung gegen Götterbaum ist mir aus Europa nicht bekannt. Es ist möglich, dass es in China dort hergestellte Extrakte für eine Allergen-Immuntherapie gegen Götterbaum gibt.
Kann man jetzt noch etwas gegen die Ausbreitung des Götterbaumes tun, anders als bei der Ambrosie?
Die europäische Gemeinschaft hat reagiert. Sie hat den Götter Baum auf die „Liste invasiver gebietsfremder Arten von EU weiter Bedeutung“ http://data.europa.eu/eli/reg/2014/1143/oj gesetzt. Das bedeutet, der Götterbaum darf nicht mehr in die EU eingeführt oder gehandelt werden. Auch darf er im öffentlichen Raum nicht mehr gepflanzt werden. Damit steht der Baum unter Beobachtung und so soll die weitere Verbreitung verhindert werden.
Herr Prof. Bergmann, herzlichen Dank für dieses Interview!
Quellen:
Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann, „Epidemiologie, Allergenkunde und Pollenflug, DGAKI-Fachkonferenz “Allergologie kompakt” 20. Und 21. Januar 2023
Karl-Christian Bergmann · Matthias Werchan · Barbora Werchan, Allergy to tree-of-heaven pollen in Germany: detection by positive nasal provocation, Allergo J Int (2020) 29:126–128, https://doi.org/10.1007/s40629-020-00122-w
Poster Matthias Werchan, Yuxiang Zhi, Jianqing Gu, Barbora Werchan & Karl-Christian Bergmann, Sensitization to the native Tree-of-Heaven (Ailanthus altissima [Mill.] Swingle) in Beijing, China
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: S. Jossé/ K. Bergmann, www.mein-allergie-portal.com
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