Skip to main content
- Anzeige -
- Anzeige -

Schleimhautschwächling: Sensible Nase, aber keine Allergie

Schleimhautschwächling Nase Allergie
Schleimhautschwächling: Sensible Nase, aber keine Allergie! Bildquelle: canva twemoji, SHOTPRIME

Was ist ein Schleimhautschwächling? Das ist ein Mensch, bei dem allergieähnliche Symptome wie eine ständig laufende Nase und Niesatacken auftreten, ohne dass Allergietests eine Allergie nachweisen. Dabei sind ein Kribbeln in der Nase, ständiges Niesen, brennende Augen und Atemnot – typische Symptome einer Allergie, sollte man meinen. Bei Patienten ist dieses Krankheitsbild der allgemeinen Schleimhautüberempfindlichkeit oft nicht bekannt, die Diagnose zu stellen ist häufig schwierig. Hier finden Sie Informationen zu Symptomen, Diagnose und Therapie von solchen unspezifischen Schleimhautbeschwerden.

Autoren:

Prof. Dr. med. Jörg Kleine-Tebbe

Dr. med. Susanne Meinrenken

Was ist ein Schleimhautschwächling?

Der "Schleimhautschwächling" bezeichnet umgangssprachlich einen Patienten, der an einer Reihe unspezifischer Schleimhautbeschwerden leidet. Bei diesen Patienten reagieren die Schleimhäute der Nase, der Augen und der Bronchien auf diverse Umweltreize empfindlich und mit allergieartigen Symptomen, wie ständiges Niesen ohne Erkältung obwohl es sich nicht um eine Allergie handelt.

Was reizt beim Schleimhautschwächling eine empfindliche, übersensible Nase?

Mögliche Umweltreize für einen Schleimhautschwächling sind zum Beispiel:

  • Starke Gerüche, z.B. Duftstoffe aus Parfüms, Waschpulver oder der Geruch von Wandfarben und Lösungsmitteln
  • Temperaturwechsel (kalt-warm) im Winter
  • Lagewechsel (zum Beispiel Wechsel vom Stehen zu Liegen)
  • Allgemeine Staubbelastung, nicht nur zuhause, sondern z.B. in der Nähe einer Baustelle
  • Rauch
  • Zugluft, Klimaanlagen
  • Alkohol

Unspezifische Schleimhautbeschwerden aufgrund von trockenen, geschwollenen Schleimhäuten sind gar nicht selten. Die Diagnose ist allerdings nicht so einfach zu stellen; das Krankheitsbild wird dementsprechend oft erst nach längerer Zeit richtig erkannt.

Morgens Schnupfen und ständiges Niesen, aber keine Allergie – ist man dann ein Schleimhautschwächling?

Von den unspezifischen Symptomen können die Schleimhäute der Nase, des Auges oder der Bronchien betroffen sein.

Ist die Nase betroffen, spricht der Arzt von einer unspezifischen Rhinitis. Mögliche Symptome sind: eine laufende Nase, Niesreiz beziehungsweise ständiges Niesen, eine verstopfte Nase und häufig morgens Schnupfen aufgrund der gereizten Nasenschleimhaut. Die Nase kann komplett zu sein, sodass man kaum Luft durch die Nase bekommt. Diese Beschwerden können einzeln oder kombiniert auftreten.

Bei der unspezifischen Konjunktivitis tränt das Auge, es ist gerötet und brennt. Das Brennen der Bindehaut im Auge ist eher ein Hinweis auf eine nichtallergische Ursache. Ein Juckreiz in den Augen spricht hingegen mehr für eine Allergie, denn bei einer Allergie schütten bestimmte Zellen im Gewebe, die sogenannten Mastzellen, den Botenstoff Histamin aus. Histamin provoziert den Juckreiz der Bindehäute.

Auch die Bronchien können beim "Schleimhautschwächling" betroffen sein: Die Bronchien reagieren dann überempfindlich auf die genannten Reize, verengen sich und es kann zu gereizten Atemwegen, Kratzen im Hals, Kurzatmigkeit oder Atemnot, Husten aufgrund der geschwollenen oder auch trockenen Schleimhäute kommen.

Wie wird die Diagnose Schleimhautschwächling gestellt?

Ein Arzt, der nicht auf den Bereich Hals-Nasen-Ohren spezialisiert ist, wird möglicherweise eine "nichtallergische Rhinitis" nicht so schnell korrekt diagnostizieren, selbst wenn die Allergietests alle negativ sind. Es wird häufig erst einmal versehentlich eine andere Diagnose gestellt, zum Beispiel Heuschnupfen, also eine Pollenallergie mit Rhinitis. Grund hierfür ist, dass das Krankheitsbild "nichtallergische Rhinitis" hauptsächlich bei den Hals-Nasen-Ohren-Ärzten bekannt ist.

Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Häufigkeit, mit der hierzulande allergische Sensibilisierungen auftreten. Bei 40 bis 50 Prozent der Bevölkerung findet man mittlerweile eine Sensibilisierung auf mindestens ein Allergen! Eine Sensibilisierung bedeutet, dass sich im Bluttest bestimmte Befunde in Richtung einer Allergie nachweisen lassen. Damit sind diese Menschen zwar sozusagen "allergiebereit", aber entwickeln nicht unbedingt auch tatsächlich eine Allergie mit den entsprechenden Beschwerden. Das ist nur bei der Hälfte der Sensibilisierten der Fall. Bei den anderen besteht zwar sozusagen eine Neigung zur Allergie; sie haben aber keine allergischen Symptome, also keine wirkliche Allergie.

Wenn nun Menschen mit unspezifischen Beschwerden zusätzlich Zeichen der Allergiebereitschaft zeigen, wird die Diagnose schwierig, denn wenn ein „Schleimhautschwächling“ bei einem Allergietest ein „positives“ Ergebnis aufweist, kann er von einem unerfahrenen Arzt leicht fälschlich als Allergiker eingestuft werden, obwohl seine Beschwerden gar nicht allergisch begründet sind.

Schleimhautschwächling oder Allergiker, was ist der Unterschied?

Ein konkretes Beispiel: Ein Patient leidet das ganze Jahr über unter gleichbleibenden Beschwerden mit ständigem Niesen und Schnupfen (Rhinitis), die sich im Sommer nicht verschlimmern. Im Zuge der Diagnose macht der Arzt einen Allergietest und der Patient reagiert "positiv" auf ein Pollenallergen. Ein unerfahrener Arzt könnte daraus den Schluss ziehen, dass der Patient eine Pollenallergie, also Heuschnupfen, hat. Tatsächlich zeigt der Test aber nur eine Sensibilisierung an, so wie sie bei vielen anderen Menschen auch vorhanden sein kann und die eigentlichen Beschwerden des Patienten rühren vielleicht von einer nichtallergischen Rhinitis. Wenn der Patient wegen seiner vermeintlichen Pollenallergie dann noch mit einer allergenspezifischen Immuntherapie behandelt wird, muss es zu Enttäuschungen kommen, denn eine solche Therapie ist sehr aufwendig und kann in diesem Fall eigentlich nicht erfolgreich sein.

Wichtig zu wissen ist auch, dass vor allem Patienten mit einer chronischen Allergie, die das ganze Jahr über besteht, meist stark gereizte Schleimhäute haben. Häufig reagieren die Schleimhäute in Nase, Augen und Bronchien dann eben nicht nur allergisch auf das Allergen, sondern zusätzlich auf unspezifische Reize wie eben Staub, Duftstoffe, Kälte etc. Es liegt dann also eine Allergie vor, aber zusätzlich entstehen auch nichtallergische Beschwerden.

Nur durch ein intensives Anamnese-Gespräch, bei dem der Arzt sich viel Zeit nehmen muss, und eine erweiterte Diagnostik, z.B. mit sogenannten Provokationstests, kommt man zu einer verlässlichen Einschätzung und der richtigen Diagnose, wenn ein „Schleimhautschwächling“ vorliegt.

Wie behandelt man den Schleimhautschwächling?

Einige der Augentropfen, die für die Behandlung einer allergischen Konjunktivitis gedacht sind, können auch zur Behandlung der unspezifischen Konjunktivitis eingesetzt werden. Dazu gehören die sogenannten Mastzellenstabilisatoren, das heißt die Cromone, wie zum Beispiel das Nedocromil.

Inwieweit die Aktivität von Mastzellen beim Schleimhautschwächling eine Rolle spielen, weiß man zurzeit nicht. Man geht davon aus, dass dies nicht in gleichem Maße wie bei den Allergien der Fall ist. In den Fällen aber, in denen die Mastzellen aktiviert sind und Histamin freisetzen, helfen möglicherweise Antihistaminika.

Manche Patienten mit solchen unspezifischen Beschwerden sprechen auf Kortison an. Kortison ist für eine Therapie an den Augen langfristig nicht geeignet, aber wenn es als Nasenspray lokal eingesetzt wird, kann Kortison bei der unspezifischen Rhinitis sehr hilfreich sein.

Bei manchen Patienten, bei denen die Schleimhautschwäche in einer unspezifischen Rhinitis besteht, tropft die Nase "wie ein Wasserhahn". Man spricht dann von „Fließschnupfen“.

Behandlung vom Schleimhautschwächling mit Fließschnupfen

Hier kann man einen Wirkstoff einsetzen, der lokal den Parasympathikus blockiert und so das vegetative Nervensystem genau dort "ruhigstellt", wo dies erwünscht ist. Der Wirkstoff Ipratropiumbromid ist ein sogenanntes Parasympathikolytikum und kann dann als Nasenspray eingesetzt werden. Obwohl in Deutschland hergestellt, gibt es dieses Medikament nur im Ausland. In Deutschland ist der Wirkstoff Ipratropiumbromid nur in Form einer Inhalationslösung zur Behandlung der chronischen Bronchitis bzw. einer chronisch obstruktiven Lungenkrankheit (COPD) zugelassen. Man muss sich deshalb bei der Behandlung der unspezifischen Rhinitis damit behelfen, dass man nach Verschreibung der Inhalationslösung das Präparat vom Apotheker in eine Nasensprayflasche umfüllen lässt. Man nutzt das Medikament "off-label", d.h. für eine Indikation, für die es nicht zugelassen ist. Insbesondere bei Patienten, bei denen die Nase unentwegt läuft und die bis zu 20 Taschentuch-Päckchen pro Tag verbrauchen, kann dieser Wirkstoff aber sehr segensreich sein, zumal Ipratropiumbromid als Nasenspray nur lokal wirksam ist und hauptsächlich in der Nasenschleimhaut verbleibt, statt ins Blut aufgenommen zu werden. Abgesehen davon, dass die Nase sehr stark austrocknen kann, ist der Wirkstoff weitgehend nebenwirkungsfrei.

Behandlung vom Schleimhautschwächling an den Bronchien

Zeigt sich die Schleimhautüberempfindlichkeit an den Bronchien, gibt es ebenfalls Behandlungsmöglichkeiten, um die Entzündung zu mildern. Bei der unspezifischen bronchialen Hyperaktivität kann man auf Präparate wie antientzündliche kortisonhaltige Inhalationssprays zurückgreifen. Die typischen Symptome wie Husten oder Kurzatmigkeit lassen sich mit Beta-2-Sympathomimetika lindern.

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

26. Februar 2022

Autor: J.Kleine-Tebbe/S. Meinrenken, www.mein-allergie-portal.com

Artikel teilen

Lesen Sie auch

Weitere Beiträge