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Heuschnupfen: Helfen Masken gegen Pollen?

Heuschnupfen Corona-Masken
Prof. Karl-Christian Bergmann: Helfen Corona-Masken gegen Heuschnupfen-Symptome?

Viele Heuschnupfen-Geplagte haben es längst bemerkt. Durch Masken fallen die Symptome der Pollenallergie deutlich milder aus. Dass die Masken gegen Pollen tatsächlich helfen, haben Allergologen jetzt dank einer von der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) durchgeführten Studie nachgewiesen. MeinAllergiePortal sprach mit Prof. Karl-Christian Bergmann von der Berliner Charité. Prof. Bergmann ist auch Leiter der PID, der Stiftung deutscher Polleninformationsdienst.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Prof. Karl-Christian Bergmann

Herr Professor Bergmann, wie kamen Sie auf die Idee den Zusammenhang zwischen den Masken und Pollenallergien bzw. Heuschnupfen zu untersuchen?

Auf die Idee, den Zusammenhang zwischen Corona-Masken und Heuschnupfen zu untersuchen, kam ich durch meine Patienten. Einige Patienten, die unter Heuschnupfen leiden, hatten mir berichtet, dass sich ihre Heuschnupfen-Symptome verbessern, wenn sie die Corona-Maske im Freien tragen. Sie hatten dann weniger Beschwerden an der Nase.

Diese Aussagen gaben mir zu denken und da ich in der internationalen Literatur dazu keine Untersuchungen finden konnte, wollte ich das gerne selbst überprüfen.

Wie haben Sie untersucht, ob Masken die Symptome von Pollenallergikern lindern, wie sah das Studiendesign aus? 

Zunächst haben wir 14 Erwachsene, die seit mindestens zwei Jahren eine Gräserpollen-Allergie haben, für unsere Studie gewonnen. Die Untersuchung wurde in der ECARF Pollen-Expositionskammer durchgeführt, indem die Patienten mit einer relevanten Dosis an Gräserpollen provoziert wurden. Dafür hielten sich die Patienten drei Mal für je zwei Stunden lang in der Pollen Expositionskammer auf, und das Allergen bzw. die Pollen wurden von oben in die Kammer eingebracht. Beim ersten Mal trugen die Patienten keine Masken, beim zweiten Mal, mit einer Woche Abstand, trugen sie eine medizinische Maske, das sind diese einfachen blauen Masken. Beim dritten Mal haben wir dann die bekannten FFP2-Masken geprüft. Schließlich haben wir die Ergebnisse miteinander verglichen. Aus Sicherheitsgründen haben wir die Patienten jeweils am nächsten Tag nochmals angerufen, um zu prüfen, ob alles in Ordnung ist oder ob es zu weiteren Symptomen kam. Die Studie fand im November und Dezember, das heißt außerhalb der Pollenzeit statt. So konnten wir sicherstellen, dass keine Gräserpollen mehr flogen, die das Ergebnis unserer Studie hätten verfälschen können.

Und wie sah das Ergebnis Ihrer Studie aus? Helfen Masken den Pollenallergikern?

Die Ergebnisse unserer Studie sahen wie folgt aus: Bei der Provokation mit Gräserpollen ohne jede Maske, zeigten sich bei den Patienten die typischen Heuschnupfen-Symptome:

  • Niesen
  • Naselaufen
  • Juckreiz in der Nase
  • die Nase verstopft
  • zum Teil reagierten auch die Augen
  • einige Patienten hatten leichte bronchiale Symptome

Wir konnten einen Symptom-Score von 4,5 Punkten ermitteln. Das ist schon eine ausgeprägte Symptomstärke.

Bei den Pollenallergie-Patienten, die in der Pollenkammer Corona-Masken trugen, waren die Nasensymptome hingegen sehr stark und sehr deutlich reduziert. Ihre Symptomstärke betrug beim Aufenthalt in der der Pollen-Expositionskammer lediglich 1,5 Punkte. Das bedeutet, es zeigten sich so gut wie keine Heuschnupfen-Symptome an der Nase. Auch an den Augen zeigten sich weniger Symptome.

Im Rahmen der Studie haben wir auch den nasalen Flow der Patienten überprüft.

Was zeigte die Überprüfung des nasalen Flows der Heuschnupfen-Patienten, jeweils mit und ohne Maske?

Mit der Messung des nasalen Flows überprüft man die Nasenbelüftung. Hier konnten wir sehen, dass die Patienten mit Masken nach der Belastung in der Pollenkammer praktisch keine Verringerung der Nasenbelüftung aufwiesen. Das heißt, die Nase „ging nicht zu“.

Weiter haben wir die Patienten mit Hilfe einer sogenannten „visuellen Analogskala“ nach ihrem allgemeinen Befinden befragt. Das Ergebnis: Unter den Masken blieb das allgemeine Wohlbefinden praktisch erhalten, nicht aber ohne Maske.

Welche Unterschiede zeigten sich zwischen der FFP2-Maske und den dünneren medizinischen Masken in Bezug auf die Symptomatik?

Beide Masken sind gut wirksam, es gibt nur kleine Unterschiede. Beispielsweise ist der Einfluss auf die Fließnase bei der FFP2-Maske noch etwas größer, als bei der medizinischen Maske. Auch die Wirkung auf die Nase insgesamt ist bei FFP2-Maske etwas stärker. Aber grundsätzlich gilt, dass auch die medizinische Maske durchaus geeignet ist, die Symptome einer Pollenallergie signifikant zu reduzieren.

Woran liegt es, dass die medizinischen Masken fast genauso gut vor den Pollen schützen, wie die FFP2-Masken?

Das liegt daran, dass Pollen relativ groß sind, ca. 15 bis 20 Mikrometer im Durchschnitt. Das bedeutet, sie werden durch entsprechende Gewebe sehr gut aufgehalten. Hinzu kommt, dass Pollen auch gerne adhäsieren, das heißt, sie kleben auch gerne an Geweben fest. Zwar ist die Fähigkeit der Pollen, zu kleben, unterschiedlich, die Pollen der Ambrosie kleben zum Beispiel sehr viel stärker als die Birkenpollen, aber sie bleiben doch an einer solchen Maske hängen.

Wir haben bei unseren Studien aber auch darauf geachtet, dass die Masken korrekt sitzen.

Sie erwähnten, dass auch die Allergiesymptome an den Augen durch die Masken verbessert wurden, wie erklärt sich das? 

Das könnte sich dadurch erklären, dass zwischen Nase und Augen eine Verbindung besteht. Wenn die Heuschnupfen-Patienten berichten, dass ihre Augen bei Pollenflug auch reagieren, dann handelt es sich häufig eher um ein „Mit-reagieren“ auf die Symptome, die an der Nase ausgelöst werden. So erklärt man sich auch die Tatsache, dass Medikamente, die in die Nase gegeben werden, gleichzeitig die Augen-Symptome beheben. Nach dem gleichen Prinzip wirkt auch der Nasenschutz durch die Corona-Maske bei den Pollenallergikern symptomreduzierend auf die Augen.

Zu der praktischen Nutzbarkeit für die Patienten: Was empfehlen Sie auf Basis dieser Studie?

Auch ein Heuschnupfen-Patient möchte nicht ständig im Freien eine Corona-Maske tragen, wenn dies nicht mehr nötig ist. Aber es gibt Tage, an denen unsere Pollenflugvorhersagen oder Apps, wie die Husteblume zum Beispiel, einen höheren Pollenflug melden. Dann wäre es für Heuschnupfen-Patienten durchaus sinnvoll, eine Corona-Maske mitzunehmen und diese im Freien zu tragen. Ich glaube, dass man sich damit sowohl Symptome als auch Medikamente ersparen kann.

Gibt es denn auch Empfehlungen dazu, wie lange die gleiche Maske getragen werden kann?

Daten hierzu gibt es nicht. Ich würde aber meinen, dass man eine täglich benutzte Maske, spätestens nach einer Woche ersetzen sollte.

Herr Prof. Bergmann, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

19. September 2021

Autor: S. Jossé/K.-C. Bergmann, www.mein-allergie-portal.com

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