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Typ-2-Inflammation Allergie, Asthma Neurodermitis Nasenpolypen
Typ-2-Inflammation = Allergie, Asthma, Neurodermitis, Nasenpolypen?

Was haben Pollenallergien, allergisches Asthma, Neurodermitis, Nasenpolypen, Nahrungsmittelallergien und Eosinophile Ösophagitis (EoE) gemeinsam? Viele würden sagen: „Gar nichts, das sind doch eigenständige Erkrankungen!“. Was viele aber nicht wissen: All diese Erkrankungen gehen mit einem bestimmten Entzündungsprozess einher, der sogenannten Typ-2-Entzündung bzw. Typ-2-Inflammation. In einer Session zum Thema Unveiling Hidden Connections, die im Rahmen des 29. Kongresses der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie (EADV) stattfand, wurden diese „versteckten“ Zusammenhänge aufgezeigt.

Autor: Sabine Jossé

Typ-2-Entzündung – Viele sind betroffen!

Wie groß die Zahl derer ist, die von Erkrankungen, die mit einer Typ-2-Entzündung einhergehen, betroffen sind, stellte PD Dr. Alexander Zink, Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der Fakultät für Medizin am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, vor. „An Asthma leiden 41,9 Millionen und an Neurodermitis 20,3 Millionen Jugendliche und Erwachsene“, so Dr. Zink, „und manche Patienten sind von beiden Erkrankungen betroffen.“

Allerdings handelt es sich hierbei lediglich um zwei von zahlreichen anderen Erkrankungen, die mit einer Typ-2-Inflammation assoziiert sind. Auch bei anderen allergischen Erkrankungen liegt eine Typ-2-Entzündung vor, die mit einer überschießenden Immunreaktion einhergeht. Dazu gehört zum Beispiel die chronische Rhinosinusitis. Knapp 11 Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Etwa 20 Prozent dieser Patienten leiden zusätzlich an Nasenpolypen. Weniger bekannt – und deshalb oft unerkannt – ist die Eosinophile Ösophagitis (EoE). In Industrienationen leiden 1 von 3.000 Menschen an dieser Erkrankung, Tendenz steigend, wobei Männer ein deutlich höheres Erkrankungsrisiko tragen als Frauen.

Aber auch bei anderen Allergien, bei der Aspirin-Intoleranz und bei Nahrungsmittelallergien spielen entzündliche Prozesse eine große Rolle. „Darüber hinaus haben jüngste Studien gezeigt, dass es auch bei Erkrankungen wie Prurigo nodularis, Urtikaria und COPD zu einer Typ-2-Inflammation kommt“, berichtete Dr. Zink.

Typ-2-Entzündung – die Symptome sind vielfältig!

Die Symptome von Erkrankungen, denen eine Typ-2-Entzündung zugrunde liegt, sind vielfältig und können an den unterschiedlichsten Organsystemen auftreten. Oft beeinträchtigen sie die Lebensqualität der Patienten massiv. Beispielsweise gehören zu den typischen Symptomen bei Neurodermitis eine trockene, gerötete Haut, entzündete, teilweise blutende Hautstellen und juckende Ekzeme. Insbesondere der Juckreiz ist für viele Patienten oft unerträglich. Asthma zeigt sich hingegen an den Atemwegen. Die Betroffenen klagen über Hustenanfälle und Luftnot. „Im schlimmsten Fall kann ein Asthmaanfall auch in die Notaufnahme führen“, erklärte Dr. Zink. Aber auch die Symptome der anderen Erkrankungen der Typ-2-Entzündung können sehr quälend sein. So kann es bei der unter Laien noch wenig bekannten EoE zu Sodbrennen, Würgereiz und Schluckstörungen kommen, was eine „normale“ Nahrungsaufnahme stark behindern kann. Auch Nasenpolypen sind für die Betroffenen belastend. Sie schränken die Atmung durch die Nase ein und können bis zu einem vollständigen Verlust des Riechvermögens führen. Bei der Aspirin-Intoleranz wiederum, werden nichtsteroidale entzündungshemmende Arzneimittel nicht vertragen. Oft leiden diese Patienten parallel an Asthma und Nasenpolypen.

Typ-2-Entzündung: Die Psyche leidet mit!

Gemeinsam ist den auf einer Typ-2-Entzündung beruhenden Erkrankungen, dass sie chronisch sind. Das bedeutet, diese Erkrankungen kann man nicht heilen, sie bestehen ein Leben lang. Viele Betroffene reagieren auf diese andauernde Belastung, indem sie unangenehme Situationen vermeiden, insbesondere dann, wenn die Symptome gerade besonders stark sind. Das kann dazu führen, dass sie an wichtigen Ereignissen, wie zum Beispiel Feierlichkeiten, oder an den üblichen Freizeitaktivitäten nicht teilnehmen. Ebenso können einige Betroffene ihren Beruf nicht mehr ausüben. Es droht die soziale Isolierung.

Nicht ohne Grund findet man bei Menschen mit auf Typ-2-Entzündung beruhenden Erkrankungen häufig auch depressive Verstimmungen, wie Karin Hafner, die selbst von Neurodermitis betroffen ist, bestätigte. Besteht eine Erkrankung der Haut, kommt die Stigmatisierung hinzu. „In den Medien wird uns tagtäglich suggeriert, dass wir schön sein müssen und dazu gehört eine makellose Haut“, erklärte Karin Hafner, „wenn man dann an einer Erkrankung mit sichtbaren Ekzemen leidet, ist das über alle Maßen stigmatisierend und kann sehr leicht zu mentalen Problemen führen.“ Sie gründete deshalb das Portal Hautinfo.at, damit Betroffene sich zu ihren Problemen austauschen und gegenseitig unterstützen können.

Grundsätzlich leiden in erster Linie die Betroffenen unter den unangenehmen Symptomen entzündungsbedingter Erkrankungen, aber auch das Umfeld leidet mit. „Wenn ein Kind nachts nicht schlafen kann, weil es Asthmaanfälle hat oder der Juckreiz quält, betrifft das die ganze Familie“, so Dr. Zink, „und sowohl bei den Kindern als auch bei Erwachsenen ist die Leistungsfähigkeit oft stark eingeschränkt.“

Typ-2-Entzündung: Wie kommt es dazu?

Zu den Mechanismen der Typ-2-Entzündung wird viel geforscht. Noch ist nicht alles bekannt, aber man weiß, dass dabei eine übersteuerte Immunreaktion auf eigentlich harmlose Stoffe eine wichtige Rolle spielt. Die Typ-2-Entzündung ist als Teil der Abwehrreaktion des Immunsystems an sich ein normaler Vorgang. Sie stellt die Abwehr von Parasiten dar. In der westlichen, hygieneorientierten Welt kommt man jedoch nicht mehr so häufig mit Parasiten in Kontakt. Die Konsequenz: Das Immunsystem ist hierhingehend unterbeschäftig und das führt dazu, dass es zu Überreaktionen auf eigentlich harmlose Stoffe, wie Pollen oder Allergene aus Nahrungsmitteln, kommt.

Typ-2-Entzündung: Was passiert im Körper?

Bekannt ist auch, dass es bei der Typ-2-Entzündung eine genetische Komponente gibt. Das heißt, die Bereitschaft zur Entwicklung dieser Erkrankungen kann vererbt werden. Kommt dann ein Triggerfaktor aus der Umwelt hinzu, zum Beispiel in Form von Pollen, kommt es zur Entzündungsreaktion. Die Entzündung schädigt das Gewebe und führt zu einer Barrierestörung, was wiederum die Reaktionsbereitschaft auf mögliche Triggerfaktoren aus der Umwelt steigert, das Infektrisiko erhöht und so die Entzündungsreaktion befeuert – ein Teufelskreis beginnt. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Typ-2-Entzündung nach einem bestimmten Muster abspielt. An dieser Entzündungskaskade sind unter anderem Signalproteine, Immunglobulin E (IgE), Interleukine (IL), wie IL-4 und IL-13, Immunzellen wie Basophile oder Mastzellen sowie T-Helfer-2-Zellen (TH2-Zellen), die Namensgeber der Typ-2-Inflammation, beteiligt. Bei der Suche nach neuen Therapiekonzepten setzt man genau da an und versucht zum Beispiel die Entzündungskaskade durch Antikörper zu unterbrechen, die sich gegen bestimmte Entzündungsmediatoren richten.

 

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Typ-2-Entzündung: Häufig bleibt es nicht bei einer Erkrankung …

Wenn man an einer Erkrankung leidet, die mit einer Typ-2-Entzündung einhergeht, trägt man ein Risiko, weitere entzündliche Erkrankungen zu entwickeln, das haben Studien gezeigt. „Bei einem Neurodermitis-Patienten besteht eine größere Gefahr, dass er auch ein Asthma entwickelt, als bei hautgesunden Menschen“, betonte Dr. Zink. Generell gibt es große Schnittmengen zwischen den entzündlichen Erkrankungen. 36 Prozent der Patienten mit schwerem Asthma haben auch Neurodermitis und bis zu 50 Prozent der Patienten mit Neurodermitis haben auch Asthma. Auch zwischen Neurodermitis und einer chronischen Nasen- und Nasennebenhöhlenentzündung mit Nasenpolypen (Fachbegriff chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen, CRSwNP) gibt es einen Zusammenhang. Bis zu 13 Prozent der Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis haben auch eine CRSwNP und rund 17 Prozent der Patienten mit CRSwNP haben auch Neurodermitis. Gleichermaßen deutlich sind die Überscheidungen zwischen CRSwNP und Asthma. Rund 50 Prozent der Patienten mit CRSwNP haben auch Asthma und bis zu 43 Prozent jener mit schwerem Asthma haben eine CRSwNP.

 

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Typ-2-Entzündung: Was sollten Patienten wissen?

Patienten, die an einer Erkrankung mit Typ-2-Entzündung leiden, haben eines gemeinsam: Oft treten die Beschwerden aus heiterem Himmel auf, obwohl sich die Patienten streng an die bisherigen Therapieempfehlungen gehalten haben. Viele empfinden das als sehr belastend. „Ich finde es wichtig, dass die Patienten wissen, was eine Typ-2-Entzündung bedeutet“, betonte Dr. Zink, „nur so können sie besser verstehen, warum es zu massiven Entzündungsvorgängen und in der Folge urplötzlich zu Symptomen kommen kann.“

So wird auch verständlich, warum das Risiko für weitere entzündliche Erkrankungen besteht, denn die entzündlichen Prozesse können an unterschiedlichen Organen auftreten. Darüber hinaus hilft ein besseres Verständnis für die Mechanismen der Typ-2-Entzündung den Patienten, beim Arztgespräch die richtigen Fragen zu stellen. Oft berichten Patienten ihrem Facharzt nur von den Symptomen, die dessen Fachgebiet betreffen und erwähnen andere Beschwerden nicht. Es ist aber wichtig, dass ein Patient mit Neurodermitis dem Hautarzt auch berichtet, wenn er plötzlich unter Hustenanfällen leidet, Schluckbeschwerden bekommt oder wenn sich die Nasenatmung durch Nasenpolypen immer mehr einschränkt.

Typ-2-Entzündung: Wie sieht die Therapie aus?

Die Behandlung von Erkrankungen der Typ-2-Entzündung ist eine Herausforderung. „Zwar stehen zahlreiche klassische Therapieoptionen zur Verfügung, aber eine Symptomfreiheit ist damit oft nur schwer zu erreichen“, erläuterte Dr. Zink. Hinzu kommt, dass es sich bei den Erkrankungen mit Typ-2-Entzündung um chronische Erkrankungen handelt. Das bedeutet, dass die Patienten unter Umständen über einen langen Zeitraum auf Immunsuppressiva oder systemische Kortikosteroide zurückgreifen müssen. Diese können zwar Linderung bringen, wegen möglicher unerwünschter Nebenwirkungen ist eine langfristige Anwendung aber nicht empfohlen. „Einige Therapien sind bei lebenslanger Anwendung durchaus mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden“, so Dr. Zink.

Typ-2-Entzündung: Aktuelle Therapiemöglichkeiten?

Allerdings hat sich in den letzten Jahren im Hinblick auf die Entwicklung neuer Therapien viel getan. Zentral ist dabei das Konzept der „personalisierten Medizin“ in Form von Biologika, die sich stärker auf den individuellen Patienten fokussiert und eine individuellere Therapiestrategie in den Fokus stellt. Gleichzeitig setzt sich unter den Experten mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass für komplexe Krankheitsbilder wie die Typ-2-Entzündung ein disziplinübergreifender Ansatz der bessere Weg wäre. Hautärzte, HNO-Ärzte, Pneumologen und Pädiater müssten sowohl bei der Diagnose als auch bei der Therapie über alle Fachgebiete hinweg zusammenarbeiten, um den Anforderungen der Patienten gerecht zu werden. Das gilt auch für die Forschung, denn hier liegt ein wesentlicher Fokus darauf, neue Therapiekonzepte sowie Biomarker zu finden, mit deren Hilfe sich sowohl der Krankheitsverlauf als auch das Ansprechen auf bestimmte Therapien besser voraussagen lassen. Es besteht also die Hoffnung, dass sich die Therapieoptionen für Patienten mit entzündlichen Erkrankungen weiter verändern werden.

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Quellen:

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https://dasgastroenterologieportal.de/Eosinophile_Oesophagitis.htm Letzter Zugriff: 29.01.21

Silverberg, J. I. et al, Ann Allergy Asthma Immunol, vol. 121, no. 5, pp. 604-612, 2018.

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Simpson, E. et al. Chronicity, comorbidity,and life course impairment in atopic dermatitis: Insights from a cross-sectional study in US adults, in: 25th European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) Congress, Vienna, 2016.

Khan A et al. Rhinology 2019; 57: 32-42

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